1130 Wien

Stellungnahme Planentwurf 8077: Speising (u.a. Gallgasse, Maygasse, Winkelbreiten), 23.10.2014

Stellungnahme zum Entwurf Flächenwidmungs- und Bebauungsplan Nr. 8077, Kat.G. Speising in Wien-Hietzing, 1130 Wien

Für das Gebiet zwischen Gallgasse, Riedelgasse, Meillergasse, Maygasse, Speisinger Straße, Winkelbreiten und Klitschgasse

Der Verein Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:

Einleitung: Zur Gewährleistung des Bestandes der historisch erhaltenswerten Bauten im Plangebiet wird vorgeschlagen – neben der Festsetzung einer Schutzzone – für diese sowohl die Höhenwidmung als auch die bebaubare Fläche exakt dem historischen Bestand anzugleichen. Ebenso wird empfohlen die Anzahl der Hauptgeschoße in einer besonderen Bestimmung (“BB”) gemäß dem Bestand festzuschreiben. Dadurch wird am ehesten der Anreiz für Abbruch und Neubau vermieden.
Anmerkung: Da in den gültigen Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen sowie im aktuellen Planentwurf keine Bestandshöhen angegeben sind, kann in dieser Stellungnahme nur auf augenfällige Differenzen zwischen Bestandshöhe und Widmungshöhe hingewiesen werden.

Schutzstatus: Im Plangebiet befindet sich die so genannte Künstlersiedlung (Griepenkerlgasse 15-33 und Riedelgasse 16 bis 42) in einer Schutzzone, die auch im aktuellen Planentwurf in Größe und Umfang gleich bleiben soll. Das Bundesdenkmalamt hat folgende Objekte unter Denkmalschutz gestellt: Maygasse 37 (Haus Anton Peschka), Winkelbreiten 6 (Villa Wachter) sowie (vermuteter Denkmalschutz, § 2a DMSG) die genannte Künstlerhaussiedlung.

Die Empfehlungen im Detail:

Das ebenerdige Haus Klitschgasse 3 mit seiner historistischen Fassadengliederung möge in seiner Höhenwidmung bestandsgenau gewidmet werden (aktuell Bauklasse I 7,5 m vorgesehen) und auch die Baufluchtlinien mögen zur Straße hin mit der Fassade exakt zusammenfallen. In diesem Sinne wäre zu überprüfen, ob auch das ebenerdige Spätbiedermeierhaus(?) Klitschgasse 7 im Sinne der Erhaltung ebenso gewidmet werden möge. Ebenso zu prüfen wäre, ob das Haus Winkelbreiten 31 (erbaut vor 1919) im Sinne der Erhaltung ebenso bestandsgenau gewidmet werden soll (derzeit sind die Baufluchtlinien nicht dem Bestand angeglichen und es ist auch zu hoch gewidmet). Das von Walter Loos 1929/30 erbaute 1stöckige Haus Winkelbreiten 33 gehört auf Grund seiner hohen Qualität zu den „Haustypen, die in der Werkbundsiedlung stehen könnten“ (Achleitner, S.66f.). Um den Bestand zu sichern möge dieses Haus bestandsgenau gewidmet werden, sowohl in Bezug auf die Höhe, als auch in Bezug auf die Baufluchtlinien (derzeit nicht der Fall).
Zu prüfen wäre, ob die ebenerdigen Biedermeierhäuser Speisinger Straße 91 und 93 (erbaut vor 1848) erhaltenswert sind. In diesem Fall mögen diese ebenso bestandsgenau gewidmet werden.

1130 Wien Das Haus Maygasse 37, Haus Anton Peschka, steht unter Denkmalschutz. Hier wäre eine exakte bestandsgenaue Widmung empfehlenswert (die geplante Höhenwidmung scheint ein wenig zu groß und auch die Baufluchtlinie sollte nach Süden hin dem Bestand exakt angeglichen sein). In diesem Haus, das einen Bestandteil einer 1stöckigen Reihenhausanlage aus der Zwischenkriegszeit bildet (erbaut ca. 1923), wohnte Gertrude Peschka, eine Schwester von Egon Schiele. Ihr Mann Anton sen. sowie ihr gemeinsamer Sohn Anton Peschka jun. waren beide Maler. Letzterer vererbte eine reichhaltige Schiele-Sammlung der Stadt Wien. Eine Gedenkafel am Haus erinnert an ihn.

