Krems-Stein (NÖ): Protest gegen ‘Verschandelung’ der Alten Schmiede

Der große Um- und Ausbau der denkmalgeschützten Alten Schmiede aus dem 16. Jh. in der Steiner Altstadt entsetzt Steiner Bürger. Es wird das gesamte Ensemble zerstört, meint eine Steinerin. “Es sei alles in Ordnung” heißt es in der Bauabteilung der Stadt Krems. Auch der nicht umumstrittene Gestaltungsbeirat segnete das Projekt ab. NÖN-Artikel weiterlesen (6.5.2020): https://www.noen.at/krems/stein-proteste-gegen-verschandelung-von-alter-schmiede-krems-stein-alte-schmiede-bauvorhaben-umbau-proteste-204290071 +++ Kommentar “Tauschgeschäft mit Bausünden?” (NÖN; 6.5.2018): https://www.noen.at/krems/kommentar/tauschgeschaeft-mit-bausuenden-krems-stein-kommentar-lokal-204290295 +++ Beschreibung des Gebäudes (Steiner Landstraße 94) in der Denkmalliste (Wikipedia): “Das Haus in der Steiner Landstraße 94 hat einen Baukern aus dem 16. Jahrhundert. Es entstand aus ursprünglich zwei Gebäuden, die durch eine hochgezogene Giebelmauer zusammengefasst wurden und durch ein Doppelwalmdach gedeckt sind. Die Fassade wurde um 1715 mit Eckquaderung und einem Kordonband gestaltet. Im Obergeschoß befinden sich Steingewändefenster aus dem 17. Jahrhundert. Die Erdgeschoßräume sind durch Stichkappentonnen des 16./17. Jahrhunderts gewölbt. Das ehemalige Hinterhaus hat einen hohen Doppelgiebel und eine angebaute offene Hufschmiede aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, in Holzständerbauweise ausgeführt, mit Zahnschnittprofil an den gebauchten Ständern und Kerbschnittgesims.” (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Krems-Stein).

Girardihaus (Graz): Trotz Denkmalschutz nicht ‘schützenswert’?

Seit Jahren ist das Geburtshaus von Alexander Girardi im 2. Bezirk St. Leonhard trotz Denkmalschutz vom Abriss bedroht. Heftige Reaktionen löste nun ein Interview mit dem neuen Vorsitzenden der Altstadtsachverständigenkommission (ASVK), Architekt Alfred Bramberger aus. Angesprochen auf seinen Vorgänger, der meinte, man könne das desolate Haus abreißen und auf die Frage, was mit dem Haus passieren solle, antwortete der neue ASVK-Chef: “Ich glaube, ins Haus mit dem früheren Lokal Girardikeller wird sehr viel hinein interpretiert, das es so nicht zu bieten hat. Es wäre besser, Girardi in diesem schönen Altstadthaus am Kai zu würdigen [Anmerkung: Kaiser-Franz-Josef-Kai 50]. Es ist in Privatbesitz. Darin befand sich früher eine Tanzschule und ein Kleinod, das Girardi-Theater. Vielleicht kann man da etwas für die freie Szene machen.” (aus: “Kleine Zeitung”, „Der Girardikeller oder die Würdigung im falschen Haus“, 10.6.2020)

Leserbrief-Reaktion von Peter Laukhardt (SOKO Altstadt)

“Wird das Girardihaus das Waterloo für den Altstadt- und Denkmalschutz?”

Auch wenn Alexander Girardi, der größte Bühnenkünstler, den Österreich je hervorgebracht hat, hier nicht 1850 geboren worden wäre, hätte das Haus seinen Platz unter den Denkmälern Österreichs zu Recht. Im Rahmen der Initiative „Rettet das Girardihaus“ gemachte intensive Recherchen ergaben 2018 eine durchgehende Baugeschichte seit der Renaissance. 1570 erbaut, ist das Girardihaus das ältestes profane Bauwerk im Osten von Graz. Tonnengewölbe mit scharfgratigen Stichkappen aus dem 16./17. Jh. bestätigen das, weitere bauliche Merkmale sind Holzbalkendecken aus dem 17. Jahrhundert, die aktuelle Fassade stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Gestalt und Lage des Hauses machen die städtebaulichen Veränderungen und Brüche in einer der historisch wichtigsten Ausfallsstraßen von Graz ablesbar. Die ASVK hatte 2015 dem Abbruchantrag mit dem Argument zugestimmt, das Viertel sei durch gründerzeitliche Bauten geprägt, und das Girardihaus somit ein Fremdkörper und nicht schützenswert – eine unglaubliche Fehleinschätzung. Tatsächlich ist die Leonhardstraße noch immer durch eine abwechslungsreiche Bebauung gepräft, die verschiedenen Epochen widerspiegelt; teilweise ist sogar noch die schlichte ein- bis zweigeschossige Vorstadtverbauung mit alten Gasthäusern, Läden und Werkstätten erhalten. Prominente Palais, Kloster- und Kasernbauten ergänzen das Bild. Die Häuser der Gründerzeit überwiegen keinesfalls.

Eine Bausünde der späteren Gründerzeit war der überdimensionierte Neubau des Hauses Nr. 30, der ohne Rücksicht auf die übrige Bebauung auf engstem Eckgrund einen künftigen gründerzeitlichen Häuserblock markieren sollte. Mit einem in diese Gegend nicht passenden überhohen Sockelgeschoß versehen, sprengte der Bau die Dimension aller anderen Objekte an dieser Ecke. Das Nachbarhaus Nr 28 sollte mit einbezogen werden, wie die hässliche Feuermauer beweist. Das gelang aber nicht, weil auch Girardi dagegen auftrat (der Bauherr war der Mann seiner Ziehschwester).

Das denkmalgeschützte Girardihaus dem Verfall preiszugeben, wäre ein Waterloo für den Grazer Altstadt- und den österreichische Denkmalschutz: Dass dem Eigentümer nur verboten wird, das Denkmal zu zerstören, und er nicht verpflichtet werden kann, mehr zu tun, als einzelne Dachziegel oder Fensterscheiben zu ersetzen, ist ein Skandal. Wäre Österreich nicht säumig, die Konvention von Granada von 1985 (sie definiert ein Erhaltungsgebot!) endlich zu ratifizieren, könnte man an eine Enteignung denken.

