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Kaiserstraße 31 Abriss (Wien): Anlass für Wunsch nach Änderung der Bauordnung

 

Medienberichte:

7. Juli 2022, Der Standard
Keine Sanierung: Abbruch eines Wiener Biedermeierhauses sorgt für Aufregung. Häufig wird bei alten Häusern mit wirtschaftlicher Abbruchreife argumentiert, bevor der Bagger anrollt. Die Wiener Grünen wollen das ändern: https://www.derstandard.at/story/2000137057788/abbruch-eines-wiener-biedermeierhauses-sorgt-fuer-aufregung

30. Juni 2022, Kurier
Biedermeierhaus schutzlos in der Schutzzone. Der Abriss eines historischen Baus im 7. Bezirk zeigt einmal mehr auf, wie zahnlos die bestehenden Regeln zum Erhalt historischer Gebäude sind: https://kurier.at/chronik/wien/biedermeierhaus-schutzlos-in-der-schutzzone/402058930

 

 

APA-OTS-Presseaussendung (www.ots.at), Initiative Denkmalschutz, 29. Juni 2022

Abbruchskandal in Wien: Biedermeierhaus Kaiserstraße 31 vor Abriss! Trotz Schutzzone und Denkmalschutz!

Initiative Denkmalschutz kritisiert Wiener Altstadtschutz scharf. Die “wirtschaftliche Abbruchreife” kann den Tod jedes Altstadthauses bedeuten. Bauordnung gehört dringend reformiert!

Wien (OTS) – Ursprünglich hätte das Biedermeierhaus in der Kaiserstraße 31 (7. Bezirk Neubau) revitalisiert werden sollen, doch plötzlich kam alles anders. Jetzt gibt die “wirtschaftliche Abbruchreife” dem Gebäude den Todesstoß, denn “die Kosten der notwendigen Sanierung dieses Gebäudes können nicht vom Ertrag der Liegenschaft nach Sanierung abgedeckt werden.” So wurde – unbemerkt von der Öffentlichkeit – am 27.10.2021 die Abbruchbewilligung erteilt (gemäß § 60 Abs. 1 lit. d Bauordnung). Die Vorarbeiten zum Abbruch laufen bereits. [Vgl. WienSchauen: Lücke auf Zeit (30.8.2019)]

Kaiserstraße – Ein geschlossenes Altstadtensemble wird zerstört

Das Biedermeierhaus Kaiserstraße 31 wurde 1803-04 erbaut und bildet mit den anschließenden Gebäuden Kaiserstraße 25-29 ein geschlossenes Altstadtensemble (Kloster Töchter vom Göttlichen Heiland), das auch deswegen eigens als Schutzzone gewidmet wurde. Und schon 1973 hat das Bundesdenkmalamt zumindest für die “Reliefs der Straßenfassade” (Muschelmotive) einen Schutz ausgesprochen.

Die “wirtschaftliche Abbruchreife” – ein Geschenk für Spekulanten?

Viele Altbauten (vor 1945 errichtet und von der Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtgestaltung) als erhaltenswert beurteilt) wurden in letzter Zeit Opfer dieser “wirtschaftlichen Abbruchreife”. Hier nur eine kleine Auswahl: KRANZGASSE 24 (15. Bezirk), Abriss ca. März 2022 +++ GUDRUNSTRASSE 120 / HUMBOLDTGASSE 42-44 (10. Bezirk), Abriss Aug./Sept. 2021 +++ KRIEGLERGASSE 12 (3. Bezirk; Schutzzone), Abriss Februar 2021 +++ LEOPOLDAUER PLATZ 9 und 11 (Schutzzone), Abriss Aug./Sept. 2020.

Reform der Bauordnung und Ende dieser Berechnungsmethoden!

Die Berechnungsmethode dieser “wirtschaftlichen Abbruchreife” ist extrem benachteiligend für den Altbau, denn einerseits sind die Mieteinnahmen gedeckelt (im Gegensatz zum Neubau), andererseits lassen sich bei Neubauten zumeist deutlich mehr Geschoße errichten und somit mehr Einnahmen (Miete/Verkauf) erwirtschaften. Des Weiteren erspart man sich eine aufwändige Sanierung von Fassadendekor (usw.). Auch der dafür zuständige Altstadterhaltungsfonds kann – trotz zum Teil beträchtlicher Förderzusagen (bei Krieglergasse 12 waren es € 778.000) – diese Schieflage immer seltener ausgleichen. Daher fordert die Initiative Denkmalschutz eine Abschaffung der “wirtschaftlichen Abbruchreife” und damit ein Ende einer solchen Förderung von Abriss und Neubau. Es müssen neue Instrumente gefunden werden, um Eigentümer von Altbauten zu entlasten und die Altstadterhaltung zu sichern.

Rückfragehinweis:

Markus Landerer (0699/1024 4216) und Dr. Gerhard Hertenberger (0676/7723433)
Verein Initiative Denkmalschutz, Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
www.initiative-denkmalschutz.at
Fuchsthallergasse 11/5
1090 Wien

 

Linz / Initiative Denkmalschutz: Appell an Gestaltungsbeirat, klares Bekenntnis zur Erhaltung der Arbeitersiedlung Sintstraße abzugeben!

APA-OTS-PRESSEAUSSENDUNG – 6. Februar 2023
https://www.ots.at/pressemappe/6940/verein-initiative-denkmalschutz

Linz / Initiative Denkmalschutz: Appell an Gestaltungsbeirat, klares Bekenntnis zur Erhaltung der Arbeitersiedlung Sintstraße abzugeben!

Nach der offenkundigen Kapitulation des Bundesdenkmalamtes tagt heute der Linzer Gestaltungsbeirat. Letzte Chance um Zerstörung der einzigartigen Zwischenkriegszeit-Moderne zu verhindern?

