Bauordnungsnovelle (Wien): Was ist vom Abrissstopp im Sommer 2018 geblieben?

Am 30. Juni 2018 trat die neue Bauordnungsnovelle in Wien in Kraft, die zum Ziel hatte, die historischen Gebäude (vor 1945 erbaut) und außerhalb von gewidmeten Schutzzonen der Stadt Wien standen, vor Abriss zu schützen. Ein Blick zurück: Im Juni 2018 kam es zu einer nie dagewesenen Abbruchwelle von Gründerzeithäusern in Wien, um den auslaufenden bewilligungsfreien Abbruch für diese Häuser so schnell als möglich umzusetzen.  Dutzende Häuser waren halb eingerissen und die Baupolizei (MA 37) verfügte am Samstag, 30. Juni über diese Häuser einen Abbruchstopp. Als dagegen seitens vieler Eigentümer Einspruch erhoben wurde, wurden diesen jedoch Recht gegeben (ein für Gültigkeit der Bauordnungsnovelle begonnener Abbruch darf weitergeführt werden) und somit sind fast alle Gebäude bis heute abgerissen. Siehe Verwaltungsgerichtshof-Erkenntnis vom 28. Mai 2019 (Ro 2019/05/0012):
VwGH-Erkenntnis: https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWT_2019050012_20190528J00/JWT_2019050012_20190528J00.pdf
die daraus resultierenden 5 Rechtssätze: 1.) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050012_20190528J01/JWR_2019050012_20190528J01.pdf 2.) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050012_20190528J02/JWR_2019050012_20190528J02.pdf 3.) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050012_20190528J03/JWR_2019050012_20190528J03.pdf 4.) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050012_20190528J04/JWR_2019050012_20190528J04.pdf 5.) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050012_20190528J05/JWR_2019050012_20190528J05.pdf.

STANDARD-ARTIKEL AKTUELL (27.6.2020): ZWEI JAHRE NACH DEN ABBRUCHSTOPPS: Die Bagger kamen mit Verspätung. Eine Novelle der Wiener Bauordnung sollte alte Häuser besser schützen. Laufende Abbrüche wurden vor zwei Jahren gestoppt. Was seither geschah”: https://www.derstandard.at/story/2000118320186/zwei-jahre-nach-den-abbruchstopps-die-bagger-kamen-mit-verspaetung

STANDARD-ARTIKEL (6.7.2019): Wiener Bauordnung: EIN JAHR NACH ABBRUCHSTOPPS. Abgerissen wird weiterhin. Seit einem Jahr werden alte Wiener Häuser besser geschützt. Viele Baustopps wurden seither aufgehoben. Mancherorts schauen Anrainer bis heute auf Ruinen”: https://www.derstandard.at/story/2000105353520/ein-jahr-nach-abbruchstopps-abgerissen-wird-weiterhin

Ganz anders die Situation Radetzkystraße 24-26 (3. Bez.) und Mariahilfer Straße 166-168 (15. Bez.)

Nur bei zwei Häusern stellt sich die Situation ganz anders dar, denn die waren zum Zeitpunkt des Abbruchbeginns von Mietern bewohnt: 3. Bezirk, Radetzykystraße 24-26 sowie 15. Bezirk: Mariahilfer Straße 166-168. Eine interne Analyse unseres Vereins Initiative Denkmalschutz kommt zu einem anderen, als dem offiziellen Ergebnis, denn der wesentliche Teilaspekt “Bewohnt bei Abbruchbeginn” fand keine juristische Ausleuchtung: “Die Baupolizei hat zu früherer Zeit die Auffassung vertreten, dass ein Abbruch nur von ‘leeren’ Gebäuden möglich ist und daher (begonnene) Abtragungsarbeiten bei bewohnten Objekten als bewilligungs- bzw. anzeigepflichtige Bauführungen zu werten sind. Offenbar wird diese Rechtsansicht nicht mehr vertreten. Ein Grund dafür ist ho. nicht bekannt. (…) Zweifellos handelt es sich auch bei Abbrucharbeiten um Bauarbeiten (ein Bauvorhaben, eine Bauführung) im Sinne der Bauordnung für Wien. § 129a Abs. 2 lässt erkennen, dass ein Gebäudeabbruch die gänzliche Entfernung eines Bauwerkes (‘Totalabbruch’) darstellt. Wie dies aber bei weiterhin benützten Wohnungen (unter Berücksichtigung des § 123 Abs. 3 u. 4) bewerkstelligt werden kann ist fraglich: Ein Totalabbruch ist jedoch (erst) möglich, wenn ein Bauwerk gänzlich unbenützt (unbewohnt) ist. (…) Abtragungsarbeiten können somit nur als eine Veränderung eines bestehenden Bauwerks verstanden werden, die – je nach Art der Baumaßnahmen nach § 60 bzw. § 62 bewilligungs- bzw. anzeigepflichtig sind (…) Es ist davon auszugehen, dass der letzte Satz des § 124 Abs. 2 Anwendung zu finden hat. Dieser besagt, dass mit dem Bau entgegen der Baubeginnsanzeige nicht begonnen wird, diese als nicht erstattet gilt. Wird nun der Abbruchbeginn mit einem Datum zur Kenntnis gebracht, bei dem sich noch benützte Wohnungen im Gebäude befinden, so ist diese als nicht erstattet anzusehen, da ja keine Abbrucharbeiten i.S.d. § 129a Abs. 2 durchführbar wären. (…) Im gegenständlichen Fall ist somit zu bezweifeln, ob hier die Abbruchbeginnsanzeige rechtsgültig war, vielmehr ist sie als ‘nicht erstattet’ anzusehen. Da nun davon auszugehen ist, dass keine rechtsgültige Mitteilung über den Beginn von Abbrucharbeiten vorliegt, wäre – sofern die entsprechenden Voraussetzungen (also keine weiterhin benützten Wohnungen) gegegeben sind, ein neuerliches Verfahren zur Einleitung eines Abbruchs notwendig, welches jedoch nach den aktuellen gesetzlichen Regelungen abzuhandeln wäre.”

