Abriss Gründerzeithaus Webergasse 13: Wann reagiert Politik endlich? 18.7.2017
Initiative Denkmalschutz: Abriss Gründerzeithaus Webergasse im 20. Bezirk. Wann reagiert Stadt- und Bezirkspoltik endlich?
Laufend werden erhaltenswerte Altbauten in Wien abgerissen und die Entwicklung scheint sich zu beschleunigen
Dieser Tage wird das Eckhaus Webergasse 13 / Denisgasse 1 in der Brigittenau abgerissen (Foto). Besonders tragisch: Das Gründerzeithaus wurde gemeinsam mit den Häusern Webergasse 9-11 1873 als Einheit erbaut (Fotomontage), das mittlere Gebäude (Nr. 11) wurde revitalisiert, doch jetzt fällt das am besten und am authentischsten erhaltene. Eine Bürgerinitiative hatte sich davor noch gebildet und unlängst gemeinsam vor Ort am 7. Juli Abschied genommen (https://www.facebook.com/AbrissverhindernWebergasse13 ).
Sogar Wallensteinstraße könnte größtenteils abgerissen werden – Neuwidmungen von Schutzzonen dringend erforderlich
Die letzte Neuwidmung rund um die Webergasse 13 und der Wallensteinstraße stammt aus dem Jahr 2004 (Plandokument 7263 und 7590), Die letzte Neuwidmung rund um die Webergasse 13 und der Wallensteinstraße stammt aus dem Jahr 2004 (Plandokument 7263 und 7590), doch seit 1996 ist bekannt, dass das Gebiet rund um die Wallensteinstraße und deren Ausläufer mit “hoher Wahrscheinlichkeit” schutzwürdig ist (siehe MA 19 Plan: http://www.idms.at/images/IDMS/x_diverse/MA19-Schutzzone_Ausgangslage_1996.jpg ).
Entwicklung in ganz Wien Besorgnis erregend – Beispiel Donaustadt: Für die Ortskerne von Aspern und Süßenbrunn noch immer keine Schutzzonen vorgesehen
Im 22. Bezirk wurden unlängst mehrere Bausperren in Vorbereitung von Schutzzonen verhängt. Doch genau dort werden jetzt fast zeitgleich bzw. kurz nach Gültigkeit der Bausperren schwere Breschen in den der für die Schutzzonenwidmung vorgesehenen Altbaubestand geschlagen. Am 27. April wurden die Bausperren rechtsgültig, doch in der geplanten Schutzzone “Kaisermühlen” wurde noch rasch das ebenderdige Haus in der Moissigasse 11 mit schöner Gründerzeitfassade abgerissen (Foto). Das gleiche Bild in der Wagramer Straße: Auch hier wurde im Gebiet der Bausperre (es umfasst nur 10 Häuser!) das Haus Wagramer Straße 115 Anfang Mai abgerissen und auch beim Haus Wagramer Straße 117 wurde bereits Anfang Juli das Dach abgetragen (Fotos: https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157684820689026 ). Gänzlich unerklärlich bleibt, wieso die Ortskerne von Aspern und Süßenbrunn nicht für Bausperrenh respektive Schutzzonen vorgesehen wurden. Will man hier noch zuwarten, bis noch mehr wertvolle Gebäude verloren gehen?
Landstraßer Gürtel 17 – Rettung: die in Diskussion stehende Bauordnungsnovelle?
Nach den großen Gesichtsverlusten am Gürtel der letzten Jahre, außerordentlich tragisch der Abriss des besonders wertvollen Gründerzeithauses Wiedner Gürtel 16 letzten November (siehe: http://www.idms.at/index.php/meldungen-nach-bundesland/wien/153-wien1040/650–guertel-gesichtsverlust-abriss-gruenderzeithaus-wiedner-guertel-16-14112016), ist sehr zu hoffen, dass das gut erhaltene Gründerzeithaus Landstraßer Gürtel 17 gerettet werden kann (auch hier hat sich eine Bürgerinitiative gebildet: https://www.facebook.com/altmieter30; Fotos: https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157677107640750/). Da die Häuser der Nachbarschaft nicht mit großartig erhaltenen Fassadengliederungen aufwarten können und eine Schutzzonenwidmung daher unsicher erscheint, so könnte die letzte Woche in den Medien kolportierte, geplante Novelle der Bauordnung, sodass auch Einzelgebäude als besonder schützenswert erklärt werden können – die letzte Rettung sein (eine langjährige Forderung unseres Vereins).
Bezirkspolitiker in ganz Wien sind gefordert
Besondere Verantwortung für Schutzzonen kommt – neben dem Gemeinderat – auch den Bezirken zu, denn deren Stellungnahmen zu Umwidmungen haben einen besonderen Einfluss auf den Beschluss im Gemeinderat. Und auch wenn die örtlichen Bezirksvertretungen keine Schutzzonen beschließen können, so ist es ihnen jederzeit möglich entsprechende Resolutionen mit dem Wunsch nach großzügigen Schutzzonenausweisungen zu beschließen. Doch hier scheinen sehr viele Bezirke untätig zu sein. Wie glaubwürdig dann die oftmals gehörte “Ausrede” ist: “Sehr schade um das Gebäude, aber wir können nichts tun und sind dafür leider nicht zuständig” kann dann jeder selbst beurteilen.
Fotos:
– Webergasse 13 Abriss / Initiative Denkmalschutz
– Rekonstruktion Webergasse 9-13, Prof. Martin Kupf
– Abbruch Moissigasse 11 in Kaisermühlen, Fotograf: Ernst Aringer
Rückfragehinweis:
Markus Landerer und Claus Süss
im Namen der Initiative Denkmalschutz
mobil: 0699 / 1024 4216 sowie 0676 / 740 43 27