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Großwarasdorf (Bgld.): Gemeinderat protestiert gegen geplanten Denkmalschutz für Brutalismus-Schule

Das Bundesdenkmalamt will die Neue Mittelschule (NMS) Großwarasdorf unter Denkmalschutz stellen. Die Gemeinde Großwarasdorf lehnt dies aber ab und schaltet jetzt Rechtsanwalt ein. Wäre die finanzielle Zuwendung für denkmalgeschützte Gebäude besser, hätte die Gemeinde nichts dagegen, meint der Bürgermeister. Ein neuerlicher Bescheid des Denkmalamtes erklärte den Einspruch der Gemeinde allerdings für nicht zulässig, da dies rein wirtschaftliche Interessen betreffe. Das als Hauptschule 1968-72 geplante und errichtete Gebäude in der Schulstraße 3 wurde vom bekannten burgenländischen Architekten Matthias Szauer im Stil des Brutalismus geplant: BVZ-Artikel WEITERLESEN: https://www.bvz.at/oberpullendorf/grosswarasdorf-gemeinderat-protestiert-wegen-denkmalschutz-fuer-nms-grosswarasdorf-gemeinderat-grosswarasdorf-nms-grosswarasdorf-rudolf-berlakovich-bundesdenkmalamt-212686044 +++ 19-seitiger “FULL DOCUMENTATION FISH” mit ausführlichen Infos/Fotos vom Gebäude (DOCOMOMO Austria): https://www.docomomo.at/cms/wp-content/uploads/2019/02/2018_grosswarasdorf_hauptschule.pdf (Kurzfassung: https://www.docomomo.at/gebaeude/hauptschule-grosswarasdorf).

 

Haus Beer (Wien): Wie geht es weiter mit einem Schlüsselwerk moderner Architektur?

Das Haus (oder die Villa) Beer ist “das wohl bedeutendste Beispiel der Wiener Wohnkultur der Zwischenkriegszeit” (Zitat Friedrich Achleitner*) und steht seit 1987 unter Denkmalschutz. Es wurde vom Gummisohlenfabrikanten Julius Beer in Auftrag gegeben und ist ein Vorzeigebauwerk moderner Architektur aus 1929-31 vom österreichisch-schwedischen Architekten und Designer Josef Frank (* 15. Juli 1885 in Baden bei Wien; † 8. Jänner 1967 in Stockholm) gemeinsam mit Oskar Wlach. Nach jahrelangen Gerichtsstreitigkeiten mit positivem Ausgang plante der private Investor und eigenständige Unternehmer, die Villa in der Wenzgasse 12 in Hietzing öffentlich zugänglich zu machen. Doch laut einem internationalen Immobilien-Journal ist das Anwesen nun doch zum Verkauf mit zahlreichen Auflagen angeboten. Das Haus Beer ist zwar unbewohnt, aber die Liegenschaft nicht dem Verfall preisgegeben. Der Garten wirkt noch nicht zu sehr verwildert, doch beim Gebäude sind sicher zahlreiche bauliche Mängel festzustellen. MeinBEZIRK-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-lokales/wie-geht-es-weiter-mit-der-villa-beer-sie-ist-als-wichtiger-bau-der-europaeischen-architekturgeschichte-des-20-jahrhunderts-eingestuft_a4144899 +++ Petition: HAUS BEER IN GEFAHR – Petition zur Rettung des Hauptwerks von Josef Frank” (Dez. 2016): https://www.wien.gv.at/petition/online/PetitionDetail.aspx?PetID=4ece6f8323e243ad938edf2585df4fca (mit Antworten der zuständigen Stellen der Stadt Wien und Stellungnahme des Bundesdenkmalamtes) / Die Empfehlung des Petitionsausschusses (21.6.2018, OTS): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180621_OTS0105 +++ Internationale Petition “Villa Beer by Josef Frank under threat”: https://www.petitions.net/villa_beer_by_josef_frank_under_threat +++ Offizielle APA-OTS Presseaussendung Docomomo Austria: Hilferuf für ein Baudenkmal – Villa Beer akut gefährdet! Umbaupläne zerfetzen originale Raumkomposition” (28.10.2016): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20161028_OTS0064 +++ Österreichische Gesellschaft für Architektur (ÖGFA): “Haus Beer in Gefahr: Petition zur Rettung des Hauptwerks von Josef Frank” (17.11.2016): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20161117_OTS0190 +++ Weitere ÄLTERE MEDIENBERICHTE:“Baujuwel von Josef Frank: Villa Beer verfällt(26.3.2016, ORF): https://wien.orf.at/v2/news/stories/2764985; “Die Villa Beer in Hietzing: Zukunft noch ungewiss, Verfall des Hauses oder Öffentlichkeits-Konzept? (12.9.2017, MeinBezirk): https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-lokales/die-villa-beer-in-hietzing-zukunft-noch-ungewiss-verfall-des-hauses-oder-oeffentlichkeits-konzept_a2246706 (oder in: European News Agency: https://www.european-news-agency.de/kunst_kultur_und_musik/villa_beer_in_wien_hietzing_zukunft_noch_immer_ungewiss-68912); “‘Villa Beer war mein Zuhause’ – Udo Pöschmann lebte 66 Jahre in dem Schlüsselwerk der Moderne” (4.7.2020, MeinBezirk): https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-lokales/villa-beer-war-mein-zuhause_a210391 +++ Architekturzentrum Wien: “‘Alles Frank!’ in der Villa Beer. Besichtigungsmöglichkeit: Sa 08.09. & So 09.09.2018” (OTS, 4.9.2018): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180904_OTS0128; “BesucherInnenansturm bei “Alles Frank!” in der Villa Beer. Rund 2.500 Architekturinteressierte besuchten am Wochenende das Meisterwerk der Zwischenkriegsmoderne von Josef Frank” (4.4.2016, OTS): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160404_OTS0125; “VP-Dworak zur Villa Beer: Ohne Nutzungskonzept ist der Kauf ein konzeptloses Projekt” (18.1.2006, OTS): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20060118_OTS0035; Stadt Wien (Rathauskorrespondenz): Villa Beer – Schlüsselwerk moderner österreichischer Architektur. Studie über Zugängigkeit des Gebäudes für die Öffentlichkeit ist fertig (17.1.2006, OTS): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20060117_OTS0129 +++ Siehe auch: “Architektur: Moderne Gebäude sind massiv bedroht” (mit Haus Beer), in: Profil (21.7.2016): https://www.profil.at/kultur/architektur-moderne-gebaeude-7317126. +++ Fotos vom Haus Beer (Erich J. Schimek für die Initiative Denkmalschutz): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157666766443856.