Dipl. Dolm.
Peter Laukhardt
SOKO Altstadt
www.grazerbe.at

Mehr Infos über das Girardihaus auf Grazerbe.at: https://www.grazerbe.at/Leonhardstra%C3%9Fe_28

Auch der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl hat sich daraufhin zu Wort gemeldet und gesagt: Wir müssen das Gebäude retten und darin ein kleines Museum mit Kaffeehaus einrichten!” Das sei das Ziel seiner Gespräche mit dem Hausbesitzer. (aus: Kleine Zeitung, “Grazer kämpfen um Geburtshaus. Von wegen Bruchbude: Der wahre Wert des Girardi-Hauses”, 11. Juni 2020).

Ältere Medienberichte:

Der Grazer, 29.4.2018: “Girardihaus: Keine Rettung in Sicht!”
“Vieles deutet darauf hin, dass der Eigentümer auf eine Abbruchgenehmigung wartet. Und die kann schneller kommen als die Retter denken.” Hier weiterlesen: https://www.grazer.at/de/olYrnpeO/girardihaus-keine-rettung-in-sicht/

Standard, 27.8.2017: Ein Geburtshaus und Ex-Beisl mit ungewisser Zukunft in Graz
Christian Brugger, Abteilungsleiter der Steiermark im Bundesdenkmalamt: Wir sind ohnehin schon sehr flexibel geworden, weil wir natürlich eine Lösung suchen. Es gab vor Jahren einen Erweiterungsplan des Eigentümers, den wir von uns aus bewilligt hatten”. Auch die Altstadtkommission beteuert, sehr entgegenkommend gewesen zu sein, man habe das Objekt sogar aus der Schutzzone herausgenommen, es also als nicht mehr schützenswert im Altstadtensemble bewertet.
Hier weiterlesen: https://www.derstandard.at/story/2000063170366/ein-geburtshaus-und-ex-beisl-mit-ungewisser-zukunft-in-graz

PS: Ein ausführlicher Artikel von Peter Laukhardt ist auch in unserer Zeitschrift “Denkma[i]l” Nr. 26, November 2019 erschienen (“Girardis Geburtshaus: Abend-Dämmerung für den Denkmalschutz in Graz?”; Seite 20-23)

Bauordnungsnovelle (Wien): Was ist vom Abrissstopp im Sommer 2018 geblieben?

Am 30. Juni 2018 trat die neue Bauordnungsnovelle in Wien in Kraft, die zum Ziel hatte, die historischen Gebäude (vor 1945 erbaut) und außerhalb von gewidmeten Schutzzonen der Stadt Wien standen, vor Abriss zu schützen. Ein Blick zurück: Im Juni 2018 kam es zu einer nie dagewesenen Abbruchwelle von Gründerzeithäusern in Wien, um den auslaufenden bewilligungsfreien Abbruch für diese Häuser so schnell als möglich umzusetzen.  Dutzende Häuser waren halb eingerissen und die Baupolizei (MA 37) verfügte am Samstag, 30. Juni über diese Häuser einen Abbruchstopp. Als dagegen seitens vieler Eigentümer Einspruch erhoben wurde, wurden diesen jedoch Recht gegeben (ein für Gültigkeit der Bauordnungsnovelle begonnener Abbruch darf weitergeführt werden) und somit sind fast alle Gebäude bis heute abgerissen. Siehe Verwaltungsgerichtshof-Erkenntnis vom 28. Mai 2019 (Ro 2019/05/0012):
VwGH-Erkenntnis: https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWT_2019050012_20190528J00/JWT_2019050012_20190528J00.pdf
die daraus resultierenden 5 Rechtssätze: 1.) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050012_20190528J01/JWR_2019050012_20190528J01.pdf 2.) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050012_20190528J02/JWR_2019050012_20190528J02.pdf 3.) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050012_20190528J03/JWR_2019050012_20190528J03.pdf 4.) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050012_20190528J04/JWR_2019050012_20190528J04.pdf 5.) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050012_20190528J05/JWR_2019050012_20190528J05.pdf.

STANDARD-ARTIKEL AKTUELL (27.6.2020): ZWEI JAHRE NACH DEN ABBRUCHSTOPPS: Die Bagger kamen mit Verspätung. Eine Novelle der Wiener Bauordnung sollte alte Häuser besser schützen. Laufende Abbrüche wurden vor zwei Jahren gestoppt. Was seither geschah”: https://www.derstandard.at/story/2000118320186/zwei-jahre-nach-den-abbruchstopps-die-bagger-kamen-mit-verspaetung

STANDARD-ARTIKEL (6.7.2019): Wiener Bauordnung: EIN JAHR NACH ABBRUCHSTOPPS. Abgerissen wird weiterhin. Seit einem Jahr werden alte Wiener Häuser besser geschützt. Viele Baustopps wurden seither aufgehoben. Mancherorts schauen Anrainer bis heute auf Ruinen”: https://www.derstandard.at/story/2000105353520/ein-jahr-nach-abbruchstopps-abgerissen-wird-weiterhin

Ganz anders die Situation Radetzkystraße 24-26 (3. Bez.) und Mariahilfer Straße 166-168 (15. Bez.)

