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Leiner (Wien): Jugendstilgeländer abtransportiert, Haus wird abgerissen

Nach Versteigerung: Zehn neue Besitzer für das in 27 Teile zerstückelte, ursprünglich 320 Meter lange Jugendstilgeländer aus dem ehemaligen Leiner-Kaufhaus in der Mariahilfer Straße 18 im 7. Bezirk Neubau. Jetzt wurden die Teile abgeholt. Alfred Bazalka hat 9.600 € für 67 Laufmeter gezahlt und möchte das Jugenstilgeländer für einen Laubengang in Kärnten verwenden. Patrick Eder wiederum ersteigerte 70 Meter Geländerteile, damit er sich ein neues Haus in Wien im Stil der Zeit um 1900 erbauen kann, und da passen diese Teile nicht nur perfekt, sondern sind dazu auch noch von höchster Qualität, meint er. Der Erlös der Auktion kommt dem Wiener Hilfswerk zugute. Aber auch das Bezirksmuseum Neubau bekommt sechs Teile des Jugendstilgeländers. Diese müssen aber erst zurechtgeschweißt und mit Verbindungsgliedern ausgestattet werden. Das Bezirksmuseum sucht daher einen Metalltechniker oder Sponsoren für die Kosten von rund 5.000 Euro. ORF-FERNSEHBEITRAG (2 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14091476/67-Meter-Leiner-Gelaender-fuer-Laubengang/14914133 (7.5.2021, ORF ‘Wien Heute’, “67 Meter Leiner-Geländer für Laubengang”).

Youtube-Video (Drohnenflug Michael HiernerAurena): “Jugendstil Geländer”  im Leiner-Gebäude: https://www.youtube.com/watch?v=WRyobQgJBC0

Leiner-Haus, Mariahilfer Str. 18, 1070 Wien

Das Jugendstilgeländer aus 1912 im ehem. Leiner-Kaufhaus Mariahilfer Straße 18 wird bis 5. Mai versteigert (27 Teile), Besichtigungsmöglichkeit vor Ort am Fr., 30. April, (c) Aurena.at

Der Immobilien- und Handelskonzern, die Signa Holding GmbH von René Benko wird bis Herbst 2024 anstelle des ehemaligen Leiner-Flaggschiffs auf der Mariahilfer Straße ein Kaufhaus (https://mahi10-18.at) nach Vorbild des Berliner KaDeWe (Kaufhaus des Westens) samt Hotel und Park am Dach errichten. Seitens des Eigentümers wurde betont, dass das Haus nicht unter Denkmalschutz steht und das Geländer auch nicht aus der Erbauungszeit 1894/95 stammt. Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber führt gegenüber der Zeitung “Der Standard” (28.4.) aus, dass natürlich überlegt wurde, das Stiegenhaus zu erhalten, doch dies war aus vielen Gründen nicht möglich, u.a. wegen der unterschiedlichen Geschoßhöhen. Für Verwunderung in der Fachwelt sorgte jedoch Friedrich Dahm, Abteilungsleiter für Wien im Bundesdenkmalamt mit der Aussage im “Der Standard”: “Dieses Haus ist kein Jugendstil-Juwel, sondern nach all den Umbauten und Zerstörungen ein Schandfleck. Ja, das nachträglich eingebaute Stiegenhaus ist zwar ganz schön, war aber schon zum Zeitpunkt seines Einbaus 1912 altmodisch und retardierend. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist hier keine Schutzwürdigkeit gegeben.” Kritisiert werden die Argumentation “retardierend” im Zusammenhang mit einer möglichen Schutzwürdigkeit, die Begrifflichkeiten “Schandfleck” sowie “Schönheit”, die in der kunsthistorischen Welt, insbesondere in der denkmalpflegerischen Fachwelt strikt vermieden werden.

Das Leiner-Kaufhaus, Mariahilfer Straße 18, 1070 Wien

Das Leiner-Kaufhaus in der Mariahilfer Straße 18, Foto: Okt. 2019, (c) Erich J. Schimek / Initiative Denkmalschutz

Unser Verein Initiative Denkmalschutz hatte bereits 2019 mit Bedauern auf den bevorstehenden Verlust dieses Jugendstilgeländers hingewiesen. Georg Scherer hatte noch im Februar auf seinem WienSchauen-Blog für einen Erhalt des Gebäudes samt Rekonstruktion der historischen Fassade plädiert: “Leiner-Haus: Verpasste Chance”. Auch das Bezirksmuseum Neubau wird einen Teil des Jugendstilgeländers bekommen. In den sozialen Medien wird über die Zerstörung des Stiegengeländers getrauert.

1894/95 als “Warenhaus zur großen Fabrik” bzw. Warenhaus Stefan Esders an der Ecke Mariahilfer Straße 18, Karl-Schweighofer-Gasse 2 erbaut (Entwurf: Friedrich Schachner), war es das erste große Wiener Kaufhaus. Schon 1898 wurde es um ein Geschoß aufgestockt, und 1912 ersetzte man das ganze große Stiegenhaus durch eine neu hineingestellte(!), viergeschoßige Eisenkonstruktion, die nur noch bis Anfang Mai bestehen wird. Die ausführende Baufirma war damals das bekannte Duo „Kupka & Orglmeister“. Das Geschäftshaus wurde 1964 von Leiner übernommen und blieb in seiner Grundstruktur bis heute erhalten.  Mit dem Abriss wurde bereits im April begonnen (die erhaltene Gründerzeitfassade an der Mariahilfer Straße 12-16 bleibt bestehen). Herzstück des einstigen Geschäftshauses, das durch viele Umbauten im Laufe der Zeit stark verändert wurde (u.a. Vereinfachung der Fassade nach dem 2. Weltkrieg), ist das große Jugendstil-Geländer aus dem Jahr 1912. Diese Eisentreppe ist in Wien vermutlich in ihrer Größe einzigartig, nachdem z. B. das etwas ältere Hauptstiegenhaus im alten Warenhaus Gerngroß von 1904, in der Größe vergleichbar – 1979 durch Brand vernichtet wurde (Mariahilfer Straße 44-46).

Warenhaus Esders, Mariahilfer Straße 18, 1070 Wien

Historisches Foto des Warenhaus Esders, Foto: unbekannter Fotograf, Wien am Anfang des 20. Jh.

