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Liezen (Stmk): Jagdschloss Dumba 1960 abgerissen – Verlorenes Erbe

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 21.6.2021 das Jagdschloss Dumba in Liezen behandelt. Der Industrielle und Politiker und Förderer des Wiener Musiklebens Nikolaus Dumba (*1830 +1900) kam 1870 als Jagdherr und zur Sommerfrische in die Obersteiermark. Er erbaute sich dort ein Jagdschloss (große Villa) sowie ein Herrenhaus (kleine Villa). Sein Wiener Palais Dumba (Parkring 4) wurde von den berühmten Malern Hans Makart und Gustav Klimt ausgestattet. Das Liezener Jagdschloss war prächtig ausgestattet und reich mit Trophäen, berichtet Ernst Gaigg, Musiker und Zeitzeuge gegenüber dem ORF. Architekt des 1874-76 erbauten Jagdschlosses auf einem rund 15.000 m2 großen Areal im heutigen Bereich Döllacher Straße, Ausseer Straße, Siedlungsstraße und Grimminggasse war August Krumholz, einem Friedrich-von-Schmidt Schüler. Bald nach der Fertigstellung wurde eine bauliche Erweiterung vorgenommen, bei der der Ringstraßenarchitekt Heinrich von Ferstel seine Ideen eingebracht haben soll. Damals befanden sich westlich der Villa schon zwei weitere Gebäude, die heute noch bestehende “Kleine Dumba-Villa” und ein weiteres Gebäude, das als Wirtschaftsgebäude mit Gästezimmern gedient hat und 2016 für den “Dumbapark” abgerissen wurde. Weiters standen am Grundstück noch ein kleines Gartenhäuschen und ein einstöckiges Stallgebäude, das später Gesindehaus wurde. Auf dieses Haus (Ausseer Straße 29) wurde anlässlich seiner Renovierung im Jahr 1990 eine Gedenktafel angebracht, die an den ehemaligen Dumba-Park erinnert. Das Jagdschloss war ein asymmetrischer Bau mit seitlichem Turm mit Fachwerkaufsatz. Für das äußere Erscheinungsbild charakteristisch war die Verwendung hölzerner Laubengänge, die dem Bauwerk einen landhausartigen Charakter geben sollten. Auf die Bestimmung des Hauses verwies ein umlaufender Sgraffito-Fries mit Jagdszenen. In der reich ausgestatteten Jagdschloss war ein Teil der umfangreichen Kunstsammlung der Familie Dumba untergebracht. Das Jagdschloss entwickelte sich im letzten Viertel des 19. Jh. zu einem kulturellen Anziehungspunkt (zu Gast waren u. a. der Musikkritiker Eduard Hanslick und der Maler Rudolf von Alt).

Villa Dumba, Salon, Liezen

Salon im Jagdschloss Dumba in Liezen, um 1880, Fotograf unbekannt, gemeinfrei, Wikipedia

1940 wurde im Park der Dumba-Villa eine Südtiroler-Siedlung errichtet. Die Erben Dumbas ließen 1950 den Park in Liezen parzellieren und verkauften diesen. 1953 wird zum ersten mal des Areal an die Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Ennstal übergeben, die für das zuletzt als Musikschule genutzte Jagdschloss einen Antrag auf Abbruch stellte. Der Antrag wird seitens der Stadt Liezen zunächst abgelehnt, weil das Gebäude sich in einem guten Zustand befinde. 1960 wird dieser Antrag wiederholt, und seitens der Stadt Liezen dann sogar eine Abbruchverfügung erteilt, weil es einen katastrophal schlechten Bauzustand aufwies, sodass das Gebäude innerhalb eines halben Jahres abzureißen sei. “Die Enntsal” erbaute danach vier fünfgeschoßige Wohnhäuser (Ausseer Straße 37, 39, 41 und 43) für Voest Alpine Arbeiter . In der Mitte des Parks errichtete die Stadtgemeinde Liezen 1963 den städtischen Kindergarten und benannte die Aufschließungsstraße “Nikolaus-Dumba-Straße”. Erhalten hat sich bis heute das teilweise in Fachwerk errichtete Herrenhaus der zugehörigen Gutsanlage, aber ohne deren, 2016 zugunsten des „Dumbaparks“ abgebrochenen und bereits stark überformten, Wirtschaftstrakte an der Döllacher Straße. Diese sogenannte Kleine Dumba-Villa (Herrenhaus) in der Ausseer Straße 31 (hinter Nr. 33) wurde vor acht Jahren zum Verkauf angeboten, und Johann Josef Böker schlug sofort zu, obwohl die Villa in den 1960er-Jahren bis zur Unkenntlichkeit verändert wurde (u.a. durch Unterteilungen in Kleinstwohnungen). Der neue Eigentümer Johann Josef Böker, Professor für Architekturgeschichte, entfernte die Zwischendecken und -wände. In allen Räumen waren die originalen Wandausmalungen noch unter den späteren Bemalungen erhalten. Seit 2014 wurde die kleine Villa mit seiner beeindruckenden ornamentalen Innenausmalung umfassend restauriert (steht jedoch nicht unter Denkmalschutz). Der heutige Eigentümer des Herrenhauses, Johann Josef Böker, im Interview mit dem ORF zum Verlust des prächtigen Jagdschlosses: “Heute bedauert in Liezen jeder, einschließlich der Stadtverwaltung, dass das Gebäude [= Jagdschloss] nicht mehr steht.” (Im ORF zu Wort kommt auch die Liezener Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner).

ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14096317/Jagdschloss-Dumba-in-Liezen/14943950 (21.6.2021, ORF ‘Studio 2’, “Jagdschloss Dumba in Liezen”)

Linktipps:

Die Dumba Villa in Liezen auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Dumba-Villa

“Nikolaus Dumba, Jagdherr und Mäzen” (inkl. viele Fotos des Jagdschlosses), in “Liezen im Zeitenwandel” (Arbeitskreis “Stadtmuseum”; Folge 7, September 2002, Autoren: Rudolf Polzer und Wolfgang Flecker): https://www.liezen.at/images/picdb/35/beilagesept02.pdf

Dumba-Villa (#Liezen Bewegt; Liezen.at): https://www.liezen.at/de/stadtarchiv/gebaeude/dumba-villa.html

Nikolaus Dumba und (große) Dumba-Villa in “Geschichte der Stadt Liezen” (Erhard Gaube): http://www.gaube.at/liezen.php

Das Dumbapark-Areal im Wandel der Zeit (Raritäten aus dem Stadtarchiv): https://www.liezener-bezirksnachrichten.at/das-dumbapark-areal-im-wandel-der-zeit

Medienbericht:

17. November 2019, Krone
Steiermark History: Die Geheimnisse der Liezener „Dumba-Villa“. Ein reicher Industrieller aus Wien trat als Gönner des Ennstals im 19. Jahrhundert auf – der repräsentative Wohnsitz von Nikolaus Dumba wurde nun renoviert. Dabei kam Erstaunliches zutage! https://www.krone.at/2043876

Initiative Denkmalschutz: Kundgebung zur Rettung des Monturdepots in der Hofburg

Kundgebung zur Rettung des Monturdepots in der Wiener Hofburg am Mittwoch, 4.9.2024

Gestern, Mittwoch Abend um 18:00 Uhr (4.9.) fand eine Demonstration vor der Präsidentschaftskanzlei der Wiener Hofburg statt, um gegen die bevorstehende Zerstörung des historisch einzigartigen Monturdepots aus 1908 zu protestieren, das sich im Parterre des Leopoldinischen Traktes befindet. Initiiert von der Künstlerin Raja Schwahn-Reichmann und unterstützt von der Initiative Denkmalschutz, dem Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter, versammelte man sich am Ballhausplatz. Auch der Denkmalbeirat, einem Expertengremium des Bundesministers für Kultur in Belangen des Denkmalschutzes, streicht die einzigartige Bedeutung dieses Monturdepots hervor, es stellt ein “einzigartiges Dokument der höfischen Kultur des späten 19. Jahrhunderts” dar (siehe: Wahrnehmungsbericht des Denkmalbeirates vom 26. Juli 2024).