Wien (OTS) – Noch 2012 betonte das Bundesdenkmalamt (BDA) in seinem Unterschutzstellungsbescheid (S. 11) die Wichtigkeit der Erhaltung der Gesamtanlage(!) der 1927-31 erbauten Hafenarbeitersiedlung (“eine Auswahl bzw. Einschränkung der Unterschutzstellung auf einzelne Häuser ist aus denkmalpflegerischer Sicht nicht vertretbar”!). Und auch der beim BDA angesiedelte Denkmalbeirat hat die Sanierbarkeit der Gesamtanlage klar bestätigt. Doch wider jeder Aussage knickte das Denkmalamt ein und erlaubt nun offenbar den Teilabriss. Daher appelliert unser Verein Initiative Denkmalschutz an den Linzer Gestaltungsbeirat, der in seiner heutigen Sitzung das Projekt behandelt, sich klar und nachdrücklich für die Erhaltung der vom bekannten und für Linz prägenden Architekten und Stadtbaudirektor Curt Kühne erbauten Gesamtanlage (Sintstraße 3-37 / Lustenau) auszusprechen! (Vgl. auch unsere Presseaussendung vom 14.06.2021).

Rückfragehinweis:

Markus Landerer (0699/1024 4216) und DI Dr. Alexander Schmiderer (0664/750 545 42)
Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
www.idms.at

OTS: Ressorts: CI, KI – Stichworte: Architektur, Immobilien, Politik, Oberösterreich, Kultur

Vgl. aktuelle Presseaussendungen dazu:

18.01.2023, MeinBezirk
Bauprojekt Sintstraße: Bundesdenkmalamt einverstanden mit Teilabriss und Neubau
https://www.meinbezirk.at/linz/c-lokales/bundesdenkmalamt-einverstanden-mit-teilabriss-und-neubau_a5822320

26.01.2023, Linza.at
Sündefall Sintstraße
https://www.linza.at/suendenfall-sintstrasse

Wohnsiedlung Sintstraße, Linz

Die Arbeiterwohnhäuser zeigen am risalitartig ausgebildeten Stiegenhaus einen expressionistischen Dekor in Form von Klinkerverkleidungen an den wesentlichen Bauteilen, Foto: Lorenz Potocnik

Ältere iD-Presseaussendung:

14. Juni 2021: Linz Sintstraße: Initiative Denkmalschutz zur Arbeitersiedlung: Teilabriss wäre Bankrotterklärung des Denkmalschutzes in Österreich!
Noch 2012 war Zerstörung dieser Zwischenkriegs-Moderne für Denkmalamt wegen Einzigartigkeit und Geschlossenheit undenkbar!
https://www.initiative-denkmalschutz.at/presseaussendungen/linz-arbeitersiedlung-sintstrasse-ooe-initiative-denkmalschutz-teilabriss-waere-bankrotterklaerung-des-denkmalschutzes-in-oesterreich/

Älterer iD-Bericht:

18. April 2021: Linz (OÖ): Wohnsiedlung Sintstraße – Teilabriss trotz Denkmalschutz? 
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/linz-ooe-wohnsiedlung-sintstrasse-teilabriss-trotz-denkmalschutz

Literatur/Quellen:

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österrreichs: Oberösterreich, Band II: Linz, Topographisches Denkmälerinventar, Hrsg. Bundesdenkmalamt, Horn/Wien 2009, Seite 363

Österreichische Kunsttopographie, Band LV: Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Linz, III. Teil: ‘Außenbereiche, Urfahr, Ebelsberg’,  Horn 1999, Seite 247

Andrea Bina und Lorenz Potocnik (Hrsg.), Architektur in Linz, 1900-2011, Wien 2012, Seite 75

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band I: ‘Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg’, Salzburg und Wien 1980, Seite 177

Krems-Stein (NÖ): Protest gegen ‘Verschandelung’ der Alten Schmiede

Der große Um- und Ausbau der denkmalgeschützten Alten Schmiede aus dem 16. Jh. in der Steiner Altstadt entsetzt Steiner Bürger. Es wird das gesamte Ensemble zerstört, meint eine Steinerin. “Es sei alles in Ordnung” heißt es in der Bauabteilung der Stadt Krems. Auch der nicht umumstrittene Gestaltungsbeirat segnete das Projekt ab. NÖN-Artikel weiterlesen (6.5.2020): https://www.noen.at/krems/stein-proteste-gegen-verschandelung-von-alter-schmiede-krems-stein-alte-schmiede-bauvorhaben-umbau-proteste-204290071 +++ Kommentar “Tauschgeschäft mit Bausünden?” (NÖN; 6.5.2018): https://www.noen.at/krems/kommentar/tauschgeschaeft-mit-bausuenden-krems-stein-kommentar-lokal-204290295 +++ Beschreibung des Gebäudes (Steiner Landstraße 94) in der Denkmalliste (Wikipedia): “Das Haus in der Steiner Landstraße 94 hat einen Baukern aus dem 16. Jahrhundert. Es entstand aus ursprünglich zwei Gebäuden, die durch eine hochgezogene Giebelmauer zusammengefasst wurden und durch ein Doppelwalmdach gedeckt sind. Die Fassade wurde um 1715 mit Eckquaderung und einem Kordonband gestaltet. Im Obergeschoß befinden sich Steingewändefenster aus dem 17. Jahrhundert. Die Erdgeschoßräume sind durch Stichkappentonnen des 16./17. Jahrhunderts gewölbt. Das ehemalige Hinterhaus hat einen hohen Doppelgiebel und eine angebaute offene Hufschmiede aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, in Holzständerbauweise ausgeführt, mit Zahnschnittprofil an den gebauchten Ständern und Kerbschnittgesims.” (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Krems-Stein).

