1210 Wien

Stellungnahme Planentwurf 8117, Gaswerk Leopoldau, 18.09.2014

Stellungnahme zum Entwurf Flächenwidmungs- und Bebauungsplan Nr. 8117, Kat.G. Leopoldau in Floridsdorf, 1210 Wien

Für das Gebiet zwischen Pfendlergasse, Jürgenssenweg, Rosenblattgasse, Tauschekgasse, Felmayergasse und Richard-Neutra-Gasse.

Der Verein Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:

Im Plangebiet befindet sich das ehem. Gaswerk Leopoldau (Pfendlergasse 1), das neben dem Simmeringer Gaswerk die ehemals größte Gaswerk-Erzeugung Wiens darstellte. Erbaut 1909-1912 von den Architekten Georg Köhler, Georg Löwitsch und Friedrich Dietz von Weidenberg weist die Anlage ein “bemerkenswertes Ensemble von Wohn- Verwaltungsgebäuden, Betriebs- und Magazinhallen” auf (Dehio). Im Gelände des Gaswerks befinden sich aktuell 17 unter Denkmalschutz stehende Objekte.

Einleitung: Zur Gewährleistung des Bestandes der historisch erhaltenswerten Bauten im Plangebiet wird vorgeschlagen – neben der Festsetzung einer Schutzzone – für diese sowohl die Höhenwidmung als auch die bebaubare Fläche exakt dem historischen Bestand anzugleichen. Ebenso wird empfohlen bei (ehem.) Wohngebäuden die Anzahl der Hauptgeschoße in einer besonderen Bestimmung (“BB”) gemäß dem Bestand festzuschreiben. Dadurch wird am ehesten der Anreiz für Abbruch und Neubau vermieden.

Die Empfehlungen im Detail:

Alle Bezeichnungen beziehen sich auf das Städtebauliche Konzept für das Entwicklungsgebiet Neu Leopoldau für den kooperativen Planungsprozess 2012 (ehem. Bezeichnungen gemäß “Historischem Lageplan”, vgl. Erläuterungsbericht S. 3 bzw. Achleitner, S.253).

1210  Wien Es wird vorgeschlagen das Objekt 13 (Schlosserei) und Objekt 14 (Trafostation) in die Schutzzone aufzunehmen und flächenmäßig an das Objekt 12 (Reparaturwerkstättengebäude) anzuhängen. Zu überprüfen wäre auch, ob die denkmalgeschützten Gebäude Objekt 4 (Wohnhaus), Objekt 5 (Wohnhaus), Objekt 7 (Wohlfahrtsgebäude), Objekt 11 (Gasmesserhaus, ehem. Maschinenhaus) und Objekt 17 (Baumagazin) ebenso in in die Schutzzone aufgenommen werden können.

Die vorgesehenen Höherwidmungen für die denkmalgeschützten Gebäude werden entschieden abgelehnt. So ist beispielsweise vorgesehen das Objekt 1 (Wohnhaus, ehem. Werksleiterwohnung) und Objekt 2 (Wohnhaus, ehem. Verwaltungsgebäude) um 3 Meter, von Bauklasse I auf Bauklasse II zu erhöhen. Das denkmalgeschützte Objekt 10 (Waag- und Torwächterhaus) soll sogar um 5 m erhöht werden (von Bauklasse I beschränkt auf 4 m auf Bauklasse I ohne Beschränkung). Das Objekt 15 (Magazin) soll um 4 Meter erhöht werden (auf Bauklasse I ohne Beschränkung). Das Objekt 7 (ehem. Wohlfahrtsgebäude) soll um 3 Meter auf Bauklasse I ohne Beschränkung erhöht werden. Die beiden Objekte 4 und 5 (Wohnhäuser) sollen um 1, 5 Meter erhöht werden. Auch scheint die beabsichtigte Höhenwidmung für das Objekt 17 (Baumagazin, ehem. Maschinenhaus) höher als Bestand.

1210  Wien Für das denkmalgeschützte Objekt 8 (Gasspürdienst) wird empfohlen die Baufluchtlinie dem Gebäudebestand anzugleichen. Hier ist vorgesehen zu drei Seiten hin gänzlich auf eine solche Anpassung zu verzichten und sogar um 11 Meter(!) auf Bauklasse III zu erhöhen (derzeit nur Bauklasse I beschränkt auf 5 m). Ebenso sollen im Planentwurf bzgl. Objekt 5 – im Gegensatz zum aktuell gültigen Plandokument – die Baufluchtlinien nach Süd und Ost nicht mehr dem Bestand angepasst werden, was ebenso von unserem Verein abgelehnt wird. Das Objekt 14 (Trafostation) und insbesondere das Objekt 13 (Schlosserei) sind ebenso nicht der Bestandshöhe angepasst, was entsprechend geändert werden soll.

Auch auf die damalige “bewusste, parkähnliche Grünplanung”, die “Elemente einer ‘Gartenstadt'” aufweist, soll Rücksicht genommen werden,. Diese sind nämlich “für eine technische Anlage dieses Kalibers und für diese Zeit bemerkenswert” (Friedrich Achleitner). Daher möge die Widmung “Erholungsgebiet Parkanlagen” (Epk) für die südöstlich des Objekts 6 (Verwaltungsgebäude) gegenüber der Marischkapromenade gelegene Fläche beibehalten werden (im neuen Planentwurf sind 2 Baukörper mit Bauklasse II vorgesehen).

Resümee: Die im Planentwurf vorgesehene Widmung konterkariert die Intentionen des Denkmalschutzes den historischen Bestand zu sichern, insbesondere in Bezug auf die vorgesehenen Höhenwidmungen. Es wird daher eindringlich empfohlen die Gebäudehöhen der denkmalgeschützten Objekte exakt dem Bestand anzupassen und auch die Baufluchtlinien dem Bestand größtmöglich anzugleichen. Da die hier genannten Empfehlungen in Bezug auf die Größe des Plangebietes nur sehr geringe Einschränkungen auf das Entwicklungspotenzial des gesamten ehem. sehr großen Gaswerkgeländes bedeuten würden, erachten wir diese im Sinne der Stadtentwicklung problemlos vertretbar.

Markus Landerer und Claus Süss
im Namen des Vorstandes
Verein Initiative Denkmalschutz

Fotos: Markus Landerer, Initiative Denkmalschutz

Quellen:
  • Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk (Hrsg. Bundesdenkmalamt), Wien 1996, S. 630
  • Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/3, Wien: 19.-23. Bezirk, St. Pölten-Salzburg 2010, S. 252f.
  • Städtebauliches Konzept für das Entwicklungsgebiet Neu Leopoldau – Einladung zur Teilnahme am kooperativen Planungsprozess, Verfahrenskoordinator stadtland DI Sibylla Zech (Ansprechpartner DI Herbert Bork), Wien 2012

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