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ehem. Kaiserin Elisabeth-Spital, Stellungnahme zu Planentwurf 8053

Stellungnahme zum Entwurf Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 8053, Katastralgemeinde Rudolfsheim, 15. Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus

Für das Gebiet zwischen Kardinal-Rauscher-Platz, Huglgasse, Felberstraße und Holochergasse,

Der Verein Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:

Bestand, Architektur und Baugeschichte

Das Plangebiet ist ident mit dem Areal des ehem. Kaiserin Elisabeth-Spitals (von 1890 bis 2012 in Betrieb; 1888 bis 1891 als Kaiser Franz Joseph-Krankenhaus bezeichnet) und war eine weitläufige späthistoristische Anlage im Pavillonsystem. Von der ursprünglichen Anlage blieben nach der Aufhebung des Denkmalschutzes (§ 2a Denkmalschutzgesetz) im Jahr 2011 und den darauf folgenden umfangreichen Abrissen im heurigen Jahr nur mehr der südlich der Goldschlagstraße bestehende Teil erhalten: der Bettina-Stiftungspavillon (Felberstraße 66-76; erbaut: 1894-96) sowie die beiden identen, flankierenden Bauten Pavillon 4 im Westen (Holochergasse 2; ursprünglich Wohnhaus für die geistlichen Pflegerinnen mit Spitalskapelle; erbaut 1896/97) sowie im Osten das Wohnhaus/Verwaltungsgebäude für Beamte und Diener (Huglgasse 1; 1899-1900). Die Architektur, insbesondere die Fassadenentwürfe stammen von Eugen Sehnal, die Bauleitung hatte Franz Berger über und das Raumprogramm erstellte Friedrich Schauta.

Vorgesehene Planung – Stellungnahme

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Im aktuellen Planentwurf ist die Verbauung durch Wohnhäuser nach Plänen des Siegerprojekts Riepl Kaufmann Bammer Architektur GbR entlang der Felberstraße vorgesehen. (prämiert im Oktober 2011; Visualisierung siehe: www.rieplkaufmannbammer.at/#wohnbau-kaiserin-elisabeth-spital). Die geplanten Wohnbauten rücken viel zu dicht an den historischen Bestand des Bettina-Pavillons heran. Der Bettina-Stiftungs-Pavillon ist in seiner architektonischen Formensprache auf eine Freiraumwirkung zur Felberstraße hin angelegt. Der neue Bebauungsplan würde diese architektonische Wirkung zerstören und das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Bettina-Pavillons wesentlich beeinträchtigen. Auch der Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung hat in seiner Stellungnahme zum Planentwurf diese visuellen Einschränkungen in ungewohnt deutlicher Weise kritisiert. Der Verein Initiative Denkmalschutz regt daher an, die Verbauungsmöglichkeit entlang der Felberstraße gänzlich fallen zu lassen. Weiters schlägt die Initiative Denkmalschutz vor das Gebiet zwischen Goldschlagstraße, Huglgasse, Felberstraße, Holochergasse als Schutzzon zu widmen und die Baufluchtlinien sowie die Höhenwidmung der drei historischen, denkmalgeschützten Bauten (Bettina-Pavillon, Holochergasse 2, Huglgasse 1) genau dem Bestand anzupassen (derzeit mit Bauklasse III viel zu hohe Widmung vorgesehen, insbesonders bei den Seitenflügeln des Bettina-Pavillons) und die verbleibenden Freiflächen als “G” zu widmen (und zwar ohne BB2-Widmung, die trotz “gärtnerischen Ausgestaltung” im aktuellen Planentwurf 30% Verbauungsmöglichkeit vorsieht). Verwunderlich erscheint in diesem Zusammenhang auch, dass in den “Konsequenzen – Ziele der Bearbeitung” im Planentwurf kein Augenmerk auf den historisch wertvollen Bestand gelegt wurde, wie sonst in solch historischen Gebieten mit denkmalgeschützten Bestand üblich (vgl. Erläuterungsbericht Seite 6f., es fehlt als Zielsetzung “Gewährleistung des Bestandes von Gebieten, die wegen ihres örtlichen Stadtbildes in ihrem äußeren Erscheinungsbild erhaltungswürdig sind”). Dadurch ist wohl auch die deplazierte Wohnbebauung entlang der Felberstraße in Betracht gezogen worden. Die Initiative Denkmalschutz regt daher an auch diese Zielsetzung in die Überlegungen für einen neuen Flächenwidmungsplan aufzunehmen.

Rückfragehinweis:

Markus Landerer und Claus Süss
Verein Initiative Denkmalschutz
Fuchsthallergasse 11/5, 1090 Wien
www.initiative-denkmalschutz.at

mobil: 0699 / 1024 4216 oder 0676 / 740 43 27

Fotos: Bettina-Stiftungspavillon, November 2011, Fotograf: Erich J. Schimek / Initiative Denkmalschutz
Modell Wohnbebauung Felberstraße, Siegerprojekt Riepl Kaufmann Bammer Architektur, Oktober 2011, Fotograf: Markus Landerer / Initiative Denkmalschutz

Quellen:

  • Dehio Handbuch – Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien X.-XIX und XXI. bis XXIII., Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Wien 1996Dehio Handbuch – Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien X.-XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Topographisches Denkmälerinventar, Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Wien 1996, Seite 349.
  • Monika Keplinger, Die “Neuen Kliniken” des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. Situierung – Bautypen – Formensprachen, Dissertation, Wien 2010 (siehe: othes.univie.ac.at/11457/1/2010-08-31_8255444.pdf)