Das Monturdepot soll für die Sicherheitszentrale der Präsidentschaftskanzlei geopfert werden, der Umbau respektive die Zerstörung soll unmittelbar bevorstehen, obwohl das Bundesdenkmalamt noch am 7. August mitteilte, dass nicht einmal ein Antrag auf Veränderung der Denkmalanlage der Wiener Hofburg gestellt wurde (die Verändung entspräche der Zerstörung des Monturdepots). [Nachtrag: Auch am 4.9. ist noch kein Antrag im Bundesdenkmalamt eingelangt, aktuelle Auskunft aus dem Bundesdenkmalamtes]

Der Denkmalbeirat “spricht sich mit aller Deutlichkeit gegen diese Zerstörung aus”, nun will auch die Bevölkerung ein Zeichen setzen und sich für die Erhaltung einsetzen.

Es wird nicht die letzte Protestveranstaltung gewesen sein! Weitere werden folgen !!!

Um das Kulturerbe besorgte Bürgerinnen und Bürger

Rückfragen:

Raja Schwahn-Reichmann, tel.: 0676 / 495 31 33 (https://rajaschwahnreichmann.at)
Markus Landerer, Initiative Denkmalschutz, 0699 / 1024 4216 (www.idms.at)

Diverse Stellungnahmen:

10. August 2024, TICCIH Austria, Österreichischer Denkmalrat für das kulturelle Erbe von Industrie und Technik
Stellungnahme TICCIH Austria zur geplanten Auflösung des Monturdepot in der Wiener Hofburg
https://www.ticcih.at/2024/08/10/stellungnahme-ticcih-austria-zur-geplanten-aufloesung-des-monturdepot-in-der-wiener-hofburg/

2. Augsut 2024, ÖRV, Österreichischer Restauratorenverband
ÖRV-Stellungnahme zum Monturdepot in der Wiener Hofburg
https://www.orv.at/aktuelles/news

26. Juli 2024, Denkmalbeirat beim Bundesdenkmalamt
Denkmalbeirat-Wahrnehmungsbericht: Das „Monturdepot“ im Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg
https://www.bda.gv.at/dam/jcr:ca6e7d6d-7a1d-49db-8e3a-068c638a081c/20240726_Monturdepot_Wahrnehmungsbericht.pdf

Medienberichte:

30. Oktober 2024, Ö1 Radio
Betrifft Geschichte: Ausgedient, kein Platz mehr für Livreen? Das Monturdepot in der Hofburg steht vor dem Aus
https://oe1.orf.at/programm/20241030/775081/Ausgedient-kein-Platz-mehr-fuer-Livreen

14. August 2024, Kronenzeitung
Zerstörung droht! Hofburg: Sicherheitszentrale statt Baujuwel?
https://www.krone.at/3493460

11. August 2024, ORF III
Kultur Heute Weekend: Monturdepot der Hofburg: Ein Rundgang durch die Zeit (2 min Privatvideo; noch bis 10.9. abrufbar)
https://on.orf.at/video/14238100/15698273/monturdepot-der-hofburg-ein-rundgang-durch-die-zeit-kultur-heute-weekend-vom-11082024

31. Juli 2024, ORF
Wiener Hofburg: Eine “Zeitkapsel” droth zu verschwinden
https://topos.orf.at/monturdepot100

26. Juli 2024, Kronenzeitung
Bau-Juwel in Gefahr: Montur-Depot in der Hofburg droht die Zerstörung
https://www.krone.at/3471211

7. Mai 2024, Falter
Unter der Hofburg ist die Kaiserzeit noch fast lebendig. Aber nicht mehr lange: Dem Monturdepot im Souterrain der Präsidentschaftskanzlei droht das Aus – und damit einem der letzten komplett erhaltenen Orte, an dem sich die Arbeitswelt eines kaiserlichen Hofstaats erleben lässt (Bezahlschranke)
https://www.falter.at/zeitung/20240507/unter-der-hofburg-ist-die-kaiserzeit-noch-fast-lebendig-aber-nicht-mehr-lange

6. Mai 2024, APA/Salzburger Nachrichten
K.u.k. Monturdepot übersiedelt von Hof- in Wagenburg
https://www.sn.at/kultur/allgemein/monturdepot-hof-wagenburg-157950967

6. Mai 2024, APA-OTS-Presseaussendung Burghauptmannschaft Österreich / Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft
BHÖ / KHM: Des Kaisers alte Kleider in neuem Licht: Bewahrung eines österreichischen Kulturguts – Verlegung des k.u.k. Monturdepot vom bisherigen Standort in der Hofburg Wien in die Wagenburg des Kunsthistorischen Museums.
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240506_OTS0025/bhoe-khm-des-kaisers-alte-kleider-in-neuem-licht