Karl Lueger-Denkmal (Wien): Streit um Erinnerungskultur

Weiterhin Auseinandersetzungen um rund das denkmalgeschützte und umstrittene Karl Lueger-Denkmal am Dr.-Karl-Lueger-Platz (bei U3-Stubentor am Ring). Karl Lueger war Politiker und Wiener Bürgermeister von 1897-1910. Wegen seiner Bedeutung für die Entwicklung Wiens zu einer modernen Großstadt einerseits und seines Antisemitismus andererseits ist er bis heute Gegenstand teils heftig geführter Kontroversen (vgl. Wikipedia). Eine Künstlergruppe rund um Eduard Freudmann hat am Montag (5.10.) eine “Schandwache” beim Lueger-Denkmal gebildet. Diese sollte die Stadt Wien daran hindern, die im Sommer aufgesprühten Schande-Graffitischriftzüge zu entfernen. Dabei wurden die Schande-Graffitti abgenommen, in Beton gegossen und mit Goldfarbe überzogen wieder angebracht. Daraufhin haben Mitglieder der Identitären Bewegung eine Gegenaktion gestartet und unter den Augen der Polizei die goldenen Betonbuchstaben wieder mit Hammer und Meißel abgeschlagen. Die Polizei hat angekündigt, den Vorfall zu untersuchen. ORF-FERNSEHBEITRAG (KULTURMONTAG) (5.10., 4 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/kulturMontag/1303/kulturMontag/14066770/Kuenstlerische-Schandwache-am-Karl-Lueger-Denkmal/14772819; ORF-FERNSEHBEITRAG (ZIB 1; 1 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-1/1203/ZIB-1/14067035/Schandwache-am-Lueger-Denkmal/14773058 +++ ORF-BERICHT LESEN: https://wien.orf.at/stories/3069961 +++Weiteres Video (Standard): https://www.derstandard.at/story/2000120527691/lueger-denkmal-antisemiten-auf-dem-podest (7.10.2020, Standard: “Lueger-Denkmal: Antisemiten auf dem Podest”).

Weitere aktuelle Medienberichte (5.10.2020): “Antisemitismus: Rechtsextreme zerstören Kunstintervention am Karl-Lueger-Denkmal” (Standard): https://www.derstandard.at/story/2000120484297/kuenstler-verewigten-graffiti-auf-karl-lueger-denkmal-mit-beton; Lueger-Statue: Ein Denkmal als Schandmal (Die Presse): https://www.diepresse.com/5877582/ein-denkmal-als-schandmal; “‘Schandwache’ in Wien: Lueger-Denkmal: Proteste gegen Graffiti-Entfernung” (Krone): https://www.krone.at/2245120

Nach der Aktion: “Anzeigen und weitere Demos nach Kunstaktion beim Karl-Lueger-Denkmal” (7.10.2020, Standard): https://www.derstandard.at/story/2000120556102/anzeigen-und-weitere-demo-nach-kunstaktion-beim-karl-lueger-denkmal

“Was tun mit dem Lueger-Denkmal?” User-Diskussion (Standard-Forum): https://www.derstandard.at/story/2000120543526/was-tun-mit-dem-lueger-denkmal

Kommentar der Anderen: Eva Blimlinger: “Karl Lueger mit Theodor Herzl verdecken” (6.10.2020, Standard): “Ein neuer Vorschlag in der Debatte über das Lueger-Denkmal in Wien: Stellt es in den Schatten!: https://www.derstandard.at/story/2000120507212/karl-lueger-mit-theodor-herzl-verdecken

Initiative fordert Umgestaltung des Lueger-Denkmals: Der Aufruf an die Wiener Politik kurz vor der Wahl wird von bekannten Vertretern der Kulturszene unterstützt (1.10.2020, Standard): https://www.derstandard.at/story/2000120381787/initiativ

Aufruf von 40 Persönlichkeiten aus Kunst und Gesellschaft (3.10.2020): Lueger-Denkmal: Antisemitisch, verfälscht Geschichte. Mehr als 40 Unterzeichnende sprechen sich für Veränderung an Platz und Ehrenmal aus” (Standard): https://www.derstandard.at/story/2000120451725/lueger-denkmal-antisemitisch-verfaelscht-geschichte

Erinnerungspolitik: Künstler Martin Krenn zu Denkmalsturm: “Nichts ist für die Ewigkeit”. Krenn plädiert in der Debatte über historisch belastete Denkmäler zwischen Wegreißen und Stehenlassen für einen dritten Weg: die Bearbeitung (1.10.2020, Standard): https://www.derstandard.at/story/2000120381868/kuenstler-martin-krenn-zu-denkmalsturm-nichts-ist-fuer-die-ewigkeit

Ljiljana Radonić: Von fehlenden und überholten Denkmälern (Blog: Geschichte Österreichs): Manche Denkmäler fehlen, andere sollen künstlerisch dekonstruiert werden. Denkmäler erinnern niemals nur an Vergangenes. Sie polarisieren oftmals in der Gegenwart. Das ist gut so, denn Debatten über Denkmäler sind in einer Demokratie wichtig (27.9.2020, Standard): https://www.derstandard.at/story/2000120203507/von-fehlenden-und-ueberholten-denkmaelern

Reaktionen im APA-OTS-Medienportal:

6.10.2020: FP-Stenzel/Kohlbauer ad Innenminister: „Es ist Zeit zu handeln!“: Schwere Sachbeschädigung linksextremer Fanatiker muss strafrechtliche Konsequenzen haben: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201006_OTS0029

9.10.2020: Karl Lueger repräsentiert Antisemitismus im Herzen der Stadt: Die jüdischen Österreichischen HochschülerInnen (JöH) veranstalteten am Mittwoch, 7. Oktober, ihre kritische Kunstinstallation am Lueger Denkmal: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201009_OTS0174

Älterer iD-Bericht:

28.7.2020: Initiative Denkmalschutz: Belastete Denkmäler – Beispiel Lueger-Denkmal (Wien): Denkmäler stürzen keine Lösung! https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/belastete-denkmaeler-beispiel-lueger-denkmal-wien-denkmaeler-stuerzen-keine-loesung

Rechnitz (Bgld): Vandalismus in Lungenheilstätte Hirschenstein

Die Heilstätte Am Hirschenstein wurde für tuberkulose- und lungenkranke Patienten 1949-55 vom Amt der burgenländischen Landesregierung und dem Architekten Erwin Fabrici (1898–1957) geplant und erbaut. Das im Günser Gebirge auf 826 Metern Seehöhe gelegene ehemalige Landessonderkrankenhaus wurde 1986/87 zum Pflegezentrum umgebaut und steht seit 2012 leer.  Das unter Denkmalschutz (§ 2a DMSG) befindliche Sanatorium wird immer wieder von Vandalismus heimgesucht, sodass sein Zustand – neben den Witterungseinflüssen – immer schlechter wird, obwohl es seit 2019 mittels Videokameras und Sicherheitspersonal stark überwacht wird. Die KRAGES (Burgenländische Krankenanstalten GesmbH), in dessen Eigentum sich die Heilanstalt befindet, erstattet deswegen laufend Anzeigen. Wegen einer zukünftigen Umnutzung des Gebäudes führt die KRAGES Gespräche mit dem Land Burgenland. BVZ-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.bvz.at/oberwart/rechnitz-hirschenstein-vandalismus-ist-kein-kavaliersdelikt-rechnitz-vandalismus-print-268256565 (1. April 2021,Hirschenstein: Vandalismus ist ‘kein Kavaliersdelikt'”)

Mehr Infos über das Gebäude auf dem Blog “Baudenkmäler in Österreich” (Christian Nikolaus Opitz): https://baudenkmaeler.wordpress.com/2019/01/24/lungenheilanstalt-am-hirschenstein-rechnitz-burgenland

Eintrag in der Liste der denkmalgeschützten Objekte in Rechnitz (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Rechnitz

Ältere Medienberichte:

24. Juli 2019,BVZ
Verstärkter Objektschutz: Ruine in Hirschenstein wird streng überwacht: https://www.bvz.at/oberwart/verstaerkter-objektschutz-ruine-in-hirschenstein-wird-streng-ueberwacht-rechnitz-lungenheilanstalt-hirschenstein-krages-155802279

24. Juli 2019, ORF
Ehemalige Lungenheilstätte wird videoüberwacht: https://burgenland.orf.at/stories/3005771

27. April 2019, BVZ
Hirschenstein: Pläne für Geisterhaus? Seit sieben Jahren steht die ehemalige Lungenheilanstalt leer. Jetzt kommt in Sachen Nachnutzung Bewegung in die Causa: https://www.bvz.at/oberwart/hirschenstein-plaene-fuer-geisterhaus-oberwart-lungenheilanstalt-geisterhaus-frag-die-bvz-144722194

14. März 2019,Kurier
Rechnitz: Von Polizei nach Diebstahl gelagerte Kupferkabel erneut entwendet: https://kurier.at/chronik/burgenland/rechnitz-von-polizei-nach-diebstahl-gelagerte-kupferkabel-erneut-entwendet/400434982

14. März 2019, Kleine Zeitung
Von Polizei überführt: Täter stahlen Kupferkabel aus ehemaliger Heilanstalt in Oberwart (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/oststeier/5595421/Von-Polizei-ueberfuehrt_Taeter-stahlen-Kupferkabel-aus-ehemaliger

8. März 2019, Kurier
Polizist erkannte schlafende Kupferdiebe von Festnahme im Vorjahr wieder: https://kurier.at/chronik/burgenland/polizist-erkannte-schlafende-kupferdiebe-von-festnahme-im-vorjahr/400429079

6. Jänner 2019, Kurier
Hirschenstein: Frühere Lungenheilanstalt als Tatort: https://kurier.at/chronik/burgenland/hirschenstein-fruehere-lugenheilanstalt-als-tatort/400370135

8. November 2018, Kleine Zeitung
Mann wollte Kupfer aus Heilanstalt stehlen (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/oststeier/5526474/Suedburgenland_Mann-wollte-Kupfer-aus-Heilanstalt-stehlen

26. September 2014, Kurier
Neos-Pläne für ein Ebola-Zentrum: Seit zwei Jahren steht Pflegeheim leer. Quarantänestation ist nur eine der Ideen für die Nachnutzung: https://kurier.at/chronik/burgenland/neos-plaene-fuer-ein-ebola-zentrum/87.866.781

21. Mai 2014, Kleine Zeitung
Pflegeheim: Im Geisterhaus sind Pflegebetten frei (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/oststeier/4156186/Pflegeheim_Im-Geisterhaus-sind-Pflegebetten-frei

Literatur:

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band II: ‘Kärnten, Steiermark, Burgenland’, Salzburg und Wien 1983, Seite 484

Wien: Novelle Bauordnung – Was kostet die Zerstörung?

Seit 23. August befindet sich der Entwurf für die Änderung der Wiener Bauordnung in öffentlicher Auflage. Stellungnahmen dazu kann jede/r Bürger/in bis 20. September 2021 abgeben. Eine wesentliche Änderung soll unter anderem auch die Verschärfung für Strafen bei widerrechtlichen Abrissen und Beschädigungen von Altbauten sein. In einer offiziellen Presseaussendung von der zuständigen Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) gemeinsam mit der Wohnbausprecherin der NEOS Selma Arapovic, heißt es:

Verschärfte Strafen für Bausünden

Erst im Jahr 2018 wurde der Erhalt von stadtbildprägenden Gebäuden der Gründerzeit und der Zwischenkriegszeit in Wien massiv gestärkt. Ein Abbruch von vor 1945 errichteten Gebäuden ist seither nur noch unter engen Voraussetzungen möglich. So muss insbesondere geprüft werden, ob ein öffentliches Interesse am Erhalt des Gebäudes besteht.

Weil ein widerrechtlicher Abriss in der Regel einen irreversiblen Schaden auslöst, müssen die verwaltungsstrafrechtlichen Folgen empfindlich und abschreckend sein, um BauführerInnen und BauherrInnen von der Begehung einer solchen Tat abzuhalten.

NEU: Vor diesem Hintergrund soll der derzeitige Strafrahmen für ein Zuwiderhandeln beträchtlich erhöht werden. Wer vorsätzlich handelt, soll in jedem Fall eine Strafe von mindestens 20.000 Euro erhalten. Die neue Strafbemessung gilt auch für Übertretungen, durch die eine Gefahr für Leben oder Gesundheit eintritt.

Die große Frage jetzt: Wird diese Summe wirklich abschreckend sein? Dem Vernehmen nach war ursprünglich eine höhere Mindeststrafe im Gespräch, heißt es im “Standard“. Die maximale Geldstrafe wird jedenfalls verdoppelt und liegt künftig bei 200.000 Euro, wenn ein Gebäude ohne Bewilligung ganz oder teilweise abgebrochen wird.

Unser Verein Initiative Denkmalschutz befürchtet, dass diese Geldbeträge weiterhin viel zu gering sind, insbesondere, wenn mit dem Neubau nicht nur eine sehr große Baukubatur erzielt werden kann, sondern weil auch dann, bei einem Neubau, das restriktive Mietrecht für Altbauten vor 1945 nicht mehr gilt. Auch eine sehr große Schwäche dieses Gesetzes: Ein Vorsatz muss nachgewiesen werden, was bei Unfällen wie bekannt kaum nachgewiesen werden kann.

Ende November soll die Gesetzesnovelle im Landtag  beschlossen werden.

Entwürfe von Wiener Landesgesetzen: Gesetz, mit dem die Bauordnung für Wien geändert wird (Bauordnungsnovelle 2021): https://www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/begutachtung/index.htm

Offizielle Presseaussendung:

25. August 2021, APA-OTS
Gaal/Arapovic: Verschärfte Baustrafen und Maßnahmen gegen „Maximalbauten“. Kleine Novelle der Wiener Bauordnung knüpft sich übermassive Neubauten in Siedlungen sowie grobe Bausünden vor: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210825_OTS0013

24. August 2021, APA-OTS
Auflage eines Entwurfes für ein Wiener Landesgesetz zur öffentlichen Einsicht. Entwurf eines Gesetzes, mit dem die Bauordnung für Wien geändert wird: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210824_OTS0040

Medienberichte:

25. August 2021, Der Standard
Novelle der Wiener Bauordnung: Zerstörung alter Häuser wird teurer. Auch der Bau überdimensionierter Häuser in Einfamilienhaus- und Gartensiedlungsgebieten soll unterbunden werden: https://www.derstandard.at/story/2000129153576/novelle-der-wiener-bauordnung-zerstoerung-alter-haeuser-wird-teurer

25. August 2021, ORF
Wiens Neubauten sollen kleiner werden. Ausladende Mehrfamilienhäuser werden in Wien immer mehr. Sie stechen besonders aus Siedlungen mit Einfamilienhäusern hervor. Jetzt will die Stadt die Bauordnung novellieren, um neue Mehrfamilienhäuser in ihrer Größe zu beschränken: https://wien.orf.at/stories/3118346

25. August 2021, MeinBezirk
Stadträtin Gaal: Wiener Bauordnung: Was jetzt alles neu wird: https://www.meinbezirk.at/wien/c-politik/wiener-bauordnung-was-jetzt-alles-neu-wird_a4841245

25. August 2021, Kurier
Stadt Wien verhängt strengere Regeln gegen Monsterbauten. Großbauten in Einfamilienhaus-Gebieten sollen mit einer Reform der Bauordnung verhindert werden. Künftig gibt es auch höhere Geldstrafen (Bezahlschranke): https://kurier.at/chronik/wien/stadt-wien-verhaengt-strengere-regeln-gegen-monsterbauten/401482939

25. August 2021, Die Presse
Verschärfung der Wiener Bauordnung: Kann denn Bauen Sünde sein? Mit einer Gesetzesänderung will Rot-Pink gegen „Bausünden“ vorgehen. Einschränkungen soll es bei Fläche, Abstandsregeln und Gebäudehöhe geben (Bezahlschranke): https://www.diepresse.com/6025422/verscharfung-der-wiener-bauordnung-kann-denn-bauen-sunde-sein

APA-OTS-Pressereaktionen:

25. August 2021, Vereinigung Österreichischer Projektentwickler
VÖPE/Lebensraumentwickler zur Novelle der Wiener Bauordnung: gewerbliche Bauträger halten sich stets an geltende Gesetze. Sebastian Beiglböck (VÖPE): “Der Gesetzgeber ist für eine funktionale Bauordnung verantwortlich, nicht die Bauträger”: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210825_OTS0113

25. August 2021, FPÖ
Nepp zu Bauordnung: SPÖ lenkt von wahren Problemen ab. 150.000 Gemeindewohnungen sanierungsbedürftig: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210825_OTS0116

