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Toboggan (Wien): Streit um Dachverlängerung bei ‘Teufelsrutsche’

Der 25 Meter hohe “Toboggan” (der Name stammt aus der Indianersprache Algonkin und bezeichnet einen leichten, einfachen Holzschlitten) im Wiener Prater ist ein außergewöhnliches Denkmal: Er ist ein weltweit einzigartiger historischer Rutschturm aus Holz. Die Geschichte des Toboggans, die älteste noch existierende Holzrutsche der Welt, beginnt 1913, als der Turm als “Teufels Rutsch” eröffnet wurde, 1945 am Ende des 2. Weltkriegs abgebrannt, wurde er 1947 nach alten Originalplänen wiederaufgebaut. Im Jahr 2000 musste der Toboggan aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Der Turm verfiel zusehends und war eigentlich schon zum Abbruch freigegeben, als das Bundesdenkmalamt den Toboggan 2006 unter Denkmalschutz stellte (per Bescheid). Selbst Fachleute meinten damals, dass eine Restaurierung nicht mehr ginge, erzählt der Künstler Sammy Konkolits, doch “Geht nicht, gibt’s für mich nicht”. Er mietete 2005 die “Teufelsrutsch” und ließ den Toboggan 2008/2009 umfassend sanieren (mit Fördermittel des Bundesdenkmalamtes und des Wiener Altstadterhaltungsfonds).

Der groteske Gerichtsstreit um einen 40 cm-Dachvorsprung

Alles begann mit der Generalsanierung 2008 Während der Sanierung sprach sich der Grundeigentümer, die Praterservice (heute Prater Wien GmbH) gegen den Dachüberstand aus, obwohl dieser seit jeher Teil der historischen Turmanlage war und es kam zu einem Baustopp, berichtet der Rechtsanwalt Roland Zauner. Und auch das Bundesdenkmalamt machte die Wiederherstellung des Originals damals zur Bedingung. Doch nach diesem Einspruch während der Bauarbeiten erfolgte ein Baustopp und Sammy Konkolits sah sich gezwungen das Dach der Holzrutsche schließlich zu verkürzen. Seitdem regnete es bei Wind immer wieder auf die Holzrutsche, sodass die Rutsche mit der Zeit immer mehr geschädigt wurde. Der Dachüberstand fehlte immer schmerzlicher. Diesen Missstand ließ Konkolits schließlich – mit Untermauerung der Notwendigkeit durch ein Gutachten des Denkmalamtes2020 endlich beheben, indem er – wieder mit Förderungen des Bundesdenkmalamtes – das Dach der Holzrutsche seitlich verlängerte – so wie auch ursprünglich vom Denkmalamt vorgeschrieben. Doch jetzt schaltet sich die Baubehörde ein und fordert den Abriss dieses Dachvorsprungs. Jetzt muss das Verwaltungsgericht entscheiden, ob der neue, alte Dachteil am Toboggan wieder entfernt werden muss oder bestehen bleiben darf.

SERVUS-TV-FERNSEHBERICHT (4 MIN): https://www.servustv.com/videos/aa-27tavwqd12111 (26.5.2021, “Streit um Teufelsrutsche im Wiener Prater”)
ORF-FERNSEHBEITRAG (2 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14093385/Tobbogan-Krach-ums-Dach/14924861 (25.5.2021, “Tobbogan: Krach ums Dach“, ORF 2 ‘Wien Heute’, 19:00 Uhr)

Linktipps:

– Der Toboggan auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Toboggan_(Wurstelprater)
– Der Toboggan auf dem Blog “Baudenkmäler in Österreich”: https://baudenkmaeler.wordpress.com/2014/01/04/toboggan-prater-wien-ii
– Eine Rutschfahrt auf dem Toboggan (Youtube; 2 MIN): https://www.youtube.com/watch?v=1WXgegK07XY (6.7.2020, “Wiener Prater Toboggan 360° VR POV Onride”, Rene
– Über die Toboggan-Sanierung 2008/2009 (Österreichischer Ingenieurholzvbauverband; IHBV): https://www.ihbv.at/referenz/toboggan
– Der Toboggan auf Facebook: https://www.facebook.com/prater.toboggan
Toboggan-Fotos (August 2016) von Erich J. Schimek (für die Initiative Denkmalschutz): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157672286480242
Erkenntnis des Verwaltungsgerichtshof 18.12.2006 (Baugebrechen Toboggan): https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWT_2006050056_20061218X00/JWT_2006050056_20061218X00.pdf bzw. https://www.ris.bka.gv.at/JudikaturEntscheidung.wxe?Abfrage=Vwgh&Dokumentnummer=JWR_2006050056_20061218X05
– Der Toboggan allgemein (Geschichte) Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Toboggan_(Fahrgesch%C3%A4ft)
Zum Vergleich: Der (kleinere) Münchner Toboggan (temporär am Oktoberfest)https://www.oktoberfest.de/attraktionen/fahrgeschaefte/der-toboggan