Die 1922 bis 1925 erbaute Künstlersiedlung (Planung Emil Krause) in der Griepenkerlgasse 15-33 und Riedelgasse 16 bis 42 ist richtigerweise im Planentwurf wieder als Schutzzone ausgewiesen. Zu begrüßen ist auch, dass die Höhenwidmungen exakt dem Bestand angeglichen zu sein scheinen. Sehr zu hinterfragen wäre jedoch die Ermöglichung von Zubauten (Bauklasse I 3 m), die im aktuellen Planentwurf vorgesehen sind (vgl. Erläuterungsbericht S.13f.). Hier besteht die große Gefahr, dass dies einen zu starken Eingriff in das sensible Gefüge der Schutzzone Künstlersiedlung darstellen würde. Wir als Verein lehnen eine solche Bebauungsbestimmung ab.

Das ebenerdige Spätbiedermeierhaus(?) Gallgasse 72 mit seiner historistischen Fassadengliederung möge exakt dem Bestand angepasst werden, d.h. Höhenwidmung sowie Baufluchtlinien (derzeit kein Bezug zum Bestand). Für das Gründerzeithaus Gallgasse 66 (1903 erbaut), möge – so wie bei allen hier in der Stellungnahme genannten Häuser – die Anzahl der Hauptgeschoße in einer besonderen Bestimmung (“BB”) gemäß dem Bestand festgeschrieben werden (3 Geschoße), detto beim Gründerzeithaus Gallgasse 64 (2 Geschoße).
1130 Wien Das ebenerdige Haus Gallgasse 54 mit seinem feingliedrigen, frühhistoristischen Fassadendekor, möge – um die Erhaltung zu sichern – in seiner Höhe bestandsgenau gewidmet werden (derzeit mit Bauklasse I 7,5 m viel zu hoch).

Die denkmalgeschützte Villa Wachter in der Winkelbreiten 6 stellt wohl das bedeutendste Gebäude im Plangebiet dar. Der Otto Wagner Schüler Karl Fischl entwickelte hier 1910/11, also sehr früh. „eine Art private Nationalromantik, die wenigstens in der Wiener Baukultur keine Entsprechung hat“ (Achleitner, S.27). „Für Wien ungewöhnliche Verwendung heterogener fremder Volkskunstmotive“ (Dehio). Im Planentwurf ist eine größere Höhenwidmung vorgesehen als im aktuell gültigen Plandokument 7169: Bauklasse II ohne Beschränkung (12 Meter) statt beschränkt auf 10,5 Meter. Auch im Erläuterungsbericht wird noch von der niedrigeren Widmung von 10,5 m ausgegangen (S.12). Wieso hier im Plan die Bauklasse II ohne Höhenbeschränkung vorgesehen ist, die noch dazu im Widerspruch zum beiliegenden Erläuterungsbericht steht, bleibt im Dunkeln. Wir als Verein lehnen auf jeden Fall eine Höherwidmung ab, zumal auch im Gründruck die Beibehaltung der Beschränkung von 10,5 m vorgesehen war und eine nachvollziehbare Begründung einer Änderung nirgends nachzulesen ist. Das ebenerdige Haus Gallgasse 32 mit seinem Zwerchgiebel und Pilastern möge bestandsgenau gewidmet werden. Zu überprüfen wäre auch noch eine bestandsgenaue Widmung für die Häuser Gallgasse 34 und 38 (vor 1919 erbaut) und Gallgasse 30 aus der Zwischenkriegszeit.

Markus Landerer und Claus Süss
im Namen der Initiative Denkmalschutz

Fotos: Markus Landerer, Initiative Denkmalschutz

Quellen:

  • Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk (Hrsg. Bundesdenkmalamt), Wien 1996
  • Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/2, Wien 13.-18. Bezirk, Salzburg und Wien 1995.
  • Gerhard Weissenbacher, In Hietzing Gebaut – Architektur und Geschichte eines Wiener Bezirks, 2 Bände, Wien 1998f.
  • Denkmalliste des Bundesdenkmalamtes, Stand: 27.6.2014, siehe: www.bda.at/downloads/1928/Denkmalliste
  • Kulturgüterkataster der Stadt Wien, “Wien Kulturgut”, siehe: www.wien.gv.at/kulturportal/public

Markus Landerer und Claus Süss
Initiative Denkmalschutz
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