Nur bei zwei Häusern stellt sich die Situation ganz anders dar, denn die waren zum Zeitpunkt des Abbruchbeginns von Mietern bewohnt: 3. Bezirk, Radetzykystraße 24-26 sowie 15. Bezirk: Mariahilfer Straße 166-168. Eine interne Analyse unseres Vereins Initiative Denkmalschutz kommt zu einem anderen, als dem offiziellen Ergebnis, denn der wesentliche Teilaspekt “Bewohnt bei Abbruchbeginn” fand keine juristische Ausleuchtung: “Die Baupolizei hat zu früherer Zeit die Auffassung vertreten, dass ein Abbruch nur von ‘leeren’ Gebäuden möglich ist und daher (begonnene) Abtragungsarbeiten bei bewohnten Objekten als bewilligungs- bzw. anzeigepflichtige Bauführungen zu werten sind. Offenbar wird diese Rechtsansicht nicht mehr vertreten. Ein Grund dafür ist ho. nicht bekannt. (…) Zweifellos handelt es sich auch bei Abbrucharbeiten um Bauarbeiten (ein Bauvorhaben, eine Bauführung) im Sinne der Bauordnung für Wien. § 129a Abs. 2 lässt erkennen, dass ein Gebäudeabbruch die gänzliche Entfernung eines Bauwerkes (‘Totalabbruch’) darstellt. Wie dies aber bei weiterhin benützten Wohnungen (unter Berücksichtigung des § 123 Abs. 3 u. 4) bewerkstelligt werden kann ist fraglich: Ein Totalabbruch ist jedoch (erst) möglich, wenn ein Bauwerk gänzlich unbenützt (unbewohnt) ist. (…) Abtragungsarbeiten können somit nur als eine Veränderung eines bestehenden Bauwerks verstanden werden, die – je nach Art der Baumaßnahmen nach § 60 bzw. § 62 bewilligungs- bzw. anzeigepflichtig sind (…) Es ist davon auszugehen, dass der letzte Satz des § 124 Abs. 2 Anwendung zu finden hat. Dieser besagt, dass mit dem Bau entgegen der Baubeginnsanzeige nicht begonnen wird, diese als nicht erstattet gilt. Wird nun der Abbruchbeginn mit einem Datum zur Kenntnis gebracht, bei dem sich noch benützte Wohnungen im Gebäude befinden, so ist diese als nicht erstattet anzusehen, da ja keine Abbrucharbeiten i.S.d. § 129a Abs. 2 durchführbar wären. (…) Im gegenständlichen Fall ist somit zu bezweifeln, ob hier die Abbruchbeginnsanzeige rechtsgültig war, vielmehr ist sie als ‘nicht erstattet’ anzusehen. Da nun davon auszugehen ist, dass keine rechtsgültige Mitteilung über den Beginn von Abbrucharbeiten vorliegt, wäre – sofern die entsprechenden Voraussetzungen (also keine weiterhin benützten Wohnungen) gegegeben sind, ein neuerliches Verfahren zur Einleitung eines Abbruchs notwendig, welches jedoch nach den aktuellen gesetzlichen Regelungen abzuhandeln wäre.”

1.) Biedermeier-Doppelhaus Mariahilfer Straße 166-168, 15. Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus (1150 Wien)

“Abriss durch alle Instanzen” (26.6.2020; WienSchauen):
https://www.wienschauen.at/abriss-durch-alle-instanzen-mariahilfer-strasse-166-168

VwGH-Erkenntnis (Ro 2019/05/0039): https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWT_2019050039_20191216L00/JWT_2019050039_20191216L00.pdf
Rechtssatz: https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050039_20191216L01/JWR_2019050039_20191216L01.pdf

FOTOS Erich J. Schimek (Initiative Denkmalschutz): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157670840630488

Petition “Für die Erhaltung der vom Abriss bedrohten Biedermeierhäuser Mariahilfer Straße 166-168” (Juli 2018): https://www.wien.gv.at/petition/online/PetitionDetail.aspx?PetID=71f4aa63422d42c48c8930a40c5acdf7

2.) Frühgründerzeithaus Radetzkystraße 24-26, 3. Bezirk Landstraße (1030 Wien)

Standard (18.6.2020): OGH-Beschluss: Abbruchhaus in der Radetzkystraße bekommt Dach und Fenster. Die Mietervereinigung spricht von einem Etappensieg, Arbeiten am Haus sind bereits im Gange”: https://www.derstandard.at/story/2000118167448/ogh-beschluss-abbruchhaus-in-der-radetzkystrasse-bekommt-dach-und-fenster

Standard (15.5.2020):Arbeiten am bewohnten Abbruchhaus in der Wiener Radetzkystraße. Der Eigentümer hat laut Gerichtsbeschluss bis Juli Zeit, das Dach wiederherzustellen”: https://www.derstandard.at/story/2000117515393/arbeiten-am-bewohnten-abbruchhaus-in-der-wiener-radetzkystrasse

Standard (7.12.2019): Abbruchhaus Radetzkystraße: Eigentümer muss Dach wiederherstellen. Achtmonatige Frist läuft bereits – wird sie versäumt, droht dem Eigentümer die Zwangsverwaltung”: https://www.derstandard.at/story/2000111991440/abbruchhaus-radetzkystrasse-eigentuemer-muss-dach-wiederherstellen

FOTOS Erich J. Schimek (Initiative Denkmalschutz): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157688821860394

Petition “Rettet das Haus Radetzkystrasse 24 und 26” (Juni 2018): https://www.wien.gv.at/petition/online/PetitionDetail.aspx?PetID=9cf3cb466f50481fbace26c9e3336037

Belastete Denkmäler – Beispiel Lueger-Denkmal (Wien): Denkmäler stürzen keine Lösung!