Aktuelle Medienberichte

7. Mai 2021, ORF Wien
67 Meter Leiner-Geländer für Laubengang. 320 Meter Jugendstilgeländer aus dem ehemaligen Leiner-Haus in der Mariahilfer Straße haben neue Besitzer gefunden. Jetzt haben sie ihre ersteigerten Teile abgeholt, quasi bei einer letzten Warenausgabe im ehemaligen Möbelhaus: https://wien.orf.at/stories/3102846

7. Mai 2021, Kurier
Großbaustelle Wiener KaDeWe: Mehr als nur Fassade. Die Signa-Gruppe schleift das Leiner-Haus auf der Mariahilfer Straße, um Platz für ein echtes Kaufhaus zu schaffen. Das wirbelt Staub auf: https://kurier.at/chronik/wien/grossbaustelle-wiener-kadewe-mehr-als-nur-fassade/401374382

5. Mai 2021, Krone
Kommentar des Tages: MAHÜ Signa-Haus: „Jugendstilteile wären Hingucker“: https://www.krone.at/2405586

4. Mai 2021, Krone
Signa-Haus auf Mahü: Bezirksrätin zu Klotz: „Ich bin todunglücklich“: https://www.krone.at/2404990

30. April 2021, Krone
Projekt Leiner: Wie die Grünen einem Investor die Rutsche legen: https://www.krone.at/2402257

29. April 2021, Krone
Ehemaliges Leiner-Haus: Abriss in Schutzzone: Das Bauglück des Jongleurs: https://www.krone.at/2401288

28. April 2021, Der Standard
Auktion: Leiner-Stiegenhaus wird versteigert. Aus dem Leiner auf der Mahü will Signa ein “Kaufhaus des Westens” machen. Das Jugendstil-Stiegenhaus kommt online unter den Hammer: https://www.derstandard.at/story/2000126241647/leiner-stiegenhaus-wird-versteigert

26. April 2021, MeinBezirk
Neubau: Ein Geländer für die neue Grätzeloase. Techniker oder Sponsoren gesucht: https://www.meinbezirk.at/neubau/c-lokales/ein-gelaender-fuer-die-neue-graetzeloase_a4595588

Nebenbei:

8. Mai 2021, Der Standard
Retter oder Bösewicht: René Benko und die Politik: Opposition will Kika/Leiner-Übernahme durchleuchten. Der Milliardär René Benko übernahm im Sommer 2018 die Möbelkette Kika/Leiner. Die Opposition glaubt, dass Türkis-Blau ihm dabei zu sehr half: https://www.derstandard.at/story/2000126481589/rene-benko-und-die-politik-opposition-will-kikaleiner-uebernahme-durchleuchten

Älterer iD-Bericht vom 23. April 2021

Leiner (Wien): Trauer um Jugendstilgeländer aus 1912 – Für Versteigerung zerstückelt: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/leiner-wien-trauer-um-jugendstilgelaender-aus-1912-fuer-versteigerung-zerstueckelt

Initiative Denkmalschutz in den Medien:

3. Oktober 2019, Kurier
KaDeWe: Das sagen Experten zum Neubau. Aus dem Leiner der Mariahilferstraße wird ein Warenhaus nach Berliner Vorbild. Experten loben vor allem Dach und Fassade des Neubaus in Neubau: https://kurier.at/chronik/oesterreich/kadewe-das-sagen-experten-zum-neubau/400637384

12. August 2019, MeinBezirk
Mariahilfer Straße: Initiative Denkmalschutz schlägt Alarm wegen Leiner: https://www.meinbezirk.at/neubau/c-lokales/initiative-denkmalschutz-schlaegt-alarm-wegen-leiner_a3565320

Hotel Wörthersee Klagenfurt (Ktn): Nach Brand – Bundespolitik gefordert Exempel zu statuieren

APA-OTS-Presseaussendung, https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20211213_OTS0030

Hotel Wörthersee (Klagenfurt) nach gestrigem Brand: Bundespolitik ist gefordert, endlich ein Exempel zur Denkmalrettung zu statuieren!

Initiative Denkmalschutz fordert energisches Eingreifen seitens des Kulturministeriums gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt.

Wien (OTS) – Viel zu oft werden denkmalgeschützte Bauten einfach verfallen gelassen. Nach Bränden und anderen Unglücksfällen werden diese dann allzu leicht abgerissen (z.B. Brauereigebäude Guggenthal bei Salzburg heuer im August). Auch das denkmalgeschützte Hotel Wörthersee (Stadt Klagenfurt, Villacher Straße 338) verfällt seit vielen Jahren zusehends (erbaut 1891-1897 von Architekt Wilhelm Heß). Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Eigentümer kein allzu großes Interesse am Erhalt der historischen Bausubstanz zeigt, zumal auch die Absicherung weitgehend ungenügend erfolgt ist. Gestern hat es nun gebrannt und die Bausubstanz wurde weiter geschädigt. Ob das gestrige Feuer zufällig, fahrlässig oder absichtlich erfolgte, keinesfalls dürfen sich daraus Vorteile ziehen lassen.

Bundesministerium für Kultur und Bundesdenkmalamt sind gefordert!

Unser Verein Initiative Denkmalschutz, der sich insbesondere für die Rettung gefährdeter Kulturgüter einsetzt, fordert die Bundespolitik auf, endlich ein sichtbares Zeichen zur Rettung gefährdeter Kulturgüter zu setzen und den dafür extra eingerichteten Denkmalfonds mit Leben zu füllen. Gemäß § 33 Denkmalschutzgesetz gibt es diesen Denkmalfonds, der “insbesondere zur Rettung von unter Denkmalschutz stehenden (…) Objekten, die unmittelbar vom Verfall (…) bedroht sind”, eingerichtet wurde und vom Ministerium verwaltet wird. Bundesminister Werner Kogler (Grüne) sowie die Staatssekretärin für Kultur Andrea Mayer sind – gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt – daher jetzt gefordert, endlich ein Exempel zu statuieren, um nicht ein weiteres trauriges Beispiel eines Anreizsystems für ein konsequenzenloses Verfallenlassen unseres Baukulturerbes zu zeigen.

Denkmalschutzgesetz vor Novelle – aktiver Denkmalschutz gefordert!

Gemäß aktuell gültigem Denkmalschutzgesetz gibt es bedauerlicher Weise keinen “aktiven Denkmalschutz”, d.h. der Eigentümer kann zumeist folgenlos die Bausubstanz verfallen lassen. Es fehlt die Ratifizierung der Konvention von Granada aus 1985, ein sehr wichtiges Übereinkommen des Europarates zum Schutz des architektonischen Erbes, in der die unbedingte Erhaltungspflicht für den Eigentümer vorgeschrieben ist. Österreich ist einer der letzten Staaten, der diese Konvention noch immer nicht ratifiziert hat! Diese Ratifizierung muss endlich im Zuge der im Juli angekündigten Änderung des Denkmalschutzgesetzes erfolgen. Bis dahin ist die Bundespolitik gefordert, entsprechende Geldmittel in die Hand zu nehmen. Dies ist wohl die letzte Chance, die historische Bausubstanz des Hotels zu retten, wenn der Eigentümer selbst nicht dazu bereit ist.

Auch die Stadt Klagenfurt wird aufgerufen, eine mögliche Ersatzvornahme zur Rettung des Hotels Wörthersee zu prüfen.

Rückfragehinweis:

Markus Landerer (0699/1024 4216) und DI Dr. Alexander Schmiderer (0664/750 545 42)
Verein Initiative Denkmalschutz, www.idms.at

Facebook-Gruppe (‘Bürgerinitiative’): “Das Hotel Wörthersee – Nostalgiealbum”: https://www.facebook.com/groups/187746689684093

Hotel Wörthersee Brand, Klagenfurt

Brandfoto Hotel Wörthersee in Klagenfurt, Sonntag, 12. Dezember 2021, (c) Facebook-Gruppe “Das Hotel Wörthersee – Nostalgiealbum”

Aktuelle Medienberichte (12.12.2021):

ORF
Brand in denkmalgeschütztem Ex-Hotel. Im ehemaligen Hotel Wörthersee, gegenüber der Wörthersee Ostbucht in Klagenfurt, ist am Sonntagnachmittag ein Brand ausgebrochen: https://kaernten.orf.at/stories/3134146 (ORF ‘Kärnten Heute’ – Kurzvideo: https://tvthek.orf.at/profile/Kaernten-heute/70022/Kaernten-heute/14116706/Zwei-Braende-in-Kaernten/15055298)

Die Presse/APA
Baufälliges “Hotel Wörthersee” in Brand. Die Zwischendecke des leerstehenden einstigen Architekturjuwels war in Brand geraten: https://www.diepresse.com/6073210/karnten-baufalliges-hotel-worthersee-in-brand

Der Standard / APA
Baufälliges “Hotel Wörthersee” in Klagenfurter Ostbucht in Brand. Die Zwischendecke der Hotelruine war in Brand geraten: https://www.derstandard.at/story/2000131854524/baufaelliges-hotel-woerthersee-in-klagenfurter-ostbucht-in-brand

5MIN
Heute Nachmittag: Großes Feuer in Wörthersee­hotel ausge­brochen. Klagenfurt – Gleich mehrere Klagenfurter Feuerwehren und die FF Krumpendorf waren heute Nachmittag im Einsatz wegen eines Brandes im alten und baufälligen Hotel Wörthersee: https://www.5min.at/202112460248/hotel-am-woerthersee-steht-in-flammen

Krone
Einsatz in Ostbucht: Brand im desolaten Klagenfurter Ex-Hotel gelöscht. Dunkler Rauch ist am Nachmittag vom ehemaligen Hotel Wörthersee in Klagenfurt aufgestiegen.: https://www.krone.at/2579316

Kurier
Baufälliges “Hotel Wörthersee” in Klagenfurter Ostbucht in Brand. Zwischendecke der Hotelruine war in Brand geraten. Gebäude war mehr als 100 Jahre alt: https://kurier.at/chronik/oesterreich/baufaelliges-hotel-woerthersee-in-klagenfurter-ostbucht-in-brand/401839216

MeinBezirk
Brandeinsatz: Rauch über dem ehemaligen Hotel Wörthersee in der Ostbucht. (…) Laut Berufsfeuerwehr handelte es sich um einen “größeren Brand”. Nach ersten Informationen hat eine Zwischendecke gebrannt: https://www.meinbezirk.at/klagenfurt/c-lokales/rauch-ueber-dem-ehemaligen-hotel-woerthersee-in-der-ostbucht_a5058988

Kleine Zeitung
Große Einsturzgefahr Gefährlicher Löscheinsatz im Hotel Wörthersee. Sonntagnachmittag ist in dem leerstehenden Hotel in der Ostbucht Feuer ausgebrochen. Mehrere Feuerwehren, darunter die Berufsfeuerwehr Klagenfurt, wurden alarmiert (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/6073170/Grosse-Einsturzgefahr_Gefaehrlicher-Loescheinsatz-im-Hotel

Ältere Medienberichte (2021):

27. September 2021, Kleine Zeitung
Hotel Wörthersee”Schon vor Jahren ging einiges schief”. Armin und Hildtraud Strohschein haben rund 30 Jahre lang das Hotel Wörthersee geführt. Der Verfall des Gebäudes schmerzt beide (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/6038586/Hotel-Woerthersee_Schon-vor-Jahren-ging-einiges-schief

3. September 2021, Kleine Zeitung
Nach jahrelangem Verfall: Hotel Wörthersee droht die Abrissbirne. Im Spätherbst soll laut Klagenfurts Bürgermeister Scheider (TK) der Teilabriss des Baus in der Ostbucht beginnen. Landeskonservator Živkovič betont aber, dass das Verfahren noch läuft (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/6028732/Nach-jahrelangem-Verfall_Hotel-Woerthersee-droht-die-Abrissbirne

15. Juli 2021, Krone
Fotoserie zeigt: So steht es um das Schlosshotel Wörthersee. Eine Fotoserie zeigt den Verfall des denkmalgeschützten Gebäudes. Das Dach hat Löcher, Zwischendecken sind verfault und teils abgestürzt. Eine Rettung, auch nur von Teilen, scheint längst aussichtslos.: https://www.krone.at/2462375

5. Juli 2021, ORF
Kompromisslösung für Hotel Wörthersee.
Beim einsturzgefährdeten Hotel Wörthersee in Klagenfurt könnte eventuell der Denkmalschutz aufgeweicht werden. Als Kompromiss könnten nur die Außenflanken und ein Holzturm im Originalzustand bleiben, hieß es am Montag nach einem Lokalaugenschein: https://kaernten.orf.at/stories/3111437

5. Juli 2021, Krone
Vertreter entsetzt: „Beim Hotel Wörthersee ist Gefahr in Verzug“.
Bei einem Lokalaugenschein des Hotel Wörthersee zeigten sich Vertreter des Bundesdenkmalamtes, des Denkmalbeirates, der Stadt, Investoren, Baufirmen über den desolaten Zustand des Gebäudes entsetzt: https://www.krone.at/2454546

5. Juli 2021, 5 Min
Kompromiss gefunden? Letzte Chance für Hotel Wörthersee: “Es ist Gefahr in Verzug”. Unter der Leitung von Bürgermeister Christian Scheider fand heute mit Experten ein Lokalaugenschein beim Hotel Wörthersee vor Ort statt. Alle Anwesenden zeigten sich entsetzt über den Zustand des altehrwürdigen Hotels: https://www.5min.at/202107396936/letzte-chance-fuer-hotel-woerthersee-es-ist-gefahr-in-verzug

25. Juni 2021, Kleine Zeitung
Hotel Wörthersee: “Ein Juwel ist nun ein Schandfleck”. Zwei Klagenfurterinnen machen sich für den Erhalt des Gebäudes stark (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/aktuelles_klagenfurt/5997593/Hotel-Woerthersee_Ein-Juwel-ist-nun-ein-Schandfleck
Lesen auf Pressreader.com: https://www.pressreader.com/austria/kleine-zeitung-kaernten/20210625/282033330164708
Facebook-Gruppe “Das Hotel Wörthersee – Nostalgiealbum”: https://www.facebook.com/groups/187746689684093

16. Juni 2021, 5 Min
Bestürzender Zustand: Erstmals Fotos aus dem Inneren des “Hotel Wörthersee”. Das ehemalige Paradehotel in der Ostbucht des Wörthersees ist zu einer Geisterruine verkommen. Rettungsgruppe auf Facebook will Zerfall nicht länger zusehen und den Bau übernehmen und renovieren bevor es zu spät ist: https://www.5min.at/202106390245/bestuerzender-zustand-erstmals-fotos-aus-dem-inneren-des-hotel-woerthersee

Älterer iD-Bericht (11.9.2020):

Hotel Wörthersee in Klagenfurt (Ktn.): Bleibt nur Schaufassade erhalten?
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/hotel-woerthersee-in-klagenfurt-ktn-bleibt-nur-schaufassade-erhalten

Großwarasdorf (Bgld.): Unmut über Denkmalschutz für Brutalismus-Schule

Die Neue Mittelschule in Großwarasdorf steht jetzt rechtskräftig unter Denkmalschutz. Das als Hauptschule 1968-72 geplante und errichtete Gebäude in der Schulstraße 3 wurde vom bekannten burgenländischen Architekten Matthias Szauer im Stil des Brutalismus geplant. Dem Einspruch der Gemeinde gegen die Unterschutzstellung wurde nicht statt gegeben. Das sorgt jetzt für Unmut in der Gemeindepolitik, denn es werden hohe Sanierungskosten befürchtet. Doch die Wirtschaftlichkeit spielt im Unterschutzstellungsverfahren gemäß Denkmalschutzgesetz keine Rolle, allein die geschichtlichen, künstlerische oder kulturelle Bedeutung kommt im Unterschutzstellungsverfahren zu tragen, sagt Dr. Paul Mahringer vom Bundesdenkmalamt. ORF-FERNSEHBERICHT ZUM NACHSEHEN (3 MIN, 29.8.2020): https://tvthek.orf.at/profile/Burgenland-heute/70021/Burgenland-heute/14063055/NMS-Grosswarasdorf-unter-Denkmalschutz/14752797 +++ ORF-BERICHT LESEN: https://burgenland.orf.at/stories/3064398 +++ Älterer Medienbericht: “Großwarasdorf:Denkmalschutz für die Schule? Bundesdenkmalamt will einige Brutalismus-Gebäude unter Schutz stellen, auch die NMS Großwarasdorf. Gemeinde schaltet Anwalt ein.” (7.7.2020, Kurier): https://kurier.at/chronik/burgenland/grosswarasdorfdenkmalschutz-fuer-die-schule/400963514

19-seitiger “FULL DOCUMENTATION FISH” mit ausführlichen Infos/Fotos vom Gebäude (DOCOMOMO Austria): https://www.docomomo.at/cms/wp-content/uploads/2019/02/2018_grosswarasdorf_hauptschule.pdf

Älterer iD-Bericht (4.7.2020):  Großwarasdorf (Bgld.): Gemeinderat protestiert gegen geplanten Denkmalschutz für Brutalismus-Schule:
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/grosswarasdorf-bgld-gemeinderat-protestiert-gegen-geplanten-denkmalschutz-fuer-schule/

Cafe Feurstein, Feldkirch (Vbg.): Stadt bekämpft Denkmalschutz vor Gericht

Das Bundesdenkmalamt (BDA) will das legendäre Café Feurstein in der Feldkircher Innenstadt als ‘einzigartiges Kaffeehaus’ unter Denkmalschutz stellen, doch es gibt Widerstand durch die Stadt Feldkirch. Mittlerweile liegt der Fall bei Gericht. 1949 wurde das Cafe Feurstein in der Schlossergasse 1 (Ecke Schmiedgasse) gegründet und war jahrzehntelang kultureller Treffpunkt der Stadt (gemeinsam mit dem Stone Club), zuvor war die Lokalität (seit 1933) von der Familie Feurstein als Konditorei genutzt. Ende Dezember 2019 wurde es geschlossen, der ehemalige Inhaber Klaus Feurstein starb im Dezember 2020. Geblieben ist das unverwechselbare Inventar. Das Bundesdenkmalamt hat ein Unterschutzstellungsverfahren für diese Cafeausstattung eingeleitet, doch die Stadt Feldkirch will dagegen berufen. Da die Stadtgemeinde den ehemaligen Pächter und Eigentümer der Einrichtung, Klaus Feurstein, während des laufenden Unterschutzstellungsverfahrens (Ermittlungsverfahrens) aufgefordert hatte, das Café unverzüglich zu räumen, sah das Bundesdenkmalamt “Gefahr in Verzug” gegeben und sprach am 18. September 2020 eine sofortige Not-Unterschutzstellung aus (gemäß § 57 Abs. 1 AVG), d.h. dieser wurde sofort rechtswirksam. Das einstige Handelskammerhaus bzw. Bürgerhaus selbst (im Kern 16. Jh.) stand bereits unter Denkmalschutz, jedoch nicht das Inventar im Erdgeschoß. Barbara Keiler, Abteilungsleiterin im Bundesdenkmalamt Vorarlberg. Das Inventar des Kaffeehauses (ohne dem angeschlossenen Stone Club) stellt für den Westen Österreichs eine große Besonderheit dar und ist seit den 1950er Jahren unverändert. Das Objekt ist ein Juwel und sollte unbedingt seiner ursprünglichen Nutzung als Kaffeehaus wieder zugeführt werden. Das ‘Feurstein’ (von den Einheimischen liebevoll auch “Feuerle” genannt) ist ein seltenes Zeugnis Wiener Kaffeehaustradition im Westen Österreichs.

Cafe Feurstein in Feldkirch

Das Cafe Feurstein in Feldkirch, Foto: ca. 2016, (c) ‘Marc Lins Photography’ (https://marclins.com)

Der Feldkircher Bürgermeister Wolfgang Matt (ÖVP) sprach noch im Herbst von „kalter Enteignung“ und kündigte an, „Fenster und Türen verbarrikadieren zu wollen, sollte das Denkmalamt vor Gericht gewinnen“, denn seitens der Stadt besteht die Absicht das Lokal ohne Inventar zu vermieten, um größere Flexibilität für mögliche Nachmieter garantieren zu können. Gerüchten, wonach Feldkirch aus dem Kaffeehaus ein Kaufhaus machen möchte, trat Bürgermeister Wolfgang Matt entgegen. Das sei „aus der Luft gegriffen“. Die offizielle Stellungnahme des Bürgermeisters vom 5. Jänner klingt bereits deutlich versöhnlicher. Betont wird folgendes Problem: Das Komplizierte an der Sache ist, dass hier Mobiliar unter Schutz gestellt werden soll, das gar nicht der Stadt Feldkirch gehört, sich aber in deren Räumlichkeiten befindet und so die Möglichkeiten einer künftigen Nutzung massiv eingeschränkt würden.”

Cafe Feurstein in Feldkirch

Das Cafe Feurstein in Feldkirch, Foto: ca. 2016, (c) ‘Marc Lins Photography’ (https://marclins.com)

Eigentümerin des Inventars ist die Verlassenschaft nach Klaus Feurstein, diese würde größte Bereitschaft zeigen, das Inventar herzugeben, damit das Cafe weitergeführt werden kann. Nicht ganz ausgeschlossen ist allerdings, dass das Feurstein-Mobiliar hinkünftig in ganz anderen Räumlichkeiten zugänglich gemacht werden könnte. Zumindest laufen seitens der Stadt Überlegungen, das Inventar ins Palais Liechtenstein zu verpflanzen. „Wenn es der große Wurf ist“, wäre BDA-Leiterin Keiler hier unter Umständen kompromissbereit. Ehemalige Stammgäste und Fachleute halten diese Idee jedoch für absurd. Bis zu einer rechtskräftigen gerichtlichen Entscheidung können allerdings noch viele Monate, wenn nicht Jahre vergehen. Auch haben sich bei der Schließung des Cafes knapp 500 Feldkirchner rund um Werner Miller sich in einer Petition ebenso für die Erhaltung des Traditionscafé ausgesprochen. ORF-FERNSEHBERICHT (3 MIN): https://www.youtube.com/watch?v=Z5-uzN6YknI (29.1.2021, ORF “Vorarlberg Heute”, “Möbelstreit in Feldkirch”) ORF-BERICHT LESEN: https://vorarlberg.orf.at/tv/stories/3087459 (29.1.2021, “Streit um Café Feurstein landet vor Gericht”).

Offizielle Website des Cafe Feurstein (oder ‘Feuerstein’):
http://www.cafe-feurstein.at (Stone Club: http://www.stoneclub.at).

Politische Stellungnahme der Grünen Feldkirch (14. Jänner 2021):
Schluss mit Leerstand: Laura Fetz, Markus Gächter – Café Feurstein endlich wiedereröffnen! https://vorarlberg.gruene.at/themen/sonstiges/schluss-mit-leerstand

Ältere Medienberichte:

27. Jänner 2021, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Café Feurstein soll bald zu mieten sein: https://epaper.neue.at/vorarlberg/2021/01/26/cafe-feurstein-soll-bald-zu-mieten-sein.neue

17. Jänner 2021, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Kontroversen statt Kaffee und Kuchen: Denkmalschutzverfahren könnte sich ziehen: https://epaper.neue.at/vorarlberg/2021/01/16/kontroversen-statt-kaffee-und-kuchen.neue?fbclid=IwAR33zdbPwh8KXIsEGF66WXMLE5lI_fTjn76Eqm5je5IEZ2hLiRCT3DGvZmM

11. Jänner 2021, Krone
Ländle-Kaffeehaus: Fragezeichen zu Gast im Café Feurstein: https://www.krone.at/2315048

7. Jänner 2021, ORF
Denkmalschutz-Streit um Traditionscafé: https://vorarlberg.orf.at/stories/3083788

5. Jänner 2021, MeinBezirk
Kaffeehaussterben bedeutet Kultursterben: Ein kleines Kaffeehaus in Feldkirch wirbelt großen Staub auf: https://www.meinbezirk.at/vorarlberg/c-leute/ein-kleines-kaffeehaus-in-feldkirch-wirbelt-grossen-staub-auf_a4423110

2. Oktober 2020, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Denkmalamt stellt Café Feurstein unter Schutz: https://epaper.neue.at/vorarlberg/2020/10/01/denkmalamt-stellt-cafe-feurstein-unter-schutz.neue

