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Stellungnahme Planentwurf 8175, Rennweg u. Metternichg., 12.01.2017

Stellungnahme zum Entwurf Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 8175, 3. Bezirk Landstraße, Katastralgemeinde Landstraße

Für das Gebiet zwischen Rennweg, Metternichgasse, Strohgasse, Reisnerstraße, Jaurèsgasse und Rechte Bahngasse

Der Verein Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:

Einleitung: Grundsätzlich wird im Sinne der Erhaltung des örtlichen Stadtbildes und der Altstadterhaltung, also zur Gewährleistung des Bestandes, eine bestandsgenaue Widmung für die historisch wertvollen Objekte im Plangebiet sowohl in der Höhenentwicklung, als auch hinsichtlich der bebaubaren Fläche vorgeschlagen. Ebenso möge die Anzahl der Hauptgeschoße mit einer besonderen Bestimmung (BB) exakt dem Bestand angepasst werden. Dadurch wird auch am ehesten – neben der Festsetzung einer Schutzzone – der Anreiz für Abbruch und Neubau vermieden. (Anmerkung: Da in den gültigen Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen sowie im aktuellen Planentwurf keine Bestandshöhen angegeben sind, kann in dieser Stellungnahme nur auf augenfällige Differenzen zwischen Bestandshöhe und Widmungshöhe hingewiesen werden.)

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Jaurèsgasse 3 (ehem. Palais Redlich): Das 1900 in Neorenaissance-Formen mit secessionistischen Anklängen erbaute, denkmalgeschützte Palais gilt als ein Hauptwerk des bekannten Architekten Carl König. Begrüßt wird die im Planentwurf vorgesehene niedrigere Höhenwidmung (Bauklasse III) als die im aktuell gültigen Plandokument (Bauklasse IV 18 m).

Jaurègasse 9 (Reisnerstraße 49; ehem. Palais Sigray): Das 1872 von Architekt Viktor Rumpelmayer erbaute, denkmalgeschützte Palais in den Stilformen der “Neu Wiener Renaissance” (1880 adaptiert) möge in seiner Höhenwidmung bestandsgenau gewidmet werden. Die (wieder) geplante und aktuell gültige Bauklasse IV 18 m scheint für das 2stöckige Gebäude zu hoch.

Metternichgasse 3 (Reisnerstraße 44; Deutsche Botschaft): Die 1959-1965 erbaute Deutsche Botschaft von Architekt Rolf Gutbrod (1910-1999) stellt – laut der Fachorganisation DOCOMOMO Austria (NGO für die Erhaltung moderner Architektur) – “in seiner richtungsweisenden Moderne ein Dokument der baulichen Aufbruchsstimmung der europäischen Nachkriegsarchitektur dar” und ist daher eindeutig erhaltenswert. Auch für DOCOMOMO Deutschland wird dieser Nachkriegsbau als “unbedingt schutzwürdig” eingestuft. Dietmar Steiner, bis Ende 2016 Leiter des Architekturzentrum Wiens, setzt sich ebenso für den Erhalt ein wie auch Klaus Jan Philipp, Leiter des Instituts für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart in seinem Gutachten zur Deutschen Botschaft 2007. In diesem Sinne plädiert der Verein Initiative Denkmalschutz – neben einer ernsthaften Prüfung einer Unterschutzstellung durch das Bundesdenkmalamt abseits möglicher diplomatischer Zurückhaltungen – für eine maßvolle Anpassung der Widmung an den Bestand. Auch muss klar die Vorgehensweise, zuerst einen Wettbewerb auszuschreiben, und danach den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan zu ändern, kritisiert werden. Bei einer solchen Vorgehensweise müssten die Bürger und NGOs schon im Vorfeld eingebunden werden (vor allem bei der Definition der Wettbewerbsziele), was aber nicht geschehen ist. Ansonsten ist die Gefahr sehr groß, dass die Abgabe einer Stellungnahme zum aktuellen Planentwurf zur Farce verkommt.

Metternichgasse 9: Das 1868 von Ferdinand Dehm erbaute, 3stöckige Gründerzeithaus mit seinen korinthischen Ädikulenfenstern scheint etwas zu hoch gewidmet. Hier wird empfohlen die Bauklasse IV mit einer bestandsgenauen Höhenbeschränkung festzusetzen.

Rechte Bahngasse 52: Der 3stöckige Gebäudetrakt steht in funktionaler Verbindung mit dem Sacre Coeur Schulcampus bzw. Gebäude Rennweg 31. Die im Planentwurf vorgesehene Höherwidmung dieses Gebäudetraktes von Bauklasse III auf Bauklasse IV 18 m wird auf Grund der historischen Bedeutung dieses Traktes abgelehnt.