Verlorenes Erbe: Fernsehreihe im ORF – diesmal Rauchfangkehrerkirche in Wien-Margareten

Verlorenes Erbe: Die Kirche in der Straße. Die Rubrik “verlorenes Erbe” – jeden Dienstag ab 17:30 Uhr auf ORF 2 in der Sendung “Studio 2” – auf ein besonders auffälliges Bauwerk, das Wien verloren gegangen ist. Es war die Kirche, die mitten in der Straße gestanden ist. Noch heute ist die Rauchfangkehrerkirche der Bevölkerung ein Begriff und es gab eine wilde Protestbewegung (u. a. von der Österreichischen Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege), damals 1965, als dieses Bauwerk in der Wiedner Hauptstraße verschwinden sollte. ORF-FERNSEHBEITRAG (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14042001/Verlorenes-Erbe-Die-Kirche-in-der-Strasse/14646285. +++ Die Alte Matzleinsdorfer Kirche (Florianikirche oder Rauchfangkehrerkirche) auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Pfarrkirche_Matzleinsdorf_(Wien). +++ Artikel “Unvergessen” in unserer Zeitschrift “Denkma[i]l” Nr. 14/15, 2013 der Initiative Denkmalschutz auf Seite 39: https://www.initiative-denkmalschutz.at/denkmail/Denkmail_Nr_14_15_web.pdf. +++ Die Österreichische Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege im Internet: https://www.denkmal-ortsbildpflege.at

Graz: Schutzzonen wachsen, Experte äußert weiterhin Kritik

Schützenswert: Das Grazer Erbe wächst. Erstmals seit 28 Jahren wachsen in Graz die Altstadtschutzzonen: Experte Peter Laukhardt (Soko Altstadt) fehlt aber ein Schutz-Kataster. Erfreulicher Weise jetzt doch in Schutzzone: die Villen Polzergasse 30 und Rilkeweg 22. MeinBezirk-Artikel weiterlesen. : https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/schuetzenswert-das-grazer-erbe-waechst_a3949251. +++ Weiterer Medienbericht: “Grazer Altstadt: Bürgermeister Nagl stoppt Abriss von Baujuwelen” (18.2.2020, Österreich): https://www.oe24.at/oesterreich/politik/steiermark/Grazer-Altstadt-Nagl-stoppt-Abriss-von-Baujuwelen/417760506.

Älterer iD-Bericht (10.2.2020): Die Frist für Stellungnahmen zur Erweiterung der Altstadtschutzzone in der steirischen Landeshauptstadt ist abgelaufen. Es gibt Bedenken, dass so manches Juwel schutzlos zurückbleibt. Die Politik hat sich im Herbst letzten Jahres darauf verständigt, die Schutzzonen auf 41 Hektar auszuweiten (u. a. am Ruckerlberg im 9. Grazer Bezirk Waltendorf; vgl.: “Grazer Altstadtschutzzonen wachsen um 40 Hektar. Stadt, Land und ASVK ziehen an einem Strang” (Graz.at, 9.10.2019): https://www.graz.at/cms/beitrag/10338844/8145109/Grazer_Altstadtschutzzonen_wachsen_um_Hektar.html). Jetzt wird gerätselt, warum auf die beiden Villen in der Polzergasse 30 und am Rilkweg 22vergessen” wurden. (Die Villa Belvedere am Rilkeweg 22 auf Baugeschichte.at: https://baugeschichte.at/Rilkeweg_22). Wirklich im Bestand gefährdet scheint jedoch nur die Villa am Rilkeweg. In der Kleinen Zeitung weiterlesen (6.2.2020): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5764724/Graz_Die-erweiterte-AltstadtSchutzzone-vergisst-auf-Prachtvillen

Leserbrief Peter Laukhardt, SOKO Altstadt (6.2.2020):

Lieber Herr Mag. Hecke!

