KZ Mauthausen (OÖ): Sperre Todesstiege. Anlass für Denkmalschutzgesetz-Änderung?

Seit zwei Jahren ist die sogenannte “Todesstiege” für Besucher der denkmalgeschützten KZ-Gedenkstätte Mauthausen gesperrt. Grund: Laut Ö-Normen entspricht die Stiege, auf der Häftlinge unter dem Nazi-Regime Zwangsarbeit leisten mussten, nicht den aktuellen Sicherheitsstandards. Für die Eigentümer besteht daher ein Haftungsrisiko, wenn es zu Unfällen von Besuchern auf der Stiege kommt. Gottfried Kneifel von der Initiative Wirtschaftsstandort OÖ (IWS) und für die ÖVP bis 2016 Mitglied des Bundesrates meint, Touristen seien fähig, beim Betreten historischer Denkmäler auf die Eigensicherheit zu achten und spricht sich für eine Änderung des Denkmalschutzgesetzes und für die Beendung der Sperre der Todesstiege im Mauthausen Memorial aus. Eine entsprechende Resolution an die Bundesregierung wurde im Oberösterreichischen Landtag im September 2019  beschlossen. MeinBezirk-BERICHT WEITERLESEN: https://www.meinbezirk.at/perg/c-lokales/sperre-der-todesstiege-gottfried-kneifel-fuer-gesetzesaenderung-beim-denkmalschutz_a4125909 +++ Der Initiativantrag in der OÖ. Landtagssitzung im vollen Wortlaut (Beilage 1135/2019 – XXVIII. GP.): “Die Resolution zur Änderung des Denkmalschutzgesetzes sowie zur Berücksichtigung der Situation bei Denkmalen im Verfahren zur Erarbeitung von technischen Normen und Standards”: https://www2.land-oberoesterreich.gv.at/internetltgbeilagen/Beilage%201135/2019%20-%20Initiativantrag.pdf?id=14788&n=1135&j=2019#page= . Es erfolgte ein einstimmiger Beschluss im OÖ. Landtag am 19.9.2019 (Protokoll, siehe S. 138f.) +++  Offizielle APA-OTS-Presseaussendung der Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich: “‘Es ist Menschen zuzumuten, vor die eigenen Füße zu schauen’. Betretungsverbot für ‘Todesstiege’ im ehemaligen Lager Mauthausen könnte fallen” (22.9.2019): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190922_OTS0023 +++ Ältere Medienberichte: “ÖVP und FPÖ für Denkmalschutznovelle” (17.9.2019, ORF): https://ooe.orf.at/stories/3013320; “Weil sich Gesetze blockieren: Sperre der ‘Todesstiege'” (18.9.2019, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/weil-sich-gesetze-blockieren-sperre-der-todesstiege;art4,3166464; “Landeshauptmann Stelzer fordert. Todesstiege im KZ Mauthausen soll wieder begehbar sein” (25.9.2019, MeinBezirk): https://www.meinbezirk.at/perg/c-lokales/todesstiege-im-kz-mauthausen-soll-wieder-begehbar-sein_a3635262 +++ Die Todesstiege im ehemaligen KZ Mauthausen auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mauthausen#Todesstiege +++ Das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen in der Denkmalliste (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Mauthausen

 

Röthis (Vbg.): Nach Gasthaus Torggel-Abriss – Jetzt ‘glänzt’ Neubau

Röthis (Gem.). Das traditionsreiche Restaurant „Torggel“ (Torkelweg 1) wurde im Oktober 2014 geschlossen und 2018 bedauerlicher Weise abgerissen. Das historische Gasthaus stand nicht unter Denkmalschutz und stammte im Kern aus dem 18. Jahrhundert. Jetzt wurde er durch eine neue Wohnhausanlage (FOTO) mit dem Namen “Winkelbrunnen” ersetzt, der Platz davor heißt jetzt “Beim Winkelbrunnen”. Bürgermeister Roman Kopf meinte 2017: Es sei zwar schade um die Fachwerkfassade, den Gastgarten und die zwei historischen Stuben – diese stellen jedoch nur einen vergleichsweise kleinen Teil des Gesamtgebäudes dar. Der Rest und die Zubauten seien bei weitem weniger architektonisch bedeutend oder herzeigbar, außerdem ist die Bausubstanz nicht im besten Zustand. Das Bundesdenkmalamt sah daher bisher keinen Veranlassung, das Gesamtgebäude oder Teile davon unter Schutz zu stellen. Eine Bürgerinitiative um Norbert Häfele hatte Widerstand geleistet und über 400 Unterschriften für den Erhalt dieses historischen, charaktervollen Hauses im idyllischen Ortsteil Winkel gesammelt. Leider ist der Eigentümer, einer der führenden Vorarlberger Unternehmer, nicht willens gewesen, das alte Gebäude zu erhalten. Dass die denkmalgeschützte Weinpresse (der so genannte “Torkelbaum”) gerettet wurde, indem der vormalige Besitzer Roman Rauch diesen an die Gemeinde geschenkt hatte,  ist nur ein geringer Trost. Der Torkelbaum, der lt. Gutachten aus dem Jahre 1674 stammt, ist ein Kulturdenkmal und soll aufzeigen, dass die langjährige Weinbautradition integrativer Bestandteil der Röthner Geschichte ist. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Schlössle unterhalb des Weinberges entsteht derzeit mit Unterstützung der EU (Leaderförderung), des Bundesdenkmalamtes, des Landes Vorarlberg und von Roman Rauch ein moderner Pavillon, der ab September den Torkelbaum beherbergen soll. VORARLBERG ONLINE-ARTIKEL WEITERLESEN („Beim Winkelbrunnen“ erstrahlt in neuem Glanz”, 11.7.2020): https://www.vol.at/beim-winkelbrunnen-erstrahlt-in-neuem-glanz/6674416 +++ Weiterer aktueller Medienbericht: “Torggel wurde zum „Winkelbrunnen“ (21.7.2020, Vorarlberger Nachrichten): https://www.vn.at/vorarlberg/2020/07/21/torggel-wurde-zum-winkelbrunnen.vn ; “Pavillon für historische Weinpress” (Gemeinde Röthis, 2020; mit Fotos der Bauarbeiten für den Pavillon): https://www.roethis.at/aktuell/bau-pavillon-fuer-torkelbaum +++ Das LEADER-PROJEKT TORKELBAUM – A Stuck Röthner Gschicht erhalta!” (netzwerk Zukunftsraum Land, LE 14-20): https://leader-vwb.t-point.eu/public/projects/de/93/torkelbaum—a-stuck-roethner-gschicht-erhalta sowie https://www.zukunftsraumland.at/pdf.php?inc=project&id=2297 +++  ÄLTERE MEDIENBERICHTE: “Röthis: Torkelbaum des Gasthaus Torggel wird bei Schlössle wieder aufgebaut” (8.4.2019, Vorarlberger Nachrichten): https://www.vn.at/vorarlberg/2019/04/08/roethis-torkelbaum-des-gasthaus-torggel-wird-bei-schloessle-wieder-aufgebaut.vn; “Abrissbescheid für Torggel” (15.2.2018, Vorarlberg Online): https://www.vol.at/abrissbescheid-fuer-torggel/5669948; “‘Torggel’-Abriss: Gegner werfen Bürgermeister Kopf Befangenheit vor (12.4.2017; Vorarlberg Online): https://www.vol.at/torggel-abriss-gegner-werfen-buergermeister-kopf-befangenheit-vor/5233482; “‘Torggel’-Abriss: Ton in Röthis wird schärfer” (12.4.2017, ORF): https://vorarlberg.orf.at/v2/news/stories/2836668; “Bürgermeister Kopf zum Torggel: ‘Mir wäre ein Gasthaus auch am liebsten gewesen'” (28.3.2017, Vorarlberg Online): https://www.vol.at/buergermeister-kopf-zum-torggel-mir-waere-ein-gasthaus-auch-am-liebsten-gewesen/5208014; “Röthis: Historisches Gebäude steht vor Abriss” (27.3.2017, ORF): https://vorarlberg.orf.at/v2/news/stories/2832903; Schutz des Ortsbildes ist in Vorarlberg nachrangig. Vorarlberg hat kein Gesetz zum Schutz des Ortsbilds. Alte Bausubstanz ist dadurch gefährdet (24.3.2017, Der Standard): https://www.derstandard.at/story/2000054714739/schutz-des-ortsbildes-ist-in-vorarlberg-nachrangig; “Haubenlokal Torggel schließt seine Pforten” (29.9.2014): https://www.vol.at/haubenlokal-torggel-schliesst-seine-pforten/4099654 +++ Foto Gasthaus Torggel aus 2008 auf Wikipedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:TorggelR%C3%B6this.JPG?uselang=de.