Literatur:
– 100 Jahre Toboggan. Glanz und Elend und Glanz eines Prater-Wahrzeichens. Ein Interview mit und Fotos von Sammy Konkolits, o.O., o.J. [Wien, 2013]
– Wolfgang Burghart, Der Toboggan – Rettung eines Prater-Originals, im Buch: “Österreichs gefährdetes Kulturerbe” (Gerhard Hertenberger und Wolfgang Burghart; Hrsg. Initiative Denkmalschutz), Wien 2018, Seite 62 f.

Aktuelle Medienberichte:

26. Mai 2021, Heute
Gerichtsstreit: Prater-Wahrzeichen droht der Abriss. Toboggan-Betreiber Sammy Konkolits steigt die Baupolizei aufs Rutschendach, weil es zu breit ist. Obwohl der Umbau im Auftrag des Denkmalamtes lief: https://www.heute.at/s/prater-wahrzeichen-droht-wegen-40-cm-der-abriss-100144163

26. Mai 2021, MeinBezirk
Wiener Prater: Streit um denkmalgeschützen Rutschturm Toboggan. Baupolizei und Denkmalamt sind sich uneinig: Wurde das Dach des Toboggan zu Recht um 40 Zentimeter verbreitert, oder nicht? Über die Zukunft des traditionsreichen Rutschturms im Prater entscheidet jetzt das Verwaltungsgericht: https://www.meinbezirk.at/leopoldstadt/c-lokales/streit-um-denkmalgeschuetzen-rutschturm-toboggan_a4670864

25. Mai 2021, ORF
Gerichtsstreit über Dach auf Praterrutsche. Eine Uneinigkeit zwischen Baupolizei und Denkmalamt um einen 40-Zentimeter-Dachvorsprung eines 25 Meter hohen Wahrzeichens im Prater als Causa vor Gericht: Das Verwaltungsgericht muss entscheiden, ob der neue, alte Dachteil am Toboggan entfernt werden muss oder bleiben kann: https://wien.orf.at/stories/3105383

25. Mai 2021, Krone
Behörden-Krach: Dachgroteske gefährdet Attraktion im Wiener Prater. Denkmalschutzgesetz oder Baurecht, was ist wichtiger? Im Wurstelprater in Wien ist das keine philosophische Frage, sondern kann im Extremfall zum Abriss des beliebten Toboggans führen. Die „Teufelsrutsche“ hat ein neues Dach. Daran scheiden sich die Geister. Es geht um 40 Zentimeter. Und einem Zwist unter Nachbarn: https://www.krone.at/2421521

Toboggan 2008, Wiener Prater

Der verfallene ‘Toboggan’ im Mai 2008 kurz vor seiner Sanierung, (c) Axendo, CC BY-SA 3.0 at, Wikipedia

Ältere Medienberichte:

28. September 2018, MeinBezirk
Behörden schieben sich seit Monaten gegenseitig Verantwortung zu. Alarm: Denkmalschützer [= INITIATIVE DENKMALSCHUTZ] warnen vor Brandgefahr in Prater: https://www.meinbezirk.at/wien/c-lokales/alarm-denkmalschuetzer-warnen-vor-brandgefahr-in-prater_a2940339

2. September 2017, MeinBezirk
Der neue Staatsmeister im Sackrutschen ist gefunden. Hochbetrieb am Toboggan im Wiener Prater. Sammy Konkolits, Betreiber der Holzrutschbahn, sucht den Staatsmeister im Sackrutschen: https://www.meinbezirk.at/leopoldstadt/c-lokales/der-neue-staatsmeister-im-sackrutschen-ist-gefunden_pic10948493_a2236335