1.) Biedermeier-Doppelhaus Mariahilfer Straße 166-168, 15. Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus (1150 Wien)

“Abriss durch alle Instanzen” (26.6.2020; WienSchauen):
https://www.wienschauen.at/abriss-durch-alle-instanzen-mariahilfer-strasse-166-168

VwGH-Erkenntnis (Ro 2019/05/0039): https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWT_2019050039_20191216L00/JWT_2019050039_20191216L00.pdf
Rechtssatz: https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2019050039_20191216L01/JWR_2019050039_20191216L01.pdf

FOTOS Erich J. Schimek (Initiative Denkmalschutz): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157670840630488

Petition “Für die Erhaltung der vom Abriss bedrohten Biedermeierhäuser Mariahilfer Straße 166-168” (Juli 2018): https://www.wien.gv.at/petition/online/PetitionDetail.aspx?PetID=71f4aa63422d42c48c8930a40c5acdf7

2.) Frühgründerzeithaus Radetzkystraße 24-26, 3. Bezirk Landstraße (1030 Wien)

Standard (18.6.2020): OGH-Beschluss: Abbruchhaus in der Radetzkystraße bekommt Dach und Fenster. Die Mietervereinigung spricht von einem Etappensieg, Arbeiten am Haus sind bereits im Gange”: https://www.derstandard.at/story/2000118167448/ogh-beschluss-abbruchhaus-in-der-radetzkystrasse-bekommt-dach-und-fenster

Standard (15.5.2020):Arbeiten am bewohnten Abbruchhaus in der Wiener Radetzkystraße. Der Eigentümer hat laut Gerichtsbeschluss bis Juli Zeit, das Dach wiederherzustellen”: https://www.derstandard.at/story/2000117515393/arbeiten-am-bewohnten-abbruchhaus-in-der-wiener-radetzkystrasse

Standard (7.12.2019): Abbruchhaus Radetzkystraße: Eigentümer muss Dach wiederherstellen. Achtmonatige Frist läuft bereits – wird sie versäumt, droht dem Eigentümer die Zwangsverwaltung”: https://www.derstandard.at/story/2000111991440/abbruchhaus-radetzkystrasse-eigentuemer-muss-dach-wiederherstellen

FOTOS Erich J. Schimek (Initiative Denkmalschutz): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157688821860394

Petition “Rettet das Haus Radetzkystrasse 24 und 26” (Juni 2018): https://www.wien.gv.at/petition/online/PetitionDetail.aspx?PetID=9cf3cb466f50481fbace26c9e3336037

Belastete Denkmäler – Beispiel Lueger-Denkmal (Wien): Denkmäler stürzen keine Lösung!

Am Beispiel Lueger-Denkmal: Historiker: Denkmäler stürzen keine Lösung. Wie soll man mit Denkmälern von umstrittenen historischen Persönlichkeiten umgehen? Im Zuge der Black-Lives-Matter-Demos wurden viele zerstört oder beschmiert. Historiker Oliver Rathkolb sieht darin keine Lösung. Und auch unser Verein Initiative Denkmalschutz sieht dies so. Umso größer daher die Frage, wieso dies beim Hitler Geburtshaus anders gesehen wird (vgl. Presseaussendung: “Hitlers Geburtshaus: ‘Neutralisierung muss scheitern’. Initiative Denkmalschutz: Erhaltung und Kontextualisierung ‘State of the Art’ (17.7.): https://www.initiative-denkmalschutz.at/presseaussendungen/hitlers-geburtshaus-neutralisierung-muss-scheitern-initiative-denkmalschutz-erhaltung-und-kontextualisierung-state-of-the-art). ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN: https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14059646/Historiker-ueber-Beschmierung-von-Lueger-Denkmal/14736401 +++ ORF-BERICHT LESEN: https://wien.orf.at/stories/3059580 +++ Weitere Medienberichte: “Der Sturm auf die Denkmäler ist in Wien ein laues Lüftchen. Während in anderen Teilen der Welt Sklavenhändler ins Wasser gestürzt werden, plant die Stadt keine Verlegung des umstrittenen Lueger-Denkmals” (21.6.2020): https://www.derstandard.at/story/2000118184936/der-sturm-auf-die-denkmaeler-ist-in-wien-ein-laues; “Pro & Kontra: Abriss des Karl-Lueger-Denkmals in Wien. An den antisemitischen Ergüssen des einstigen Bürgermeisters gibt es nichts zu verharmlosen. Muss die Statue weg?” (14.7.2020, Der Standard): https://www.derstandard.at/story/2000118713205/pro-kontra-abriss-des-karl-lueger-denkmals-in-wien. +++ Das Lueger-Denkmal auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Dr.-Karl-Lueger-Platz#Luegerdenkmal.

Bezirkspolitik in Wien: Kein Interesse an Stellungnahmen der eigenen Bürger!

Flächwidmungs- und Bebauungspläne bilden eine besonders wichtige Grundlage bei Bauvorhaben. Wenn es um Aufstockungen von Gebäuden mit besonderer Bedeutung für das historische Stadtbild geht, oder ob durch viel zu hohe Widmungen Anreize für Abrisse für Altbauten geschaffen werden, all dies wird in den Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen festgehalten. Unser Verein Initiaitive Denkmalschutz hat daher seit seiner Gründung im Jahr 2008 besonderes Augenmerk auf solche Umwidmungen gelegt und bereits viele Dutzende Stellungnahmen abgegeben, einerseits weil dies eines der ganz wenigen Rechte für uns als NGO ist, die uns der Gesetzgeber zugestanden hat (quasi Anhörungsrecht), andererseits weil wir hier proaktiv und vorausschauend negative Entwicklungen schon Jahre vorher gegebenenfalls hintanhalten könn(t)en.

Aktuelle öffentliche Auflagen in den Bezirken 2., 3., 14., 20., 22. 

Letzten Donnerstag am 20. August gingen nach der Sommerpause wieder viele aktuelle Flächenwidmungsverfahren online. Bis 1. Oktober haben jetzt Bürgerinnen und Bürger das Recht, Stellungnahmen zu den geplanten Umwidmungen abzugeben, die dann im zuständigen Gemeinderatsausschuss behandelt und danach im Gemeinderat rechtsgültig beschlossen werden. Eine sehr wichtige Rolle kommt dabei den örtlichen Bezirksvertretungen zu, denn die Stellungnahme der Bezirke haben ein besonders großes Gewicht, wenn noch Abänderungen zum Planentwurf gemacht werden sollen.

Örtliche Bezirkspolitik kein Interesse an Stellungnahmen der Bürger und NGOs?

