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Verlorenes Erbe (Wien): Rothberger Warenhäuser, Haas-Haus, Stephansdom-Brand

In der ORF-Serie “Verlorenes Erbe” wurden diesmal die Rothberger-Warenhäuser sowie die Brandursache des Stephansdoms behandelt. Die Rothberger Warenhäuser standen bis zum Brand in den letzten Kriegstagen 1945 direkt gegenüber des Stephansdom-Riesentores am Stephansplatz (ehemals  Nr. 9 und 11, heute Stephansplatz 9 und 10). (Jüdischer) Bauherr war Jakob Rothberger, erbaut von den berühmten Theater-Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer (Büro Fellner & Helmer) 1884/85 (Stephansplatz 9) sowie 1893/95 (Stephansplatz 11). Die beiden Rothberger-Häuser flankierten das schmale, zentrale Krannerhaus, mit dem sie eine symmetrische städtebauliche Einheit bildeten. Das so genannte Krannerhaus (Anton Kranner’s Sohn, Wäsche und Ausstattungen) wurde bereits 1879/80 von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer erbaut. Die strenghistoristische Fassade in nordischen Neorenaissance-Formen war mit einem hohen, volutengeschmückten Giebel abgeschlossen.  Nach schweren Kriegsschäden erfolgte der Wiederaufbau 1948/49 und 1956, wobei das Haus Nr. 11 mit dem in Betonkonstruktion neu errichteten Haus Nr. 10 (ehem. Krannerhaus) verbunden wurde (Architekt Josef Becvar). Umbauten bei weitgehender Verwendung der alten Bausubstanz, beide Nebenstiegen der Rothberger-Häuser sind erhalten. Auch das Haas-Haus (Foto), eines der ersten Warenhäuser in Wien  fiel 1945 dem Brand zum Opfer (erbaut 1865-67, Architekten August Siccard von Siccardsburg und Eduard von der Nüll). +++ Zu den Warenhäusern spricht im ORF-Beitrag der Denkmalschutzexperte und Buchautor Andreas Lehne, zum Dombrand kommen Restaurator Martin Kupf, die Historikerin Annemarie Fenzl sowie der Dombaumeister Wolfgang Zehetner zu Wort. Ausführliche ORF-Doku zum Dombrand “Brandakte Stephansdom” (Video).  ORF-FERNSEHBEITRAG ANSEHEN (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14079847/Der-Mythos-vom-Dombrand/14846018 (27.1.2021, “Der Mythos vom Dombrand”) +++ “Brandakte Stephansdom – Rekonstruktion einer Katastrophe” (45 min; Youtube): https://www.youtube.com/watch?v=uK5QT5IQCD4

Literatur / Quellen:

Andreas Lehne, Wiener Warenhäuser 1865-1914, Wien 1990, Seite 124 – 129 (Warenhaus der Teppichfirma Philipp Haas und Söhne), Seite 136 – 139 (Warenhaus Anton Kranner) und Seite 144 – 149 (Warenhaus Jakob Rothberger)

Paul Kortz, Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Zweiter Band, Wien 1906, Seite 361 ff.

 

AKH (Wien): Vorgängerbau Landesirrenanstalt 1974 gesprengt (Verlorenes Erbe)

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 1. Juli 2021 die NÖ Landesirrenanstalt am Brünnlfeld  behandelt. Diese stand am Platz des heutigen, neuen Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien (AKH) in Michelbeuern. Sie war die erste „richtige“ Heilanstalt für ‘Geisteskranke’ in Wien und ersetzte den Narrenturm (das „Tollhaus“) im (alten) Allgemeinen Krankenhaus. Diese Landesirrenanstalt wurde 1974 gesprengt und machte in Folge den beiden, mächtigen AKH-Bettentürmen Platz. Zur Geschichte der Landesirrenanstalt: 1821 hatte Fürst Schwarzenberg das Brünnlfeld – ein Areal zwischen dem alten AKH und dem Linienwall (heute U6/Stadtbahn) – und einen Garten erworben, um eine moderne Anstalt zu errichten. 1823 wurde das Areal vom Staat angekauft, um eine Irrenanstalt zu errichten. Nach Verzögerungen wurde diese Irrenanstalt 1848-52 nach Plänen von Ferdinand Fellner (* 1815 + 1871) erbaut, 1878 erfolgte eine Erweiterung.  Nach der Errichtung des Psychiatrischen Krankenhauses Am Steinhof von 1903 bis 1907 (später bekannt als Otto Wagner-Spital) wurde die Niederösterreichische Landesirrenanstalt am Brünnlfeld geschlossen und schließlich 1974 gesprengt. Der Zeitzeuge, Historiker Alfred Wolf (Jahrgang 1923) wird im ORF-Beitrag interviewt. In historischen Interviews aus den 1960er-Jahren zu sehen der damalige Psychiater und von 1950 bis 1969 Klinikvorstand Hans Hoff sowie sein Mitarbeiter Erwin Ringel. Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud hielt seine ersten Vorlesungen in der Klinik. Die prächtige Holzkassettendecke wurde vor der Zerstörung gerettet. Sie wurde in das südburgenländische Schloss Rotenturm eingebaut. Auch der repräsentative, 1904 errichtete Torbau an der Lazarettgasse wurde abgerissen, um den drei Schwesterwohntürmen Platz zu machen. Im Oktober 1974 wurden sieben Sprengungen durchgeführt, die so heftig waren, dass die die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Hohen Warte ein “Erdbeben” registriert hatte. Eine der beiden alten Kliniken, die ehemalige I. medizinische Universitätsklinik, wurde noch 2020 abgerissen. In wenigen Jahren folgt der nächste Altbau, die ehemalige Kinderklinik, der abgerissen werden soll.

ORF-FERNSEHBEITRAG (5 MIN) ZUM NACHSEHEN: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14097426/Verlorenes-Erbe-Freud-Klinik-am-Bruennlfeld/14951133 (1.7.2021, ORF ‘Studio 2’, “Verlorenes Erbe: Freud Klinik am Brünnlfeld”)

Linktipp:

– Denkmalschutz durch Privatpersonen – Die Revitalisierung von Schloss Rotenturm, in: Zeitschrift Denkma[i]l, Nachrichten der Initiative Denkmalschutz, Nr. 13 / 2013, Seite 39 f. (Foto Holzkassettendecke Seite 40): https://www.initiative-denkmalschutz.at/denkmail/Denkmail_Nr_13_web.pdf