Sophienspital (Wien): Siegerprojekt für Um- und Ausbau präsentiert

Das denkmalgeschützte, 2017 geschlossene Sophienspital in der Apollogasse 19 – direkt gegenüber dem Westbahnhof gelegen – wird Wohnquartier mit Park. Auf dem rund 13.000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Kaiserstraße, Apollogasse, Stollgasse und Neubaugürtel entstehen rund 180 geförderte Wohnungen. Bis 2024 soll alles fertig sein. Bis dahin ist eine kulturelle Zwischennutzung angedacht. KURIER-Artikel weiterlesen: https://kurier.at/chronik/wien/wiener-sophienspital-so-sieht-das-siegerprojekt-aus/400840052 +++ Luftbild des Areals auf Google Maps: https://www.google.at/maps/@48.1997126,16.3401543,211a,35y,180h,39.4t/data=!3m1!1e3 +++ Gute Fotovisualisierung der Umgestaltung im Standard: https://www.derstandard.at/story/2000117461661/180-gefoerderte-wohnungen-am-wiener-sophienspital-areal-bis-2024; +++ Kurzbeschreibung in der Denkmalliste Wikipedia: “Der Kenyon-Kranken-Pavillon wurde zwischen 1879 und 1881 errichtet, das Verwaltungsgebäude, der Karl-Ludwig-Pavillon und das Prosekturgebäude von 1901 bis 1906.” (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/Neubau) +++ Ausführlicher Wikipedia-Eintrag Sophienspital: https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialmedizinisches_Zentrum_Sophienspital +++ Weitere Medienberichte: ORF: https://wien.orf.at/stories/3048369; MeinBezirk: https://www.meinbezirk.at/neubau/c-lokales/so-gehts-mit-dem-ehemaligen-sophienspital-weiter_a4056756; Vienna.at: https://www.vienna.at/ehemaliges-wiener-sophienspital-areal-wird-zur-wohnanlage/6616582 ; Wiener Zeitung (7.5.2020): https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien/2059821-Zwischennutzung-fuer-das-Sophienspital.html +++ Offizielle APA-OTS-Presseaussendung: “Wohnbaustadträtin Gaal: Aus Sophienspital wird urbane Oase mit 100 Prozent gefördertem Wohnbau. Ergebnis der 2. Stufe des Bauträgerwettbewerbs: 180 geförderte Wohnungen, öffentlicher Grünraum und modernste Infrastruktur in bester Lage” (13.5.2020): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200513_OTS0033.

Ö1-Radio: Geschütztes Erbe (“Journal Panorama”; 7.7.2020)

Ö1 Radio – Journal Panorama, Di., 7. Juli 2020, 18:25 bis 18:55 Uhr

Geschütztes Erbe – Anforderungen an den Denkmalschutz im 21. Jahrhundert

Gestaltung: Uschi Mürling-Darrer

Mit Interview INITIATIVE DENKMALSCHUTZ: ab 18:47 Uhr bis 18:49 (ab Minute 22)

BIS Di.. 14.7.2020, ca. 18 Uhr: HIER  NACHHÖRBAR: https://oe1.orf.at/programm/20200707/604240/Geschuetztes-Erbe

Was bedeutet Denkmalschutz heutzutage? Geht es darum, das zu bewahren, an das wir uns erinnern sollen? Oder ist es die Befürchtung, ein Stück Identität zu verlieren, wenn Relikte vergangener Epochen nicht mehr existieren?

Nach dem Ersten Weltkrieg wollte man mit einem Ausfuhrverbot von Kunstgegenständen vermeiden, dass die hungernde Bevölkerung Kulturgüter verscherbelt. Daraus entstand 1923 das erste Denkmalschutzgesetz, auf das unser jetziges noch immer aufbaut – freilich nicht ohne einige Male novelliert zu werden. So wurde etwa klargestellt, dass es keine Erhaltungs- oder Instandsetzungspflicht gibt. Für Kritiker ist damit der Denkmalschutz in Österreich ein schwaches, wenn nicht gar zahnloses Gesetz. Immer wieder sei man auf Bürgerinitiativen oder Medien angewiesen, um Denkmalschutz durchzusetzen, sagen Kritiker. Hinzu kommen neue Anforderungen und Herausforderungen, die sich zum Beispiel durch die Vergangenheitsbewältigung ergeben, Stichwort Hitler-Geburtshaus. Oder, dass es auch in denkmalgeschützten Bauten inzwischen den Anspruch auf Barrierefreiheit gibt und man Gebäude für eine sinnvolle Nutzung modernisieren muss.

 

 

Hainburg (NÖ): Ehem. Tuchfabrik wird Kindergarten

Der ehemalige Götzenhof – an der Stadtmauer von Hainburg an der Donau gelegen – war Pontonierkaserne und danach seit 1702 eine k.k. Tuchfabrik (laut Stadler: seit 1725/27). Sie “ist das einzige in Österreich noch erhaltene Gebäude aus der Frühzeit des Merkantilismus in Österreich” (Zitat NÖN). In dem auch als ‘Wasserkaserne’ bezeichneten langgestreckten Gebäude mit Korbbogenportal (bez. 1702) und 25 Fensterachsen wurden im 20. Jahrhundert im 1. Stock Wohnungen errichtet. Jetzt wird ab Oktober das seit 2016 denkmalgeschützte Gebäude in der Oppitzgasse 9 revitalisiert und ein Kindergarten eingerichtet. Die Sparkasse Hainburg Privatstiftung hat für das insgesamt 6.800 Quadratmeter große Areal den Architekten Rainhardt Gallister beauftragt. NÖN-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.noen.at/bruck/grossprojekt-hainburg-stiftung-saniert-wasserkaserne-fuer-kinder-hainburg-a-d-donau-sanierung-kindergarten-wasserkaserne-print-227347179 (12.10.2020, “Großprojekt: Hainburg: Stiftung saniert Wasserkaserne für Kinder”)

Kurzbeschreibung: “Ehem. Tuchfärberei und Tuchfabrik, Wasserkaserne und Götzenhof“, Oppitzgasse 9: Der Götzenhof, auch Wasserkaserne, war wohl ein Ministerialenhof der Röthelstein-Haslauer. Er wurde urkundlich 1411 als herzogliches Lehen erwähnt, fiel aber bereits 1590 öde. 1702 wurde eine k. k. Tuchfabrik errichtet, von 1829 bis 1845 Kaserne des k. k. Mineurcorps. Aktuell befindet sich eine städtische Wohnhausanlage auf dem Gelände, die zweigeschoßige Anlage erstreckt sich um einen weitläufigen, im Norden und Osten von der Stadtmauer begrenzten Hof, die Einfahrt hat ein Kreuzgratgewölbe und ein Korbbogenportal.” (Quelle: Denkmalliste Wikipedia). +++ Vgl. auch Eintrag im Buch von Gerhard A. Stadler.