6. Juni 2020, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Zukunft von Kaffeehaus-Institution ungewiss: https://epaper.neue.at/vorarlberg/2020/06/05/zukunft-von-kaffeehaus-institution-ungewiss.neue

25. Februar 2020, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Café Feurstein soll unter Denkmalschutz (mit Auszügen aus dem Amtssachverständigengutachtens des Bundesdenkmalamtes): https://epaper.neue.at/lokal/2020/02/24/cafe-feurstein-soll-unter-denkmalschutz.neue

12. November 2019, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Feldkirch verliert eine Institution: https://epaper.neue.at/lokal/2019/11/11/feldkirch-verliert-eine-institution.neue

11. November 2019, Vorarlberg Online
Nach 41 Jahren: Schluss für den Stone Club in Feldkirch (mit Video-Interview Klaus Feurstein): https://www.vol.at/nach-41-jahren-schluss-fuer-den-stone-club-in-feldkirch/6417711

Quelle / Linktipp:

Liste der denkmalgeschützten Objekte in Feldkirch (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Feldkirch

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Vorarlberg, Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt,  Wien, 1983, Seite 207 (Eintrag zum Haus ohne Café)

Beschreibung des Hauses (Dehio): Schlossergasse 1: Kern 16. Jh., Umbauten 18. und E(nde). 19. Jh. Seitl. Korbbogenportal mit Pilastern und Architravverdachung, breiter Zwerchgiebel mit Tympanon. +++ Fassadenbild von A. Scheel 1926 (Quelle: Wikipedia-Foto)

Cafe Feurstein in Feldkirch

Das Cafe Feurstein in Feldkirch, Foto: ca. 2016, (c) ‘Marc Lins Photography’ (https://marclins.com)

Österreich: Die vergessenen Lager der NS-Zeit (Beispiel Pulkau)

In der NS-Zeit gab es über ganz Österreich verteilt KZ-Lager samt Außenstellen, Zwangsarbeitslager, Kriegsgefangenenlager u.v.m. Das Bundesdenkmalamt arbeitet seit einigen Jahren an einem Verzeichnis dieser Orte, bevor diese noch mehr in Vergessenheit geraten und von der Natur zurückerobert werden. Über 2.000 solcher Orte soll es in ganz Österreich gegeben haben, mehr als tausend davon hat man schon verorten können. Am Beispiel von Pulkau im niederösterreichischem Weinviertel (Bez. Hollabrunn) wird diese Thematik vorgestellt, u. a. von Dr. Paul Mahringer, dem Leiter der Abteilung für Inventarisation und Denkmalforschung im Bundesdenkmalamt. Das kleine, ehemalige Zwangsarbeitslager von Pulkau z.B. ist noch immer Sperrzone. ORF-BERICHT WEITERLESEN: https://orf.at/stories/3215700 (4.6.2021, “NS-Opfer: Die vergessenen Lager”)

ORF ZiB 2-FERNSEHBEITRAG (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-2/1211/ZIB-2/14094442/Liste-vergessener-NS-Orte-in-Oesterreich/14930746 (4.6.2021, ORF Zeit im Bild 2, “Liste vergessener NS-Orte in Österreich”)

Schwaz (Tirol): Clemens Holzmeister-Brücke wird abgerissen

Die denkmalgeschützte Innbrücke in der Stadt Schwaz, 1927/28 nach einem Entwurf des berühmten Architekten Clemens Holzmeister erbaut, wird im Herbst 2023 wegen des Hochwasserschutzes abgerissen. Hauptgrund für den Abriss ist die – wegen zu geringer Durchflusshöhe – die Verklausungsgefahr bei Hochwasser, das Denkmalamt jetzt seine Zustimmung für die (per Verordnung) unter Denkmalschutz stehende Steinbrücke gegeben. Im Gegenzug gibt das Bundesdenkmalamt Auflagen für den Neubau der Brücke. “Die Idee des Architekten Clemens Holzmeister soll im Entwurf der neuen Brücke wieder aufgegriffen werden, heißt es im ORF-Bericht. Ursprünglich wollte das Denkmalamt die Brücke erhalten. Die Stadt Schwaz berät sich nun gemeinsam mit dem Stadt- und Ortsbildschutz über den Neubau. ORF-Bericht lesen: https://tirol.orf.at/stories/3132818 (6.12.2021, “Steinbrücke in Schwaz wird abgerissen”)

Innbrücke-Beschreibung (Achleitner): “Entwurf: Tiroler Landesbauamt, Architektonische Gestaltung: Clemens Holzmeister, Ausführung: Mayreder, Kraus & Co., 1927-29. Bemerkenswert bei der Schwazer Brücke ist, daß ihr technischer Entwurf nach dem architektonischen von Holzmeister verfaßt wurde. Das Tragwerk ist aus Plattenbalken-Gelenkträgern über zwei Flußpfeilern, volle Stahlbetonbrüstung. Lichte Weite 84 m (25,50 + 33,80 + 25,50).” Zitat aus: Friedrich Achleitner, “Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert” (Band I, Salzburg und Wien 1980, Seite 336)

Steinbrücke / “Clemens Holzmeister-Brücke” auf der Website der Stadtgemeinde Schwaz: https://qr.schwaz.at/brueckenverzeichnis/steinbruecke und in der Denkmalliste Schwaz (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Schwaz

Älterer iD-Bericht:

28. Juni 2020: Schwaz (Tirol): Abrissgefahr für denkmalgeschützte Innbrücke: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/schwaz-tirol-abrissgefahr-fuer-denkmalgeschuetzte-innbruecke

Großwarasdorf (Bgld.): Gemeinderat protestiert gegen geplanten Denkmalschutz für Brutalismus-Schule

Das Bundesdenkmalamt will die Neue Mittelschule (NMS) Großwarasdorf unter Denkmalschutz stellen. Die Gemeinde Großwarasdorf lehnt dies aber ab und schaltet jetzt Rechtsanwalt ein. Wäre die finanzielle Zuwendung für denkmalgeschützte Gebäude besser, hätte die Gemeinde nichts dagegen, meint der Bürgermeister. Ein neuerlicher Bescheid des Denkmalamtes erklärte den Einspruch der Gemeinde allerdings für nicht zulässig, da dies rein wirtschaftliche Interessen betreffe. Das als Hauptschule 1968-72 geplante und errichtete Gebäude in der Schulstraße 3 wurde vom bekannten burgenländischen Architekten Matthias Szauer im Stil des Brutalismus geplant: BVZ-Artikel WEITERLESEN: https://www.bvz.at/oberpullendorf/grosswarasdorf-gemeinderat-protestiert-wegen-denkmalschutz-fuer-nms-grosswarasdorf-gemeinderat-grosswarasdorf-nms-grosswarasdorf-rudolf-berlakovich-bundesdenkmalamt-212686044 +++ 19-seitiger “FULL DOCUMENTATION FISH” mit ausführlichen Infos/Fotos vom Gebäude (DOCOMOMO Austria): https://www.docomomo.at/cms/wp-content/uploads/2019/02/2018_grosswarasdorf_hauptschule.pdf (Kurzfassung: https://www.docomomo.at/gebaeude/hauptschule-grosswarasdorf).

 

Hirm (Bgld.): Park der Direktorenvilla soll verbaut werden

Der Park der Direktorenvilla der ehemaligen Siegendorfer Zuckerfabrik (FOTO) soll verbaut werden. Die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) hat das Areal in der Gemeinde Hirm (Villagasse) gekauft. Das Bundesdenkmalamt überlegt offenbar, die im Heimastil 1909/10 erbaute Villa unter Denkmalschutz zu stellen, doch ein Vertreter der OSG meint, man hätte sich schon geeinigt, man schütze die Villa selber. KURIER-ARTIKEL WEITERLESEN (26.8.2020): https://kurier.at/chronik/burgenland/doppelhaeuser-im-park-der-hirmer-direktorenvilla/401011361 +++ Über die Zuckerfabrik Siegendorf auf “Burgenland History Blog”: https://www.brettl.at/blog/schliessung-der-zuckerfabrik-hirme (Die Siegendorfer Zuckerfabrik liegt im benachbarten Gemeindegebiet von Siegendorf im Politischen Bezirk Eisenstadt-Umgebung). +++ Die Siegendorfer Zuckerfabrik in der Denkmalliste Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Siegendorf

Apropos Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG):
Ebenso eine Parkverbauung plant die OSG im Südburgenland (Pol. Bez. Oberwart), siehe:

8. Juli 2020: Jormannsdorf (Bgld.): Schlosspark vor Verbauung?
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/jormannsdorf-bgld-schlosspark-vor-verbauung

Unter Purkersdorf (NÖ): Gegen Bahnhof-Abriss regt sich Widerstand

Im Jänner präsentierten die ÖBB gemeinsam mit dem planenden Architekturbüro Pfeil eine Entwurfstudie für ein Stadtquartier am  Bahnhofsareal südlich des Bahnhofs Unter-Purkersdorf bei Wien. Doch dabei wurde auch klar, dass das Bahnhofsgebäude mittelfristig ebenso abgerissen werden soll. Aus Anlass dieser großen städtebaulichen Änderungen luden die Purkersdorfer Grünen unlängst (9.2.) zu einem Kamingespräch. Von vielen (virtuellen) Teilnehmern kam der Wunsch, dass das historische Bahnhofsgebäude erhalten bleiben soll. Unter anderem hieß es: Das Bahnhofsgebäude ist eines der letzten dieser Bauart, die es noch gibt. Das ist wert, erhalten zu werden. Jetzt soll sowohl ein Brief an den Purkersdorfer Bürgermeister als auch an das Bundesdenkmalamt selbst gerichtet werden, um dieses Anliegen auch offiziell vorzubringen. Der Bürgermeister Stefan Steinbichler (SPÖ) scheint sich aber schon für einen Abriss entschieden zu haben, denn er meinte, das Gebäude sei nicht mehr erhaltenswert, weil es auch nicht mehr im Originalzustand erhalten ist. Der Abriss des historischen Fußgängerstegs ist jedoch schon fixiert und vielleicht auch schon vollzogen worden. Er war laut Alpenverein der letzte original erhaltene Fußgängersteg der Westbahn (zumindest in Niederösterreich)”. NÖN-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.noen.at/purkersdorf/unterpurkersdorf-rettungsaktion-fuer-bahnhofsgebaeude-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-print-249488016 (17.2.2021, “Unterpurkersdorf: Rettungsaktion für Bahnhofsgebäude”, Niederösterreichische Nachrichten)

Bahnhof Unter Purkersdorf

Der Bahnhof Unterpurkersdorf mit Fußgängerübergang 2013, (c) Priwo, public domain, Wikipedia

Politische/NGO Reaktionen:

3. Februar 2021: Statement der Grünen Purkersdorf zum Areal Unterpurkersdorf
Susi Klinser, Sabina Kellner, Die intransparente Vorgangsweise und Planung rund um das Areal Unterpurkersdorf sowie die vorläufigen Ergebnisse sind nicht im Sinne der Purkersdorfer Bevölkerung: https://bezirkstpoelten.gruene.at/themen/umwelt-energie/areal-unterpurkersdorf

2019 (ca), Statement Verein Pro Purkersdorf – sozialökologische Plattform
Bahnhof Unterpurkersdorf: Droht folgenschwere Fehlentscheidung der Gemeinde? https://www.pro-purkersdorf.at/unterpurkersdorf

Ältere Medienberichte:

20. Jänner 2021, NÖN
Konzept präsentiert: Stadtquartier bei Bahnhof Unterpurkersdorf in Planung: https://www.noen.at/purkersdorf/konzept-praesentiert-stadtquartier-bei-bahnhof-unterpurkersdorf-in-planung-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-stadtquartier-purkersdorf-oebb-print-244053936

1. Oktober 2020, NÖN
Purkersdorf: Kritik an Vergabe für Bebauungskonzept bei Bahnhof: https://www.noen.at/purkersdorf/purkersdorf-kritik-an-vergabe-fuer-bebauungskonzept-bei-bahnhof-purkersdorf-print-bahnhof-unterpurkersdorf-226265820

3. Juli 2019, NÖN
Bahnhof Unterpurkersdorf: Purkersdorf legt sich bei ÖBB-Umbauplänen quer: https://www.noen.at/purkersdorf/bahnhof-unterpurkersdorf-purkersdorf-legt-sich-bei-oebb-umbauplaenen-quer-purkersdorf-sanatorium-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-153261985