Klagenfurt (Ktn.): Alter Platz soll als Ensemble unter Denkmalschutz gestellt werden

Selten aber doch stellt das Bundesdenkmalamt ganze Häuserensembles unter Denkmalschutz. Nun erachtet das Denkmalamt den “Alten Platz” in der Altstadt von Klagenfurt als ein solches kulturhistorisch erhaltenswertes Ensemble. Der Alte Platz ist umgeben von 34 Bürgerhäusern, die zumeist auf das 16. Jahrhundert zurückgehen. 12 dieser Häuser sowie die Dreifaltigkeitssäule stehen bereits als Einzelobjekte unter Denkmalschutz, nun sollen auch die anderen Gebäude unter Schutz gestellt werden. Die Eigentümer wurden soeben von diesem Vorhaben informiert, sie können nun innerhalb von vier Wochen eine Stellungnahme abgeben und gegebenenfalls dagegen Einspruch erheben.  Laut dem Medium “5 Min.at” steigen bereits Händler und Eigentümer auf die Barrikaden, denn Wertverlust und Leerstände werden befürchtet. Das Bundesdenkmalamt ist jetzt um Beruhigung bemüht. Auch der Chef der Klagenfurter Stadtplanung, Robert Piechl, beruhigt: Das wird nicht so heiß gegessen, wie gekocht.” In Österreich gibt es derzeit rund 80 denkmalgeschützte Ensembles von unterschiedlicher Größe. In Kärnten wurden zuletzt die Ensembles Gmünd und Friesach unter Denkmalschutz gestellt. PS: Ein Ensembleschutz in der Innenstadt von Wien – wie der Kurier berichtet- ist unserem Verein nicht bekannt! (nur eine Schutzzone der Stadt Wien). KURIER-ARTIKEL WEITERLESEN (17.8.2020): https://kurier.at/chronik/oesterreich/der-alte-platz-wird-unter-denkmalschutz-gestellt/401002424 +++ Offizielle APA-OTS-Presseaussendung BUNDESDENKMALAMT (12.11.2019): “Unterschutzstellung des Ensembles „Klagenfurt – Alter Platz“ in Prüfung“: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20191112_OTS0115 +++ Weitere Medienberichte: Eigentümer steigen auf die Barrikaden. Alter Platz: Haus­besitzer fürchten Zu­griff durch Denk­mal­schutz (5 min, 16.8.2020): https://www.5min.at/202008305091/alter-platz-hausbesitzer-fuerchten-zugriff-durch-denkmalschutz; Leserbrief: Die Auswahl des Alten Platzes alleine wäre diskriminierend” (17.8.2020): https://www.5min.at/202008305179/die-auswahl-des-alten-platzes-bedeutet-eine-diskriminierung +++ Ältere Medienberichte: “Alter Platz soll unter Schutz gestellt werden” (12.11.2019, ORF): https://kaernten.orf.at/stories/3021327; “Alter Platz in Klagenfurt soll zum Denkmal werden” (19.11.2019, Kurier): https://kurier.at/lifestyle/wohnen/alter-platz-in-klagenfurt-soll-zum-denkmal-werden/400678088; “Alter Platz unter Denkmalschutz” (13.11.2019, Ö24): https://www.oe24.at/oesterreich/chronik/kaernten/alter-platz-unter-denkmalschutz/405754796 +++ Der Alte Platz in Klagenfurt auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Platz_(Klagenfurt_am_W%C3%B6rthersee) +++ Denkmalliste Wikipedia (mit den 13 Einzelobjekten am Alten Platz, die bereits unter Denkmalschutz stehen): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Klagenfurt_am_W%C3%B6rthersee-Klagenfurt.