Am Beispiel Lueger-Denkmal: Historiker: Denkmäler stürzen keine Lösung. Wie soll man mit Denkmälern von umstrittenen historischen Persönlichkeiten umgehen? Im Zuge der Black-Lives-Matter-Demos wurden viele zerstört oder beschmiert. Historiker Oliver Rathkolb sieht darin keine Lösung. Und auch unser Verein Initiative Denkmalschutz sieht dies so. Umso größer daher die Frage, wieso dies beim Hitler Geburtshaus anders gesehen wird (vgl. Presseaussendung: “Hitlers Geburtshaus: ‘Neutralisierung muss scheitern’. Initiative Denkmalschutz: Erhaltung und Kontextualisierung ‘State of the Art’ (17.7.): https://www.initiative-denkmalschutz.at/presseaussendungen/hitlers-geburtshaus-neutralisierung-muss-scheitern-initiative-denkmalschutz-erhaltung-und-kontextualisierung-state-of-the-art). ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN: https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14059646/Historiker-ueber-Beschmierung-von-Lueger-Denkmal/14736401 +++ ORF-BERICHT LESEN: https://wien.orf.at/stories/3059580 +++ Weitere Medienberichte: “Der Sturm auf die Denkmäler ist in Wien ein laues Lüftchen. Während in anderen Teilen der Welt Sklavenhändler ins Wasser gestürzt werden, plant die Stadt keine Verlegung des umstrittenen Lueger-Denkmals” (21.6.2020): https://www.derstandard.at/story/2000118184936/der-sturm-auf-die-denkmaeler-ist-in-wien-ein-laues; “Pro & Kontra: Abriss des Karl-Lueger-Denkmals in Wien. An den antisemitischen Ergüssen des einstigen Bürgermeisters gibt es nichts zu verharmlosen. Muss die Statue weg?” (14.7.2020, Der Standard): https://www.derstandard.at/story/2000118713205/pro-kontra-abriss-des-karl-lueger-denkmals-in-wien. +++ Das Lueger-Denkmal auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Dr.-Karl-Lueger-Platz#Luegerdenkmal.

Bezirkspolitik in Wien: Kein Interesse an Stellungnahmen der eigenen Bürger!

Flächwidmungs- und Bebauungspläne bilden eine besonders wichtige Grundlage bei Bauvorhaben. Wenn es um Aufstockungen von Gebäuden mit besonderer Bedeutung für das historische Stadtbild geht, oder ob durch viel zu hohe Widmungen Anreize für Abrisse für Altbauten geschaffen werden, all dies wird in den Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen festgehalten. Unser Verein Initiaitive Denkmalschutz hat daher seit seiner Gründung im Jahr 2008 besonderes Augenmerk auf solche Umwidmungen gelegt und bereits viele Dutzende Stellungnahmen abgegeben, einerseits weil dies eines der ganz wenigen Rechte für uns als NGO ist, die uns der Gesetzgeber zugestanden hat (quasi Anhörungsrecht), andererseits weil wir hier proaktiv und vorausschauend negative Entwicklungen schon Jahre vorher gegebenenfalls hintanhalten könn(t)en.

Aktuelle öffentliche Auflagen in den Bezirken 2., 3., 14., 20., 22. 

Letzten Donnerstag am 20. August gingen nach der Sommerpause wieder viele aktuelle Flächenwidmungsverfahren online. Bis 1. Oktober haben jetzt Bürgerinnen und Bürger das Recht, Stellungnahmen zu den geplanten Umwidmungen abzugeben, die dann im zuständigen Gemeinderatsausschuss behandelt und danach im Gemeinderat rechtsgültig beschlossen werden. Eine sehr wichtige Rolle kommt dabei den örtlichen Bezirksvertretungen zu, denn die Stellungnahme der Bezirke haben ein besonders großes Gewicht, wenn noch Abänderungen zum Planentwurf gemacht werden sollen.

Örtliche Bezirkspolitik kein Interesse an Stellungnahmen der Bürger und NGOs?

Was seit vielen Jahren viele Bürgerinnen und Bürger jedoch vor den Kopf stößt: Die Bezirksvertretungen zeigen zumeist keinerlei Interesse an den Stellungnahmen der eigenen Bezirksbürger oder von NGOs wie unserem Verein Initiative Denkmalschutz, denn allzu oft werden die Bezirks-Stellungnahmen noch während(!) der öffentlichen Auflagefrist beschlossen bzw. im zuständigen Bezirks-Bauausschuss abschließend beraten, sodass keinerlei Möglichkeit für die Bezirkspolitiker – gewollt oder ungewollt(!) besteht, die Stellungnahmen der BürgerInnen überhaupt zu kennen (und wie bekannt, werden gerade in den letzten Tagen vor Fristende die meisten Stellungnahmen abgegeben). Gemeinsam mit dem Verein “Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung” versucht unser Verein Initiative Denkmalschutz seit vielen Jahren diesen “Missstand” verbessern.

UPDATE (29.8.2020): 2. Bezirk: Bis dato keine Antwort +++ 3. Bezirk: Wie befürchtet: Nächste Bauausschuss-Sitzung am 9.9., Stellungnahme-Beschluss in Bezirksvertretungssitzung am 17.9. (2 Wochen vor Ende der öffentlichen Auflagefrist!)

Bezirksvertretungen können sich sehr wohl zu Wort melden!

Auch wenn der Gesetzgeber, der Wiener Landtag, es hier nicht wirklich vorgesehen hat, dass die Bezirkspolitik rechtzeitig Kenntnis von den Stellungnahmen der Bezirksbürger erlangt, so können die Bezirksparteien diesen “Missstand” einerseits der eigenen Partei im Gemeinderat/Landtag melden bzw. im Bezirk Resolutionen beschließen, um hier glaubwürdig zu bekunden, dass der Bezirk die Stellungnahmen der eigenen Bezirksbürger kennen will. Vielleicht wurde es – ganz selten – gemacht, doch unserem Verein sind keinerlei derartige Reaktionen bekannt. Oft hat es den Anschein, als ob die Bezirkspolitik nicht unglücklich ist, wenn sie zum Zeitpunkt der Beschlusssfassung der Stellungnahme “unwissend” ist (man könnte ja sonst vielleicht ein schlechtes Gewissen bekommen?).

Verein Initiative Denkmalschutz beabsichtigt drei Stellungnahmen abzugeben (2. u. 3. Bezirk)

Zwei von fünf Bezirken stehen bei unserem Verein aktuell im Fokus. Zu den beiden Planentwürfen im 2. Bezirk sowie zu einem Planentwurf im 3. Bezirk beabsichtigt unser Verein eine Stellungnahme abzugeben und wir stellten daher noch am gleichen Tag (20.8.) folgende Anfrage an die Bezirke Leopoldstadt und Landstraße per email:

Sehr geehrte Bezirksvorstehung,
sehr geehrte/r Vorsitzende/r des Bauausschusses,

seit heute, 20. August befinden/befindet sich die/der Planentwurf /-würfe Nr. … in öffentlicher Auflage (bis 1. Oktober):

Unsere zwei Fragen dazu:

1.) Wann findet die nächste Bauauschuss-Sitzung statt, in der dieser Planentwurf behandelt wird?