10. August 2017, Die Presse
„Möglichst nirgends anstoßen“: Rutschen ist für jeden erlernbar. Sammy Konkolits veranstaltet zum achten Mal die Staatsmeisterschaften im Sackrutschen. Der Ex-Fußballer hat damit seine Lebensaufgabe gefunden: https://www.diepresse.com/5267085/bdquomoglichst-nirgends-anstossenldquo-rutschen-ist-fur-jeden-erlernbar

13. März 2017, MeinBezirk
Der Wiener Toboggan: Ein Denkmal aus Holz im Prater. Der 25 Meter hohe Holzrutschturm am Wiener Prater kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. An seiner Beliebtheit jedoch hat er bis heute nichts eingebüßt: https://www.meinbezirk.at/leopoldstadt/c-lokales/der-wiener-toboggan-ein-denkmal-aus-holz-im-prater_a2042884

9. Mai 2016, Der Standard
250 Jahre Prater: Der “Rutschduam” des Teufels, die älteste Attraktion im Prater. Um den Toboggan oder “Teufels Rutsch” ranken sich viele Mythen: https://www.derstandard.at/story/2000035119462/der-rutschduam-des-teufels-die-aelteste-attraktion-im-prater

31. August 2013, ORF 2
ORF 2 Fernsehsendung “Bürgeranwalt” zu Toboggan (17:30 Uhr): https://volksanwaltschaft.gv.at/artikel/geruchsbelaestigung-durch-pferdemistcontainer-im-prater

30. August 2013, ORF
Prater-Originale streiten über Pferdemist. Zwei Prater-Originale, die Teufelsrutsche und das Ponykarussell, streiten seit Jahren vor Gericht. Zankapfel ist ein Container, in dem die Pferdeexkremente des Karussells gelagert werden. Die Zukunft des Toboggans, der Teufelsrutsche, steht auf dem Spiel: https://wien.orf.at/v2/news/stories/2600988

20. April 2013, MeinBezirk
Toboggan – 100 Jahre im Wiener Wurstelprater. Der Toboggan die beliebte Rutsche im Wiener Wurstelprater wird 100. Eine Sonderbriefmarke präsentiert Betreiber Sammy Konkolits: https://www.meinbezirk.at/leopoldstadt/c-lokales/toboggan-100-jahre-im-wiener-wurstelprater_a543121

9. April 2013, MeinBezirk
Alsergrunder Künstler erweckt Toboggan zum Leben. Der Künstler Sammy Konkolits ehrt jetzt seine Teufelsrutsche anlässlich der 100-Jahr-Feier mit einer Sonder-Briefmarke: https://www.meinbezirk.at/alsergrund/c-lokales/alsergrunder-kuenstler-erweckt-toboggan-zum-leben_a527003

17. Dezember 2008, ORF
Toboggan: Gleichenfeier im Prater. Die Sanierung der weltweit ältesten Holzrutsche, des Toboggan im Wiener Prater, ist fast beendet. Jetzt wurde die Gleichenfeier begangen. Die Ausbesserungsarbeiten waren schon dringend notwendig: https://wiev1.orf.at/stories/329512

17. Dezember 2008, Der Standard
Auferstehung der Teufelsrutsche. Im Frühjahr sollen Besucher wieder über die legendäre und garantiert schwindlig machende Abwärtsspirale rutschen können: https://www.derstandard.at/story/1227289102888/auferstehung-der-teufelsrutsche

17. Dezember 2008, Die Presse
Wiener Prater: Wiederbelebung des historischen “Toboggan”. Die rund 350.000 Euro teure Sanierung der weltältesten Holzrutsche ist beinahe abgeschlossen, am 15. März wird die Rutsche eröffnet. Rund 22 Kubikmeter Lärchen- und Fichtenholz wurden verarbeitet: https://www.diepresse.com/438383/wiener-prater-wiederbelebung-des-historischen-toboggan

17. Dezember 2008, Der Standard / APA
Weltälteste Holzrutsche wieder wie neu. Toboggan-Sanierung beinahe abgeschlossen – Der Bau ist denkmalgeschützt – Seit dem Jahr 2000 ist er aus Sicherheitsgründen geschlossen: https://www.derstandard.at/story/1227289031571/weltaelteste-holzrutsche-wieder-wie-neu

25. September 2008, ORF
Weltälteste Holzrutsche bald wieder in Betrieb. Derzeit ist der “Toboggan” im Prater eingerüstet, doch schon bald soll er wieder zu Rutschpartien laden: Der denkmalgeschützte, angeblich älteste Holzrutschturm der Welt wird generalsaniert und soll 2009 wieder in Betrieb gehen: https://wiev1.orf.at/stories/310236