Fotos vom ehem. Götzenhof auf Wikipedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:G%C3%B6tzenhof_Hainburg_an_der_Donau?uselang=de

Älterer Medienbericht:

Dez. 2008, NÖN (Nr. 52/2018):
Grabungen geplant / Die Stiftung will der Gemeinde die Wasserkaserne abkaufen und archäologische Grabungen veranlassen. Privatstiftung will die Wasserkaserne kaufen: https://www.stiftung-hainburg.at/wp-content/uploads/2017/03/noen_52_2008.pdf

Literatur:

Gerhard A. Stadler, Das industrielle Erbe Österreichs, Geschichte – Technik – Architektur, Wien-Köln, Weimar 2006, Seite 296, Eintrag “Tuchmanufaktur in der Pontonierkaserne, Oppitzgasse 9, Hainburg an der Donau”

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1: A bis L (Hrsg. Bundesdenkmalamt), Horn/Wien 2003, Seite 692

 

 

Linz (OÖ): Wohnsiedlung Sintstraße – Teilabriss trotz Denkmalschutz?

Die Wohnanlage in der Sintstraße im 14. Linzer Bezirk Industriegebiet-Hafen (KG: Lustenau) soll – trotz Denkmalschutz – zum Teil abgerissen werden. Dem Vernehmen nach hat das Bundesdenkmalamt bereits eine grundsätzliche Zusage für den Teilabbruch der nach Plänen des Stadtbaudirektors Curt Kühne (1883-1963) im Jahr 1927 erbauten Arbeiterhäuserkolonie gegeben (für Abriss vorgesehen: Sintstraße 3 und 5 im Norden sowie die Häuser Sintstraße 27, 29, 33, 35 und 37 im Süden). Der Gemeinderat und Stadtentwickler, Lorenz Potocnik, beklagt dies vehement in einer Presseaussendung: Wenn das wirklich so kommt, bleibt von der denkmalgeschützten Arbeitersiedlung in der Sintstraße nur mehr ein Rumpf übrig: Geht es nach der STRABAG () und der GWG (Gemeinnützige Wohnungs­gesellschaft der Stadt Linz GmbH), sollen nur 11 der 18 Gebäude der historisch-städtebaulichen Vision einer ‘Gartenstadt’ des legendären Curt Kühne stehenbleiben. Der Rest soll der Abrissbirne und Neubauten geopfert werden. ‘Statt einem innovativen Konzept rund um das gesamte historische Ensemble geht’s jetzt in Richtung maximalem Profitdenken – leider ein weiterer Sündenfall seitens der stadteigenen GWG vor hemmungslosen Investorenwünschen“. Vertreter von GWG und Strabag erwidern: „Der Denkmalschutz auf dem Areal ist nach wie vor aufrecht.“ Ein Ideenwettbewerb läuft, im Mai sind Verhandlungen mit dem Denkmalamt anberaumt, um die nächsten Schritte zu klären. Vorwurf von Potocnik: “Die GWG hat letztes Jahr die denkmalgeschützte Arbeitersiedlung in der Sintstraße einfach an den Bestbieter (STRABAG) verkauft. Von den ursprünglichen Plänen, das gesamte Ensemble zu erhalten und durch Sanierung und Verdichtung aufzuwerten, war bereits beim Verkauf keine Rede mehr. Die vom legendären Stadtbaudirektor Curt Kühne von 1927-1931 erbaute Hafenarbeiter-Siedlung hätte enormes Potenzial – jetzt wird das Gelände maximal verwertet, Luxus- oder Anlegerwohnungen, statt der bisher angesiedelte leistbare und soziale Wohnbau werden verwirklicht.” Seit Februar läuft jetzt ein von der STRABAG und der GWG ein ausgeschriebener Architektenwettbewerb. TIPS-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.tips.at/nachrichten/linz/wirtschaft-politik/531574-denkmalgeschuetzte-arbeitersiedlung-am-hafen-soll-ein-ort-der-zukunft-werden (15.4.2021, “Denkmalgeschützte Arbeitersiedlung am Hafen soll ein ‘Ort der Zukunft’ werden”)

Beschreibung “Gartenstadt Sintstraße” (Lorenz Potocnik):
Architekt dieser von 1927-1931 errichteten Hafenarbeiter-Siedlung war der legendäre Stadtbaudirektor Curt Kühne. Das „Rote Linz“ verfolgte damals die Idee einer Gartenstadt – eher kleine, schmucklose Wohnhäuser mit viel Grünraum als Treffpunkt und Kommunikationsraum, die sich an englische Vorbilder anlehnte. Das Viertel umfasst 18 idente, zweigeschossige, freistehende Häuser mit 144 (der damaligen Zeit entsprechenden, sehr kleinen) Wohnungen auf einem knapp 16.000 Quadratmeter großen Grundstück mit einer parkähnlichen Grünanlage als Zentrum. Die ehemalige Arbeitersiedlung ist architektonisch ein historisch wertvolles Beispiel für die bis heute lebendige „Gartenstadt“-Bewegung. Seit 2008 war die Anlage im Besitz der GWG. Diese wollte die Siedlung abreißen und Standard-Wohnungen errichten. Bis auf 4 Einheiten stehen die Häuser etwa seit 2015 leer.