Was seit vielen Jahren viele Bürgerinnen und Bürger jedoch vor den Kopf stößt: Die Bezirksvertretungen zeigen zumeist keinerlei Interesse an den Stellungnahmen der eigenen Bezirksbürger oder von NGOs wie unserem Verein Initiative Denkmalschutz, denn allzu oft werden die Bezirks-Stellungnahmen noch während(!) der öffentlichen Auflagefrist beschlossen bzw. im zuständigen Bezirks-Bauausschuss abschließend beraten, sodass keinerlei Möglichkeit für die Bezirkspolitiker – gewollt oder ungewollt(!) besteht, die Stellungnahmen der BürgerInnen überhaupt zu kennen (und wie bekannt, werden gerade in den letzten Tagen vor Fristende die meisten Stellungnahmen abgegeben). Gemeinsam mit dem Verein “Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung” versucht unser Verein Initiative Denkmalschutz seit vielen Jahren diesen “Missstand” verbessern.

UPDATE (29.8.2020): 2. Bezirk: Bis dato keine Antwort +++ 3. Bezirk: Wie befürchtet: Nächste Bauausschuss-Sitzung am 9.9., Stellungnahme-Beschluss in Bezirksvertretungssitzung am 17.9. (2 Wochen vor Ende der öffentlichen Auflagefrist!)

Bezirksvertretungen können sich sehr wohl zu Wort melden!

Auch wenn der Gesetzgeber, der Wiener Landtag, es hier nicht wirklich vorgesehen hat, dass die Bezirkspolitik rechtzeitig Kenntnis von den Stellungnahmen der Bezirksbürger erlangt, so können die Bezirksparteien diesen “Missstand” einerseits der eigenen Partei im Gemeinderat/Landtag melden bzw. im Bezirk Resolutionen beschließen, um hier glaubwürdig zu bekunden, dass der Bezirk die Stellungnahmen der eigenen Bezirksbürger kennen will. Vielleicht wurde es – ganz selten – gemacht, doch unserem Verein sind keinerlei derartige Reaktionen bekannt. Oft hat es den Anschein, als ob die Bezirkspolitik nicht unglücklich ist, wenn sie zum Zeitpunkt der Beschlusssfassung der Stellungnahme “unwissend” ist (man könnte ja sonst vielleicht ein schlechtes Gewissen bekommen?).

Verein Initiative Denkmalschutz beabsichtigt drei Stellungnahmen abzugeben (2. u. 3. Bezirk)

Zwei von fünf Bezirken stehen bei unserem Verein aktuell im Fokus. Zu den beiden Planentwürfen im 2. Bezirk sowie zu einem Planentwurf im 3. Bezirk beabsichtigt unser Verein eine Stellungnahme abzugeben und wir stellten daher noch am gleichen Tag (20.8.) folgende Anfrage an die Bezirke Leopoldstadt und Landstraße per email:

Sehr geehrte Bezirksvorstehung,
sehr geehrte/r Vorsitzende/r des Bauausschusses,

seit heute, 20. August befinden/befindet sich die/der Planentwurf /-würfe Nr. … in öffentlicher Auflage (bis 1. Oktober):

Unsere zwei Fragen dazu:

1.) Wann findet die nächste Bauauschuss-Sitzung statt, in der dieser Planentwurf behandelt wird?

2.) Wann ist seitens der Bezirksvertretung beabsichtigt, die Stellungnahme zu diesem Planentwurf zu beschließen? Wir befürchten, dass dies bereits in der nächsten Bezirksvertretungssitzung am 17. September  / 21. September – also noch während der öffentlichen Auflage (!!!) – erfolgen wird (vgl. https://www.wien.gv.at/bvt/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=sSitzungstermine&Type=R&Bezirk=02 bzw. https://www.wien.gv.at/bvt/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=sSitzungstermine&Type=R&Bezirk=3). In diesem Fall fordern wir Sie auf, die öffentliche Auflage abzuwarten, und erst danach die abschließende Beratung im Bauausschuss abzuhalten und in weiterer Folge die Stellungnahme in der Bezirksvertretung zu beschließen [iD-Anmerkung: vermutlich müsste hierzu eine Sonder-Bezirksvertretungssitzung einberufen werden]. Wenn nicht einmal die eigenen Bezirksvertreterinnen und – vertreter Interesse an den abgegebenen Stellungnahmen der Bezirksbürgerinnen und Bürgern sowie NGOs haben, wieso sollte dann der Gemeinderatsausschuss größeres Interesse an den Stellungnahmen zeigen, zumal die Gemeinderatsausschuss-Mitglied viel schlechtere eigene örtliche Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten haben. Wie Sie wissen, hat Ihre Bezirks-Stellungnahme wesentliches Gewicht für den rechtsgültigen Beschluss im Gemeinderat. Die zum Teil vorherrschende Praxis in den Bezirken, vor Ende der öffentlichen Auflagefrist Stellungnahmen der Bezirksvertretung zu beschließen, stößt nicht nur unserem Verein, sondern vielen Bürgerinnen und Bürgern vor den Kopf.

Unser Verein beabsichtigt zum/zu den Planentwurf/-entwürfen … eine Stellungnahme abzugeben und hoffen diese bis etwa 10. September Ihnen übermitteln zu können. Natürlich werden wir unsere Stellungnahme ebenso bei der MA 21 abgeben,

mit freundlichen Grüßen

Markus Landerer
im Namen der Initiative Denkmalschutz
mobil: 0699 / 1024 4216

Mitglied beim Verein “Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung (www.aktion21.at)

PS: Auszug aus der Bauordnung für Wien

§ 2 Abs. (5): Der Magistrat hat die Entwürfe für die Festsetzung und für Abänderungen der Flächenwidmungspläne und der Bebauungspläne (…), durch sechs Wochen zur öffentlichen Einsicht aufzulegen und in einem der örtlich zuständigen Bezirksvertretung mit der Einladung zu übermitteln, innerhalb einer gleichzeitig festzusetzenden Frist, die zwei Monate, im Falle unwesentlicher Abänderungen der Flächenwidmungspläne und Bebauungspläne vier Wochen, nicht überschreiten darf, dazu Stellung zu nehmen. Bei unwesentlichen Abänderungen der Flächenwidmungspläne und Bebauungspläne kann die öffentliche Auflage auf vier Wochen verkürzt werden (…).

Anmerkung Initiative Denkmalschutz: Bedauerlicher Weise wurde die Frist für die örtlichen Bezirksvertretungen bei der Bauordnungsnovelle 2018 sogar noch von drei auf zwei Monate verkürzt. Vgl. u.a. unsere Stellungnahme zu § 2 Abs. 5 Bauordnungsnovelle (18. Mai 2020): https://www.initiative-denkmalschutz.at/stellungnahme/wien-stellungnahme-bauordnungsnovelle-18-mai-2020/

Dianabad (Wien): Abriss des legendären Bades 1965

Vier Dianabäder gab es in der Oberen Donaustraße 93-95 am Donaukanal im 2. Bezirk. Legendär war das imposante zweite Bad, das 1913–1917 nach den Plänen des Architekten Peter Paul Brang erbaut wurde. In der Vorabend-Sendung “Studio 2” (14.9.2020): ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (6 min: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14064632/Wiens-Dianabad-wird-geschlossen/14761147. Es war eine luxuriöse fünfstöckige Anlage und besaß zwei Schwimmhallen, Dampf- und Wannenbäder, Sonnenbäder und ein Hotel, das den ganzen Straßentrakt an der Oberen Donaustraße einnahm. Mosaike wurden 1914 von Leopold Forstner geschaffen und der Skulpturenschmuck in der Eingangshalle von Georg Leisek 1914/15. Die Keramiken stammen von den Gebrüder Schwadron. Der Hoteltrakt am Donaukanal wurde im 2. Weltkrieg schwer beschädigt (durch Bombentreffer und letzte Kriegshandlungen in Wien), das Bad dahinter blieb fast unbeschädigt erhalten. Die Hotelruine wurde 1963 demoliert, das danach noch 20 Jahre benutzte Bad (bis 30.4.1965) wurde erst 1965/66 abgerissen. Das 3. und 4. Dianabad wurde ums Eck in der Lilienbrunngasse 7-9 erbaut. Noch im Oktober 2020 wird das im Jahr 2000 errichtete 4. Dianabad endgültig geschlossen, darin die fünf großen Jugendstilmosaike und eine Brunnenfigur aus dem 2. Bad. Nun harren diese alten Ausstattungsstücke einer ungewissen Zukunft.

Das Dianabad auf Geschichte Wien Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Dianabad sowie auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Dianabad_(Wien)

Fotogalerie historischer Aufnahmen (“Das rote Wien”): http://www.dasrotewien.at/seite/baeder-oeffentliche/galerie/hallenbaeder

Denkmalamt (Bgld.): Ende des Abriss-Automatismus gefordert!

Anlässlich der beiden aktuellen Abrisse im Burgenland (Jakobhaus in Pöttelsdorf und Altes Lagerhaus in Eisenstadt) meldet sich der Denkmalamt-Abteilungsleiter für das Burgenland, Peter Adam zu Wort: Es gibt einen regelrechten Abriss-Automatismus, alte Bauten würden als „vogelfrei“ gelten und nur zu gerne plattgemacht werden, um Platz für moderne Objekte zu schaffen. Er meint auch, die Kriterien für Denkmal-Unterschutzstellung sind gemäß dem Denkmalschutzgesetz sehr hoch angesetzt [siehe iD-Kommentar unten], sodass das alte Lagerhaus in Eisenstadt nicht geschützt werden konnte. Trotzdem wäre es wünschenswert gewesen, wenn das Gebäude nicht abgerissen wird, sondern in den Neubau integriert wird und fügt hinzu “nur weil ein Gebäude nicht denkmalgeschützt ist, heißt das noch lange nicht, dass man es gleich abreißen soll. Aber wir erleben derzeit leider einer Abriss-Kultur, wie man es zum Beispiel auch am alten Jakobhaus in Pöttelsdorf sieht.” Für Norbert Pingitzer, Landesobservator des Vereins Initiative Denkmalschutz wäre “das Gebäude auf alle Fälle erhaltenswert gewesen. Zumindest über die Erhaltung der Außenhülle sollte nachgedacht werden”. KRONE-WEITERLESEN: https://www.krone.at/2253067 (15.10., “Zu wenig Schutz: Ende des ‘Abriss-Automatismus’ gefordert”); MEINBEZIRK-WEITERLESEN: https://www.meinbezirk.at/eisenstadt/c-lokales/das-alte-lagerhaus-ist-bald-geschichte_a4297572 (16.10., “Abriss in der Rusterstraße Eisenstadt: Das alte Lagerhaus ist bald Geschichte”)

Altes Lagerhaus in Eisenstadt

Das alte Lagerhaus in Eisenstadt aus den 1950er-Jahren soll abgerissen werden, Foto: 2015, (c) Linie29, CC BY-SA 4.0, Wikipedia

Weiterer Medienbericht: 12.10.2020, MeinBezirk: “Abreißen statt Integrieren: Warum reißt man das alte Lagerhaus komplett ab?”: https://www.meinbezirk.at/eisenstadt/c-regionauten-community/warum-reisst-man-das-alte-lagerhaus-komplett-ab_a4290474

Kommentar Initiative Denkmalschutz: Wir können das Problem absolut bestätigen. Zum Abbruch des Jakobhauses in Pöttelsdorf kam es insbesondere auf Grund des großen Ressourcenmangels im Bundesdenkmalamt (personell wie finanziell), und beim alten Lagerhaus in Eisenstadt lag es an den strengen Kriterien im Denkmalschutzgesetz, denn für lokale und regionale Denkmäler sind primär die Bundesländer und die einzelnen Gemeinden zuständig. Im § 1 Abs. 2 Denkmalschutzgesetz heißt es: “Die Erhaltung liegt dann im öffentlichen Interesse, wenn es sich bei dem Denkmal aus überregionaler oder vorerst auch nur regionaler (lokaler) Sicht umKulturgut handelt, dessen Verlust eine Beeinträchtigung des österreichischen Kulturgutbestandes in seiner Gesamtsicht hinsichtlich Qualität sowie ausreichender [!!!] Vielzahl [!!!], Vielfalt [!!!] und Verteilung [!!!] bedeuten würde. Wesentlich ist auch, ob und in welchem Umfang durch die Erhaltung des Denkmals eine geschichtliche Dokumentation erreicht werden kann.”

Niederperwarth (NÖ): Ex-Lehrer kauft Schlossruine

Der pensionierte Mathematik-Lehrer Anton Wagner hat sich einen Kindheitstraum erfüllt. Er hat die denkmalgeschützte Schlossruine Niederperwarth im kleinen Erlauftal (Gemeinde Randegg) gekauft. Nun will er die zwischen Randegg und Wang gut versteckte Ruinezumindest teilweise – mit entsprechender archäologischer Begleitung wiederaufbauen. Als Gewölbebauer hat er auch sehr viel bei der Demontage von alten Bauernhäusern und Schlössern gelernt, meint er im Interview. ORF-FERNSEHBERICHT ZUM NACHSEHEN (3 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Niederoesterreich-heute/70017/Niederoesterreich-heute/14073337/Ex-Mathelehrer-wird-Schlossherr/14805669 (29.11.2020, “Ex-Mathelehrer wird Schlossherr”) +++ ORF-BERICHT LESEN: https://noe.orf.at/stories/3072064  (29.11.2020, “‘Menschen im Blickpunkt’: Ex-Lehrer erfüllt sich Traum als Schlossbesitzer”).

Die Gewölbebau Wagner GmbH berichtet auf ihrer Facebook-Seite am 24.11.2020: “Ruine Perwarth…: Nun ist es soweit. Die Vorabeiten auf der Ruine Perwarth haben begonnen. Rund um die Ruine wird der Bewuchs entfernt, eine Zufahrtsmöglichkeit errichtet und erste Sicherungsarbeiten durchgeführt. Danke für die tolle Zusammenarbeit an das Lohnunternehmen Stöger und die Archäologen von der Fa. Silva” (mit schönen Videoaufnahmen/Luftbildern), siehe: https://www.facebook.com/watch/Gew%C3%B6lbebau-Wagner-GmbH-1028369917341336/

Schlossruine (Kurzbeschreibung): “Dreigeschoßige, annähernd quadratische Anlage mit drei runden Ecktürmen und axialem Torturm. 1555–1561 erbaut, nach mehrmaligem Besitzerwechsel seit 1834 kaiserlich, seither fortschreitender Verfall.” (Quelle Denkmalliste Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Randegg).

12 Fotos der Schlossruine Niederperwarth auf Wikipedia (Wikimedia Commons): https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Schlossruine_Niederperwarth?uselang=de

Ältere Medienberichte:

24.9.2020, NÖN
Anton Wagner: Neuhofner hat sich mit Randegger Ruine Traum erfüllt
https://www.noen.at/amstetten/anton-wagner-neuhofner-hat-sich-mit-randegger-ruine-traum-erfuellt-neuhofen-an-der-ybbs-randegg-anton-wagner-gewoelbebau-ruine-niederperwarth-225176426

23.9.2020, NÖN
Randegg: Weil er ein Schloss bauen will: Neuhofner kauft Ruine
https://www.noen.at/erlauftal/randegg-weil-er-ein-schloss-bauen-will-neuhofner-kauft-ruine-randegg-neuhofen-an-der-ybbs-ruine-niederperwarth-claudia-fuchsluger-anton-wagner-gewoelbebau-225144493

Die Schlossruine Niederperwarth:
– auf “Wehrbauten in Österreich”: http://www.wehrbauten.at/noe/niederoesterreich.html?/noe/perwarth/perwarth.html
–  auf “Burgen-Austria.com”: http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=823
– im “Kulturatlas.at“: http://www.kulturatlas.at/aut_no/page/00027144.htm
– Auf “Ruine.at“: http://ruine.at/perwarth.htm
– auf “Unterirdisch.at“: https://unterirdisch.de/index.php?threads/schlossruine-niederperwarth-s%C3%BCdwestlich-von-wieselburg.14585/
– – Youtube-(Foto-)Video (4 min; März 2020): https://www.youtube.com/watch?v=bUI7dKDLwjs (Schloss Ruine Perwarth (Niederperwarth))
– auf “Sagen.at“: http://www.sagen.at/fotos/showphoto.php/photo/22371/size/big/cat

Ebensee (OÖ): Altes Gasthaus Emseea vor Abriss

Das Gasthaus zur Ebensee (ugs. der Emseea) soll in Kürze abgerissen werden. Es ist eines der ältesten Bauten in Ebensee am Traunsee. Das Haus in der Dr. Rasper-Straße 1 (ehemals Ebensee 47), in der Nähe des Bahnhofs gelegen, wurde bereits 1626 in Handschriften als Landwirtschaft erwähnt und seit 1708 auch als Gasthaus angeführt. Nach der Abbruchgenehmigung im Herbst 2020 gab es noch eine Initiative zur Rettung des historischen Gasthauses, die Petition “Ebensee retten”, innerhalb weniger Stunden 1.700 Unterzeichner erreichte. (vgl. Radiobeitrag). In einem aktuellen Artikel der Oberösterreichischen Nachrichten (7.1.2021) geht der Architekt Andreas Zohner mit der Baukultur seiner Heimatgemeinde Ebensee hart ins Gericht. Er kritisiert den laufenden Verlust historischer Bausubstanz und nimmt die Gemeindepolitik in die Verantwortung. Diese hätte viel früher etwas tun müssen. Warum gibt es in Ebensee keine Liste von allen Häusern, die man als schützenswert erachtet? Wer überlegt sich, wie man diese dann bewahren kann?” In einer Stellungnahme, die unseren Verein vorliegt, schreibt Zohner: Die Liste der verloren gegangenen öffentlichen Gebäude ist lang, beginnt beim Abbruch des wohl bedeutensten Bauwerks Ebensees der letzten Jahrhunderte, dem Metternich Lobkowitz Sudwerks, setzt sich fort über das alte Standesamt am Anfang der Marktgasse, die erste Volksschule des Ortes in der Berggasse, das alte Bahnhofsgebäude Landungsplatz, Wirtshäuser wie die Seeraunzn, das Kernstüberl, aber auch Privathäuser wie die Mendelssohnvilla, Herzmanovskyvilla und zahlreiche Wohnhäuser mit weniger berühmten Namensgebern. (…) War der Abbruch der Villa Almfried in Rindbach zumindest in den regionalen Medien ein Thema und Grund für ein gewisses Maß an Unverständnis, gingen die meisten anderen der aufgezählten Gebäude sang und klanglos unter – oder noch besser, unter dem Beifall der Gemeindezeitung, die nach dem Abbruch des alten Karstädthäuses (= erste Volksschule) und der Errichtung eines Garagengebäudes an der selben Stelle jubilierte: “‘ .. und Ebensee ist wieder ein Stück schöner geworden!’ Die Beispiele des Versagens der Gemeindepolitik ließen sich beliebig weiterführen! Der hölzerne Erker des alten Standesamtes wurde so lange im Freien aufbewahrt, bis auch dieser Teil Ebenseer Baukultur Geschichte war! (…) Wenn jetzt der Bürgermeister angesichts der Ereignisse rund um den geplanten Abbruch des Ebenseerwirtshauses von einem Lernprozesss spricht, sollte man aber nachfragen, warum dieser nicht schon 2011 mit der Erstellung des Architekturleitbildes der Gemeinde Ebensee begonnen hat – aber halt, leider wurden die zuständigen Bediensteten darüber im Unklaren gelassen, dass es so etwas wie ein Architekturleitbild überhaupt gibt (…). Dass die Gemeinde den Abbruch des Wirtshaus “zur Ebensee” zumindest hätte aufschieben und damit der Interessensgemeinschaft für die Erhaltung des Emseas mehr Zeit und Möglichkeiten verschaffen hätte können, wäre vor einigen Wochen noch ein Leichtes gewesen, man hätte dem Antragssteller nur die Abbruchbewilligung verwehren müssen mit dem Hinweis des übergeordneten Interesses – 1800 Unterschriften gegen den Abbruch innerhalb weniger Tage beweisen dieses Interesse eindrucksvaoll!! (..) Das nach Bekanntwerden der Abbruchpläne angebotene Vermittlungsgespräch war nicht mehr als eine Alibihandlung um das Gesicht zu wahren – innerhalb weniger Tage danach wurde mit dem Abbruch der Einrichtung begonnen!” (…) Die Botschaft vom Lernprozess hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube angesichts der nächsten anstehenden Diskussionen rund um Erhalt oder Abbruch der Arbeitersiedlungshäuser in der Schubertstraße – auch diese für den Arbeiterort so typischen Werkshäuser, wiederum explizit im eigenen Architekturleitbild als schützenswert benannt, würden andersort wahrscheinlich längst unter Ensembleschutz durch das Denkmalamt stehen – in Ebensee wird auf Grund der Aussage von möglichen Investoren die Erhaltung dieser Gebäude in Frage gestellt und der Errichtung mehrgeschossiger Wohnbebauung das Wort geredet.”

Das Neubauprojekt “Wohnpark Emseea” auf Willhaben.at: https://www.willhaben.at/iad/immobilien/d/haus-kaufen/oberoesterreich/gmunden/wohnpark-emseea-431489302 und das Projekt auf “Steinkogler Bau”: http://www.steinkogler-bau.at/media/files/Wohnpark_Emseea.pdf

Die Geschichte des “Gasthaus zur Ebensee” (Website der Bürgerinitiative, „Emseea retten“-Aktion): https://emseea-retten.at/die-geschichte-des-hauses

Medienberichte:

7.1.2021, Oberösterreichische Nachrichten
„Ebensee lässt seine historischen Bauten verfallen“. Architekt Andreas Zohner geht mit der Baukultur seiner Heimatgemeinde hart ins Gericht. Er vermisst ein langfristiges Denken bei den Gemeindeverantwortlichen (Bezahlschranke): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/ebensee-laesst-seine-historischen-bauten-verfallen;art71,3337870

3.12.2020, Oberösterreichische Nachrichten:
Letzter Rettungsversuch ist gescheitert: Der Abriss des “Ebenseers” ist fix. Ein Runder Tisch zwischen den Besitzern und der Initiative “Emseea retten” scheiterte (Bezahlschranke): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/letzter-rettungsversuch-ist-gescheitert-der-abriss-des-ebenseers-ist-fix;art71,3328403

24.11.2020, RADIOBEITRAG, Freies Radio Salzkammergut
Ist der “Emseea” noch zu retten? 

(18 Minuten Radiobeitrag in “Der Widerhall Woche 48”). Telefoninterviews mit den Sprechern der Initiative “Emseea Retten”, Lisa Neuhuber und Markus Stüger (ab Minute 10:45 bis 18:20) sowie den Bürgermeister von Ebensee, Markus Siller (ab Beginn): https://freiesradio.at/widerhall/der-widerhall-woche-48-13

19.11.2020, Tips
400 Jahre altes Gasthaus soll Doppelhaushälften weichen. Eine Initiative aus der Salinengemeinde möchte das alte Gasthaus „Emssea“ vor dem Abriss retten: https://www.tips.at/nachrichten/gmunden/land-leute/521399-400-jahre-altes-gasthaus-soll-doppelhaushaelften-weichen

19.11.2020, MeinBezirk
Traditions-Gasthaus “Emseea” soll abgerissen werden. Der drohende Abbruch des “Emseeas” sorgt für Aufregung. Weil der Gemeinde rechtlich aber weitgehend die Hände gebunden sind, wollen Markus Siller, Sabine Promberger und die Initiatoren von “Emseea retten” den Eigentümer umstimmen: https://www.meinbezirk.at/salzkammergut/c-lokales/traditions-gasthaus-emseea-soll-abgerissen-werden_a4355612

18.11.2020, Krone
Aufschrei in Ebensee. 400 Jahre altes Gasthaus muss bald weichen
. Große Aufregung herrscht bei zahlreichen Ebenseern, nachdem bekannt wurde, dass das 400 Jahre alte Gasthaus „Emseea“ abgerissen werden soll. Neu entstehen sollen dafür vier Doppelhäuser. Vor rund einem Jahr musste das Gasthaus zusperren, mögliche Nachmieter konnten sich mit dem Besitzer nicht einigen: https://www.krone.at/2278172

18.11.2020, Oberösterreichische Nachrichten
Wieder einmal geht in Ebensee ein Stück Wirtshausgeschichte verloren. Das Gasthaus “Zur Ebensee” soll einem Wohnbauprojekt weichen und abgerissen werden (Bezahlschranke): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/wieder-einmal-geht-in-ebensee-ein-stueck-wirtshausgeschichte-verloren;art71,3323497

Politisches

Die SPÖ Ebensee (die Partei des Bürgermeisters) unterstützt die Initiative zur Rettung des Gasthauses Emseea: https://ebensee.spooe.at/2020/11/18/spoe-ebensee-unterstuetzt-initiative-zur-rettung-des-emseea (18.11.2020, “SPÖ Ebensee unterstützt Initiative zur Rettung des Emseea”)

Die Bürgerliste für Ebensee (BüFE; www.buefe.at) unterstützt ebenso die Initiative zur Rettung des Gasthauses Emseea (18.11.2020) und behandelt das Gasthaus in drei Facebook-Einträge (18., 19. und 20. November 2020). Im Beitrag vom 19.11.2020 schreibt die BÜFE in Bezug auf die Unterstützung der SPÖ zur Rettung des Gasthauses: “Eine Frage: Wer hätte beim Lesen der Stellungnahme der SPÖ zum Emseea vermutet, dass es bereits eine rechtswirksame Abbruchbewilligung gibt? Wir jedenfalls nicht.”: https://www.facebook.com/buergerlisteebensee

Literatur:

Walter Rieder, 500 Jahre Gasthäuser in Ebensee, 2019, Seite 58 ff. (ISBN 9780244529086)

Krems (NÖ): Aufregung über Abrisspläne im Altstadtensemble Obere Landstraße 13-15

Der geplante Abriss des Gründerzeitensembles (Obere Landstraße 15, Spitalgasse 10, Sparkassegasse 1-3), errichtet vom Stadtarchitekt Josef Utz Senior 1876 und erweitert 1902 von Utz Junior, sowie des alten Nachbargebäudes (Obere Landstraße 13) in der Kremser Innenstadt sorgt für Aufregung. Der Stuck der Gründerzeit-Außenfassaden wurden 1934 abgeschlagen, in den 1970er-Jahren malerisch rekonstruiert, verschwand diese später wieder unter einer Wärmedämmung. Jetzt regt sich vielfacher Protest gegen den geplanten Neubau. Denn neuerdings spielt nicht mehr nur die “geschichtliche, künstlerische oder sonstige kultureller Bedeutung eines historischen Gebäudes im Fokus, sondern (immer mehr) auch die Ressourcenvernichtung (Stichwort: “Graue Energie, das ist die Energiemenge, die notwendig ist, um ein Gebäude zu errichten).

So kommt es, dass Fridays for Future Krems vor kurzem eine Petition “Für Klima und soziale Vielfalt – Gegen den Abriss intakter Bausubstanz in der Kremser Altstadt” gestartet haben (HIER UNTERZEICHNEN – Die Petition soll bereits am kommenden Freitag, 5. März dem Bürgermeister Reinhard Resch (SPÖ) übergeben werden). Ein Argument führt die Sprecherin der Klimaschützer, Marlene Nutz an: “Der Abriss dieser Bausubstanz mit qualitativen Altbau- und Dachgeschosswohnungen, der damit einhergehende Verlust von leistbarem Wohnraum, die Verdrängung von Bewohner*innen, die Auflösung eines sozial starken Netzes und einer authentisch belebten Innenstadt kann nicht im öffentlichen Interesse der Kremser*innen sein.” Ein weiteres wichtiges Argument:VERLUST WERTVOLLER BAUSUBSTANZ. Ungeachtet dessen, dass die Gebäudegruppe nicht mehr unter Denkmalschutz steht [iD-Anmerkung: der Denkmalschutz gemäß § 2 DMSG lief mit Ende 2009 automatisch aus], bedeutet jeder Abriss wertvoller Bausubstanz die Verschwendung von grauer Energie, also jener Masse an fossiler Energie und Rohstoffen, die für die Errichtung des Bestandes bereits aufgewendet wurde. Jeder Neubau in dieser Größe sowie der Bau einer zweistöckigen Tiefgarage verursachen erneut eine enorme Menge CO2 – von der Herstellung der Baumaterialien bis zum Energieaufwand im Zuge der Errichtung. Darüber hinaus ist mit einer erhöhten Feinstaubbelastung während der Bauzeit zu rechnen. – Für eine klimagerechte Zukunft braucht es ein Umdenken und ein nachhaltiges Arbeiten mit dem Bestehenden!” Auch “Orte Architekturnetzwerk Niederösterreich” unterstützt die Petition.

Der Antrag des Eigentümers, der SK Immobilien GmbH (Tochter der Kremser Bank und Sparkassen AG) auf Erlassung eines Interessenbescheids gemäß § 30 Abs. 2 Z. 15 des Mietrechtsgesetzes wird derzeit geprüft, dann könnten auch die Mieter gekündigt werden. Mit einer solchen Entscheidung ist mit Ende Juni 2021 zu rechnen.

Sparkassegasse, Spitalgasse, Krems

Der Gründerzeitbau Sparkassegasse 1-3, Spitalgasse 10, Foto: 2021, (c) Norbert Mayr, Bauten in Not

Auch der Architekturhistoriker und -publizist Norbert Mayr von der Aktionsgruppe “Bauten in Not” schreibt in einem email an den Vorsitzenden des Gestaltungsbeirates, Architekt Gerhard Lindner (sowie an den Bürgermeister und weiteren Stadtvertretern): “Ich finde es beschämend für unsere Generation, dass sich gegen die hemmungslose Kontinuität unserer Fehlentwicklungen die Kinder und Jugendlichen von Friday For Future stellen müssen. Der Gestaltungsbeirat hat seine Aufgabe bei der fachlichen Beratung der Stadtpolitik im Sinne einer zeitgemäßen und klimagerechten Umbaukultur wahrzunehmen. Für die Kontinuität von Baukultur und Identität einer Stadt fehlt meines Wissens Krems immer noch das übliche Instrumentarium der Erhaltungsgebote, mit denen automatisch auch die „graue Energie“ die ihr zustehende Bedeutung für die Zukunft bekommt.” STANDARD-ARTIKEL LESEN: https://www.derstandard.at/story/2000124497244/wann-soll-ein-altbau-abgerissen-werden-und-wann-nicht (28.2.2021, “Wann soll ein Altbau abgerissen werden – und wann nicht? Ein Bau aus dem 19. Jahrhundert in Krems soll einem Neubau weichen. Sind die Gründe wirtschaftlich logisch? Und warum ist Fridays for Future unter den Abbruchgegnern?” – In der Standard-Print-Ausgabe lautet die Überschrift: “Wertewandel im Weltkulturerbe”).

Petition Fridays for Future: An: den Kremser Bürgermeister Reinhard Resch, den Bereichsleiter der Kremser Baudirektion und Stadtentwicklung Reinhard Weitzer und die Kremser Stadträt*innen. Für Klima und soziale Vielfalt – Gegen den Abriss intakter Bausubstanz in der Kremser Altstadt: https://mein.aufstehn.at/petitions/fur-klima-und-soziale-vielfalt-gegen-den-abriss-intakter-bausubstanz-in-der-kremser-altstadt

Obere Landstraße 15, Krems

Einfahrt Spitalgasse 10, Ecke Sparkassegasse 1-3, Foto: 2021, (c) Norbert Mayr, Bauten in Not

Medienberichte:

28. Februar 2021, Der Standard
“Wann soll ein Altbau abgerissen werden – und wann nicht? Ein Bau aus dem 19. Jahrhundert in Krems soll einem Neubau weichen. Sind die Gründe wirtschaftlich logisch? Und warum ist Fridays for Future unter den Abbruchgegnern?”: https://www.derstandard.at/story/2000124497244/wann-soll-ein-altbau-abgerissen-werden-und-wann-nicht

26. Februar 2021, MeinBezirk
Stadt Krems. Bauten in Not: Norbert Mayr wendet sich an den Gestaltungsbeirat: https://www.meinbezirk.at/krems/c-lokales/bauten-in-not-norbert-mayr-wendet-sich-an-den-gestaltungsbeirat_a4501928

