Favoriten, Stellungnahme zu Planentwurf 8038, 11.4.2013
Stellungnahme zum Entwurf Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 8038, Katastralgemeinde Favoriten, 10. Bezirk Favoriten
Für das Gebiet zwischen Laxenburger Straße, Südtiroler Platz, Favoritenstraße, Johannitergasse, Sonnwendgasse, Herndlgasse, Wielandplatz, Herndlgasse, Reumannplatz, Buchengasse, Laxenburger Straße und Quellenplatz.
Der Verein Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:
Es muss erstaunen, dass im aktuellen Planentwurf keine einzigen Schutzzonenwidmungen vorgesehen sind, zumal die Stadt Wien 1996 große Bereiche des Plangebietes als „Schutzwürdigkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit“ ausgewiesen hat (vgl. Schutzzonenplan Wien, Grundlage für die flächendeckende Darstellung künftiger Untersuchungsgebiete; siehe Beilage).
Allgemeines: Grundsätzlich wird im Sinne der Erhaltung des örtlichen Stadtbildes und der Altstadterhaltung, also zur Gewährleistung des Bestandes, eine bestandsgenaue Widmung für die historischen Objekte im Plangebiet sowohl in der Höhenentwicklung, als auch hinsichtlich der bebaubaren Fläche vorgeschlagen. Dadurch wird auch am ehesten – neben der Festsetzung einer Schutzzone – der Anreiz für Abbruch und Neubau vermieden. Auf Grund des Fehlens von Daten der Bestandshöhen können wir bei den aus unserer Sicht historisch relevanten Objekten nur die augenfälligen Abweichungen von Bestandshöhe zur geplanten Widmungshöhe aufzeigen.
Für folgende Gebiete wird angeregt Schutzzonen zu widmen (gemäß § 7 Wiener Bauordnung):
Schutzzonengebiet 1 (Columbusplatz)
Laxenburger Straße 19, Columbusplatz 5-7 sowie Favoritenstraße 84 und 86
Die Widmung “Geschäftsstraße gemäß § 7e Wiener Bauordnung” ist in diesem Bereich abzulehnen bzw. eingehend zu hinterfragen!
Die späthistoristischen Gründerzeitbauten sind einer der wenigen Bauten im Plangebiet, die in ihrem Bestand noch weitgehend gut erhalten sind und weisen mit dem Columbushof “das wohl bemerkenswerteste historistische Wohnhaus des Bezirkses” auf (Zitat Wikipedia). Laxenburger Straße 19 (ident Columbusplatz 5): erbaut 1867, Hotel Kolbeck mit Eckaufsatz und Hermenpilaster an Fassade (Dehio S.29); Columbusplatz 6, Columbus-Hof, erbaut 1892 (von Josef und Anton Drexler; restauriert 1983). Repräsentatives späthistoristisches Wohn- und Zinshaus mit bemerkenswert reichem Dekor, vergoldete Reliefmedaillons mit Büsten Christoph Columbus und Francis Drake und Bauherrenmonogramm, im Obergeschoß Fassadenmalerei Bacchus und Figur in mittelalterlicher Tracht; Hermenportal, barockisierendes Balkongitter und Schmiedeeisentor. (Dehio S.23; vgl. auch Wikipedia -Eintrag zum Columbusplatz: de.wikipedia.org/wiki/Columbusplatz). Wenn gemäß Erläuterungsbericht “stadtgestalterische Überlegungen” beim Columbusplatz Berücksichtigung finden und “der durch die vorhandene Höhenentwicklung geprägte Charakter erhalten bleiben soll” (S. 15), dann wäre es wohl mehr als angebracht auch eine eigene Schutzzone zu widmen. Die Widmung Bauklasse III ist überdies für das Haus Columbusplatz 5 zu hoch, es wird genaue Bestandswidmung empfohlen.
Schutzzonengebiet 2 (Keplerplatz-Zürcherhof)
Keplerkirche, Keplerplatz 2-8, 12 und 15, Laxenburger Straße 43-57, Keplergasse 11-13, Gudrunstraße 126-130, Columbusgasse 28-34, Erlachgasse 100, Gudrunstraße 145-149
Die Keplerkirche und der Sichtziegel-Monumentalbaukomplex Amtsgebäude-Schule-Pfarrhof bilden das administrative und pfarrliche Zentrum des Bezirkes. Die mächtige Keplerkirche (Pfarrkirche hl. Johannes Evangelist) wurde 1872-76 im Neorenaissance-Stil erbaut, die Baugruppe Bezirksamt-Schule-Pfarrhof 1871-1882 in gotisierendem Stil. Gemeinsam mit weiteren Bauten am Keplerplatz (Nr. 2-4, späthistoristische Miethäuser, erbaut 1887/88; Nr. 8, 12 und 15) sowie dem Zürcher Hof (Laxenburger Straße 49-57), einem Gemeindebau erbaut 1928/29 von Emil Hoppe und Otto Schönthal sind die genannten Bauten ideal für eine Schutzzonenwidmung geeignet (gemeinsam mit den außerhalb des Planentwurfs liegenden Häusern Laxenburger Straße 32-34). Für die Häuser Keplerplatz 2-4 möge die derzeit gültige Höhenwidmung (Bauklasse III) beibehalten werden (im Planentwurf ist eine um 2 m höhere Widmung vorgesehen).
Schutzzonengebiet 3 (Umspannwerk-Feuerwache-Landgutgasse):
Sonnwendgasse 10-14, Humboldgasse 1-7 und 12-18, Landgutgasse 10-14 und 11-19
In diesem Gebiet befindet sich das berühmte Umspannwerk Favoriten (Humboldtgasse 1-5), das durch seine plastisch-dynamischen Formen “zu den eindruckvollsten Bauten der Wiener Zwischenkriegszeit” zählt (Achleitner S.287), die Feuerwache Favoriten, einem Sichtziegelbau mit kräftigem Putzdekor (erbaut 1909; Sonnwendgasse 14), einige gut erhaltene Gründerzeitbauten sowie dem 2stöckigen Haus in der Favoritenstraße 77 (Ecke Landgutgasse 19) mit der geometrischen Fassadenmalerei aus 1976 von Roland Göschl.
Es wird vorgeschlagen für die Schutzzone die entsprechenden Architekturteile in einen Katalog nach § 7 (4) Wiener Bauordnung aufzunehmen, sodass auch diese einen rechtsverbindlichen Bestandteil des Bebauungsplanes bilden.
Rückfragehinweis:
Markus Landerer und Claus Süss
Verein Initiative Denkmalschutz
Fuchsthallergasse 11/5, 1090 Wien
www.initiative-denkmalschutz.at
mobil: 0699 / 1024 4216 oder 0676 / 740 43 27
(ZVR-Nr.: 049832110)