Zu Ihrem heutigen Beitrag in der Kleinen Zeitung: “Schutzzone vergisst auf Prachtvillen”:

Natürlich hat auch SOKO Altstadt nach Abstimmung mit anderen Initiativen eine ausführliche Stellungnahme eingereicht, die bei vier Teilzonen am Ruckerlberg und in der Gartenstadt St. Peter Ergänzungen vorschlägt, siehe dazu die Pläne in den Anlagen.

Was leider vorher nicht geschehen ist: Die Einbeziehung der bekannten Grazer Bürgerinitiativen (Schutzverein Ruckerlberg, Unverwechselbares Graz, SOKO Altstadt) in die Vorbereitung. Und auch in der ASVK [Altstadtsachverständigenkommission] sah man sich wohl auch nicht voll eingebunden. Also: business as usual (zwei Politiker von Stadt und Land lösen das Thema allein?).

Ich hoffe aber, dass die eingereichten Verbesserungsvorschläge noch ernsthaft geprüft werden.

Mit schönen Grüßen

Dipl. Dolm. Peter Laukhardt
SOKO Altstadt
www.grazerbe.at

Linktipps:

SOKO Altstadt:
https://www.grazerbe.at (bzw. https://www.baugeschichte.at)

Initiative für ein unverwechselbares Graz:
http://www.unverwechselbaresgraz.at
Facebook: https://www.facebook.com/groups/unverwechselbares.graz

Schutzverein Ruckerlberg und Umgebung:
http://www.ruckerlberg.at
Facebook: https://www.facebook.com/SchutzvereinRuckerlberg

Weiterer Linktipp: “Graz denkt!”
Facebook (öffentliche Gruppe): https://www.facebook.com/groups/131217993588196

Waidhofen/Thaya (NÖ): Statt Abrissprämie Revitalisierungsprämie. Aufregung um „Schandfleck Baulücke” nach Abriss späthistoristisch-secessionistischer Gebäudezeile

Zuerst galt die Häuserzeile Raiffeisenstraße 2 (Ecke Bahnhofstraße) jahrelang als “heruntergekommen” und “verfallen”. Bis im September 2017 schließlich große Teile der späthistoristisch-secessionistischen Gebäudezeile abgerissen wurden (siehe Foto). Seit über zwei Jahren Baulücke, wird nun auch diese als “Schandfleck” bezeichnet. Gemeinderat Gottfried Dolezal (FPÖ) fordert daher in einem Leserbrief eine Revitalisierungsprämie statt einer Abrissprämie, die Bürgermeister Robert Altschach (ÖVP) im Wahlkampf gefordert hatte (mit Verweis auf die Stadt Horn, wo es eine solche bereits gibt). Auch die IG Waidhofen (Interessensgemeinschaft Waidhofen – Wahlbündnis GRÜNE und UBL) sieht eine mögliche Revitalisierungsprämie positiv. Die SPÖ Waidhofen muss sich erst mit der Thematik beschäftigen und sich beraten, meint Patrik Neuwirth. Auch in Laa/Thaya wird gerade über ein Abrissprämie diskutiert, siehe: “Stadtkernbelebung. Abrissprämie für Laas Zentrum” (MeinBezirk, 21.11.2019): https://www.meinbezirk.at/mistelbach/c-politik/abrisspraemie-fuer-laas-zentrum_a3769953 +++ Aktueller Medienbericht: “Waidhofen: Aufregung um ‘Schandfleck’ im Ort. Abriss-Areal in Bahnhofstraße sorgt für Unmut bei FPÖ- Gemeinderat Gottfried Dolezal. Bürgermeister Altschach: ‘Können Besitzer nicht zwingen.'” (5.2.2020): https://www.noen.at/waidhofen/waidhofen-thaya-aufregung-um-schandfleck-im-ort-waidhofen-an-der-thaya-gottfried-dolezal-robert-altschach-lokalaugenschein-189635864; “Leserbrief, Gottfried Dolezal: Ortsbildgestaltung im negativen Sinn” (4.2.2020, NÖN): https://www.noen.at/leserbriefe/leserbrief-ortsbildgestaltung-im-negativen-sinn-waidhofen-an-der-thaya-leserbrief-gottfried-dolezal-189637461; “5.000 Euro Abrissprämie: Kritik von IG, FP und SP Bürgermeister ließ mit Idee aufhorchen. IG übt Kritik, auch Waldhäusl (FP) und Pfabigan (SP) halten Vorschlag für unausgegoren” (22.1.2020): https://www.noen.at/waidhofen/waidhofen-thaya-5-000-euro-abrisspraemie-kritik-von-ig-fp-und-sp-waidhofen-an-der-thaya-abrisspraemie-kritik-186087655 +++ Älterer Medienbericht: “Schandfleck beseitigt: Verfallenes Haus abgerissen. Nach jahrelangem Verfahren ließ Johann Eder das verfallene Haus in der Bahnhofstraße in der Vorwoche abreißen.” (Okt. 2017): https://www.noen.at/waidhofen/waidhofen-schandfleck-beseitigt-verfallenes-haus-abgerissen-abriss-johann-eder-schandfleck-62700263. +++ Beschreibung der Häuserzeile im Dehio-Handbuch “Niederösterreich nördlich der Donau” (Hrsg. Bundesdenkmalamt, Wien 1990, Seite 1228): “Raiffeisenstraße, westl[iche] Ausfallsstraße in Fortsetzung der Bahnhofstraße, an deren Verbauung anschließend (zeilenförmige, späthistoristisch-secessionistische Gruppe Nr. 2 bis 8), in Siedlung auslaufend” (vgl. https://bda.gv.at/publikationen/details/dehio-niederoesterreich-noerdlich-der-donau-die-kunstdenkmaeler-oesterreichs).