24. Februar 2021, NÖN
Widerstand: Petition gegen Bauprojekt in Kremser Innenstadt: https://www.noen.at/krems/widerstand-petition-gegen-bauprojekt-in-kremser-innenstadt-krems-print-bauprojekt-innenstadt-krems-klimaschutz-gebaeudeabriss-fridays-for-future-250601372

23- Februar 2021, P3TV Fernsehen
FERNSEHBEITRAG (2 MIN): Wirbel um Hotelprojekt in Kremser Altstadt: https://www.p3tv.at/webtv/10743-wirbel-um-hotelprojekt-in-kremser-altstadt

23. Februar 2021, MeinBezirk
Stadt Krems: Altstadt soll bleiben wie sie ist: https://www.meinbezirk.at/krems/c-lokales/altstadt-soll-bleiben-wie-sie-ist_a4497095

10. Februar 2021, NÖN
Kremser Millionenprojekt. Weiter Weg zum Spatenstich in der Oberen Landstraße Neubau in Oberer Landstraße in Krems stehen lange Verfahren bevor, weil Mieter nicht ausziehen wollen: https://www.noen.at/krems/kremser-millionenprojekt-weiter-weg-zum-spatenstich-in-der-oberen-landstrasse-krems-albert-kisling-obere-landstrasse-sk-immobilien-bauprojekt-mietrecht-print-248447312

3. November 2020, NÖN
Leserbrief: Krems braucht das Mega-Projekt nicht! (Berthold Schieb, Krems): https://www.noen.at/leserbriefe/leserbrief-krems-braucht-das-mega-projekt-nicht-krems-hotel-neubau-bauprojekt-231771396

29. Oktober 2020, NÖN
Während Megaprojekt-Bau: Gemeinderat kämpft um den Kremser Spar-Markt: https://www.noen.at/krems/waehrend-megaprojekt-bau-gemeinderat-kaempft-um-den-kremser-spar-markt-krems-nahversorger-horst-berger-sparmarkt-spar-innenstadt-krems-print-nofb-230736882

22. Oktober 2020, NÖN
Krems: Gemeinderat kämpft für Spar-Markt: https://www.noen.at/krems/krems-gemeinderat-kaempft-fuer-spar-markt-krems-redaktionsfeed-spar-redaktion-229922027

14. Oktober 2020, NÖN
Abriss & Neubau bis 2024. Hotel, Garage etc.: Mega-Projekt für Kremser Innenstadt: https://www.noen.at/krems/abriss-neubau-bis-2024-hotel-garage-etc-mega-projekt-fuer-kremser-innenstadt-krems-innenstadt-krems-innenstadtbelebung-print-228537791

Verlorenes Erbe (Wien): Philipphof am Albertinaplatz 1945 durch Bomben zerstört

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ im ORF2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) berichtete Rupert Reiter-Kluger am 31.3.2021 über den Philipphof am Albertinaplatz. Dieser war ein sehr repräsentatives Großwohnhaus und wurde 1882-84 vom bekannten Architekten Karl König erbaut. Geplant als Zierer-Hof am damaligen Albrechtsplatz, wurde er recht rasch zu Philipp-Hof umbenannt, beides Namen, die auf den Auftraggeber, den österreichischen Bankier Philipp Zierer zurückgehen. Im Hauptgeschoß des Hauses befanden sich die Räumlichkeiten des bekannten Jockeyklubs. Seit 1866 gab es diesen Herrenclub nach englischer Art in Wien (alles rund um den Galopprennsport). Er war ungefähr das Nobelste was man sich vorstellen kann. In seiner Glanzzeit, als er direkt hinter der Oper im Philipphof zuhause war, hat sich dort die High Society getroffen. 1911 kam das Gebäude in den Besitz des kaiserlichen Familienfonds. Beim Bombenangriff auf Wien am 12. März 1945 wurde der Philipphof in Schutt und Asche gelegt. Das Haus war so stark zerstört, dass eine vollständige Bergung der vielen Toten nicht möglich war. Die Bauruine wurde im Oktober 1947 gesprengt. Aus Respekt vor den vielen Opfern, die bis heute unter dem Platz begraben liegen, wurde dieser nicht mehr bebaut. Auch ein Grund für die Nicht-Bebauung könnten aber auch die Eigentumsverhältnisse gespielt haben, denn bis zur Enteignung 1919 und nach der Rückerstattung im “Ständestaat” von Kurt Schuschnigg 1936 gehörte der Philipphof bis 1938 dem kaiserlichen Familienfonds (danach Enteignung durch das NS-Regime). Die Zweite Republik stellte 1945 den Rechtszustand vor den beiden Diktaturen wieder her, das Areal befand sich somit neuerlich in österreichischem Staatsbesitz. Um vielleicht keine Rückgabeforderungen auszulösen bzw. weil man niemanden für eine in der Innenstadt erwünschte Platzerweiterung entschädigen musste, blieb das Grundstück unbebaut, so eine andere Theorie. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14087194/Die-Geschichte-des-Philipphofss/14892313 (31.3.2021, ORF ‘Studio 2’, “Die Geschichte des Philipphofs”)

Der Philipphof
– auf Wien Geschichte Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Philipphof
– auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Philipphof

Albertinaplatz 2012, Wien

Der heutige Albertinaplatz, an seiner Stelle stand bis 1945/47 der Philipp-Hof (Augustinerstraße 8 / Führichgasse 5 / Tegetthofstraße 19 / Albertinaplatz 1), Foto: Aug. 2012, (c) Gugerell, CC0, Wikipedia

Burgenland: Die Wiederentdeckung der Streckhöfe

Sie sind oft hunderte Jahre alt, haben das Ortsbild im Burgenland geprägt und drohen langsam zu verschwinden: die Streckhöfe. Doch nun erleben die langgezogenen Höfe eine Renaissance. Immer mehr junge Familien suchen gezielt nach solchen Häusern. Im Fernsehbeitrag sprechen Mario Tusch, der einen 200 Jahre alten Streckhof in Hirm erworben hat, Architektin und Baukultur-Expertin Susanne Schmall sowie der Eisenstädter Architekt Klaus-Jürgen Bauer, der das Buch “Streckhöfe, ein Lookbook” (eine Materialkunde) herausgegeben hat. ORF-FERNSEHBERICHT ZUM NACHSEHEN (3 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Burgenland-heute/70021/Burgenland-heute/14090799/Renaissance-der-Streckhoefe/14910317 +++ ORF-BERICHT LESEN: https://burgenland.orf.at/stories/3101860