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Reisnerstraße 44: siehe Metternichgasse 3

Reisnerstraße 48: Das 1stöckige Palais wurde 1881 vom Architekt Viktor Luntz für A. Glück-Krussitz erbaut und stellt einen wichtigen Profanbau des sonst als Kirchenarchitekten bekannten Friedrich Schmidt Schülers dar. Besonders hervorzuheben ist die feingliedrige Dachzone mit den 3 Fenstererkern und dem dekorativen Firstkamm. Umso begrüßenswerter ist daher auch die hier geplante niedrigere Höhenwidmung des nicht denkmalgeschützten Gebäudes. Jedoch möge überprüft werden, ob die geplante Bauklasse II (ohne Beschränkung) der Bestandshöhe entspricht. Falls dies nicht der Fall ist, möge die Bauklasse der Bestandshöhe genau angepasst werden.

Reisnerstraße 49: siehe Jaurèsgasse 9

Reisnerstraße 50 (ehem. Palais Sybel): Das Palais Seybel, erbaut 1889 “gehört zu den wichtigsten Schöpfungen des Ateliers Fellner & Helmer” (Zitat ÖKT, S.129). Daher ist die beabsichtige Abzonung von der derzeit gültigen Bauklasse IV beim 1stöckigen Verbindungstrakt zwischen dem Palais und dem Gründerzeithaus Reisnerstraße 48 zu begrüßen, wiewohl empfohlen wird – im Sinne der Bestandserhaltung – die Bebaubarkeit auf Bauklasse I mit zusätzlicher Gebäudehöhenbeschränkung zu reduzieren – anstelle der im Planentwurf vorgesehenen Bauklasse II.

Reisnerstraße 50 u. 52: siehe Rennweg 27

Reisnerstraße 55-57 (ehem. Palais Hohenberg): Die geplante, niedrigere Höhenwidmung des 3geschoßigen, monumentalen, strenghistoristischen und unter Denkmalschutz stehenden Doppelhauses in Neorenaissanceformen (erbaut 1873, Architekt Wilhelm Fraenkel) auf Bauklasse IV mit Gebäudehöhenbeschränkung auf 18 m wird sehr begrüßt (im aktuell gültigen Plan Bauklasse IV ohne Höhenbeschränkung)

Rennweg 27 (Italienische Botschaft; ehem. Palais Metternich): Der dem Planentwurf beiliegenden Stellungnahme des Fachbeirates für Stadtplanung und Stadtgestaltung: “Es wird um Überprüfung der Position des Neubaus bei der italienischen Botschaft gebeten. Die Distanz des Neubaus zur repräsentativen Seitenfront des benachbarten nördlichen Palais Reisnerstraße 50 soll überprüft werden. Diese Seitenfront sollte auch mit einem Neubau noch stadträumlich wirksam bleiben” in Bezug auf das 1stöckige Nebengebäude in der Reisnerstraße 52, das für diesen Neubau weichen soll, schließt sich der Verein Initiative Denkmalschutz vollinhaltlich an. Ebenso möge bei diesem im äußeren Erscheinungsbild eher unscheinbarem Nebengebäude noch die allfällige historische Bedeutung respektive Erhaltungswürdigkeit überprüft werden.

Rennweg 31 bis 31B: Die im Planentwurf vorgesehene Höherwidmung des Gebäudesteiles (Rennweg 31B) südöstlich im Anschluss an das Kirchengebäude von Bauklasse III auf Bauklasse IV (mit Gebäudehöhenbeschränkung 18 m) wird abgelehnt. Der denkmalgeschützte Trakt am Rennweg 31 mit den charakteristischen und besonders unikalen Dachgaupen mit Bauklasse III scheint auch höher als der Bestand gewidmet. Auch hier wird empfohlen die Widmungen exakt den Bestandshöhen anzupassen – im Sinne der Erhaltung des heterogenen, historischen Erscheinungsbildes an dieser visuell sensiblen stadträumlichen Positionierung.

Strohgasse 17-19: Begrüßt wird im Sinne der Erhaltung des historischen Bestandes die geplante niedrigere Höhenwidmung im Bereich der 1874/75 von Franz Roth erbauten strenghistoristischen Miethäuser, die statt Bauklasse IV (unbeschränkt) auf Bauklasse IV mit Beschränkung 18 m erfolgen soll.

Abschließend wird vorgeschlagen bei Festsetzung einer Schutzzone zusätzlich die entsprechenden Architekturteile in einen Katalog nach § 7 (4) Wiener Bauordnung aufzunehmen, sodass auch diese einen rechtsverbindlichen Bestandteil des Bebauungsplanes bilden.

Markus Landerer und Claus Süss
im Namen der Initiative Denkmalschutz

Foto 1: Metternichgasse 3, Deutsche Botschaft
Foto 2: Nebengebäude in der Reisnerstraße 52 (siehe Rennweg 27)
Foto 3: Rennweg 31b und 31
Alle Fotos: Initiative Denkmalschutz / Markus Landerer

Quellen: