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Heumarkt (Wien): UNESCO Kritik an Hochhausprojekt Plan B

Die Stadt Wien hat im Dezember 2019 einen Plan B für das umstrittene und das Welterbe-Status Wien gefährdende Hochhausprojekt am Heumarkt ausgearbeitet und hofft jetzt, dass das UNESCO-Welterbekomitee dieses Alternativprojekt in seiner nächsten Sitzung im Juli 2021 (China) akzeptiert und somit der Titel des Weltkulturerbes “Historisches Zentrum von Wien” erhalten bleibt.  Der 66 Meter hohe Turm wurde gestrichen, dafür soll jedoch die Hotelscheibe auf 55 Meter Höhe angehoben werden. Das Problem: Die UNESCO hat seit vielen Jahren die Vorgabe gemacht: “nicht höher als Bestand” (das wären etwa 39 Meter gemäß Bauordnung bzw. bis zu 43 Meter mit den technischen Aufbauten). Die Stadt Wien meint, durch Streichung des Hochhausturmes und einer Reduktion der Gesamthöhe auf 55 Meter ist man den Wünschen der UNESCO ausreichend nachgekommen. Doch die Österreichische UNESCO Kommission zeigt sich skeptisch und meint, dass mit einer Zustimmung keineswegs gerechnet werden kann. Zur Unterstützung der Position der Stadt Wien hat  die Stadt um 90.000 Euro eine Studie beim bekannten Architekten und Denkmalpfleger Manfred Wehdorn in Auftrag gegeben, das die Welterbeverträglichkeit bestätigen soll, doch bleibt die Studie unter Verschluss. Diese Intransparenz stößt auf scharfe Kritik der Opppositionsparteien ÖVP und FPÖ. KURIER-ARTIKEL WEITERLESEN: https://kurier.at/chronik/wien/unesco-absage-an-plan-b-zum-heumarkt-immer-noch-zu-hoch/401346389 (9.4.2021, “UNESCO-Absage an ‘Plan B’ zum Heumarkt: Immer noch zu hoch”) +++ ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (1 1/2 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14088274/Planaenderungen-fuer-Heumarkt-Projekt/14897447 (9.4.2021, “Planänderungen für Heumarkt-Projekt”)

Weitere aktuelle Medienberichte / politische Reaktionen:

9.4.2021, ORF
Plan B für den Heumarkt. Um das geplante Bauprojekt am Heumarkt wird seit Jahren gleich auf mehreren Ebenen gestritten, vom Bezirk bis hinauf zur UNESCO. Zentraler Streitpunkt war die Höhe eines Turms. Der soll jetzt weg, dafür alles andere höher werden. Im Mai steht die nächste Entscheidung an: https://wien.orf.at/stories/3098561

9. April 2021, APA-OTS
FPÖ: Nepp: Heumarkt-Widmung ist neu aufzurollen. UNESCO-Welterbe und Transparenz müssen gewährleistet sein: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210409_OTS0086

9. April 2021, APA-OTS
ÖVP: Wölbitsch/Olischar: Heumarkt-Projekt muss welterbetauglich umgesetzt werden! Wien noch immer auf Roter Liste der UNESCO – 90.000 Euro-Gutachten unter SPÖ-Verschluss – Transparenz: auch Neos in der Pflicht: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210409_OTS0046

8. April 2021, Kurier
So sieht der geheime “Plan B” für den Wiener Heumarkt aus. Der Turm soll weg, das Hotelgebäude wächst: Dem KURIER liegt das Konzept vor, mit dem die Stadt die Welterbe-Hüter der UNESCO besänftigen will. Die Gebäudehöhen könnten für neuen Ärger sorgen: https://kurier.at/chronik/wien/wien-intern/so-sieht-der-geheime-plan-b-fuer-den-wiener-heumarkt-aus/401345087

Älterer iD-Bericht:

6. März 2021, Heumarkt: Gefährdetes Welterbe (Wien) – Warten auf UNESCO-Entscheidung: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/heumarkt-gefaehrdetes-welterbe-wien-warten-auf-unesco-entscheidung