Wels (OÖ): Letzte Baracke des Lagers 1001 jetzt rechtskräftig unter Denkmalschutz

Ein historisch bedeutendes Gebäude im Welser Stadtteil Lichtenegg hätte für immer verschwinden sollen. Das Holzhaus in der Schulstraße bot von 1938 bis 1962 Unterkunft für Soldaten, KZ-Insassen und Heimatvertriebene. Jetzt hat sich das Bundesdenkmalamt gegen den Einspruch der Welser Heimstätte als Eigentümerin beim Bundesverwaltungsgericht durchgesetzt, sodass die letzte Welser Baracke im “Lager 1001” nun rechtmäßig unter Denkmalschutz steht. Thomas Rammerstorfer von den Welser Grünen wünscht sich jetzt einen Runden Tisch, um über die weitere Nutzung der Baracke zu beratschlagen. Der Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) hatte 2018 erklärt die Entscheidung den Konservatoren zu überlassen. Der Schutz von Objekten sei im übrigen auch die Aufgabe von Ländern und Gemeinden, betonte daraufhin der stellvertretende Abteilungsleiter für Oberösterreich im Bundesdenkmalamt in Anspielung auf die Aussagen des Bürgermeisters. +++ Aktuelle Medienberichte: “Suche nach Verwendungszweck für die letzte Welser Lagerbaracke” (1.9.2020, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/suche-nach-verwendungszweck-fuer-die-letzte-welser-lagerbaracke;art67,3288880; “Baracke Lichtenegg: Grüne wollen sinnvolle Nutzung” (31.8.2020, Monatliche): https://monatliche.at/baracke-lichtenegg-rammerstorfer-schlaegt-runden-tisch-vor

Ältere Medienberichte: “Heimstätte wartet mit Abbruch bis ein Bescheid des Denkmalamtes vorliegt” (29.1.2019, Wochenblick): https://www.wochenblick.at/heimstaette-wartet-mit-abbruch-bis-ein-bescheid-des-denkmalamtes-vorliegt; Mahnung gegen Krieg: Denkmalamt begründet Erhalt der Lagerbaracke (14.1.2019, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/mahnung-gegen-krieg-denkmalamt-begruendet-erhalt-der-lagerbaracke;art67,3091387; Einsturzgefahr: Geschützte Baracke wird vor dem Verfall bewahrt (27.12.2018, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/Einsturzgefahr-Geschuetzte-Baracke-wird-vor-dem-Verfall-bewahrt;art67,3086521; “Letzte Baracke in Wels: Bundesdenkmalamt empfiehlt Erhaltung der Baracke 1001” (20.11.2018, MeinBezirk): https://www.meinbezirk.at/wels-wels-land/c-politik/bundesdenkmalamt-empfiehlt-erhaltung-der-baracke-1001_a3051102; “Letzte Baracke ist jetzt Wind und Wetter ausgesetzt” (2.11.2018, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/Letzte-Baracke-ist-jetzt-Wind-und-Wetter-ausgesetzt;art67,3050447; Heimstätte plant Reihenhäuser auf Baracken-Grund (24.10.2018, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/Heimstaette-plant-Reihenhaeuser-auf-Baracken-Grund;art67,3042416; “Die Siebenbürger Sachsen interessieren sich für Baracke” (18.10.2017, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/Die-Siebenbuerger-Sachsen-interessieren-sich-fuer-Baracke;art67,3036101;Gemeinderat will letzte Welser Baracke erhalten (11.10.2018, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/Gemeinderat-will-letzte-Welser-Baracke-erhalten;art67,3030807; “Grüne kämpfen für Erhalt von Baracke” (4.10.2018, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/Gruene-kaempfen-fuer-Erhalt-von-Baracke;art67,3024423 (vgl. Grüne Wels: https://wels.gruene.at/themen/kultur/erhalt-der-letzten-baracke-des-lagers-1001 sowie https://wels.gruene.at/themen/kultur/erhalt-der-letzten-baracke-des-lagers-1001-1); Denkmalamt prüft Schutz der letzten Welser Baracke (28.9.2018, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/Denkmalamt-prueft-Schutz-der-letzten-Welser-Baracke;art67,3019046; Heimstätte will die letzte Welser Baracke abreißen (21.9.2018, OÖN): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/Heimstaette-will-die-letzte-Welser-Baracke-abreissen;art67,3012604

Pöttelsdorf (Bgld.): Abbruch Jakobhaus, Denkmalamt reagierte zu spät

Ein bedeutendes Zeugnis traditioneller bäuerlicher Architektur und fürs ganze Burgenland” (Zitat Denkmalamt) ist in Kürze nun endgültig Geschichte: das Jakobhaus in Pöttelsdorf. Wenige Tage vor Beginn der Abbrucharbeiten – also eigentlich noch rechtzeitigwurde das Bundesdenkmalamt von unmittelbar bevorstehenden Abbruch des Jakobhauses informiert. Doch anstatt sofort einzuschreiten und eine Eil-(Not-)Unterschutzstellung auszusprechen, ließ man sich bedauerlicher Weise zu viel Zeit. Mit der Gemeinde hat das Bundesdenkmalamt noch einen offiziellen Besichtigungstermin für Mittwoch, den 7. Oktober vereinbart. Doch die Gemeinde begann mit dem Abriss bereits ganze sieben Tage vor diesem Besichtigungstermin (Mittwoch, 30. September). Der Kurier berichtete am Samstag, 3. Oktober darüber. Bis Montag früh (5.10.) stand das Haus weitgehend, nur das Dach war eingerissen, doch bis der Abteilungsleiter des Bundesdenkmalamtes am 5. Oktober einen Augenschein des Objektes vornahm, war es bereits zu spät, auch die Mauern waren bereits eingerissen. Über den Lokalaugenschein heißt es in einem Antwortschreiben des Bundesdenkmalamtes: “Dieser [Augenschein] hat allerdings leider ergeben, dass die Schäden an dem Objekt bereits sehr weit fortgeschritten sind, sodass die verbleibende Substanz eine Stellung unter Denkmalschutz nicht mehr zu rechtfertigen vermag”. So kann jetzt der Bürgermeister Rainer Schuber richtig schlussfolgern: “Jakobhaus steht nicht unter Denkmalschutz“. Dem Abteilungsleiter des Bundesdenkmalamtes im Burgenland, Peter Adam, bleibt nur noch ein resignierendes Resümee: “Wir leben in einer Abrisskultur“. BVZ-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.bvz.at/mattersburg/poettelsdorf-schuber-jakobhaus-steht-nicht-unter-denkmalschutz-poettelsdorf-jakobhaus-abrissarbeiten-rainer-schuber-print-227558898 (8.10.2020, “Jakobhaus steht nicht unter Denkmalschutz“; BVZ-Kommentar: “Neue Impulse oder alte Häuser?”: https://www.bvz.at/mattersburg/kommentar/kommentar-neue-impulse-oder-alte-haeuser-bezirk-mattersburg-kommentar-lokal-print-227557096)

