Schloss Pöckstein: Schnellstraßenprojekt zerstört Schlosspark

Initiative Denkmalschutz: Schnellstraßenprojekt S37 würde Gesamtkunstwerk Schlosspark Pöckstein in Kärnten zerstören – ASFINAG plant trotz Denkmalschutz Brücke über Schlosspark!

Initiative Denkmalschutz fühlt sich an brutale Straßenbauprojekte der 1960er und 1970er Jahre erinnert:

In der Gemeinde Straßburg im Ortsteil Pöckstein-Zwischenwässern (Pol. Bez. St. Veit a. d. Glan) steht das romantische und hoch bedeutende frühklassizistische Schloss Pöckstein samt historischen Garten. “Als Gesamtkunstwerk, das ungemein wirkungsvolle Architekturen mit gärtnerisch gestalteten, durch Gartenbaudenkmale bereicherte Freiräume verbindet, zählt die

Schlossanlage Pöckstein zu den hervorragendsten Schöpfungen dieser Art.” (Auszug aus dem Unterschutzstellungsbescheid des Bundesdenkmalamtes, 16. Sept. 2011). Seit 1999 ist bekannt, dass die historische Gartenanlage zu einer der bedeutendsten in Österreich zählt und als eine der ganz wenigen von den über 1.700 historischen Gärten des Landes Aufnahme in die eigens dafür geschaffene Verfassungsbestimmung gefunden hat (vgl. Denkmalschutzgesetz § 1, Abs. 12 sowie Anhang 2), trotzdem begann die ASFINAG mit ihren Planungen für die Schnellstraße.

Landeshauptmann Gerhard Dörfler: “Aufwertung” des Gartens durch Zerstörung?

Der Brückenbau über den historischen Garten wäre nicht nur eine optische Katastrophe, sondern würde auch dem “Gutachten zur Unterschutzstellung Parkanlage Schloss Pöckstein-Zwischenwässern” von Frau DI Elisabeth Lehner aus dem Jahr 2006 klar zuwiderlaufen, das einen “integrierenden Bestandteil” des Denkmalschutzbescheides bildet. Außerdem würden dadurch alle weiteren Nutzungsmöglichkeiten des für die Bischöfe von Gurk als Residenz 1778-82 errichteten Schlosses samt Parkanlage stark beeinträchtigt und das wirtschaftliche Überleben dieses Baujuwels massiv gefährdet werden. Wie ein Hohn müssen die Ausführungen von Landeshauptmann Gerhard Dörfler daher klingen, wenn er in einer Presseaussendung anlässlich der S37-Projektpräsentation am 4. Oktober meint, durch “Ausgleichsmaßnahmen” könnte man den Park “aufwerten”.

Bundesdenkmalamt und bevorstehende Umweltverträglichkeitsprüfung als letzte Chance zur Rettung?

Wesentliche Bewilligungen sind noch ausständig. Der oberste amtliche Denkmalschützer Kärntens, Landeskonservator Axel Hubmann, hat schon seine massiven Bedenken zu dieser Planung geäußert. Ebenso wenig kann sich der Verein Initiative Denkmalschutz vorstellen, dass dieses Schnellstraßenprojekt im Rahmen der bevorstehenden Umweltverträglichkeitsprüfung, in der auch Angelegenheiten des Denkmalschutzes behandelt werden, bewilligungsfähig ist.

Initiative Denkmalschutz fordert sofortigen Stopp der S37-Planung!

Unser Verein wird sicher alles daran setzen die Planungen der S37 in der derzeitigen Form zu verhindern. Das ist nicht nur eine Frage, ob man mit dem neuen Schlossbesitzer einen Konsens in einem möglichen privaten “Kuhhandel” findet, sondern die Erhaltung des denkmalgeschützten Parks geht im Sinne des “öffentlichen Interesses” die gesamte Bevölkerung etwas an. Die Schnellstraßenplanung, die an die brutalen Straßenbauprojekte der 1960er und 1970er Jahre erinnert, und die unser Verein längst für Überwunden zu glauben traute, stellt einen absoluten Kulturfrevel dar, zumal es dem Vernehmen nach sogar alternative Straßenplanungen gibt, die die historische Gartenanlage nicht zerstören würden.

Rückfragehinweis:
Markus Landerer und Claus Süss
im Namen des Vorstandes
Verein Initiative Denkmalschutz
Streichergasse 5/12, 1030 Wien (ZVR-Nr.: 049832110)
www.initiative-denkmalschutz.at
mobil: 0699 1024 4216

Foto: Wikipedia

Link: Wikipedia-Eintrag Schloss Pöckstein

Quellen:
  • Bescheid “Stellung unter Denkmalschutz” – Schlossanlage Pöckstein (Schloss und Gartenanlage samt Baulichkeiten) des Bundesdenkmalamtes vom 16. September 2011 (GZ: 36.126/7/2011)
  • Presseaussendung vom Landeshauptmann Gerhard Dörfler, 4. Oktober 2012: S 37 Lückenschluss: Jetzt geht’s ans Eingemachte. LH Dörfler: Planung ist hochqualitativ – Konsens und Lösung mit neuem Schloss Pöckstein Besitzer wird gefunden werden – Baubeginn 2015, Fertigstellung 2017 – Link
  • Eva Berger, Historische Gärten Österreichs – Garten- und Parkanlagen von der Renaissance bis um 1930, Band II (Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Tirol), Wien-Köln-Weimar 2003, Seite 420f
  • Dehio Kärnten, Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, 3. erw./verb. Auflage, Wien 2001, Seite 629f
Initiative Denkmalschutz fühlt sich an brutale Straßenbauprojekte der 1960er und 1970er Jahre erinnert