Karolinenhof in Jedlesee: Herber Verlust für das Stadtbild, 24.08.2017

Initiative Denkmalschutz: Herber Verlust für das Wiener Stadtbild
Der Karolinenhof in Floridsdorf soll abgerissen werden

Aus dem Abbruch des Hopf-Hauses in Kagran 2014 nichts gelernt? Die vielfachen Versäumnisse der Stadt Wien fordern ihr nächstes Opfer

Die Wiener Bezirkszeitung berichtet in ihrer aktuellen Floridsdorf-Ausgabe (23.8.) über den bevorstehenden Abriss des 1913 erbauten Karolinenhofes in der Jedleseer Straße 75. Das markante Gründerzeitgebäude mit späthistoristischer Fassadengliederung sowie secessionistischen Stilanklängen (Ecke Bellgasse 39; Architekt: Franz Aubrecht) bildet gemeinsam mit dem gegenüber liegenden Karl-Seitz-Hof (bedeutender Gemeindebau der Zwischenkriegszeit) ein wertvolles Ensemble in Jedlesee. Laut Bezirkszeitung wurde der Karolinenhof jetzt verkauft und soll einem Neubau mit 44 Eigentumswohnungen weichen.

Initiative Denkmalschutz: x-tes Schutzzonenversäumnis der Stadt Wien

Zum x-ten Male und seit vielen Jahren muss unser Verein auf die vielerorts verschleppten Schutzzonenwidmungen verweisen, denn spätestens seit 1996 muss der Stadt Wien die Notwendigkeit großzügiger Schutzzonenerweiterungen bewusst sein. Damals wurde ein eigenes Schutzzonenmodell (MA 19) ausgearbeitet und der Bereich beim Karl-Seitz-Hof als “mit hoher Wahrscheinlichkeit” schutzzonenwürdig ausgewiesen. Die aktuell gültigen Flächenwidmungs- und Bebaungspläne sind zwar nach 1996 erstellt worden und besitzen trotzdem keine Schutzzonenwidmung, nämlich 1998 Plandokument 7071 für Karolinenhof und 2003 Plandokument 7582 für Karl-Seitz-Hof.

Forderung nach einer großen Schutzzonenkampagne für ganz Wien

Die vielfachen Abbrüche wertvoller Gründerzeitbauten erfolgen zumeist nur deswegen, weil keine Schutzzone gewidmet ist. Mehrfach wurde von der Wiener Stadtregierung beteuert, wie wichtig es sei, die Altbauten und das historische Stadtbild zu bewahren. Auf Grund des immer stärker werdenden Verwertungsdrucks in der Stadt wäre es dringend an der Zeit, hier eine rasche, engagierte und endlich wirksame Kampagne seitens der Stadt Wien zu entwicklen, notfalls – weil die Zeit sehr drängt – nur mit eigenen Schutzzonen-Widmungen, ohne gleichzeitig die Bebauungspläne zu überarbeiten, was möglich ist, wie ein Beispiel in Hietzing aus dem Jahr 2000 gezeigt hat (Plandokument 7285). Auch die örtlichen politischen Bezirksvertretungen sind gefordert, diese Schutzzonenerweiterungen von der Wiener Stadtregierung einzufordern (MA 21 sowie MA 19) und bei aktuellen Umwidmungen in ihren Bezirks-Stellungnahmen oftmals weitere notwendige Schutzzonenerweiterungen vorzuschlagen (wie zuletzt im 3. Bezirk geschehen beim Planentwurf 7975).

Foto Karolinenhof siehe: https://www.meinbezirk.at/floridsdorf/lokales/der-karolinenhof-wurde-1913-erbaut-und-nach-der-urgrossmutter-der-letzten-betreibergeneration-benannt-m13161442,2219546.html

Rückfragehinweis:

Markus Landerer und Claus Süss
Mobil: 0699 / 1024 4216 sowie 0676 / 740 43 27
Verein Initiative Denkmalschutz
www.initiative-denkmalschutz.at

Das Schutzzonenmodell der Stadt Wien aus 1996 (MA 19): http://www.idms.at/images/IDMS/x_diverse/Schutzzonenplan.jpg

Artikel in der Wiener Bezirkszeitung (Floridsdorf-Ausgabe 34, 23./24. August 2017): “Der Karolinenhof weicht Wohnungen”: https://www.meinbezirk.at/epaper/bezirkszeitung-floridsdorf-ausgabe-342017-e39057.html#page/14-15 bzw. https://www.meinbezirk.at/floridsdorf/lokales/karolinenhof-steht-vor-dem-aus-d2219546.html

Literatur zum Karolinenhof:

Hopf-Haus in Kagran (Abriss Sommer 2014)