11. Februar 2019, MeinBezirk
Der alte unpraktische Steg über die Geleise muss weg: Bahnhof Unterpurkersdorf: Metall-Monster ade! https://www.meinbezirk.at/purkersdorf/c-lokales/bahnhof-unterpurkersdorf-metall-monster-ade_a3190482

7. Februar 2019, NÖN
Bahnhof Unterpurkersdorf: Der Steg kommt weg. Metall-Ungetüm soll durch moderne Variante mit Aufzügen ersetzt werden: https://www.noen.at/purkersdorf/purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-der-steg-kommt-weg-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-barrierefreiheit-134932379

Der historische Fußgängersteg in Unter Purkersdorf

Der historische Fußgänger-Übergang beim Bahnhof Unter-Purkersdorf, Foto: Sept. 2017, (c) GT1976 CC BY-SA 4.0, Wikipedia

 

Linz Arbeitersiedlung Sintstraße (OÖ) Initiative Denkmalschutz: Teilabriss wäre Bankrotterklärung des Denkmalschutzes in Österreich!

APA-OTS-PRESSEAUSSENDUNG (https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210614_OTS0020)

Linz Sintstraße: Initiative Denkmalschutz zur Arbeitersiedlung: Teilabriss wäre Bankrotterklärung des Denkmalschutzes in Österreich!

Noch 2012 war Zerstörung dieser Zwischenkriegs-Moderne für Denkmalamt wegen Einzigartigkeit und Geschlossenheit undenkbar!

Wien (OTS) – Heute wollen die neuen Eigentümer der denkmalgeschützten Arbeiterhäuserkolonie, die GWG (Gemeinnützige Wohnungs­gesellschaft der Stadt Linz GmbH) sowie Strabag Real Estate die weitere Zukunft der Anlage in der Sintstraße 3-37 (Lustenau/Industriegebiet-Hafen) präsentieren und beabsichtigen dabei offenbar den Teilabriss, obwohl das Bundesdenkmalamt in einem langen Unterschutzstellungsverfahren 2006-2012 gerade die Wichtigkeit der gesamten Erhaltung der 1927-31 vom bekannten und für Linz prägenden Architekten und Stadtbaudirektor Curt Kühne erbauten Anlage betont hatte (14-seitiger Bescheid).

Will jetzt Eigentümer Denkmalamt vor vollendete Tatsachen stellen?

Im Februar wurden – in einem streng geheimen Verfahren, abseits der Öffentlichkeit und ohne Kenntnis des Bundesdenkmalamtes (BDA)! – Vorbereitungen zum Abriss von sieben der 18 denkmalgeschützten Arbeiterwohnhäuser getroffen, indem man bereits am 8.2.2021 eine Einladung zur Abgabe von Bewerbungsunterlagen für Architekturleistungen, Wohnbebauung Sintstraße 3-37 ausgegeben hat. Darin wird behauptet, dass es bereits eine Absprache mit dem BDA gäbe, dass der Abriss der Häuser Sintstraße 3 und 5 im Norden sowie Sintstraße 27-37 im Süden seitens des BDA als “denkmalverträglich eingestuft” wird! Nach Rücksprache im BDA seitens der Initiative Denkmalschutz (19.4.) wusste man davon nichts und sprach hingegen von “vielen Falschmeldungen”, die “kursieren”, denn es wurde auch noch kein Antrag auf Veränderung gemäß § 5 Denkmalschutzgesetz gestellt.

Vor Bankrotterklärung des Denkmalschutzes in Österreich?

Im Rahmen des Unterschutzstellungsverfahrens hat der beim BDA angesiedelte Denkmalbeirat 2011 die Sanierbarkeit aller Gebäude bestätigt. Seitdem wird sich die Bausubstanz kaum verbessert haben. Will man den Eigentümer jetzt auch noch dafür belohnen, dass er nichts in die Bausubstanz investiert hat, und einem Teilabriss doch noch zustimmen? Wenn die STRABAG die Anlage nicht schützen will, dann soll sie diese weiterverkaufen, es gäbe genug interessierte Käufer, die die Arbeiterhäuser komplett sanieren wollen. Offenbar geht es aber nur um reine Profitmaximierung, zum Schaden des österreichischen Kulturerbes. Dieser Fall ist beispielhaft für den maroden Zustand des Denkmalschutzes in Österreich. Wann werden endlich nachhaltige Reformen seitens der Bundesregierung unternommen? Oder will man sich ernsthaft mit dieser skandalösen Bankrotterklärung zufrieden geben? Die Initiative Denkmalschutz fordert – wie auch das Denkmalamt 2012 – die Gesamterhaltung der denkmalgeschützten Arbeitersiedlung.

Rückfragehinweis:

Markus Landerer (0699/1024 4216) und DI Dr. Alexander Schmiderer (0664/750 545 42)
Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
www.idms.at

OTS: Ressorts: CI, KI – Stichworte: Architektur/Immobilien/Bundesregierung/Oberösterreich/Kultur

Wohnsiedlung Sintstraße, Linz

Die Arbeiterwohnhäuser zeigen am risalitartig ausgebildeten Stiegenhaus einen expressionistischen Dekor in Form von Klinkerverkleidungen an den wesentlichen Bauteilen, Foto: Lorenz Potocnik

Älterer iD-Bericht:

18. April 2021: Linz (OÖ): Wohnsiedlung Sintstraße – Teilabriss trotz Denkmalschutz? 
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/linz-ooe-wohnsiedlung-sintstrasse-teilabriss-trotz-denkmalschutz

Literatur/Quellen:

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österrreichs: Oberösterreich, Band II: Linz, Topographisches Denkmälerinventar, Hrsg. Bundesdenkmalamt, Horn/Wien 2009, Seite 363

Österreichische Kunsttopographie, Band LV: Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Linz, III. Teil: ‘Außenbereiche, Urfahr, Ebelsberg’,  Horn 1999, Seite 247

Andrea Bina und Lorenz Potocnik (Hrsg.), Architektur in Linz, 1900-2011, Wien 2012, Seite 75

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band I: ‘Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg’, Salzburg und Wien 1980, Seite 177