* Zitat aus: Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jh., Band III/2, Salzburg und Wien 1995, Seite 65

PS: Der originale, 4-seitige Unterschutzstellungsbescheid des Bundesdenkmalamtes liegt unserem Verein Initiative Denkmalschutz vor

Haus Beer (Wien): Architekturjuwel von Josef Frank wird Museum

Das Haus (oder die Villa) Beer ist “das wohl bedeutendste Beispiel der Wiener Wohnkultur der Zwischenkriegszeit” (Zitat Friedrich Achleitner*) und steht – so gut wie in seinem Originalzustand erhalten – seit 1987 unter Denkmalschutz. Es wurde vom Gummisohlenfabrikanten Julius Beer in Auftrag gegeben und ist ein Vorzeigebauwerk moderner Architektur aus 1929-31 vom österreichisch-schwedischen Architekten und Designer Josef Frank (* 15. Juli 1885 in Baden bei Wien; † 8. Jänner 1967 in Stockholm) gemeinsam mit Oskar Wlach. Kaum ein Haus der Wiener Moderne ist öffentlich zugänglich. Jetzt ist ein Glücksfall eingetreten. Vor kurzem hat Lothar Trierenberg (Villa Beer Immobilien GmbH) das Haus gekauft und möchte es restaurieren, als Museum gestalten und somit der Öffentlichkeit zugänglich machen. Aktuell sind Renovierungsarbeiten in Planung und ein Nutzungskonzept in Zusammenarbeit mit Fachexperten in Ausarbeitung. Lothar Trierenberg hat die Idee gemeinsam und kooperativ einen inhaltlich interessanten Ort zu schaffen bereits vor über 20 Jahren bei der Gründung von “das möbel – das café” konsequent verfolgt. Sein Interesse an Architektur und Design hat er mit “das möbel” (das café und das geschäft) zu seinem Beruf gemacht. Nach dem Verkauf des Geschäftes mit dem Ziel Zeit für neue Projekte zu schaffen, spielte ein glücklicher Zufall letzten November die Information, dass die “Villa Beer” zum Verkauf stand, in seine Hände. Jetzt möchte Trierenberg dieses architekturhistorisch so wertvolle Haus ohne Zeitdruck wohlüberlegt und gut beraten wiederbeleben. Wer die Geschichte dieses Hauses ab jetzt mitverfolgen will, kann auf der offiziellen Website www.villabeer.wien einen Newsletter abonnieren. Siehe: https://www.villabeer.wien/das-haus.

ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (7 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/kulturMontag/1303/kulturMontag/14095559/Villa-Beer-goes-Museum/14937160 (14.6.2021, ORF 2 Kulturmontag, “Villa Beer goes Museum”: https://tv.orf.at/program/orf2/20210614kumo120.html)

Aktuelle Medienberichte:

12. Juni 2021, Kurier
Villa Beer: Hietzinger Architektur-Juwel wird zu Museum. Die Villa zählt zu den wichtigsten architektonischen Bauten Österreichs. Der neue Eigentümer will jetzt ein Museum daraus machen (Bezahlschranke): https://kurier.at/chronik/wien/villa-beer-hietzinger-architektur-juwel-wird-zu-museum/401410242

5. Mai 2021, APA-OTS
Architekturjuwel Villa Beer soll Museum werden. Wie das Wirtschaftsmagazin GEWINN in seiner neuen Ausgabe berichtet, soll die von Josef Frank und Oskar Wlach entworfene Villa Beer in Hietzing für Besucher geöffnet werden: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210505_OTS0170

Interessante Weblinks:

Tano Bojankin, Das Haus Beer und seine Bewohner: http://www.ipts.at/Texte_Publikationen/Das%20Haus%20Beer%20und%20seine%20Bewohner,%202008.pdf(in: Iris Meder (Hrsg.), Josef Frank. Eine Moderne der Unordnung, Salzburg u. Wien (Pustet) 2008, S. 101-107)

Das Haus Beer auf “Hietzing” (Online-Plattform für den 13. Bezirk): http://www.hietzing.at/Bezirk/geschichte2.php?id=329 (Wenzgasse 12: Dieses Haus von Josef Frank und Oskar Wlach mit seiner durchkomponierten Raumfolge wurde für Julius und Margarete Beer erbaut.)

Fotos vom Haus Beer (Erich J. Schimek für die Initiative Denkmalschutz): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157666766443856.

Älterer iD-Bericht:

18. Juli 2020: Haus Beer (Wien): Wie geht es weiter mit einem Schlüsselwerk moderner Architektur? https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/haus-beer-wien-wie-geht-es-weiter-mit-einem-schluesselwerk-moderner-architektur

Vergangene Petitionen zum Haus Beer:

Petition: “Haus Beer in Gefahr – Petition zur Rettung des Hauptwerks von Josef Frank” (Dez. 2016): https://www.wien.gv.at/petition/online/PetitionDetail.aspx?PetID=4ece6f8323e243ad938edf2585df4fca (mit Antworten der zuständigen Stellen der Stadt Wien und Stellungnahme des Bundesdenkmalamtes) / Die Empfehlung des Petitionsausschusses (21.6.2018, OTS): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180621_OTS0105
– Internationale Petition “Villa Beer by Josef Frank under threat”: https://www.petitions.net/villa_beer_by_josef_frank_under_threat

Ältere Medienberichte:

21. Juli 2020, Heute
Architektur-Juwel “Haus Beer” um 5,3 Mio. Euro zu haben: https://www.heute.at/s/architektur-juwel-haus-beer-um-53-mio-euro-zu-haben-100092811

12. Juli 2020, MeinBezirk
Wie geht es weiter mit der Villa Beer? Sie ist als wichtiger Bau der europäischen Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts eingestuft: https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-regionauten-community/wie-geht-es-weiter-mit-der-villa-beer-sie-ist-als-wichtiger-bau-der-europaeischen-architekturgeschichte-des-20-jahrhunderts-eingestuft_a4144899

