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Stellungnahme Planentwurf 8050, u. a. Casino Zögernitz, 14.01.2016

Stellungnahme zum Entwurf Flächenwidmungs- und Bebauungsplan Nr. 8050, Kat.G. Oberdöbling und Heiligenstadt

Für das Gebiet zwischen Barawitzkagasse, Heiligenstädter Straße, Rampengasse, ÖBB Franz-Josefs-Bahn, Radelmayergasse, Döblinger Hauptstraße und ÖBB Vorortelinie.

Der Verein Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:

Im Plangebiet befinden sich zahlreiche historisch wertvolle Biedermeierbauten, vor allem aber Gründerzeitbauten im Ensemble

Allgemeines: Grundsätzlich wird im Sinne der Erhaltung des örtlichen Stadtbildes und der Altstadterhaltung, also zur Gewährleistung des Bestandes, eine bestandsgenaue Widmung für die historischen Objekte im Plangebiet sowohl in der Höhenentwicklung, als auch hinsichtlich der bebaubaren Fläche vorgeschlagen. Weiters möge in einer besonderen Bestimmung die Anzahl der Geschoße mit der Anzahl der bestehenden Geschoße festzusetzen. Dadurch wird auch am ehesten – neben der Festsetzung einer Schutzzone – der Anreiz für Abbruch und Neubau vermieden. Auf Grund des Fehlens von Daten der Bestandshöhen können wir bei den aus unserer Sicht historisch relevanten Objekten nur die augenfälligen Abweichungen von Bestandshöhe zur geplanten Widmungshöhe aufzeigen.

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Barawitzkagasse. Hier mögen inbesondere folgende Gebäude dem Bestand angepasst werden Nr. 6, 18, 26 u. 28. Im Bereich Barawitzkagasse 4 – 12 sowie Elmargasse 1-3 möge – vor allem wegen der Häuser Elmargasse 1, Barawitzkagasse 4-8 – eine Schutzzone gewidmet werden (auch in Verbindung mit den erhaltenswerten Gebäuden auf der gegenüberliegenden Straßenseite wie z.B. 1-3, 7-13 zu behandeln). Elmargasse 1 : späthistoristisch/secessionistisches Gründerzeithaus mit gut erhaltenem Dekor;

Barawitzkagasse 4 : mit Gründerzeitdekor; Barawitzkagasse 6 : mit frühhistoristischem Dekor; Nr. 8 : elegantes, 1911 erbautes, neoklassizistisches Miethaus von Carl Fleischer.

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Böhmmühlgasse 4 . Dieses 1stöckige historische Gebäude aus der Biedermeierzeit(?) möge exakt dem Bestand angepasst werden (derzeit viel zu hoch gewidmet, ebenso die Baufluchtlinien nicht angepasst).

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Döblinger Hauptstraße 54 , Herrenhaus-Kellerei (unter Denkmalschutz) Hier weicht die bebaubare Fläche in einem großen Ausmaß von den Bestandsgebäuden ab. Es wird empfohlen die Baufluchtlinien dem denkmalgeschützten klassizistischen Bestand anzupassen, insbesondere die dem Einfahrtsbereich zugewandten Fassaden der kubischen Baukörper.

Döblinger Hauptstraße 56, 66 . Hier wird empfohlen, wie insbesondere bei vielen historischen Bestandsbauten mit großen Geschoßhöhen (vgl. in der Einleitung “Allgemeines”), in einer besonderen Bestimmung die Anzahl der Geschoße gemäß Bestand festzusetzen.