Graz: Schönstes alte Haus der Wiener Straße vor Abbruch.

Dieses schöne Haus in der Wiener Straße 237 im Nordwesten Graz (13. Bezirk Gösting) ist mit seiner lebhaften Fassade mit allen Eigenheiten des Baustiles um 1900 und den Fensterläden wohl das schönste Haus der Wiener Straße. Ende Jänner erhielten die Nachbarn von der Baubehörde die Mitteilung über den Abbruch (das Haus liegt in keiner Schutzzone); Parteienstellung haben sie keine. Bedenken seitens der Stadtplanung gibt es wohl deshalb keine, weil ja der Bebauungsplan hier eine riegelartige Verbauung festgeschrieben hat (Quelle und weitere Infos von Peter Laukhardt). Auf Baugeschichte.at weiterlesen: https://baugeschichte.at/Wiener_Stra%C3%9Fe_237

 

Stadtplanung: Wie aus Wien eine Allerweltstadt wird

Der Wiedererkennungswert und ein Gesamtkonzept schwinden. Alle Wiener kennen ihn, und niemand wundert sich mehr, wenn er ihm begegnet”, beschrieb der konservative Feuilletonist Raoul Auernheimer 1911 ein “Gespenst”, das schon damals in allen europäischen Metropolen umging, sobald ein Immobilienboom ausgebrochen war: den “Häusertod”. Artikel von Stadtplaner Reinhard Seiß in der Wiener Zeitung weiterlesen (8.2.2020): https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien/2049268-Wie-aus-Wien-eine-Allerweltstadt-wird.html

 

Wiener Künstlerhaus saniert. Drei Jahre zuvor Abriss des Oberlichtsaals.