Dass das Denkmalamt auch schneller reagieren kann, zeigt das vorbildliche Beispiel aus Tirol. Hier hat unser Verein Initiative Denkmalschutz an einem Sonntag Abend das Denkmalamt über einen drohenden Abbruch informiert, wenige Stunden später schritt das Bundesdenkmalamt, Abteilung Tirol ein und sprach eine solche rasche Eil-Unterschutzstellung (Mandatsbescheid) aus (siehe iD-Bericht: Initiative Denkmalschutz: Rettung für alten Gutshof in Mutters in letzter Sekunde? Bundesdenkmalamt Tirol hat dieser Tage eine Not-Unterschutzstellung ausgesprochen!) (Jänner 2020) sowie (Juli 2020): Holerlies Hof (Tirol): ‘Kampf’ ums Ortsbild in Mutters (Juli 2020).

Baustelleneinrichtungsplan

Pöttelsdorf: Baustelleneinrichtungsplan mit den für den Abbruch vorgesehenen Bauteilen (dunkelrot markiert): Das Eckhaus zum Hauptplatz ist das so genannte ‘Jakobhaus’, Foto: privat

Mehr Infos zum Abbruch in Pöttelsdorf, siehe: iD-Bericht (4.10.2020): Pöttelsdorf (Bgld.): Kurz vor Besuch Denkmalamt – Abriss altes Jakobhaus

Beschreibung der beiden im Abriss befindlichen Häuser in der Österreichischen Kunsttopographie des Bundesdenkmalamtes (Band 49: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Mattersburg, Wien 1993, Seite 417 f.): “Hauptstraße Nr. 54: Dreiseithof [=Jakobhaus], an der Ecke von Hauptstraße und Hauptplatz; zarte Putzquaderung, segmentbogiges Einfahrtstor mit profilierten Umrahmungen und aufgedoppelter Holztüre; im Hof mächtige geziegelte Querscheune, freistehend mit Satteldach, großes hölzernes Einfahrtstor. – Nr. 56: Zwei Streckhöfe, durch freistehende Tormauer miteinander verbunden, der rechte im Putz bezeichnet ‘1868’, der linke mit Walmdach über teilweise erneuertem Wohntrakt.”

Kobersdorf (Bgld): Desolate Synagoge wird endlich renoviert

Die 1860 erbaute Synagoge in Kobersdorf im Mittelburgenland wurde durch einen glücklichen Zufall nicht von den Nationalsozialisten gesprengt. Das sei wohl daran gelegen, dass die Gemeinde sie 1940 – in der Absicht sie später gewinnbringend weiterzuverkaufen – erworben hatte, meint der Kobersdorfer Altbürgermeister Erwin Hausensteiner. Nach dem Krieg verfiel das Gebäude immer mehr, 1976 wurden erste Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Der im Jahr 1990 gegründete „Verein zur Erhaltung und kulturellen Nutzung der Synagoge Kobersdorf“ kaufte 1994 unter der Obmannschaft des Kobersdorfer Bürgermeisters Manfred Fuchs das Gebäude. Im Kaufvertrag wurde das Gebäude mehrfach als „baufällig“ bezeichnet und wieder wurden erste zaghafte Sanierungsmaßnahmen unter Aufsicht des Vereins durchgeführt. Im Mai 2019 kaufte schließlich das Land Burgenland die ehemalige Synagoge in Kobersdorf und hat jetzt die notwendigen finanziellen Mitteln in die Hand genommen, um das schon recht baufällige Synagogengebäude aufwändig zu restaurieren. Die Restauratoren befunden gerade und eine umfassende Restaurierung ist in Vorbereitung. Der Restaurator Michael Podbelsek freut sich, dass von den Wandmalereien “sehr viel vom Bestand noch da ist” und nur übertüncht ist. Da es kaum mehr eine jüdische Gemeinde mehr gibt, wird das Synagogengebäude nach der Renovierung nicht mehr als Synagoge oder Gebetshaus benutzt werden, sondern als würdiges Haus für Ausstellungen und Lesungen, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Die Restaurierung soll 2022 abgeschlossen sein. ORF-FERNSEHBERICHT (3 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Burgenland-heute/70021/Burgenland-heute/14072677/Synagoge-Kobersdorf-wird-renoviert/14801951 (24.11.2020) +++ ORF-BERICHT LESEN: https://burgenland.orf.at/stories/3077286

Synagoge Kobersdorf:

– auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_Kobersdorf
– Geschichte der Synagoge (Land Burgenland): https://www.burgenland.at/themen/kultur/synagoge-kobersdorf/geschichte-der-synagoge
– 150 Jahre Synagoge Kobersdorf (David, Jüdische Kulturzeitschrift): https://davidkultur.at/artikel/150-jahre-synagoge-kobersdorf
– auf der Website des Österreichischen Jüdischen Museum: https://www.ojm.at/blog/2020/10/16/die-ehemalige-synagoge-in-kobersdorf
– Synagoge Kobersdorf (Baudenkmäler in Österreich Blog, 10.3.2015): https://baudenkmaeler.wordpress.com/2015/03/10/synagoge-kobersdorf-burgenland

Ältere Medienberichte:

6./12. Juni 2019, ORF / BVZ
Land kauft Synagoge in Kobersdorf
https://burgenland.orf.at/stories/1390
https://www.bvz.at/oberpullendorf/sanierung-geplant-land-kauft-synagoge-in-kobersdorf-kobersdorf-synagoge-kobersdorf-150529416

23. Oktober 2018, Kurier
Kobersdorf: Neuer Anlauf für die Synagoge
https://kurier.at/chronik/burgenland/kobersdorf-neuer-anlauf-fuer-die-synagoge/400154073

7. August 2014, Kurier
Burgenlands einzige Synagoge verfällt
https://kurier.at/chronik/burgenland/burgenlands-einzige-synagoge-verfaellt/78.960.575

14. Jänner 2011, Oe24
Rechtsstreit um Synagoge Kobersdorf beendet. Eine IKG-Klage auf Rückabwicklung des Verkaufes wurde nun abgewiesen.
https://www.oe24.at/oesterreich/chronik/burgenland/rechtsstreit-um-synagoge-kobersdorf-beendet/15093821

Girardihaus (Graz): Nun doch vor Abriss gerettet?