Originale Presseaussendung Lorenz Potocnik (14.4.2021):

Abriss der Sintstraßen-Häuser zur Gewinn-Maximierung von STRABAG und GWG: https://linz.news/2021/04/potocnik-abriss-der-sintstrassen-ha%CC%88user-zur-gewinn-maximierung-von-strabag-und-gwg

Wohnsiedlung Sintstraße, Linz

Die Arbeiterwohnhäuser zeigen am risalitartig ausgebildeten Stiegenhaus einen expressionistischen Dekor in Form von Klinkerverkleidungen an den wesentlichen Bauteilen, Foto: Lorenz Potocnik

Weitere Fotos der ehem. Arbeitersiedlung Sintstraße (Wikimedia Commons): https://commons.wikimedia.org/w/index.php?search=linz+sintstra%C3%9Fe&title=Special:MediaSearch&go=Go&type=image

Weitere Medienberichte:

15. April 2021, Oberösterreichische Nachrichten
Steht historische Arbeiter-Siedlung in Linz jetzt doch vor dem Teilabriss? Gerüchte um Aufhebung des Denkmalschutzes für sieben der 18 Häuser in der Sintstraße (Bezahlschranke): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/steht-historische-arbeiter-siedlung-in-linz-jetzt-doch-vor-dem-teilabriss;art66,3384434

14. Oktober 2020, Tips
GWG verkauft denkmalgeschützte Siedlung in der Sintstraße. Die denkmalgeschützte Arbeitersiedlung in der Sintstraße gilt als historisch einzigartiges Beispiel einer Linzer Gartenstadt. Nun verkauft die GWG die Siedlung an die Strabag – und erntet Kritik dafür: https://www.tips.at/nachrichten/linz/wirtschaft-politik/518819-gwg-verkauft-denkmalgeschuetzte-siedlung-in-der-sintstrasse

14. Oktober 2020, Oberösterreichische Nachrichten
GWG will Arbeiter-Siedlung an die Strabag verkaufen. Die denkmalgeschützte Siedlung in der Sintstraße gilt als historisch wertvoll. Die Strabag soll nun um 3,9 Millionen Euro den größten Teil des Areals kaufen (Bezahlschranke): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/gwg-will-arbeiter-siedlung-an-die-strabag-verkaufen;art66,3311855

31. Oktober 2017, Tips
Kreativschmiede belebt denkmalgeschützte Sintstraße. Dank Nadine Müller, Steven Osmanaj und ihrem „Sintwerk“ kehrt wieder Leben in die lange Zeit leerstehenden ehemaligen Arbeiterhäuser in der Linzer Sintstraße ein: https://www.tips.at/nachrichten/linz/wirtschaft-politik/408103-kreativschmiede-belebt-denkmalgeschuetzte-sintstrasse

23. Jänner 2017, Oberösterreichische Nachrichten
Arbeitersiedlung Sintstraße braucht neuen Schwung. Sie sind denkmalgeschützt und ein Teil der Linzer Stadtgeschichte. Aber was wird mit den von 1927 bis 1931 von Stadtbaudirektor Curt Kühne errichteten Häusern in der Sintstraße? Diese Frage ist weiterhin offen: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/Arbeitersiedlung-Sintstrasse-braucht-neuen-Schwung;art66,2463034

18. Jänner 2016, Oberösterreichische Nachrichten
Neos sind für den Verkauf der Arbeitersiedlung Sintstraße. GWG soll zu Fixpreis verkaufen können – Antrag im Gemeinderat: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/Neos-sind-fuer-den-Verkauf-der-Arbeitersiedlung-Sintstrasse;art66,2086177

21. August 2012, Oberösterreichische Nachrichten
Denkmalschützer setzen sich gegen Linzer Abriss-Befürworter durch. Nach langem Hin und Her kommt eine 85 Jahre alte Wohnsiedlung im Linzer Hafenviertel unter Denkmalschutz. Die Anlage ist Eigentum der städtischen Linzer Wohnungsgesellschaft GWG. Geschützt werden alle 18 Bauten: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/Denkmalschuetzer-setzen-sich-gegen-Linzer-Abriss-Befuerworter-durch;art66,950167

13. August 2012, ORF
Sintstraße bald unter Denkmalschutz. Der lange Konflikt zwischen der Wohnungsgesellschaft GWG und dem Bundesdenkmalamt um die Häuser in der Linzer Sintstraße dürfte ein Ende gefunden haben. Die 18 Häuser sollen jetzt unter Denkmalschutz gestellt werden: https://ooe.orf.at/v2/news/stories/2545456

26. Jänner 2012, ORF
Konflikt um denkmalgeschützte Bauten. Sie liegt abseits des Geschehens und ist doch Zentrum eines Konflikts, der seit Jahren zwischen Bundesdenkmalamt und der Stadt Linz schwelt: die Sintstraße. Geht es nach der GWG, soll hier abgerissen und neu gebaut werden. Das kommt für das Bundesdenkmalamt nicht in Frage: https://ooe.orf.at/v2/news/stories/2518595

3. März 2011, ORF
Streit mit Denkmalamt über Linzer Sintstraße. Seit über einem Jahrzehnt ist die Wohnanlage Sintstraße im Linzer Hafen ein Dauerthema. Die Stadt will die völlig heruntergekommenen Wohnhäuser abreißen und neue errichten. Das Denkmalamt sagt kategorisch “Nein”: Eine Sackgasse: https://ooev1.orf.at/stories/502174

14. Jänner 2009, Oberösterreichische Nachrichten
Ende des Behördenstreits um Häuser in Sintstraße in Sicht. Seit mehr als drei Jahren streiten Stadt und Denkmalamt darüber, ob die 18 historischen Wohnhäuser in der Sintstraße abgerissen werden dürfen. Nun scheint endlich ein Ende des Streits in Sicht: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/Ende-des-Behoerdenstreits-um-Haeuser-in-Sintstrasse-in-Sicht;art66,94471

Literatur/Quellen:

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österrreichs: Oberösterreich, Band II: Linz, Topographisches Denkmälerinventar, Hrsg. Bundesdenkmalamt, Horn/Wien 2009, Seite 363

Österreichische Kunsttopographie, Band LV: Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Linz, III. Teil: ‘Außenbereiche, Urfahr, Ebelsberg’,  Horn 1999, Seite 247

Andrea Bina und Lorenz Potocnik (Hrsg.), Architektur in Linz, 1900-2011, Wien 2012, Seite 75

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band I: ‘Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg’, Salzburg und Wien 1980, Seite 177