Drei Jahre lang wurde das denkmalgeschützte Künstlerhaus am Karlsplatz um € 57 Mio. saniert. Nach der Übergabe letzten Freitag von Hans Peter Haselsteiner wird im sehr aufwendig restaurierten und modernisierten Gebäude am 13. März die “Albertina modern” eröffnet. Kurier-Artikel weiterlesen (7.2.2020): https://kurier.at/kultur/kuenstlerhaus-neu-ein-schaufenster-fuer-die-kunst-nach-1945/400748427; +++ Über den 2017 zerstörten Oberlichtsaal lesen Sie weiter unten. +++ “Haselsteiner: Künstlerhaus war “Kaschemme'”: https://wien.orf.at/stories/3033755; Haselsteiner ORF-Fernsehinterview: https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14040847/Hans-Peter-Haselsteiner-saniert-Kuenstlerhaus/14639985 +++ Standard: Haselsteiner will für Künstlerhaus “nicht beschimpft” werden: https://www.derstandard.at/story/2000114290173/haselsteiner-will-fuer-kuenstlerhaus-nicht-beschimpft-werden +++ Weitere aktuelle Medienberichte: ORF-Fernsehbericht über Renovierung: https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14040723/Kuenstlerhaus-um-57-Millionen-Euro-saniert/14639360; Wiener Zeitung: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/2049257-Kuenstlerhaus-Museen-muessen-wachsen.html +++ Künstlerhaus: Proteste gegen die Zerstörung des Glasdachs. Die Demontage ist bereits voll im Gang, die Kritiker lassen sich den Mund nicht verbieten (Kurier, 10.6.2017): https://kurier.at/kultur/kuenstlerhaus-proteste-gegen-die-zerstoerung-des-glasdachs/269.087.056 +++ Die Teilzerstörung des Künstlerhauses erfolgte mit Bewilligung des Bundesdenkmalamtes (dort heißt es dann “Veränderung”). Noch 2015 schwärmte der Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder: “Die Ausstellungsflächen werden in jenen Zustand zurückgeführt, den sie ursprünglich hatten. Unsere Vision ist es, den größten Oberlichtsaal Österreichs wiederherzustellen” (siehe Kurier-Artikel: “Albertina auf Expansionskurs. Direktor Klaus A. Schröder über seine Pläne für das Künstlerhaus als Hort österreichischer Kunst” (29.11.2015): https://kurier.at/kultur/albertina-auf-expansionskurs/166.534.622) +++ Das Wiener Künstlerhaus auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCnstlerhaus_Wien +++ Ältere Medienberichte: “Im Wiener Künstlerhaus wird viel Glas zerbrochen” (29.5.2017): https://kurier.at/kultur/im-wiener-kuenstlerhaus-wird-viel-glas-zerbrochen/266.709.774; “Streit in der Gesellschaft bildender Künstler” (Salzburger Nachrichten, 21.3.2017): http://www.salzburg.com/nachrichten/oesterreich/kultur/sn/artikel/streit-in-der-gesellschaft-bildender-kuenstler-239631; “Splittergruppe schießt gegen Künstlerhaus neu” (Wiener Zeitung, 21.3.2017): http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kulturpolitik/880891_Splittergruppe-schiesst-gegen-Kuenstlerhaus-neu.html

Graz: Schutzzone vergisst auf Prachtvillen in Waltendorf

Die Frist für Stellungnahmen zur Erweiterung der Altstadtschutzzone in der steirischen Landeshauptstadt ist abgelaufen. Es gibt Bedenken, dass so manches Juwel schutzlos zurückbleibt. Die Politik hat sich im Herbst letzten Jahres darauf verständigt, die Schutzzonen auf 41 Hektar auszuweiten (u. a. am Ruckerlberg im 9. Grazer Bezirk Waltendorf; vgl.: “Grazer Altstadtschutzzonen wachsen um 40 Hektar. Stadt, Land und ASVK ziehen an einem Strang” (Graz.at, 9.10.2019): https://www.graz.at/cms/beitrag/10338844/8145109/Grazer_Altstadtschutzzonen_wachsen_um_Hektar.html). Jetzt wird gerätselt, warum auf die beiden Villen in der Polzergasse 30 und am Rilkweg 22vergessen” wurden. (Die Villa Belvedere am Rilkeweg 22 auf Baugeschichte.at: https://baugeschichte.at/Rilkeweg_22). Wirklich im Bestand gefährdet scheint jedoch nur die Villa am Rilkeweg. In der Kleinen Zeitung weiterlesen (6.2.2020): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5764724/Graz_Die-erweiterte-AltstadtSchutzzone-vergisst-auf-Prachtvillen

Leserbrief Peter Laukhardt, SOKO Altstadt (6.2.2020):

Lieber Herr Mag. Hecke!

Zu Ihrem heutigen Beitrag in der Kleinen Zeitung: “Schutzzone vergisst auf Prachtvillen”:

Natürlich hat auch SOKO Altstadt nach Abstimmung mit anderen Initiativen eine ausführliche Stellungnahme eingereicht, die bei vier Teilzonen am Ruckerlberg und in der Gartenstadt St. Peter Ergänzungen vorschlägt, siehe dazu die Pläne in den Anlagen.

Was leider vorher nicht geschehen ist: Die Einbeziehung der bekannten Grazer Bürgerinitiativen (Schutzverein Ruckerlberg, Unverwechselbares Graz, SOKO Altstadt) in die Vorbereitung. Und auch in der ASVK [Altstadtsachverständigenkommission] sah man sich wohl auch nicht voll eingebunden. Also: business as usual (zwei Politiker von Stadt und Land lösen das Thema allein?).