Presseaussendungen der Initiative Denkmalschutz (Auswahl)

9. Jänner 2020, APA-OTS-Presseaussendung
Initiative Denkmalschutz zu Heumarkt-Gefeilsche ums Weltkulturerbe: Ein unmoralisches Angebot der Stadt Wien an die UNESCO! Neuer Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler ist jetzt verpflichtet Recht im Sinne des Regierungsprogrammes umzusetzen: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200109_OTS0013

7. Mai 2019, APA-OTS-Pressseaussendung
Aviso PK Heumarkt: Kulturminister Blümel und Bundesregierung müssen(!) rechtliche Schritte zur Erhaltung des Welterbes einleiten! Präsentation der neuen, vertiefenden Rechtsanalyse von Dr. Helmut Hofmann durch Initiative Denkmalschutz, Initiative Stadtbildschutz und Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190507_OTS0017

26. März 2018, APA-OTS-Presseaussendung
UNESCO-Welterbe Wien: Ohne Reduktion des Heumarkt-Hochhausprojekts zielsicher zur Aberkennung. Initiative Denkmalschutz zeigt die Fakten. Die ÖVP-FPÖ Bundesregierung muss den Flächenwidmungsplan beeinspruchen und den Turm reduzieren. Aktuelle Aussagen des Kulturministers Blümel lassen jedoch anderes befürchten: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180326_OTS0021
Die Fakten: https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2020/02/UNESCO-Beschluesse-Heumarkt_2012-17_Initiative-Denkmalschutz.pdf

Heumarkt (Wien) Hochhausprojekt: Auch Plan ‘B’ zu hoch – neuerliche Umplanung nötig