2.) Wann ist seitens der Bezirksvertretung beabsichtigt, die Stellungnahme zu diesem Planentwurf zu beschließen? Wir befürchten, dass dies bereits in der nächsten Bezirksvertretungssitzung am 17. September  / 21. September – also noch während der öffentlichen Auflage (!!!) – erfolgen wird (vgl. https://www.wien.gv.at/bvt/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=sSitzungstermine&Type=R&Bezirk=02 bzw. https://www.wien.gv.at/bvt/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=sSitzungstermine&Type=R&Bezirk=3). In diesem Fall fordern wir Sie auf, die öffentliche Auflage abzuwarten, und erst danach die abschließende Beratung im Bauausschuss abzuhalten und in weiterer Folge die Stellungnahme in der Bezirksvertretung zu beschließen [iD-Anmerkung: vermutlich müsste hierzu eine Sonder-Bezirksvertretungssitzung einberufen werden]. Wenn nicht einmal die eigenen Bezirksvertreterinnen und – vertreter Interesse an den abgegebenen Stellungnahmen der Bezirksbürgerinnen und Bürgern sowie NGOs haben, wieso sollte dann der Gemeinderatsausschuss größeres Interesse an den Stellungnahmen zeigen, zumal die Gemeinderatsausschuss-Mitglied viel schlechtere eigene örtliche Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten haben. Wie Sie wissen, hat Ihre Bezirks-Stellungnahme wesentliches Gewicht für den rechtsgültigen Beschluss im Gemeinderat. Die zum Teil vorherrschende Praxis in den Bezirken, vor Ende der öffentlichen Auflagefrist Stellungnahmen der Bezirksvertretung zu beschließen, stößt nicht nur unserem Verein, sondern vielen Bürgerinnen und Bürgern vor den Kopf.

Unser Verein beabsichtigt zum/zu den Planentwurf/-entwürfen … eine Stellungnahme abzugeben und hoffen diese bis etwa 10. September Ihnen übermitteln zu können. Natürlich werden wir unsere Stellungnahme ebenso bei der MA 21 abgeben,

mit freundlichen Grüßen

Markus Landerer
im Namen der Initiative Denkmalschutz
mobil: 0699 / 1024 4216

Mitglied beim Verein “Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung (www.aktion21.at)

PS: Auszug aus der Bauordnung für Wien

§ 2 Abs. (5): Der Magistrat hat die Entwürfe für die Festsetzung und für Abänderungen der Flächenwidmungspläne und der Bebauungspläne (…), durch sechs Wochen zur öffentlichen Einsicht aufzulegen und in einem der örtlich zuständigen Bezirksvertretung mit der Einladung zu übermitteln, innerhalb einer gleichzeitig festzusetzenden Frist, die zwei Monate, im Falle unwesentlicher Abänderungen der Flächenwidmungspläne und Bebauungspläne vier Wochen, nicht überschreiten darf, dazu Stellung zu nehmen. Bei unwesentlichen Abänderungen der Flächenwidmungspläne und Bebauungspläne kann die öffentliche Auflage auf vier Wochen verkürzt werden (…).

Anmerkung Initiative Denkmalschutz: Bedauerlicher Weise wurde die Frist für die örtlichen Bezirksvertretungen bei der Bauordnungsnovelle 2018 sogar noch von drei auf zwei Monate verkürzt. Vgl. u.a. unsere Stellungnahme zu § 2 Abs. 5 Bauordnungsnovelle (18. Mai 2020): https://www.initiative-denkmalschutz.at/stellungnahme/wien-stellungnahme-bauordnungsnovelle-18-mai-2020/

Mönchhof (Bgld.): 30 Jahre Rettung alter Häuser im Dorfmuseum

Josef Haubenwallner ist gelernter Steinmetz und Maurer. Vor 30 Jahren begann er Häuser aus seiner Umgebung, die abgerissen worden wären, “kostenlos zu entsorgen” bzw. zu retten. So entstand in ehrenamtlicher Arbeit ein Dorfmuseum, das mittlerweile bis zu 50.000 Besucher im Jahr verzeichnet. Sehr unterstützt hat ihn auch seine Frau Christine Haubenwallner bei der Aufbauarbeit. Ganz wichtig für Herrn Haubenwallner war noch eine Kirche. Da es keine Kirche zum Abtragen gab, baute er vor 20 Jahren ganz einfach mit einigen Helfern seine eigene neue Kirche. ORF-FERNSEHBEITRAG ZU NACHSEHEN (12.9.2020): https://tvthek.orf.at/profile/Burgenland-heute/70021/Burgenland-heute/14064496/30-Jahre-Dorfmuseum-Moenchhof/14759956 ++ ORF-BEITRAG LESEN: https://burgenland.orf.at/stories/3066503

Das Dorfmuseum Mönchhof, offizielle Website: https://www.dorfmuseum.at und auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfmuseum_M%C3%B6nchhof

Ältere Medienberichte:

7.6.2020 (BVZ): “Dorfmuseum Mönchhof: Josef Haubenwallner: ‘Das Sammeln lässt mich nicht los'”: https://www.bvz.at/neusiedl/dorfmuseum-moenchhof-josef-haubenwallner-das-sammeln-laesst-mich-nicht-los-moenchhof-dorfmuseum-moenchhof-jubilaeum-208583343

10.14.2018 (BVZ): “Ein Lager im Museum: Mahnmal für kommende Generationen”: https://www.bvz.at/neusiedl/moenchhof-ein-lager-im-museum-mahnmal-fuer-kommende-generationen-beppo-haubenwallner-dorfmuseum-moenchhof-119069043

23.9.2017 (ORF): “Nordburgenland: Dorfmuseum Mönchhof”: https://burgenland.orf.at/v2/tv/stories/2867221