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Döblinger Hauptstraße 64 (Biedermeierhaus um 1840) Die Widmung Bauklasse II ist viel höher als Bestand. Es wird empfohlen die Bauklasse exakt dem Bestand anzupassen (ca. Bauklasse I, eher etwas niedriger)

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Döblinger Hauptstraße 76-78 / Osterleitengasse 1, Casino Zögernitz (unter Denkmalschutz)
Es wird angeregt das bedeutende 1835-37 erbaute Casino Zögernitz weitgehend nach Bestand zu widmen. D.h. im Detail, dass der nördliche, um 1927 angefügte ebenerdige neobarocke Speisesaalanbau weiterhin als Baufläche gewidmet bleibt und die Höhenwidmung des Casinogebäudes samt Anbauten dem Bestand angepasst werden (möglichst ohne Bauflächenwidmung für den östlichen, historisch unbedeutenden, ebenerdigen Anbau). Abgelehnt wird die angedachte Bauflächenwidmung gegenüberliegend dem neobarocken Anbau im Norden, im Bereich der Feuermauer des Hauses Döblinger Hauptstraße 80, sowie die im Planentwurf vorgesehene Bauflächenwidmung an der südlichen Fassade des Casinos. Grundlage dieser Empfehlung bilden folgende erhaltenswerte Elemente: die Art-Deco Einfriedung samt den beiden flankierenden Art-Deco-Eingangsportalen zur Döblinger Hauptstraße, der in diesem Bereich erhaltene historische Alleerest, der neobarocke Speisesaalanbau (mit barockisierenden Eckrisaliten und floralen Stuckdekorationen) sowie der letzte Überrest der 1865 errichteten Endstation der Pferdebahnlinie im Nordwest-Eck des Grundstückes (ehem. Fahrkartenschalter).

Döblinger Haupstraße 82, biedermeierliches Vorstadthaus (unter Denkmalschutz) Die Widmung Bauklasse II 10,5 m scheint wieder zu hoch. Hier wird empfohlen wieder die genaue Bestandshöhe des 1stöckigen Biedermeierhauses festzulegen.

Elmargasse 1, siehe Barawitzkagasse

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Gebhardtgasse 9-11 . Secessionistisches, von Franz Quidenus 1909 erbautes Haus. Hier ist im aktuellen Planentwurf vorgesehen die Bauflächenwidmung nach Westen zu erweitern, d.h. die Baufluchtlinie vom Bestand (wie im aktuell gültigen Plandokument gewidmet) abzurücken. Insbesondere auf Grund der fein gegliederten und mit Fenstern versehenen West-Fassade des Secessionsbaues ist diese Änderung in keiner Weise nachvollziehbar. Daher wird dringend angeraten die Baufluchtlinie weiterhin dem Bestand genau anzupassen, um auch diese Fassadenfront für das Stadtbild im Sinne der bestehenden Schutzzone zu erhalten.

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Heiligenstädter Straße 41 (u. 39) . Rest der vorstädtischen Verbauung, im Kern 1. H. 19. Jh. Reiche Fassadengliederung mit Wappen im Giebelfeld. Die Gebäude sind zu hoch gewidmet (Bauklasse II) und sollen daher dem Bestand angepasst werden (Bauklasse I). Es wird empfohlen diese beiden Gebäude als Schutzzone auszuweisen (und mit der angrenzenden Schutzzone der Häuser Döblinger Hauptstraße 56-58 samt deren Gärten zu verbinden). Zu prüfen wäre auch noch eine Schutzzonenwidmung für den 1stöckigen Backsteinbau Radelmayergasse 3. Diesen Bereich (Heiligenstädter Straße 39-41 sowie Radelmayergasse 3) hat die MA 19 im Rahmen ihres Schutzzonenmodells bereits 1996 als mit hoher Wahrscheinlichkeit schutzzonenwürdig eingestuft.

Heiligenstädter Straße 67. Dieses im Kern vor 1848 erbaute 1stöckige Haus ist mit Bauklasse II zu hoch gewidmet. Es wird empfohlen dieses dem Bestand anzupassen.