Seit 2017 befindet sich das UNESCO-Weltkulturerbe “Historisches Zentrum von Wien” auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes, weil damals die Widmung für das Heumarkt-Hochhausprojekt von der Stadt Wien beschlossen wurde. Die im Dezember 2019 präsentierte zweite Umplanung des Heumarkt-Hochhausprojekts (‘Plan B’) wird jetzt ein weiteres Mal umgeplant. Jetzt soll in der zweiten Maihälfte der ‘Plan C’ präsentiert werden, weil mittlerweile klar wurde, dass auch der ‘Plan B’ mit seiner 55 Meter hohe Hotelscheibe (17 Meter höher als Bestand, Bestand Traufkante = ca. 38 m) von der UNESCO nicht akzeptiert werden wird (die erste Umplanung, ‘Plan A’ hatte einen Turm mit 66 Meter Höhe; der ursprüngliche Entwurf gar einen Turm mit 73 Meter Höhe). Dies hat der SPÖ-Landtagspräsident Ernst Woller, der auch Welterbe-Sonderbeauftragter der Stadt ist, am 13. April gegenüber dem Kurier bestätigt (“Wiener Heumarkt: Und wieder wird umgeplant”). Was nicht verwundert, denn das UNESCO-Welterbekomitee hat seit 2013 (!) klar und unmissverständlich dargelegt: “nicht höher als Bestand”, denn sogar der Bestand sei eigentlich schon zu hoch und störend, doch zum Zeitpunkt der Welterbe-Einschreibung bereits existent (siehe: “UNESCO-Beschlüsse und ICOMOS Berichte zu Wien 2012-2017”). Bezeichnend ist der Umstand, dass die Stadt Wien sogar 90.000 Euro aus dem Kulturbudget entnommen hat, um damit ein Gutachten des bekannten Denkmalpflegers und Architekten Manfred Wehdorn zu finanzieren, der den ‘Plan B’ sogar als welterbeverträglich eingestuft hätte. Für Wehdorn wäre der Verzicht auf den Turm ausreichend gewesen, um den so genannten Canaletto-Blick vom Oberen Belvedere zu retten. Doch auch dieser Besänftigungsversuch der UNESCO ist früher als gedacht zerplatzt wie eine Seifenblase. Nach anfänglichem Widerstand das besagte Wehdorn-Gutachten offenzulegen, wurde es jetzt doch auf der Website der Stadt Wien veröffentlicht (siehe: Gutachten “Heumarkt.Neu.Plan B”). Bereits am 24. November 2020 haben das Österreichisches Nationalkomitee des Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS Austria) sowie die Österreichische UNESCO-Kommission (ÖUK) in einer  Stellungnahme (vorerst zur internen Verwendung im Bundesministerium für Kultur) das Wehdorn-Gutachten scharf kritisiert. Darin wird festgestellt, “dass sowohl die Herleitung der Argumentation als auch die Schlussfolgerung des Gutachtens die bisherigen Expertengutachten konterkarieren und im klaren Widerspruch zu den Entscheidungen des UNESCO-Welterbekomitees stehen.” Diese kritische Stellungnahme wurde am 14. April 2021 veröffentlicht. Mittlerweile hat sich auch in einem Offenen Brief “HEUMARKT: Offener Brief an die Stadtregierung. Kein Plan “X”, sondern ein Neustart tut Not!” die Initiative “Kunst- und Kulturschaffende gegen das Heumarkt-Projekt”, die Österreichische Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) sowie die Zentralvereinigung der ArchitektInnen Wien, Niederösterreich und Burgenland zu Wort gemeldet (Maria Auböck, Nott Caviezel, Otto Kapfinger, Christian Kühn, Gerhard Ruiss, Andreas Vass, Wilfried Wang). Die drei Initiativen bezeichneten Kern der Kritik der drei Initiativen: Städte dürfen zu keiner Verschubmasse für Immobilienspekulationen werden. Der „Plan B erfüllt nur dies schlimmsten Befürchtungen, er ist eine mit Grün behübschte Monstrosität und ein Affront gegenüber der UNESCO und allen kulturell interessierten Wienerinnen und Wienern (…) Gegenüber den bisherigen Projektvarianten sind die Baukörper von ‘Plan B’ nicht, wie von der UNESCO und von uns gefordert, kleiner, sondern noch wesentlich größer. Sie sprengen jeden Maßstab: Das größte, 100m breite Hochhausvolumen – 17m höher als das Hotel heute – würde vom oberen Belvedere gesehen wie eine Mauer weit über die Dächer der davor liegenden Häuser ragen, weit über die Silhouette der Innenstadt, ja über die Hügelketten im Hintergrund, weitaus massiver noch, als der bisherige Turm. (…) Wir fordern daher weiterhin einen Neustart des Projekts unter adäquaten Rahmenbedingungen und unter Einhaltung aller Auflagen der UNESCO. (…). Eine Nachjustierung in einem ‘Plan C’ ist zu wenig. KURIER-ARTIKEL WEITERLESEN: https://kurier.at/chronik/wien/ein-offener-brief-und-viel-polit-kritik-zum-heumarkt/401351528 (14.4.2021, “Ein offener Brief und viel Polit-Kritik zum Heumarkt. Nach dem „Plan B“ sorgt jetzt der „Plan C“ für Debatten. Die Causa und die Aufregung darüber – ein Überblick”)

HEUMARKT: Offener Brief an die Stadtregierung. “Kein Plan ‘X’, sondern ein Neustart tut Not!”: https://oegfa.at/initiativen-1/heumarkt-offener-brief-an-die-stadtregierung

Offizielle Website der Stadt: “Weltkulturerbe Wien” sowie mit dem Gutachten “Heumarkt.Neu.Plan B” (von Manfred Wehdorn): https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/grundlagen/weltkulturerbe/index.html

Heumarkt-Hochhausprojekt, Blick vom Oberen Belvedere, Wien

Das Heumarkt-Hochhausprojekt mit Turm (66,3 m), Blick vom Oberen Belvedere, Fotomontage (c) Prof. Martin Kupf

Radio: ö1-Morgenjournal (15.4.2021) Heumarkt Neuplanung ‘Plan C’ mit Andreas Vass im Interview: https://oe1.orf.at/player/20210415/635200/1618464243000 (noch bis 22.4. in der Früh zum Nachhören)

Weitere Medienberichte:

18. April 2021, Kurier
Heumarkt: „Kein architektonisches Juwel“. ÖVP-Planungssprecherin Elisabeth Olischar kritisiert die „unkoordinierte Stadtplanungspolitik“ der SPÖ: https://kurier.at/chronik/wien/heumarkt-kein-architektonisches-juwel/401354729

18. April 2021, Kurier
Debatte: Welchen Wert hat das Welterbe? Seit Jahren wird in Wien um den Erhalt des Welterbe-Status gekämpft. Welche Auswirkungen der Verlust hätte, ist umstritten. (Bezahlschranke): https://kurier.at/chronik/wien/debatte-welchen-wert-hat-das-welterbe/401354684

15. April 2021, Der Standard
Bauprojekte Heumarkt und Lobautunnel weiter in der Warteschleife: https://www.derstandard.at/story/2000125844952/bauprojekte-heumarkt-und-lobautunnel-weiter-in-der-warteschleife

14. April 2021, Kurier
Ein offener Brief und viel Polit-Kritik zum Heumarkt. Nach dem „Plan B“ sorgt jetzt der „Plan C“ für Debatten. Die Causa und die Aufregung darüber – ein Überblick: https://kurier.at/chronik/wien/ein-offener-brief-und-viel-polit-kritik-zum-heumarkt/401351528

14. April 2021, ORF
Auch Plan B für Heumarkt wird umgeplant. Das Langzeitprojekt Heumarkt wird erneut umgeplant. Auch die jüngste Variante ohne Turm, aber mit höherem Hotel- und Kongressgebäude konnte offenbar die UNESCO nicht überzeugen. Die Opposition spricht von einer Farce und verlangt ein Machtwort des Bürgermeisters: https://wien.orf.at/stories/3099225

14. April 2021, Wiener Zeitung
Plan C für den Heumarkt: Der bereits dritte Entwurf soll im Mai der Öffentlichkeit vorgestellt werden: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien-chronik/2100370-Plan-C-fuer-den-Heumarkt.html

14. April 2021, Wr. Bezirkszeitung
Heumarkt: Auf Plan B folgt Plan C. Nachdem der Plan B für den Heumarkt wohl keine Zustimmung seitens der UNESCO mit sich bringen dürfte, wird nun an einem Plan C gearbeitet: https://www.meinbezirk.at/landstrasse/c-lokales/auf-plan-b-folgt-plan-c_a4580117

13. April 2021, Kurier
Wiener Heumarkt: Und wieder wird umgeplant. Die Stadt und Investor Tojner verwerfen nach neuen Debatten ihren “Plan B” – und machen das Gebäude noch einmal niedriger (Bezahlschranke): https://kurier.at/chronik/wien/wiener-heumarkt-und-wieder-wird-umgeplant/401350340

13. April 2021, Wr. Bezirkszeitung
Umstritten: Was taugt der Plan B für den Heumarkt? Das umstrittene Projekt am Heumarkt ist wieder in aller Munde. Details zu einem Plan B wurden vor Kurzem öffentlich. Ob dieser die Stadt Wien Weltkulturerbe-tauglich macht, wird aber bezweifelt: https://www.meinbezirk.at/landstrasse/c-lokales/was-taugt-der-plan-b-fuer-den-heumarkt_a4572671

Politische Reaktionen (APA-OTS):

14. April 2021
ÖVP: Wölbitsch/Olischar ad Causa Heumarkt: Komplettes Chaos bei der Stadt Wien! Umgang der SPÖ mit Wiener Welterbe wird endgültig zur Farce – Offensichtliche Planlosigkeit und mehr Pläne als Buchstaben im Alphabet – 90.000 Euro Gutachten wertlos: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210414_OTS0101

14. April 2021
FPÖ: Nepp zu Heumarkt: Schluss mit Tojner-Tower.
UNESCO-Welterbe ist eine Verpflichtung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210414_OTS0058

10. April 2021
ÖVP: Wölbitsch/Olischar ad Heumarkt-Projekt: “Plan B” der SPÖ laut UNESCO nicht welterbetauglich. Gutachten muss von Stadtregierung offengelegt werden: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210410_OTS0021