25. September 2008, Der Standard
Weltältester Rutschturm im Wiener Prater wird saniert. “Toboggan” – Historische, denkmalgeschützte Holzrutsche soll ab März 2009 wieder in Betrieb sein: https://www.derstandard.at/story/1220459106375/weltaeltester-rutschturm-im-wiener-prater-wird-saniert

25. September 2008, Krone
Toboggan-Facelift: Hölzerner Prater-Rutschturm wird generalsaniert. Noch ist der “Toboggan” eingerüstet, doch schon bald soll er wieder zu Rutschpartien laden: Der denkmalgeschützte Rutschturm im Wiener Prater, der im Jahr 2000 aus Sicherheitsgründen geschlossen werden musste, wird generalsaniert. Die Kosten belaufen sich auf 350.000 Euro, Stadt und Bundesdenkmalamt schießen 150.000 Euro zu: https://www.krone.at/115754

31. Juli 2007, ORF
Neues Leben für “Toboggan” im Prater. Der “Toboggan”, eine fast 100 Jahre alte Rutschbahn im Wiener Prater, soll bis zur Euro 2008 revitalisiert werden. 450.000 Euro soll das kosten, Subventionen wurden angeblich schon zugesagt: https://wiev1.orf.at/stories/211332

25. Jänner 2007, Der Standard
Bundesdenkmalamt sucht Sponsoren. Handlungsbedarf an vereinzelten Denkmälern – Suche nach Sponsoren etwa für den Rutschturm “Toboggan” im Wiener Prater: https://www.derstandard.at/story/2742530/bundesdenkmalamt-sucht-sponsoren

14. Dezember 2006, Die Zeit
Die Rutsche des Teufels. Der Wiener Wurstelprater soll ein historisches Disneyland werden. Derweil verrottet der legendäre Toboggan: https://www.zeit.de/2006/51/Oe-Prater/komplettansicht

Presseaussendung: Heutige Fachenquete zur Bauordnungsnovelle in Wien muss neue Weichen für den Erhalt des Kulturerbes stellen!

APA-OTS- PRESSEAUSSENDUNG, https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20221109_OTS0016

Initiative Denkmalschutz: Heutige Fachenquete zur Bauordnungsnovelle in Wien muss neue Weichen für den Erhalt des Kulturerbes stellen!
“Wirtschaftliche Abbruchreife” als Totengräber des Wiener Kulturerbes. Auch die Seele der Stadt, das Innere der Altstadthäuser, gehört neu in den Erhaltungs-Fokus genommen.

Wien (OTS) – Heute und morgen findet die Fachenquete zur geplanten Bauordnungsnovelle 2023 im Wiener Rathaus statt. Da die Initiative Denkmalschutz nicht eingeladen wurde und auch, trotz Nachfrage, nicht daran teilnehmen darf, möchten wir hier das Wichtigste darlegen:

“Wirtschaftliche Abbruchreife” als Totengräber des Kulturerbes!

Viel zu leicht können wertvolle Altbauten trotz Erhaltungspflicht abgerissen werden. Die Begründung “wirtschaftliche Abbruchreife” öffnet hier Tür und Tor, da auch der Wiener Altstadterhaltungsfonds sich außer Stande sieht, die immer höher werdenden und schwer nachvollzieh- und nachprüfbaren Fehlbeträge auszugleichen. So wurde beispielsweise im März 2022 für das klar erhaltenswerte, um 1830/40 erbaute Spätbiedermeierhaus (mit frühhistoristischer Fassade) in der Gentzgasse 4 in Währing trotz Schutzzone eine Abbruchbewilligung erteilt. Für das um 1870 erbaute Gründerzeithaus in der Pötzleinsdorfer Straße 90 wurde unlängst mit einem Gutachten (“wirtschaftliche Abbruchreife”) ein Abbruchansuchen gestellt (ebenso in Schutzzone). Noch schlimmer trifft es Häuser, die zwar gemäß Bauordnungsnovelle 2018 auch außerhalb von Schutzzonen geschützt sein sollen, bei denen aber der Altstadterhaltungsfonds erst gar keine finanziellen Mittel bereitstellt. So unlängst geschehen beim 1931 erbauten Haus in der Hofwiesengasse 29 (Hietzing); dem Vernehmen nach mit der Begründung, weil sich das Gebäude in keiner Schutzzone befindet (und auch in absehbarer Zeit nicht befinden wird).

Die Seele der Stadt besteht auch aus dem Gebäudeinneren!

Viele zum Teil sehr wertvolle Wand-, Fenster- und Stiegenhaus- Gestaltungen finden sich auch im Gebäudeinneren von Altbauten. Doch nur die Außenfassaden sind gemäß Bauordnung schützenswert (und auch dann nur, wenn diese vom öffentlichen Straßenraum aus sichtbar sind, vgl. Abriss der Baldia-Villa im Hütteldorfer Cottage 2020). Und auch das Bundesdenkmalamt kann gemäß limitiertem Denkmalschutzgesetz nur sehr eingeschränkt den in seiner Gesamtheit erhaltenswerten Baubestand unter Schutz stellen. Aus diesem Grund konnte auch problemlos das Jugendstil-Stiegenhaus im ehemaligen Leiner-Kaufhaus in der Mariahilfer Straße 18 2021 abgerissen werden. Jetzt im Oktober wurde im Stiegenhaus des Gründerzeithauses Streichergasse 5 (3. Bezirk) der aus der Erbauungszeit 1893 gut erhaltene, sehr dekorative historische Terrazzo-Boden brutal herausgeschlagen und ohne ersichtlichen Grund zerstört. Damit hat das Haus einen wesentlichen Teil seiner inneren Seele verloren. Sehr viel an Innerem wurde in den letzten Jahrzehnten, ohne Rücksicht auf deren Erhaltungswürdigkeit zerstört. Auch hier gehört die Bauordnung entsprechend nachgeschärft, wenn man kein “potemkinsches Dorf” Wien erzeugen will. Weitere Forderungen unseres Vereins sind in der OTS vom 30.9. nachzulesen.

Rückfragen & Kontakt:

Markus Landerer (0699/1024 4216) und Dr. Gerhard Hertenberger (0676/7723433), Verein Initiative Denkmalschutz, www.idms.at

Weitere Links:

Gentzgasse 4: https://www.wienschauen.at/schutzzone-versagt-abriss-fuer-altbau-in-waehring-gentzgasse-4/

Pötzleinsdorfer Straße 90: https://www.meinbezirk.at/waehring/c-wirtschaft/abbruchreife-in-waehring-auf-bestellung_a5659750

Hofwiesengasse 29: https://www.wienschauen.at/villa-aus-den-1930ern-in-gefahr-hofwiesengasse-29/

Leiner-Kaufhaus, Mariahilfer Straße 18, Jugendstil-Stiegenhaus: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/leiner-wien-jugendstilgelaender-abtransportiert-haus-wird-abgerissen/

Paragrah

Initiative Denkmalschutz: Mit neuem Denkmalschutzgesetz Substanzverluste zu befürchten!

APA-OTS-Presseaussendung vom 27.08.2024

Initiative Denkmalschutz: Mit neuem Denkmalschutzgesetz sind viele Substanzverluste zu befürchten!

Am 1. September tritt das neue Denkmalschutzgesetz in Kraft, doch der neu formulierte § 5 Abs. 5 könnte den raschen Todesstoß für viele Denkmäler bedeuten!

Wien (OTS) –  Die Warnungen der Initiative Denkmalschutz wurden nicht gehört, ab kommenden Sonntag (1.9.) können denkmalgeschützte Objekte viel rascher als bisher eine Zerstörungsbewilligung bekommen (Denkmalschutzaufhebung). Allein mit der Begründung, dass die “weitere Erhaltung wirtschaftlich unzumutbar” sei, könne dann der Eigentümer die Aufhebung des Denkmalschutzes erwirken.

Baldige Verluste auch von gut erhaltenen Denkmälern zu befürchten!

Bis jetzt war es oft so, dass Denkmale jahrzehntelang verfallen gelassen wurden, da dies – im Gegensatz zum aktiven Zerstören – nicht verboten war. In Hinkunft ist jedoch zu befürchten, dass allein mit der (von zumeist Privatgutachten) attestierten „fehlenden wirtschaftlichen Zumutbarkeit“ Denkmale rasch zerstört werden dürfen. Ein Abwarten auf „bessere Zeiten“ oder „neue Eigentümer“, wie es bis jetzt nicht selten der Fall war (z.B. Ortszentrum von Bad Gastein), ist dann nicht mehr möglich, das Denkmal wird sofort zerstört!