5.5.2016 (ORF): “Dorfmuseum Mönchhof baut weiter aus”: https://burgenland.orf.at/v2/tv/stories/2867221

25.5.2013 (Kurier): “Eine gelungene Welt aus Kitsch und Kult: Eisenstadt. Dorfmuseum Mönchhof ist zu Gast”: https://kurier.at/chronik/burgenland/eine-gelungene-welt-aus-kitsch-und-kult/13.751.298

Eggenberg (Graz): Sophienhof in Baierdorf vom Abriss bedroht

Die Bürgerinitiative Gritzenweg fürchtet um den Verlust der historischen Villen im Ortsteil Baierdorf im 14. Grazer Bezirk Eggenberg. Der aus einem Winzerhaus hervorgegangene ehemalige “Sophienhof” (Gritzenweg 22) wurde bereits im Franziszeischen Katastervon 1829 (Baierdorf) dokumentiert und stellt gemeinsam mit dem für die Zufahrt errichteten, gemauerten Brückerl ein einzigartiges vorstädtisches Ensemble dar. Der Sophienhof wurde vor kurzem gemeinsam mit dem Brückerl an einen Bauträger verkauft. Jetzt wurde um Abbruch angesucht. Der Sprecher der Bürgerinitiative, Klaus Scheiber, fürchtet um weitere zwei Gebäude in der Nachbarschaft.  PRESSREADER (Kleine Zeitung) WEITERLESEN: https://www.pressreader.com/austria/kleine-zeitung-steiermark/20201017/282136408891365

Der Gritzenweg 22 (Sophienhof) auf Baugeschichte.at (bzw. GrazWiki.at): https://baugeschichte.at/Gritzenweg_22

Facebook-Tipp: “Initiative für ein unverwechselbares Graz”: https://www.facebook.com/groups/unverwechselbares.graz (bzw. http://www.unverwechselbaresgraz.at)

Online Petition “Rettet den Grüngürtel – Graz ist gefährdet”: https://www.openpetition.eu/petition/online/rettet-den-gruenguertel-graz-ist-gefaehrdet

Hütteldorfer Cottage (Wien): Verwaltungsgericht bestätigt Villenabbruch

Die 1916 erbaute Baldia-Villa in der Freyenthurmgasse 16 im Hütteldorfer Cottage wird dieser Tage abgerissen, obwohl die zuständige Magistratsabteilung 19 (MA 19 – Architektur und Stadtgestaltung) das “öffentliche Interesse” an der Erhaltung dieses Hauses festgestellt hat. Das vom Architekten Ferdinand Baldia (1860-1936) errichtete Gründerzeitgebäude steht in keiner Schutzzone, doch seit der Bauordnungsnovelle vom 29.6.2018 müssen Gebäude, die vor 1945 erbaut wurden, von der MA 19 auf die Erhaltungswürdigkeit geprüft werden (§ 60 Abs. 1 lit. d Bauordnung für Wien). Die Baupolizei (MA 37) hatte jedoch bereits eine Baubewilligung für den Neubau ausgestellt, doch ein Abbruchbescheid wurde dann von der MA 37 verweigert. Dagegen hat der Bauträger und Eigentümer der Liegenschaft, die Firma MEMA Immobilien GmbH, Einspruch erhoben und nun vom Verwaltungsgericht Wien Recht bekommen. Die MEMA Immobilien GmbH meint laut “Mein Bezirk (24.11.2020)“, dass das Verwaltungsgericht auch zu seiner Entscheidung unter dem Aspekt gelangt sei, weil es sich “bei dem Gebäude um ein gründerzeitliches Wohnhaus, das über keine besonderen, herausragenden Qualitäten verfügt,” handelt. Diese Begründung scheint unserem Verein Initiative Denkmalschutz jedoch nicht nachvollziehbar und könnte seine Ursache in einer Beurteilung des Bundesdenkmalamtes haben (das aber das viel strengere Denkmalschutzgesetz als Entscheidungsgrundlage heranziehen muss). Es könnte sein, dass die zeitliche Überschneidung mit dem Gültigkeitsbeginn der neuen Bauordnung im Sommer 2018 hier eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung des Verwaltungsgerichts Wien gespielt hat, denn bis 29. Juni 2018 war keine Abbruchbewilligung nötig. Unser Verein Initiative Denkmalschutz wird weiter recherchieren … . Die Anrainer Wilfred Proske, Peter Stoeckl sowie Thomas Linzbauer hätten noch gerne für die Erhaltung weitergekämpft, aber dafür scheint es nun zu spät. Der Neubau mit 40 Eigentumswohnungen soll bis zum Frühjahr 2023 fertig gestellt sein.  MEINBEZIRK-ARTIKEL-WEITERLESEN: https://www.meinbezirk.at/penzing/c-lokales/verwaltungsgericht-bestaetigt-abriss-von-100-jahre-alter-villa_a4364219 (24. November 2020, “Abbruch noch vor Weihnachten: Verwaltungsgericht bestätigt Abriss von 100 Jahre alter Villa”)

Älterer Medienbericht:

24. September 2018, Mein Bezirk
Neubau: ja, Abriss: nein. Ein Schildbürgerstreich aus Penzing?
https://www.meinbezirk.at/penzing/c-lokales/neubau-ja-abriss-nein-ein-schildbuergerstreich-aus-penzing_a2916023

Der Architekt Ferdinand Baldia (* 1860, + 1936)
– auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Baldia_(Architekt)
– im Architektenlexikon (Wien 1770-1945): http://www.architektenlexikon.at/de/16.htm

Quelle: Magistratsabteilung 19 bezeichnet: “Villa des Hütteldorfer Cottage von Ferdinand Baldia (1916)”

Wien: Flakturm im Augarten vor Teilabriss?