“Girardihaus ist gerettet” heißt es in den aktuellen Medien. Unser Verein Initiative Denkmalschutz freut sich darüber, doch bleibt unser Verein vorerst sehr vorsichtig und möchte noch abwarten, zumal eine Abbruchbewilligung – wenn nicht sogar ein Beseitigungsauftrag – weiterhin gültig ist (vgl. “Auftrag für Abriss trotz Denkmalschutz!”; iD-Bericht, 4.12.2020). Zu viel Negatives sowie ungewöhnlichste, ganz plötzliche Wendungen hat unser Verein schon erlebt. Aber es gibt jetzt auf jeden Fall Grund zu berechtigter Hoffnung. Auf der offiziellen Website der Stadt Graz ist Folgendes zu lesen: “Gerettet: das Geburtshaus von Alexander Girardi”. Begründet wird dies mit der Einigung des Bürgermeisters Siegfried Nagl (ÖVP) mit dem Eigentümer, dem weststeirischen Unternehmer Otto Roiss. Auch die vielen Anfragen, insbesondere in den letzten Wochen an die Baubehörde, den politisch zuständigen Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) sowie an das Bundesdenkmalamt von der Initiative Soko Altstadt, Verein “Rettet das Girardihaus” und unserem Verein “Initiative Denkmalschutz” scheinen die Wirkung nicht verfehlt zu haben.

Im Dezember gab es einen Besichtigung der Liegenschaft in der Leonhardstraße 28 (2. Grazer Bezirk St. Leonhard) im Beisein des Eigentümer und diversen Experten, darunter u.a. Vertreter des Bundesdenkmalamtes, der Altstadtsachverständigenkommission (ASVK), und zuständigen Abteilungen der Stadt Graz. Die Grazer ÖVP-FPÖ Koalition einigte sich darauf, das Girardihaus zu erhalten und ein Sanierungskonzept zu erstellen. Dies sollte heute aufgrund der Dringlichkeit als Nachtragsstück auf die Tagesordnung des Gemeinderates (17.12.2020) gesetzt werden. Mittels eines Baurechtsvertrages, welcher über eine Mindestdauer von 35 Jahren abgeschlossen wird, beabsichtigt die Stadt Graz, das Girardihaus in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt allen zuständigen Abteilungen sowie der Altstadtsachverständigenkommission zu sanieren. Angestrebt wird künftig ein Nutzungsmix aus Gastronomie mit Girardi-Museum sowie Büro- und Proberäume für die benachbarte Kunstuniversität Graz.

Das einstöckige, zum Teil weit vorspringende Girardihaus (Leonhardstraße 28) umgeben von höheren Gründerzeithäusern, (c) Google Maps 2020

Zur Bedeutung des Girardihauses führt das Bundesdenkmalamt in einer Stellungnahme Folgendes aus:

“Das Bundesdenkmalamt sieht gerade in dem vorspringenden Baukörper in Verbindung mit der geringen Gebäudehöhe und dem tiefer liegenden Niveau ein wertvolles und besonders anschauliches Dokument der barocken Vorstadtbebauung, welches sich inmitten der Gründerzeitbauten durch einen speziellen Seltenheitswert auszeichnet.

Die Bedeutung des Gebäudes nach dem Denkmalschutzgesetz manifestiert sich daher zunächst im Dokumentationswert für die Geschichte der Stadtentwicklung und Stadterweiterung von Graz, wobei das Objekt als exemplarisches Beispiel der Vorstadtbebauung vor den weitreichenden Bau- und Regulierungsmaßnahmen der Gründerzeit anzusehen ist.

Wesentlich für den Denkmalcharakter des Girardihauses ist auch die innere Gebäudestruktur, die vor allem im älteren vorspringenden Gebäudeteil wichtige Anhaltspunkte für den barocken Ursprung der Bausubstanz (Gewölbe, Holztramdecke) bietet. Dem Objekt kommt daher auch ein Dokumentationswert für historische Bautechniken und -materialien zu.

Zusätzlich ist eine herausragende kulturgeschichtliche bzw. kulturelle Bedeutung als Geburtshaus von Alexander Girardi gegeben. Auf die Gedenkstätte in Zusammenhang mit dem bedeutenden Schauspieler wird an der Fassade durch zwei Gedenktafeln hingewiesen.”

Umso unverständlicher war daher die laut Grazer.at getätigte Äußerung des Bürgermeisters Siegfried Nagl von vor zwei Jahren: “Das Haus in der Leonhardstraße stehe einzig und allein wegen der Verbindung zum Volksschauspieler Alexander Girardi unter Denkmalschutz, ‘nicht weil es ein historisch so wertvolles Gebäude ist’, betont Nagl.” (Quelle: Der Grazer (17.6.2018): “Graz bekommt ein neues Girardihaus: Das alte steht vor dem Abriss”).