10. April 2021
FP-Nepp zu Heumarkt: Runder Tisch mit Vertretern aller Rathaus-Parteien erforderlich. Anfrage zur 90.000 Euro-Studie wird für mehr Transparenz sorgen: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210410_OTS0025

Presseaussendungen der Initiative Denkmalschutz (Auswahl)

9. Jänner 2020, APA-OTS-Presseaussendung
Initiative Denkmalschutz zu Heumarkt-Gefeilsche ums Weltkulturerbe: Ein unmoralisches Angebot der Stadt Wien an die UNESCO!
Neuer Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler ist jetzt verpflichtet Recht im Sinne des Regierungsprogrammes umzusetzen: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200109_OTS0013

7. Mai 2019, APA-OTS-Pressseaussendung
Aviso PK Heumarkt: Kulturminister Blümel und Bundesregierung müssen(!) rechtliche Schritte zur Erhaltung des Welterbes einleiten!
Präsentation der neuen, vertiefenden Rechtsanalyse von Dr. Helmut Hofmann durch Initiative Denkmalschutz, Initiative Stadtbildschutz und Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190507_OTS0017

26. März 2018, APA-OTS-Presseaussendung
UNESCO-Welterbe Wien: Ohne Reduktion des Heumarkt-Hochhausprojekts zielsicher zur Aberkennung. Initiative Denkmalschutz zeigt die Fakten
Die ÖVP-FPÖ Bundesregierung muss den Flächenwidmungsplan beeinspruchen und den Turm reduzieren. Aktuelle Aussagen des Kulturministers Blümel lassen jedoch anderes befürchten: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180326_OTS0021
Die Fakten: https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2020/02/UNESCO-Beschluesse-Heumarkt_2012-17_Initiative-Denkmalschutz.pdf

Älterer iD-Bericht:

9. April 2021, Heumarkt (Wien): UNESCO Kritik an Hochhausprojekt Plan: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/heumarkt-wien-unesco-kritik-an-hochhausprojekt-plan-b

Welterbe Wien (u. Heumarkt): Managementplan mit 15 Jahren Verspätung?

Am Donnerstag, 6. Mai 2021 lud Planungsstadträtin Ulli Sima gemäß § 58 Wiener Stadtverfassung zu einer Enquete mit dem Titel “„Managementplan Welterbe Historisches Zentrum von Wien“. Unter dem Vorsitz von Gemeinderat Omar Al-Rawi und im Beisein der beiden Stadträtinnen Kathrin Gaál und Veronika Kaup-Hasler sowie von Landtagspräsident Ernst Woller (alle SPÖ), diskutierten im Wiener Rathaus VertreterInnen aus Politik, Fachwelt, Zivilgesellschaft und Verwaltung den vorliegenden Management-Entwurf des mit seinen mehr oder weniger konkreten Vorschlägen. Der Managementplan benennt Schutzziele und Empfehlungen und definiert, wie und mit welchen Instrumenten die Erhaltung der Welterbestätte in Zukunft gemanagt werden soll. In zwei Reflexionsrunden im Wiener Rathaus wurde der in den letzten 1 1/2 Jahren ausgearbeitete Entwurf erörtert und entsprechende Fragen an die Autoren, vertreten durch Planungsdirektor Thomas Madreiter und MA21A-Abteilungsleiter Bernhard Steger, formuliert.  ORF-FERNSEHBEITRAG: https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14091348/Plan-soll-Wiens-Welterbestatus-retten/14913397 (6.5.2021, ORF ‘Wien Heute’, “Plan soll Wiens Welterbestatus retten”).