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ im ORF2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 7. Jänner 2021 über die Wiener Flaktürme berichtet (Flak = Fliegerabwehrkanone): “Verlorenes Erbe: Die unzerstörbaren Flaktürme”. Im Zuge der Erbauung dieser sechs monströsen Flugabwehr-Türme 1942 bis 1945 wurden drei historische Gartenanlagen verbaut. Der Arenbergpark im 3. Bezirk, der Esterházypark im 6. Bezirk sowie der Augarten im 2. Bezirk. Während nur der Flakturm im Esterházy-Park, der heute als „Haus des Meeres“ genutzt wird und unlängst groß ausgebaut wurde, nicht unter Denkmalschutz steht, besteht für die anderen fünf Flaktürme ein solcher Schutzstatus. Nun wird im aktuellen ORF-Fernsehbeitrag darüber nachgedacht, ob man die Türme nicht doch abtragen könnte. Nikola Prajo, Vertreter der Abbruchfirma Prajo spricht im Interview über Machbarkeit, Aufwand und mögliche Kosten eines solchen Abrisses. In der Folge heißt es im ORF-Beitrag wörtlich: „Der erste Turm, der vermutlich abgetragen werden muss, ist der runde Turm im Augarten. Die Explosion eines Munitionsdepots hat ihn so stark beschädigt, dass er 2006 vorübergehend einsturzgefährdet war und abgesichert werden musste.“ Die renommierte Gartenhistorikerin Maria Auböck findet die Idee, dass man die “Bunker” abträgt und etwas G‘scheiteres macht, interessant. Nur meint Sie: „Ich hab noch niemanden gefunden, der das durchsetzt.“ Weiters heißt es wörtlich im ORF-Beitrag: „Diskutiert wurde auch schon, die Türme zum großteil abzutragen, und nur einen Stumpf stehen zu lassen. Der weitgehend unbekannte siebente Wiener Flakturm in Floridsdorf, der unvollendet blieb, zeigt, wie das aussehen könnte.“

Flakturm/Bunker in Wien-Floridsdorf

Der Bunker (‘Flakturm’) in der Gerichtsgasse 1b in Wien-Floridsdorf, Foto: Nov. 2013, (c) VIEX – Ernest Niedermann CC BY-SA 3.0

Unser Verein Initiative Denkmalschutz fragt sich: Wird der runde Flakturm (Gefechtsturm) im Augarten in wenigen Jahren so aussehen, wie der Floridsdorfer Flakturm (oder besser “Bunker”, in der Gerichtsgasse 1b), oder kommt ein großes Flakturm-Ausbauprojekt nach Teilabbruch des Turmes, ähnlich den Ausbauplänen zu einem Datencenter im Jahr 2007 ? Wir hoffen, dass dieses monumentale, denkmalgeschützte Geschichtsdokument nicht bald zum „Verlorenen Erbe“ zählen wird. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14077531/Verlorenes-Erbe-Die-unzerstoerbaren-Flaktuerme/14831604 (ORF 2, “Studio 2”, “‘Verlorenes Erbe’: Die unzerstörbaren Flaktürme”).

Ältere Medienberichte:

30. Jänner 2017, MeinBezirk
Was passiert mit den Flaktürmen im Augarten?
https://www.meinbezirk.at/leopoldstadt/c-lokales/was-passiert-mit-den-flaktuermen-im-augarten_a1996685

14. Jänner 2017, Der Standard
Das Innenleben der Wiener Flaktürme. Manche der sechs Flaktürme bröckeln vor sich hin, andere werden genutzt. Historiker fordern, zumindest einen zu einem begehbaren Mahnmal zu machen. https://www.derstandard.at/story/2000050703092/das-innenleben-der-wiener-flaktuerme

1. November 2007, Der Standard
Neustart für strittiges Projekt: Der Flakturm als Datenspeicher. Umgraben im Augarten: Für den denkmalgeschützten Park werden wieder Baupläne gewälzt: https://www.derstandard.at/story/2971752/neustart-fuer-strittiges-projekt-der-flakturm-als-datenspeicher

24. Juli 2007, Der Standard
DCV gibt nicht auf: Neuer Anlauf für Datenspeicher im Augarten-Flakturm. Konzept bei Baupolizei eingereicht – Projekt auch ohne Zubauten zu verwirklichen – Grüne gegen Datencenter: https://www.derstandard.at/story/2971131/dcv-gibt-nicht-auf-neuer-anlauf-fuer-datenspeicher-im-augarten-flakturm

18. Juni 2007, Der Standard
Wiener Augarten-Flakturm bleibt Riesenbaustelle. Kran hievt 50 Tonnen schwere Betonteile aus dem Inneren – 1.200 Kubikmeter Taubenkot bereits entfernt. https://www.derstandard.at/story/2792527/wiener-augarten-flakturm-bleibt-riesenbaustelle

27. November 2006, Der Standard
Augarten-Flakturm verliert zwei “Ohrwascheln”. Die 220 Tonnen schweren Plattformen müssen abgetragen werden – DCV plant weiter Datenspeicher im Bau: https://www.derstandard.at/story/2613394/augarten-flakturm-verliert-zwei-ohrwascheln

12. Oktober 2006, Der Standard
Wiener Augarten-Flakturm verliert zwei Plattformen. Sie haben sich gelockert und werden nun mittels Kran abgetragen – weiterhin Umbaupläne zu einem Datenspeicher: https://www.derstandard.at/story/2613358/wiener-augarten-flakturm-verliert-zwei-plattformen

2. Dezember 2005, Der Standard
Flakturm im Wiener Augarten wird zum Datenlager. Betreiber gibt grünes Licht – Arbeiten könnten bereits im Frühjahr 2006 starten – Drei Jahre Bauzeit veranschlagt – Investitionen in den Park versprochen: https://www.derstandard.at/story/2255230/flakturm-im-wiener-augarten-wird-zum-datenlager

4. Mai 2005, Der Standard
Weiter Streit um den großen grauen Monolith. Das Ringen um die Zukunft des runden Augarten – Flakturmes geht in eine neue Runde: https://www.derstandard.at/story/1903711/weiter-streit-um-den-grossen-grauen-monolith

11. Oktober 2002, Der Standard
Wiener Flaktürme sollen Mahnmal-Charakter behalten. Studie lehnt große Umbauprojekte ab – Schicker gegen Aufbauten im Augarten und Eventflächen im Esterhazypark: https://www.derstandard.at/story/1098344/wiener-flaktuerme-sollen-mahnmal-charakter-behalten