Aktuelle Medienberichte vom 17. Dezember 2020:

Der Grazer: Girardihaus ist gerettet: Stadt Graz macht ein Museum draus
https://grazer.at/de/XhiC36va/girardihaus-ist-gerettet-stadt-graz-macht-ein

Krone: Museum geplant. Sanierung: Die Stadt Graz rettet das Girardihaus!
https://www.krone.at/2299609

MeinBezirk.at: Girardi-Haus gerettet: Gastronomie, Museum und Proberäume sollen entstehen
https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/girardi-haus-gerettet-gastronomie-museum-und-proberaeume-sollen-entstehen_a4406067

Kleine Zeitung (Bezahlschranke): Vorerst gerettet. Stadt Graz sichert sich desolates Girardihaus auf Zeit
https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5912630/Vorerst-gerettet_Stadt-Graz-sichert-sich-desolates-Girardihaus-auf

Ältere iD-Berichte:

4.12.2020, Girardihaus (Graz): Auftrag für Abriss trotz Denkmalschutz!
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/girardihaus-graz-auftrag-fuer-abriss-trotz-denkmalschutz

3.8.2020, Girardihaus (Graz): Aktivisten besetzen gefährdetes Altstadthaus
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/girardihaus-graz-aktivisten-besetzen-gefaehrdetes-altstadthaus

12. Juni 2020, Girardihaus (Graz): Trotz Denkmalschutz nicht ‘schützenswert’?
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/girardihaus-graz-trotz-denkmalschutz-nicht-schuetzenswert

Linktipps:

Verein “Rettet das Girardihaus”: http://www.girardihaus.at
Das Girardihaus auf Baugeschichte.at: https://baugeschichte.at/Leonhardstra%C3%9Fe_28

Kufstein (Tirol): Streit um barrierefreien Zugang zur Stadtpfarrkirche

Fernsehsendung ORF-Bürgeranwalt“: Pfarrkirche St. Vitus: Barrierefreiheit versus Denkmalschutz: Über 10 Jahre dauert schon der Streit um einen barrierefreien Zugang zur Stadtpfarrkirche St. Vitus, damals gab die Stadt Kufstein das Versprechen ab, eine Aufstiegshilfe zu bauen. Der Bürgermeister Martin Krumschnabel (die Parteifreien) schiebt jetzt dem Bundesdenkmalamt den Schwarzen Peter für das Scheitern zu, warum nichts weitergeht, doch die Sachlage zeigt sich viel komplexer. Zur Vorgeschichte: Nach einem Ideenwettbewerb hätte es 2014 ein genehmigungsfähiges Siegerprojekt des Architekten Markus Jaufer gegeben. Es sah einen Aufzug von der Stadtebene durch den Kirchhügel vor, mit einem Ausstieg direkt am Pfarrplatz. Das Projekt sei aber, wie auch die anderen, nie zu Ende verfolgt bzw. zur Genehmigung eingereicht worden. Der Bürgermeister erklärt warum: Bei Ausgrabung des Schachtes sind plötzlich 200 Skelette aufgetaucht, die man mit großem archäologischen Aufwand ausgegraben hat. Danach ist man dann an eine Mauer gestoßen, die wiederum denkmalpflegerisch wertvoll war. Somit war klar, die Kosten gehen durch die Decke und das Projekt wurde abgebrochen. Der St. Vitus Kirchgänger und Baumeister Anton Rieder ließ nicht locker und hat 2018 eine weitere Variante vorgelegt, die jedoch einen baulichen Eingriff in das Pfarrstöckl (Paramentenstöckl) vorsah, das Teil des Rathaus-Komplexes ist und vom Denkmalamt wegen einer massiven Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes der Hauptansicht des Rathauses am Oberen Stadtplatz abgelehnt wurde. DI Walter Hauser, Abteilungsleiter im Bundesdenkmalamt Tirol, verweist darauf, dass von 500 im Denkmalamt eingereichten Projekten beschäftigten sich in den letzten Jahren 50 Projekte ausschließlich mit der Barrierefreiheit und diese auch bewilligt wurden. Hier in Kufstein sieht Hauser eine äußerst komplexe Gemengenlage, das Denkmalamt ist bereit an Lösungen mitzuwirken. Hauser plädiert darüber hinaus, dass das Projekt gemeinsam mit der Erschließung der Festung Kufstein zu betrachten wäre. Lösungen gebe es viele, man müsste sich nur zwischen der Stadt Kufstein, der zuständigen Stadt- und Ortsbildschutzkommission, der Erzdiözese Salzburg mit ihrem Bauamt, der Pfarre Kufstein sowie dem Bundesdenkmalamt auf eine Projekt einigen. Volksanwalt Walter Rosenkranz hofft nun auf eine rasche Lösung für die betroffene Bevölkerung. ORF-FERNSEHBERICHT ANSEHEN (17 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Buergeranwalt/1339/Buergeranwalt/14082677/Pfarrkirche-St-Vitus-Barrierefreiheit-versus-Denkmalschutz/14863406 (20.2.2021, “Pfarrkirche St. Vitus: Barrierefreiheit versus Denkmalschutz”)

Architekt Markus Jaufer: “erschliessung pfarrplatz kufstein, architektenwettbewerb – 1. preis”: http://www.jaufer-architektur.at/wettbewerbe/erschliessung-pfarrplatz

Weitere Medienberichte:

19. Februar 2021, APA-OTS ORF
Vorankündigung: „Bürgeranwalt“: Zu langes Warten auf einen ärztlichen Eingriff? (u. a. Barrierefreiheit versus Denkmalschutz: Darf bei der Stadtpfarre von Kufstein ein Lift gebaut werden?). Am 20. Februar um 18.00 Uhr in ORF 2: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210219_OTS0073

18. Februar 2021, Tiroler Tageszeitung
Kufsteiner Pfarrkirche: Barrierefrei geht nur mit Schulung und Umsteigen. Komplizierter Weg für Geheingeschränkte und Senioren zur Kufsteiner Pfarrkirche. Für den Lift ist eine Registrierung und Einschulung nötig: https://www.tt.com/artikel/17856024/kufsteiner-pfarrkirche-barrierefrei-geht-nur-mit-schulung-und-umsteigen