4. September 2018, OTS
Architekturzentrum Wien: “Alles Frank!” in der Villa Beer. Besichtigungsmöglichkeit: Sa 08.09. & So 09.09.2018, 11:30 – 18 Uhr, Villa Beer, Wenzgasse 12, 1130 Wien: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180904_OTS0128

12. September 2017, MeinBezirk
Die Villa Beer in Hietzing: Zukunft noch ungewiss, Verfall des Hauses oder Öffentlichkeits-Konzept? https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-lokales/die-villa-beer-in-hietzing-zukunft-noch-ungewiss-verfall-des-hauses-oder-oeffentlichkeits-konzept_a2246706

17. November 2016, OTS
Österreichische Gesellschaft für Architektur: Haus Beer in Gefahr: Petition zur Rettung des Hauptwerks von Josef Frank: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20161117_OTS0190

28. Oktober 2016, OTS
DOCOMOMO Austria: Hilferuf für ein Baudenkmal – Villa Beer akut gefährdet! Umbaupläne zerfetzen originale Raumkomposition: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20161028_OTS0064

21. Juli 2016, Profil
Architektur: Moderne Gebäude sind massiv bedroht. Umbau, Leerstand, Abriss: Die architektonischen Schätze der Moderne sind in Österreich heftigen Bedrohungen ausgesetzt. Experten und Bürgerinitiativen laufen Sturm (u.a. Haus Beer): https://www.profil.at/kultur/architektur-moderne-gebaeude-7317126

4. April 2016, OTS
Architekturzentrum Wien: BesucherInnenansturm bei “Alles Frank!” in der Villa Beer. Rund 2.500 Architekturinteressierte besuchten am Wochenende das Meisterwerk der Zwischenkriegsmoderne von Josef Frank: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160404_OTS0125

26. März 2016, ORF
Baujuwel von Josef Frank: Villa Beer verfällt. Ein Baujuwel verfällt in Wien-Hietzing: die Villa Beer des österreichischen Architekten Josef Frank aus den frühen 1930er Jahren. Das Haus ist im Privatbesitz, am ersten April-Wochenende wird die Villa erstmals zugänglich sein.: https://wien.orf.at/v2/news/stories/2764985

4. Juli 2012, MeinBezirk
“Villa Beer war mein Zuhause” Udo Pöschmann lebte 66 Jahre in dem Schlüsselwerk der Moderne: https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-lokales/villa-beer-war-mein-zuhause_a210391

9. Juli 2009, Wiener Zeitung
Die Villa Beer wird wiederbelebt. (…) Josef Franks “Villa Beer” in Hietzing wird in ihrer ursprünglichen Widmung wiederauferstehen: als Wohnhaus einer kunstsinnigen Wiener Familie. Die Zweidrittel-Mehrheit an diesem brüchig gewordenen Juwel wurde von der gemeinnützigen Privatstiftung des Wiener Unternehmers Dr. Johannes Strohmayer erworben: https://www.wienerzeitung.at/startseite/archiv/75011_Die-Villa-Beer-wird-wiederbelebt.html

18. Jänner 2006, OTS
VP-Dworak zur Villa Beer: Ohne Nutzungskonzept ist der Kauf ein konzeptloses Projekt. Wien (VP-Klub) – Die Ankündigung von SP-Stadtrat Rudi Schicker,  die von Josef Frank 1931 erbaute Villa Beer, Josef Franks Hauptwerk der “Moderne”, durch die Stadt Wien anzukaufen, begrüßt LAbg. Bernhard Dworak, Bezirksparteiobmann der ÖVP Hietzing: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20060118_OTS0035

17. Jänner 2006, OTS
Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien: Villa Beer – Schlüsselwerk moderner österreichischer Architektur. Studie über Zugängigkeit des Gebäudes für die Öffentlichkeit ist fertig: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20060117_OTS0129

 

* Zitat aus: Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jh., Band III/2, Salzburg und Wien 1995, Seite 65

PS: Der originale, 4-seitige Unterschutzstellungsbescheid des Bundesdenkmalamtes liegt unserem Verein Initiative Denkmalschutz vor

 