Die Teilnehmer an der Enquete

An den Reflexionsrunden teilgenommen haben u.a. die Gemeinderät*innen Anton Mahdalik (FPÖ), Heidemarie Sequenz (GRÜNE), Elisabeth Olischar (ÖVP), Selma Arapovic (NEOS) und Ernst Woller (SPÖ), Markus Figl (Bezirksvorsteher 1. Bezirk), Rudolf Zabrana (Vertreter des 3. Bezirks), Ruth Pröckl (Bundesministerium für Kultur, BMKÖS) und Ernst-Peter Brezovszky (Leiter des UNESCO-Referat im Außenministerium, BMEIA) als Vertreter*in der State Party, Renate Bornberg (ICOMOS Austria), Sabine Haag (Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission), Brigitta Ringbeck (Koordinierungsstelle Welterbe, Auswärtiges Amt Berlin), Martin Fritz (Kurator, Berater, Publizist), Rüdiger Lainer (Architekt), Anita Mayer-Hirzberger (Professorin am Institut für Musikwissenschaft, mdw), Maria Auböck (Architektin), Michael Kloos (Architekt, planning and heritage consulting), Andreas Vass (Architekt und Vorsitzender der ÖGFA), Elke Delugan-Meissl (Architektin und Vorsitzende des Fachbeirats), Christoph Stadlhuber (CEO SIGNA Prime Selection AG), Christa Reicher (Leiterin Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen, Aachen), Hannes Swoboda (Präsident des Architekturzentrums Wien), Christoph Bazil (Präsident des Bundesdenkmalamtes) und weitere Expert*innen. (Stand: 29.4.)

Wien beim Managementplan seit vielen Jahren säumig!

2001 wurde dem “Historischen Zentrum von Wien” das UNESCO-Weltkulturerbe-Prädikat verliehen. 2005 trat die neue Fassung der “Richtlinien für die Durchführung des Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt” in Kraft, seitdem sind eigene Managementpläne für Welterbestätten zwingend erforderlich. Die Stadt Wien machte sich damals gleich an die Arbeit und präsentierte ein Jahr später – im Dezember 2006 – die Publikation “Wien, Weltkulturerbe – Der Stand der Dinge”, der als “Bericht und integrierender Bestandteil des erforderlichen Managementplanes zu verstehen war, wie es in einer offiziellen Presseaussendung der Stadt Wien damals hieß. Darin findet sich auf Seite 95 folgende wichtige Schutzvorgabe: Alle Welterbeareale in Wien sind Ausschlusszonen für Hochhäuser. Doch dieser Managementplan-Entwurf mit diesem vorliegenden “integrierenden Bestandteil” trat dem Vernehmen nach nie offiziell in Kraft. Unser Verein Initiative Denkmalschutz hatte bereits 2013 den Widerspruch zwischen Heumarkt-Projekt und diesem Management-Plan Entwurf aufgezeigt (OTS 20.3.2013: Wiener Eislaufverein: Initiative Denkmalschutz deckt auf: Stadt Wien verstößt gegen ihre eigene Welterberichtlinie!)

Der Managementplan und seine Bedeutung für zukünftige Hochhäuser

So wurde jetzt, am 6. Mai 2021 im Wiener Rathaus im Rahmen der Enquete zum Managementplan ein neuer Entwurf der Öffentlichkeit präsentiert. Im 90-Seiten starken Entwurf des Managementsplans für das UNESCO-Weltkulturerbe “Historisches Zentrum von Wien” (Version vom 21. April 2021, dieser liegt der Initiative Denkmalschutz vor) wird unter Punkt “4.1. Handlungsfeld Erhalten und Bauen” auf Seite 59 betreffend “Historische Bausubstanz und charakteristische Stadtmorphologie” ein kurz- bis mittelfristige Handlungsempfehlung (1 bis 5 Jahre) ausgesprochen, die eine “Klarstellung betreffend die Entwicklung von Hochhäusern” empfiehlt. Im Kapitel “Konsolidierung von Höhenentwicklung und welterberelevanten Blickzielen” (Seite 87 f.) heißt es: “Wien wächst – unter Berücksichtigung stadtstruktureller Bezüge auch in die Höhe. Dafür gibt Wien mit dem Fachkonzept Hochhäuser einen strukturierten und den vielfältigen Anforderungsansprüchen einer modernen Stadt entsprechenden Entscheidungsprozess vor. (…) Die Stadt als lebendigen Organismus begreifend, folgt das Fachkonzept Hochhäuser der Logik von Überprüfungs- anstatt Ausschlusszonen. Aufgrund des Stufenbaus der Rechtsordnung sowie vielfältiger ineinandergreifender Instrumente sind jedoch in der Kerzone neue Hochhäuser (über die bestehenden hinaus) faktisch ausgeschlossen.” Man beachte jedoch den Begriff “neue Hochhäuser”, gilt das auch für bereits bestehende Hochhausstandorte wie am Heumarkt? Erfreulich zumindest, dass der Welterbe-Begriff in die Bauordnung verankert werden soll.