Osterleitengasse 1, siehe Döblinger Hauptstraße 76-78

1190 Wien Osterleitengasse 9 . Das palaisartig gestaltete Frühgründerzeithaus scheint mit Bauklasse II 10,5 m zu hoch gewidmet und möge daher dem Bestand angepasst werden (ca. Bauklasse I). Ebenso mögen die Baufluchtlinien, insbesondere die Seitenfassaden betreffend, exakt dem Bestand angepasst werden.
Pokornygasse 3. Das 1stöckige, späthistoristische Gründerzeithaus ist mit Bauklasse II zu hoch gewidmet und möge daher dem Bestand angeglichen werden.
1190 Wien Pokornygasse 12 . Gründerzeitvilla (erbaut 1902/03 von Oskar Laske u. Viktor Fiala). Hier möge die Gelegenheit der Umwidmung genützt werden, um die bestehende westliche Fassadenfront der Baufluchtlinie exakt anzupassen.
Pokornygasse 15 (Biedermeierliches Vorstadthaus). Begrüßt wird die im Planentwurf beabsichtigte weitgehende Angleichung der Baufluchtlinien an dem Bestand hofseitig (im Vergleich zum aktuell gültigen Plandokument).

Pokornygasse 19. Dieses strenghistorisches, 1stöckige Gründerzeithaus in Neorenaissanceformen ist mit Bauklasse II 10,5 m zu hoch gewidmet. Es möge daher der Bestandshöhe angepasst werden.

Pokornygasse 14 / Weilgasse 5. Das 1stöckige spätbiedermeierliche Villenensemble möge exakt dem Bestand angepasst werden (teilweise mit Bauklasse I zu hoch gewidmet, insbesondere beim ebenerdigen Nebentrakt an der Pokornygasse).

Radelmayergasse 3, siehe Heiligenstädter Straße 41

Weilgasse 5, siehe Pokornygasse 14

Abschließend wird vorgeschlagen für die Schutzzone die entsprechenden Architekturteile in einen Katalog nach § 7 (4) Wiener Bauordnung aufzunehmen, sodass auch diese einen rechtsverbindlichen Bestandteil des Bebauungsplanes bilden.

Literatur/Quellen:

  • Dehio Handbuch – Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien X.-XIX. und XXI.-XXIII. Bezirk. Topographisches Denkmälerinventar, Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Wien 1996
  • Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/3, Wien 19.-23. Bezirk, St. Pölten und Salzburg 2010
  • Unterschutzstellungsbescheid des Bundesdenkmalamtes, Casino Zögernitz, GZ: 14.765/1/2008
  • Denkmalliste der unbeweglichen und archäologischen Denkmale unter Denkmalschutz (Stand: 26. Juni 2015), Bundesdenkmalamt (http://www.bda.at/documents/586810033.pdf).
  • Schutzzonenmodell der Stadt Wien (MA 19) aus 1996: Grundlage für die flächendeckende Darstellung künftiger Untersuchungsgebiete

Markus Landerer und Claus Süss
im Namen des Vorstandes
Verein Initiative Denkmalschutz

Initiative Denkmalschutz
Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
Fuchsthallergasse 11/5
1090 Wien / Vienna
Österreich / Austria
mobil: +43 (0)699 1024 4216
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In dieser Stellungnahme erwähnte Objekte alphabetisch aufgezählt: Barawitzkagasse 1, Barawitzkagasse 3, Barawitzkagasse 4, Barawitzkagasse 5, Barawitzkagasse 6, Barawitzkagasse 7, Barawitzkagasse 8, Barawitzkagasse 9, Barawitzkagasse 10, Barawitzkagasse 11, Barawitzkagasse 12, Barawitzkagasse 13, Barawitzkagasse 18, Barawitzkagasse 26, Barawitzkagasse 28, Böhmmühlgasse 4, Döblinger Hauptstraße 54, Döblinger Hauptstraße 56, Döblinger Hauptstraße 64, Döblinger Hauptstraße 66, Döblinger Haupstraße 76, Döblinger Haupstraße 78, Döblinger Haupstraße 82, Elmargasse 1, Elmargasse 3, Gebhardtgasse 9, Gebhardtgasse 11, Heiligenstädter Straße 39, Heiligenstädter Straße 41, Heiligenstädter Straße 67, Osterleitengasse 1, Osterleitengasse 9, Pokornygasse 3, Pokornygasse 12, Pokornygasse 14, Pokornygasse 15, Pokornygasse 19, Radelmayergasse 3, Weilgasse 5