Ich hoffe aber, dass die eingereichten Verbesserungsvorschläge noch ernsthaft geprüft werden.

Mit schönen Grüßen

Dipl. Dolm. Peter Laukhardt
SOKO Altstadt
www.grazerbe.at

Linktipps:

SOKO Altstadt:
https://www.grazerbe.at (bzw. https://www.baugeschichte.at)

Initiative für ein unverwechselbares Graz:
http://www.unverwechselbaresgraz.at
Facebook: https://www.facebook.com/groups/unverwechselbares.graz

Schutzverein Ruckerlberg und Umgebung:
http://www.ruckerlberg.at
Facebook: https://www.facebook.com/SchutzvereinRuckerlberg

Weiterer Linktipp: “Graz denkt!”
Facebook (öffentliche Gruppe): https://www.facebook.com/groups/131217993588196

Wiener Palais abgerissen, Kunstsammlung verstreut – die Familie Rothschild nach dem 2. Weltkrieg

In zwei aktuellen Artikeln im Standard (Roman Sandgruber und Olga Kronsteiner) wird über das Schicksal der Kulturgüter der Familie Rothschild im und nach dem 2. Weltkrieg berichtet. Die beiden Palais im 4. Wiener Gemeindebezirk wurden in den 1950er-Jahren laut dem Wirtschaftshistoriker Sandgruber “gegen den heftigsten Widerstand des Denkmalamtes” abgerissen. Das Palais Albert Rothschild in der Prinz Eugen-Straße 22-24 galt nach der Neuen Hofburg als größtes und bedeutendstes Palais des Wiener Historismus und wurde im 2. Weltkrieg kaum beschädigt, trotzdem wurde es von der Arbeiterkammer abgerissen (heute steht das Gebäude der Arbeiterkammer selbst unter Denkmalschutz; 1957 bis 1960 von Franz Mörth erbaut; vgl. Denkmalliste Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/Wieden). Das etwas stärker beschädigte Palais Nathaniel Rotschild gleich ums Eck in der Theresianumgasse 16-18 wurde ebenso abgerissen. Laut Sandgruber rechtfertigt die Arbeiterkammer den Abriss der beiden Palais in einer kleinen Dauerausstellung “wahrheitswidrig mit der Baufälligkeit der Palais”. Weiterlesen im Standard-Artikel: https://www.derstandard.at/story/2000114301666/das-verdraengte-erbe-der-wiener-rothschilds (Artikel: “Das verdrängte Erbe der Wiener Rothschilds. Für Stadtrat Hacker war die Restitutions- und NS-Politik der Stadt Wien verantwortungsvoll und vorbildlich. Doch man möchte ihm zurufen: Lernen Sie Geschichte!”. Roman Sandgruber ist auch Autor des Buches “Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses”, Molden-Verlag, 2018).) +++ Im zweiten Standard-Artikel beschreibt Olga Kronsteiner den Umgang der Behörden mit Nathaniel Rothschilds Kunstsammlung nach 1945 als beschämend. Weiterlesen im Standard-Artikel: https://www.derstandard.at/story/2000114295661/als-maezen-unterstuetzte-nathaniel-rothschild-den-ankauf-der-benin-bronzen (Artikel: “Kunstmarkt: Als Mäzen unterstützte Nathaniel Rothschild den Ankauf der Benin-Bronzen. Der Umgang der Nationalsozialisten mit Nathaniel Rothschilds Kunstsammlung war skrupellos, jener der Behörden nach 1945 beschämend”).

Rothschild-Palais, Wikipedia-Links:
– Das Palais Albert Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Albert_Rothschild
– Das Palais Nathaniel Rotschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Nathaniel_Rothschild

Buchtipps:
Edgard Haider, Verlorenes Wien. Adelspaläste vergangener Tage. Böhlau, Wien-Köln-Graz 1984 (auf Seite 140 bis 152 die beiden Palais samt Ausstattung ausführlich beschrieben und bebildert; Buch vergriffen)
Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien. Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte. 3. Auflage. LIT Verlag, Münster 2005