Linktipps:

Flakturm-Fotos Erich J. Schimek / Initiative Denkmalschutz: https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157646364915906

Die Flaktürme auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Flakt%C3%BCrme

Die Flaktürme auf Wien Geschichte Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Flakt%C3%BCrme

ö1-Radiobeitrag “Flaktürme, Wien” (4 min; 18.9.2018): https://oe1.orf.at/artikel/644806/Flaktuerme-Wien

Flaktürme Wien auf Geheimprojekte.at: http://www.geheimprojekte.at/info_flaktuerme.html

Wels (OÖ): Initiative Denkmalschutz fordert Bezugnahme zur historischen Bausubstanz im Osten des Kaiser-Josef-Platzes

Pressemitteilung Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer, Referent für Kultur und Bildung

Initiative Denkmalschutz Wels übergibt 1.582 Unterschriften an Kulturstadtrat

Bürgerinitiative fordert Bezugnahme zur historischen Bausubstanz im Osten des Kaiser-Josef-Platzes

Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer (SPÖ) nahm die Petition der „Initiative Denkmalschutz Wels“ entgegen und versprach diese im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen. Die Bürgerinitiative ersucht die Stadt Wels bei der Neugestaltung des Kaiser-Josef-Platzes [KJ] um architektonische Bezugnahme auf die historische Bausubstanz des ehemaligen Bahnhofs der Pferdeeisenbahn.

'Denksteinhaus', Bahnhofstraße 6, Wels/OÖ

Das Bahnhofsgebäude (‘Denksteinhaus’) am Kaiser-Josef-Platz in Wels im Jahr 1848, zu sehen die beiden Durchfahrten für die Züge, rechts daneben der 1959 abgerissene Semmelturm, nach einem Aquarell von Frh. von Mandelsloh

Historische Objekte haben eine identitätsstiftende Wirkung für die Stadt und ihre Bewohner*innen. Durch die restlose Entfernung von teilweise jahrhundertealter Bausubstanz und eine Neugestaltung ohne Bezugnahme auf die Vorgängerbauten, bestehe die große Gefahr, dass der Charakter ganzer Häuserensembles zerstört werde, warnt die Bürgerinitiative und nennt Beispiele wie den Bereich des ehemaligen Café Urbann in der Bahnhofstraße oder Neubauten in der Roseggerstraße.

„Gerade auf dem KJ muss mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden“, betont Albert Neugebauer [Leiter Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz] und ergänzt: „Auch aus touristischer Sicht ist der Ensembleschutz bedeutend für eine historische Stadt wie Wels.

Laut Bürgerinitiative sollte das „Denksteinhaus“, durch das einst die Eisenbahn fuhr, erhalten bleiben. Sei das nicht möglich, wäre zumindest ein architektonischer Bezug zur Eisenbahngeschichte dieses Platzes wünschenswert. Wenn beim Abriss Strukturen der früheren Nutzung zum Vorschein kommen, sollten diese in Neubauten integriert werden.

'Denksteinhaus', Bahnhofstraße 6, Wels (Foto Nov. 2020)

Das Denksteinhaus, ehemals Teil des Bahnhofs der Pferdeeisenbahn 1836, Foto: 30.11.2020, (c) Albert Neugebauer / Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz

Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer würdigt den langen Atem des Vereins „Initiative Denkmalschutz Wels“ und verspricht: „Ich werde die Petition im Rahmen der Möglichkeiten der Stadt Wels unterstützen.“ Um künftig das kulturelle Erbe der Stadt besser schützen zu können, brauche es in Wels Altstadtsatzungen für den Erhalt historischer Bausubstanz, betont er.

Die Chancen dafür stehen jedoch nicht gut, wie der zuständige Planungsstadtrat Peter Lehner (ÖVP) ausführt: “Auf dem Gebäude ist kein Denkmalschutz, es liegt eine aufrechte Abbruchbewilligung vor – und es ist in Privatbesitz, siehe: https://www.meinbezirk.at/wels-wels-land/c-lokales/buergerinitiativen-rund-um-den-kj_a4497590

Siehe auch:
3. Dezember 2020, APA-OTS-Presseaussendung, 3.12.2020, Initiative Denkmalschutz (Österreich) gemeinsam mit der Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz
Initiative Denkmalschutz: Stadt Wels muss endlich Verantwortung für ihr historisches Stadtbild wahrnehmen! Anlass ‘Denksteinhaus’. Drohender Abbruch des einzigartigen ehemaligen Bahnhofsgebäudes aus dem Jahr 1836 (‘Denksteinhaus’) am Kaiser-Josef-Platz (KJ): https://www.initiative-denkmalschutz.at/presseaussendungen/initiative-denkmalschutz-ooe-stadt-wels-muss-endlich-verantwortung-fuer-ihr-historisches-stadtbild-wahrnehmen-anlass-denksteinhaus bzw. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201203_OTS0022

Medienreaktionen:

23. Februar 2021, MeinBezirk
Semmelturm & Denksteinhaus. Bürgerinitiativen rund um den KJ: https://www.meinbezirk.at/wels-wels-land/c-lokales/buergerinitiativen-rund-um-den-kj_a4497590

19. Februar 2021, Tips
Welser Denkmalschutz-Initiative übergibt Petition an die Stadt: https://www.tips.at/nachrichten/wels/land-leute/527554-welser-denkmalschutz-initiative-uebergibt-petition-an-die-stadt

17. Februar 2021, MeinBezirk
Initiative Denkmalschutz Wels: “Ensembleschutz ist bedeutend für Wels”: https://www.meinbezirk.at/wels-wels-land/c-lokales/ensembleschutz-ist-bedeutend-fuer-wels_a4488116

Thema in diesem Zusammenhang auch:

Verlorenes Erbe (OÖ): Semmelturm in Wels, abgerissen 1959: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/verlorenes-erbe-ooe-semmelturm-in-wels-abgerissen-1959