Lastenausgleich für Denkmaleigentümer umso dringlicher!

Umso wichtiger sind daher Steuererleichterungen und möglichst unbürokratische Förderungen für Eigentümer, die im Gegenzug große arbeitsintensive Aufwendungen für den Erhalt unseres österreichischen Kulturgutes leisten und damit viele Steuereinnahmen bringen. Es darf nicht sein, dass Abriss und Neubau gewinnbringender sind als der Erhalt unseres Kulturerbes! Derzeit wird so mancher Denkmaleigentümer sogar noch steuerlich bestraft, wenn er mit besonders viel Aufwand Gebäude restauriert (Stichwort: Liebhaberei). Es gilt daher einen gerechten Lastenausgleich zu schaffen!

Nach Nationalratswahl: Rasche Evaluierung des Gesetzes nötig!

Die Initiative Denkmalschutz befürchtet sehr bald auch den Verlust von gut erhaltenen Denkmälern! Oder wie soll der Erhalt von z.B. Burgruinen, religiösen (Klein-)Denkmälern oder technischen Denkmälern wirtschaftlich zumutbar sein? Die nächste Bundesregierung wird daher jetzt schon aufgefordert, möglicht umgehend das neue Gesetz zu evaluieren (und nicht erst 2029 wie im Gesetz vorgesehen).

Konvention von Granada (echte Erhaltungspflicht) unterzeichnen!

Überdies ist es für die Republik Östereich höchst an der Zeit, die so wichtige „Konvention von Granada“ aus dem Jahr 1985 endlich zu ratifizieren. Die Ratifizierung wurde zwar im Rahmen der Denkmalschutzgesetznovelle immer wieder in Aussicht gestellt, ist aber bis heute nicht erfolgt. Von den 46 Europaratsmitgliedern haben dieses so wichtige „Übereinkommen zum Schutz des architektonischen Erbes Europas“ nur fünf noch immer nicht ratizifiert, darunter neben Österreich nur noch Albanien, Island, Monaco und San Marino. In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf unsere laufende „Parlamentarische Bürgerinitiative: Wirkungsvoller Schutz gefährdeter Kulturgüter in Österreich“ und auf unsere gesamte Stellungnahme zur Denkmalschutzgesetznovelle verweisen.

Rückfragen & Kontakt

Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
Markus Landerer, tel. 0699/1024 4216, DI Dr. Alexander Schmiderer, tel. 0664/750 545 42
https://www.idms.at

OTS Stichwörter: Architektur, Innenpolitik, Immobilien, Kultur, Recht, Denkmalpflege, Bundesdenkmalamt, Ortsbildschutz, Kulturgüterschutz, Kulturerbe
Ressorts: Kultur Österreich, Innenpolitik

Initiative Denkmalschutz: Kundgebung zur Rettung des Monturdepots in der Hofburg

Kundgebung zur Rettung des Monturdepots in der Wiener Hofburg am Mittwoch, 4.9.2024

Gestern, Mittwoch Abend um 18:00 Uhr (4.9.) fand eine Demonstration vor der Präsidentschaftskanzlei der Wiener Hofburg statt, um gegen die bevorstehende Zerstörung des historisch einzigartigen Monturdepots aus 1908 zu protestieren, das sich im Parterre des Leopoldinischen Traktes befindet. Initiiert von der Künstlerin Raja Schwahn-Reichmann und unterstützt von der Initiative Denkmalschutz, dem Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter, versammelte man sich am Ballhausplatz. Auch der Denkmalbeirat, einem Expertengremium des Bundesministers für Kultur in Belangen des Denkmalschutzes, streicht die einzigartige Bedeutung dieses Monturdepots hervor, es stellt ein “einzigartiges Dokument der höfischen Kultur des späten 19. Jahrhunderts” dar (siehe: Wahrnehmungsbericht des Denkmalbeirates vom 26. Juli 2024).