Verlorenes Erbe (Wien): Die verschwundenen Wittgensteinhäuser

Der berühmte Philosoph Ludwig Wittgenstein wurde 1889 in der damals noch eigenständigen Gemeinde Neuwaldegg bei Wien geboren. 1891 eingemeindet, wuchs Ludwig bis zum Alter von 14 Jahren in seinem Geburtshaus, der so genannten “Villa Wittgenstein” in der Neuwaldegger Straße 38 auf. Nach jahrelangem Verfall wurde die Villa bedauerlicher Weise 1972 abgebrochen. Von 1985 bis 1990 wurde eine neue Wohnhausanlage erbaut (Architekten: Nr. 38 Georg Baldass; Nr. 38A: Manfred Rieder, Wolfgang Tschapeller, Hans-Peter Wörndl). Der Kunsthistoriker Andreas Lehne berichtet im ORF-Fernsehbeitrag über das gesellschaftliche Leben im Haus und über den langsamen Verfall, den er als Nachbarskind miterleben konnte. Die Familie Wittgenstein war eine maßlos reiche Familie und engagierte sich für Musik und die bildenden Künste. Das Stadtpalais Wittgenstein in der Argentinierstraße 16 (4. Bezirk Wieden) fiel ebenso der Spitzhacke zum Opfer. Nach leichten Bombenschäden im 2. Weltkrieg wurde das Haus in den 1950er-Jahren für ein modernes Wohnhaus abgerissen. Ein Ludwig Wittgenstein Haus hat in der Kundmanngasse 19 (3. Bezirk Landstraße) überdauerte bis heute. Das berühmte so genannte “Haus Wittgenstein“, welches der Philosoph selbst entworfen hat und gemeinsam mit dem Architekten Paul Engelmann für seine Ludwigs Schwester Margaret Stonborough-Wittgenstein erbauen lies (1926-1928). Auch dieses Architekturjuwel war 1971 vom Abriss bedroht. Ein breiter Protest aus der Architektenschaft (u. a. Hans Hollein, hauptengagiert Bernhard Leitner) konnte in letzter Minute das Bundesdenkmalamt (in Person des Landeskonservators Peter Pötschner) überzeugen, das Haus doch noch unter Denkmalschutz zu stellen. So findet das Haus heute als Bulgarisches Kulturinstitut seine Verwendung. Das damals an seiner Stelle geplante Hochhaus für den Hauptverband der Sozialversicherungsträger wurde daneben, im (ehemaligen) Garten des Hauses Wittgenstein errichtet (in Richtung Erdberger Straße).

Haus Wittgenstein (erhalten), Kundmanngasse 19, 1030 Wien (Bezirk Landstraße; Erdberg):
– Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Wittgenstein
– Wien Geschichte Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Villa_Wittgenstein
– Ludwig Wittgenstein und Paul Engelmann 1928 – Das Haus Wittgenstein (Bulgarisches Kulturinstitut Haus Wittgenstein): http://www.haus-wittgenstein.at/das-haus.html

Biographie Ludwig Wittgenstein:
– Architektenlexikon Wien 1770-1945: http://www.architektenlexikon.at/de/693.htm
– Wien Geschichte Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ludwig_Wittgenstein
– Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Wittgenstein
– Sein Leben – Sein Werk (Österreichische Ludwig Wittgenstein Gesellschaft): https://www.alws.at/de/sein-leben-sein-werk

Weitere Infos / Links:

12. Oktober 2014, MeinBezirk
Neuwaldegger Straße – Wittgenstein Gründe: https://www.meinbezirk.at/hernals/c-lokales/neuwaldegger-strasse-wittgenstein-gruende_a1113591

Spaziergang durch Hernals – Einst und Heute, Freundschaftsverein Hernals – Fuchu
Villa Wittenstein
: http://www.hernals-fuchu.at/serv_spq_N07_Wittgenstein.htm

Nebenbei: Villa Wittgenstein Oberalm (Salzburg):

Die Villa Wittgenstein Oberalm – Ein Haus für den Tractatus, Initiative für die Erhaltung: https://www.villa-wittgenstein.net
Diese Villa Wittgenstein Oberalm wurde Ende November 2015 zerstört: https://www.villa-wittgenstein.net/zerstoerung.html

Literatur:

– Edgard Haider, Verlorenes Wien. Adelspaläste vergangener Tage, Wien Köln Graz 1984, S. 158 – 162 (Palais Wittgenstein, Argentinierstraße 16)

– Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien – Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte, Wien 2004, Seite 151 (Palais Wittgenstein, Argentinierstraße 16)

– Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/2: Wien 13. – 18. Bezirk, Salzburg und Wien 1995, Seite 191 (Neubau Neuwaldegger Straße 38A; kurz erwähnt Nr. 38)

 

Leiner (Wien): Trauer um Jugendstilgeländer aus 1912 – Für Versteigerung zerstückelt

1894/95 als “Warenhaus zur großen Fabrik” bzw. Warenhaus Stefan Esders an der Ecke Mariahilfer Straße 18, Karl-Schweighofer-Gasse 2 erbaut (Entwurf: Friedrich Schachner), war es das erste große Wiener Kaufhaus. Schon 1898 wurde es um ein Geschoß aufgestockt, und 1912 ersetzte man das ganze große Stiegenhaus durch eine neu hineingestellte(!), viergeschoßige Eisenkonstruktion, die nur noch bis Anfang Mai bestehen wird (Besichtigung 30.4. möglich; ORF-FERNSEHBEITRAG (2 min): “Jugendstil-Geländer wird versteigert”2-MIN-VIDEO). Die ausführende Baufirma war damals das bekannte Duo „Kupka & Orglmeister“. Das Geschäftshaus wurde 1964 von Leiner übernommen und blieb in seiner Grundstruktur bis heute erhalten.  Doch vor wenigen Tagen wurde – vorerst nur im Inneren – mit dem Abriss begonnen (die erhaltene Gründerzeitfassade an der Mariahilfer Straße 12-16 bleibt bestehen). Der Immobilien- und Handelskonzern, die Signa Holding GmbH wird bis Herbst 2024 im ehemaligen Leiner-Flaggschiff auf der Mariahilfer Straße ein Kaufhaus (https://mahi10-18.at) nach Vorbild des Berliner KaDeWe (Kaufhaus des Westens) samt Hotel und Park am Dach errichten. Herzstück des einstigen Geschäftshauses, das durch viele Umbauten im Laufe der Zeit stark verändert wurde (u.a. Vereinfachung der Fassade nach dem 2. Weltkrieg), ist das große Jugendstil-Geländer aus dem Jahr 1912. Diese Eisentreppe ist in Wien vermutlich in ihrer Größe einzigartig, nachdem z. B. das etwas ältere Hauptstiegenhaus im alten Warenhaus Gerngroß von 1904, in der Größe vergleichbar – 1979 durch Brand vernichtet wurde (Mariahilfer Straße 44-46). Diese  320 Meter Laufmeter des Geländers werden jetzt in 27 Stücke geschnitten und die Einzelteile werden auf der Auktionsplattform Aurena für einen guten Zweck (Wiener Hilfswerk) bis 5. Mai versteigert (Benefiz-Auktion: Jugendstil-Geländer). Am Freitag, 30. April (13 Uhr bis 15 Uhr) wird es eine Besichtigungsmöglichkeit vor Ort geben. Auch das Bezirksmuseum Neubau wird einen Teil des Jugendstilgeländers bekommen. In den sozialen Medien wird über die Zerstörung des Stiegengeländers getrauert. Seitens des neuen Eigentümers wurde betont, dass das Haus nicht unter Denkmalschutz steht und das Geländer auch nicht aus der Erbauungszeit 1894/95 stammt. Unser Verein Initiative Denkmalschutz hatte bereits 2019 mit Bedauern auf den bevorstehenden Verlust dieses Jugendstilgeländers hingewiesen. Georg Scherer hatte noch im Februar auf seinem WienSchauen-Blog für einen Erhalt des Gebäudes samt Rekonstruktion der historischen Fassade plädiert: “Leiner-Haus: Verpasste Chance”ORF-BERICHT LESEN: https://wien.orf.at/stories/3100389 (“Leiner-Geländer wird versteigert”)