Wien Museum: Zahnloser Denkmalschutz? Umbau stößt auf massive Kritik

Das denkmalgeschützte Wien Museum am Karlsplatz befindet sich aktuell in einem tiefgreifenden Um- und Ausbau. Als Historisches Museum der Stadt Wien wurde es 1954-1959 vom bekannten Architekten Oswald Haerdtl (*1899 +1959) erbaut. Der Bau gilt nicht als Haerdtls bestes Werk, hat aber als erster Museumsneubau der Zweiten Republik eine enorme kulturhistorische Bedeutung. Aktuell ist nur noch das Außengerippe des Hauses zu sehen. Beim Anblick dieser “Ruine” fragen sich viele Bürger nun: Wie kann es sein, dass ein (§ 2a) denkmalgeschütztes Gebäude so radikal umgebaut wird, dass von seiner ursprünglichen Gestalt kaum etwas bleibt? Dieser Frage ging der vergangene ORF “kulturMontag” nach. Mit Denkmalpflege hat das nicht mehr viel zu tun, meinen Kritiker, sowohl ästhetisch, als auch substanziell. Nott Caviezel, Professor für Denkmalpflege an der TU Wien, bringt es im ORF-Fernsehbeitrag ‘Kulturmontag’ auf den Punkt: “Wenn man mit Bedürfnissen an ein Gebäude herantritt, die das Gebäude nicht erträgt, die das Gebäude nicht schafft, dann müssen sie schon Abschreibungen machen am Denkmalschutz. Und ich glaube, dass diese Überforderung des Gebäudes schon am Anfang da stand. Und entweder schützt man ein Denkmal, oder man gibt es Preis.” Weitere Kritik kommt von Anna Wickenhauser, Präsidentin von Docomomo Austria, einem Verein, der sich für die Nachkriegsmoderne einsetzt, von Christian Kühn, Professor für Gebäudelehre an der TU Wien sowie von Friedmund Hueber, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege und emeritierter Professor für Denkmalpflege. Ursprünglich hieß es in den Wettbewerbsunterlagen: “Eine Aufstockung sowie ein weiterer Anbau an das Bestandsgebäude werden aus Sicht des Bundesdenkmalamtes als nicht möglich erachtet.” Das Siegerprojekt war dann für Friedrich Dahm, Abteilungsleiter im Bundesdenkmalamt Wien “keine Aufstockung, sondern eine vertikale Erweiterung”, denn die Schwebekonstruktion würde den Originalbau in seinen Proportionen klar zutage treten lassen, ja, sogar akzenturieren. Dieses Umbauprojekt stammt von Winkler + Ruck Architekten und Ferdinand Certov. Roland Winkler, Architekt vom “Wien Museum Neu” erklärt den Umbau: Das Museum bekommt ein zusätzliches Geschoß, das scheinbar über dem Altbestand schwebt. Wolfgang Salcher, stv. Leiter des Bundesdenkmalamt Wien verteidigt den Umbau: Das Stiegenhaus wurde hinter einem Schutzgerüst eingehaust, und das Direktionszimmer vorübergehend ausgebaut. Es werden viele Teile wieder zurückkehren. Die alte Fassade wurde jedoch bereits in den 1980er-Jahren erneuert, nachdem die Original-Haerdtl-Platten der Witterung nicht standhielten. So rekonstruiert man nun die alte Fassade. Wegen seiner rosa Farbe sollen die Wiener einst ‘Himbeerpudding’ zum Museum gesagt haben, Jetzt soll jedoch die Fassade fast weiß werden. Wolfgang Salcher vom Denkmalamt erklärt dazu, man habe ein widerstandsfähigeres Material verwendet, das nahe am Original sei. Zur Vorgeschichte: 2013 fiel die Entscheidung, das Wien Museum (Karlsplatz 8) zu sanieren – und mit einem Neubau zu erweitern. Ein internationaler Architekturwettbewerb brachte 2015 das Siegerprojekt von Winkler + Ruck und Ferdinand Certov hervor. Der tiefgreifende Um- und Ausbau soll 2023 abgeschlossen sein.

ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (9 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/kulturMontag/1303/kulturMontag/14096346/Zahnloser-Denkmalschutz-im-Wien-Museum/14943736 (21.6.2021, ORF ‘Kulturmontag’, “Zahnloser Denkmalschutz im Wien Museum”)

Wien Museum Karlsplatz, 2017

Das Wien Museum am Karlsplatz kurz vor dem Umbau, Foto: März 2017, (c) Gugerell, CC0, Wikipedia

Medienberichte:

21. Juni 2021, APA-OTS (Stadt Wien Presseaussendung)
Das neue Wien Museum wächst mit großen Schritten. Sichtbarer Baufortschritt am Karlsplatz; Sanierung und Ausbau im Kosten- und Zeitplan: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210621_OTS0028

21. Juni 2021, MeinBezirk
Großbaustelle am Karlsplatz: So schaut’s im Inneren des Wien Museums aus. Wien Museum am Karlsplatz: Die bz durfte sich ein Bild von der Großbaustelle des denkmalgeschützten Haerdtl-Baus machen. Im Dezember 2023 soll wiedereröffnet werden: https://www.meinbezirk.at/wieden/c-lokales/so-schauts-im-inneren-des-wien-museums-aus_a4717139

18. Juni 2021, ORF
Wien Museum: Baufortschritt im Plan. Das Wien Museum am Karlsplatz ist seit ziemlich genau einem Jahr eine Großbaustelle und wird dies auch noch eine Weile bleiben. Die gute Nachricht lautet: Die Arbeiten liegen im Zeit- und Kostenplan, wie Direktor Matti Bunzl am Freitagnachmittag versicherte: https://wien.orf.at/stories/3109049

18. Juni 2021, Kurier
Wien Museum: Vom Original bleibt nur die Stahlbetonkonstruktion. Das ehemalige Historische Museum der Stadt Wien ist denkmalgeschützt. Davon merkt man am Karlsplatz nichts: https://kurier.at/kultur/wien-museum-vom-original-bleibt-nur-die-stahlbetonkonstruktion/401417703

7. Februar 2021, Salzburger Nachrichten
Wien Museum: Wie ein Denkmal vorübergehend zur Ruine werden kann. Kaum ein Stein bleibt auf dem anderen, bis das Wien Museum Neu neue Konturen annimmt. Wie geht das in einem Bau unter Denkmalschutz? (Bezahlschranke): https://www.sn.at/kultur/allgemein/wien-museum-wie-ein-denkmal-voruebergehend-zur-ruine-werden-kann-99472630

1. Juli 2020, Vienna.at
Wien Museum am Karlsplatz wird ab Juli umgebaut. Trotz Corona-Komplikationen kann im Juli mit dem Umbau des Wien Museums am Karlsplatz begonnen werden. Die Neueröffnung ist im Herbst 2023 geplant: https://www.vienna.at/wien-museum-am-karlsplatz-wird-ab-juli-umgebaut/6663652

12. Juni 2020, Kurier
Ein neues Monument für Wien. Mit dem Umbau des Wien Museums bekommt der Karlsplatz ein architektonisches Makeover. Direktor Matti Bunzl erklärt, was der Neubau bringt, und wie die Fusion von Alt und Neu erreicht wird: https://kurier.at/cm/ubm/ein-neues-monument-fuer-wien/400938242

22. Oktober 2019, APA-OTS (Wien Museum)
Wien Museum Neu: Stadtarchäologie stößt auf Fundamente der alten Verkaufshallen am Karlsplatz. Die Stadtarchäologie gräbt auf dem Areal der künftigen Plaza des neuen Wien Museums. Nach Entfernung der Schotterlagen ist sie auf Fundamente der alten Verkaufshallen, die in den 20er Jahren dort gestanden hatten, gestoßen: Das Einkaufszentrum am Karlsplatz – Ein vergessenes Stück Stadtgeschichte! https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20191022_OTS0132

2. Februar 2016, Wiener Zeitung
“Keine Aufstockung, sondern eine vertikale Erschließung”. Im Wettbewerb um das “Wien Museum neu” siegte just ein Projekt, das eine Einschätzung des Bundesdenkmalamts missachtete – indem es eine Aufstockung plant. In der Behörde hat man mittlerweile aber umgedacht: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr-kultur/798867-Keine-Aufstockung-sondern-eine-vertikale-Erschliessung.html?em_no_split=1

Linktipps:

Ausführliche Presseinfo zum Umbau (Wien Museum): https://www.wienmuseumneu.at/fileadmin/user_upload/WienMuseumNeu_Presseinfo.pdf

Fotos der Baustelle von Erich J. Schimek / Initiative Denkmalschutz (Mai 2021): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157719338256373/with/51224892174