Das Monturdepot soll für die Sicherheitszentrale der Präsidentschaftskanzlei geopfert werden, der Umbau respektive die Zerstörung soll unmittelbar bevorstehen, obwohl das Bundesdenkmalamt noch am 7. August mitteilte, dass nicht einmal ein Antrag auf Veränderung der Denkmalanlage der Wiener Hofburg gestellt wurde (die Verändung entspräche der Zerstörung des Monturdepots). [Nachtrag: Auch am 4.9. ist noch kein Antrag im Bundesdenkmalamt eingelangt, aktuelle Auskunft aus dem Bundesdenkmalamtes]

Der Denkmalbeirat “spricht sich mit aller Deutlichkeit gegen diese Zerstörung aus”, nun will auch die Bevölkerung ein Zeichen setzen und sich für die Erhaltung einsetzen.

Es wird nicht die letzte Protestveranstaltung gewesen sein! Weitere werden folgen !!!

Um das Kulturerbe besorgte Bürgerinnen und Bürger

Rückfragen:

Raja Schwahn-Reichmann, tel.: 0676 / 495 31 33 (https://rajaschwahnreichmann.at)
Markus Landerer, Initiative Denkmalschutz, 0699 / 1024 4216 (www.idms.at)

Diverse Stellungnahmen:

10. August 2024, TICCIH Austria, Österreichischer Denkmalrat für das kulturelle Erbe von Industrie und Technik
Stellungnahme TICCIH Austria zur geplanten Auflösung des Monturdepot in der Wiener Hofburg
https://www.ticcih.at/2024/08/10/stellungnahme-ticcih-austria-zur-geplanten-aufloesung-des-monturdepot-in-der-wiener-hofburg/

2. Augsut 2024, ÖRV, Österreichischer Restauratorenverband
ÖRV-Stellungnahme zum Monturdepot in der Wiener Hofburg
https://www.orv.at/aktuelles/news

26. Juli 2024, Denkmalbeirat beim Bundesdenkmalamt
Denkmalbeirat-Wahrnehmungsbericht: Das „Monturdepot“ im Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg
https://www.bda.gv.at/dam/jcr:ca6e7d6d-7a1d-49db-8e3a-068c638a081c/20240726_Monturdepot_Wahrnehmungsbericht.pdf

Medienberichte:

30. Oktober 2024, Ö1 Radio
Betrifft Geschichte: Ausgedient, kein Platz mehr für Livreen? Das Monturdepot in der Hofburg steht vor dem Aus
https://oe1.orf.at/programm/20241030/775081/Ausgedient-kein-Platz-mehr-fuer-Livreen

14. August 2024, Kronenzeitung
Zerstörung droht! Hofburg: Sicherheitszentrale statt Baujuwel?
https://www.krone.at/3493460

11. August 2024, ORF III
Kultur Heute Weekend: Monturdepot der Hofburg: Ein Rundgang durch die Zeit (2 min Privatvideo; noch bis 10.9. abrufbar)
https://on.orf.at/video/14238100/15698273/monturdepot-der-hofburg-ein-rundgang-durch-die-zeit-kultur-heute-weekend-vom-11082024

31. Juli 2024, ORF
Wiener Hofburg: Eine “Zeitkapsel” droth zu verschwinden
https://topos.orf.at/monturdepot100

26. Juli 2024, Kronenzeitung
Bau-Juwel in Gefahr: Montur-Depot in der Hofburg droht die Zerstörung
https://www.krone.at/3471211

7. Mai 2024, Falter
Unter der Hofburg ist die Kaiserzeit noch fast lebendig. Aber nicht mehr lange: Dem Monturdepot im Souterrain der Präsidentschaftskanzlei droht das Aus – und damit einem der letzten komplett erhaltenen Orte, an dem sich die Arbeitswelt eines kaiserlichen Hofstaats erleben lässt (Bezahlschranke)
https://www.falter.at/zeitung/20240507/unter-der-hofburg-ist-die-kaiserzeit-noch-fast-lebendig-aber-nicht-mehr-lange

6. Mai 2024, APA/Salzburger Nachrichten
K.u.k. Monturdepot übersiedelt von Hof- in Wagenburg
https://www.sn.at/kultur/allgemein/monturdepot-hof-wagenburg-157950967

6. Mai 2024, APA-OTS-Presseaussendung Burghauptmannschaft Österreich / Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft
BHÖ / KHM: Des Kaisers alte Kleider in neuem Licht: Bewahrung eines österreichischen Kulturguts – Verlegung des k.u.k. Monturdepot vom bisherigen Standort in der Hofburg Wien in die Wagenburg des Kunsthistorischen Museums.
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240506_OTS0025/bhoe-khm-des-kaisers-alte-kleider-in-neuem-licht