Youtube-Video (Drohnenflug Michael HiernerAurena): “Jugendstil Geländer”  im Leiner-Gebäude: https://www.youtube.com/watch?v=WRyobQgJBC0

ORF-FERNSEHBEITRÄGE: Jugendstil-Geländer wird versteigert (2 min): https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14089711/Jugendstil-Gelaender-wird-versteigert/14904564 (Wien Heute, 21.4.2021) +++ Baustart für das Wiener KaDeWe (2 min): https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14089585/Baustart-fuer-das-Wiener-KaDeWe/14904033 (20.4.2021)

Das Leiner-Kaufhaus, Mariahilfer Straße 18, 1070 Wien

Das Leiner-Kaufhaus in der Mariahilfer Straße 18, Foto: Okt. 2019, (c) Erich J. Schimek / Initiative Denkmalschutz

1. Februar 2021, WienSchauen
Leiner-Haus: Verpasste Chance:
Der „Leiner“ in der Mariahilfer Straße wird abgerissen – trotz des erst 2018 verschärften Gesetzes gegen Hausabbrüche und trotz Schutzzone: https://www.wienschauen.at/leiner-haus-verpasste-chance-mariahilfer-strasse. Ein neues Kaufhaus nach Plänen eines weltberühmten Architekturbüros wird an der Stelle des geschichtsträchtigen Altbaus errichtet. Dabei hätte das traditionsreiche Gründerzeitgebäude alles, was es für ein spannendes Wiener Kaufhaus braucht. Doch die Chance, dem Leiner-Haus seinen alten Glanz wiederzugeben, ist nicht genutzt worden.

Jugendstilgeländer, ehem. Leiner, 1070 Wien

Das Jugendstilgeländer im Detail, vor seiner Versteigerung, Mariahilfer Straße 18, Foto: Signa/Michael Hierner

22. April 2021, APA-OTS
Offizielle Presseaussendung der Auktionsplattform: Aurena GmbH: Leiner Mariahilferstraße: Jugendstil-Geländer kommt unter den Hammer. Zum Abschluss eines der größten Auktionsprojekte Österreichs wird mit dem Treppengeländer nun eine besondere Rarität für den guten Zweck versteigert: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210422_OTS0018

Warenhaus Esders, Mariahilfer Straße 18, 1070 Wien

Historisches Foto des Warenhaus Esders, Foto: unbekannter Fotograf, Wien am Anfang des 20. Jh.

Weitere Medienberichte:

23. April 2021, Krone
Jugendstil-Juwel: Leiner-Haus: Wiener trauern um historische Stiege: https://www.krone.at/2396616

22. April 2021, Die Presse
Leiner-Haus: Historisches Treppengeländer wird versteigert: https://www.diepresse.com/5969735/leiner-haus-historisches-treppengelander-wird-versteigert

22. April 2021, Krone
„Jetzt geht es los“: Benkos Pläne für das Kika/Leiner-Haus: https://www.krone.at/2396081

21. April 2021, Der Standard
Mariahilfer Straße: Signa-Großprojekt startet. Ab Mai wird das bestehende Leiner-Haus in der Mariahilfer Straße abgerissen, im Herbst starten die Bauarbeiten am Kaufhaus der Signa: https://www.derstandard.at/story/2000126030280/mariahilfer-strasse-signa-grossprojekt-startet

21. April 2021, MeinBezirk
Mariahilfer Straße: Ehemaliger Leiner wird im Mai abgerissen: https://www.meinbezirk.at/neubau/c-lokales/ehemaliger-leiner-wird-im-mai-abgerissen_a935245

20. April 2021, ORF
Leiner-Haus wird abgerissen und zum KaDeWe: https://wien.orf.at/stories/3100133

20. April 2021, Kurier
Baustart für Benkos “KaDeWe Wien” – Leiner wird abgerissen. Riesiges Projekt in der Wiener Mariahilfer Straße: Ab Mai starten die Abrissarbeiten: https://kurier.at/wirtschaft/baustart-fuer-benkos-kadewe-wien-leiner-wird-abgerissen/401357213

20. April 2021, Die Presse
Leiner-Haus wird ab Mai abgerissen und weicht “KaDeWe Wien” (APA): https://www.diepresse.com/5968567/leiner-haus-wird-ab-mai-abgerissen-und-weicht-kadewe-wien

13. Jänner 2021, ORF
“Studio 2”: Wiener Kaufhauskultur verliert das Leinerhaus (Fernsehbeitrag, 4:56 min)

Initiative Denkmalschutz in den Medien:

3. Oktober 2019, Kurier
KaDeWe: Das sagen Experten zum Neubau. Aus dem Leiner der Mariahilferstraße wird ein Warenhaus nach Berliner Vorbild. Experten loben vor allem Dach und Fassade des Neubaus in Neubau: https://kurier.at/chronik/oesterreich/kadewe-das-sagen-experten-zum-neubau/400637384

12. August 2019, MeinBezirk
Mariahilfer Straße: Initiative Denkmalschutz schlägt Alarm wegen Leiner: https://www.meinbezirk.at/neubau/c-lokales/initiative-denkmalschutz-schlaegt-alarm-wegen-leiner_a3565320