Politische Reaktionen der Opposition

Eine „Ausschlusszone für Hochhäuser im historischen Zentrum Wien“ sowie eine „Welterbe-Koordinierungsstelle“ forderte Planungssprecherin der ÖVP, Elisabeth Olischar (vgl. Presseaussendung). Grundsätzlich mangle es dem Managementplan an „ausreichender Verbindlichkeit“, was mit „ausgeprägter Beliebigkeit“ einhergehe, so Olischar. „Bisher hat die Wiener SPÖ nach dem Motto agiert: Was nicht passt, wird passend gemacht.“ Der Wiener Heumarkt sei exemplarisch dafür. Durch die Verankerung der Welterbezonen in der Wiener Bauordnung erwartet sie sich in Zukunft jedenfalls rechtliche Verbindlichkeit“. Die FPÖ fragt in einer Presseaussendung: “Hochhäuser künftig im historischen Zentrum Wiens möglich?” und kritisiert – wie die ÖVP: Die Opposition war in die Erstellung des Entwurfs wie üblich nicht einmal im Ansatz eingebunden und hat diesen erst im Vorfeld der gestrigen Enquete zur Verfügung gestellt bekommen“.

Zivilgesellschaft kaum eingebunden

Von der Einbindung der Zivilgesellschaft kann auch kaum gesprochen werden. Von den prononcierten Hochhaus-Kritikern für diesen Standort am Heumarkt war nur Andreas Vass beteiligt. Und auch die “breite Öffentlichkeit” war nur bedingt eingebunden, konnte man die dreistündige Enquete nur via Livestream verfolgen. Und dieser fand zu einer für die Mehrheit der berufstätigen Menschen zu einer unmöglichen Zeit statt, nämlich von 9 Uhr bis 12:30 Uhr. Von einem späteren Online-Stellen des Live-Streams, damit auch die Interessierten zu einem späteren Zeitpunkt die Diskussions verfolgen können, ist nichts bekannt.

Was bedeutet das für den Heumarkt?

Der Hotelneubau beim Eislaufverein könnte – so wie bisher – etwa 43 Meter hoch werden (gemäß Bauordnung für Wien entspricht dies etwa 38 Meter ohne technischer Aufbauten), entsprechend der Welterbe-Auflage “nicht höher als Bestand”. Eine Einigung mit der UNESCO wäre dann leicht möglich. Ernst Woller (SPÖ) , Landtagspräsident und Welterbe-Beauftragter der Stadt, möchte noch heuer die Lösung präsentieren, damit Wien nächstes Jahr von der Roten Liste der gefährdeten Welterbestätten gestrichen werden kann. Zur Vorgeschichte: Obwohl die UNESCO seit 2013 der Stadt Wien unmissverständlich klar gemacht hat, dass am Heumarkt-Areal “nicht höher als Bestand” gebaut werden darf, ignorierte die Stadt Wien 2017 diese Vorgabe und beschloss den bis heute gültigen Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes, der eine höhere Bebauung erlaubt. Konsequenter Weise setzte daraufhin die UNESCO das Welterbe “Historisches Zentrum von Wien” auf die Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten.

Managementplan Welterbe Historisches Zentrum Wien (Stadt Wien): https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/strategien/managementplan-welterbe.html

Managementpläne für Welterbestätten. Ein Leitfaden für die Praxis. Brigitte Ringbeck, Deutsche UNESCO-Kommission, Bonn 2008 (116 Seiten): https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-06/Managementplaene_Welterbestaetten.pdf

Aktuelle Medienberichte:

6. Mai 2021, Kurier
Welterbe-Enquete im Wiener Rathaus: Der Versuch einer Debatte. Am Donnerstag wurde der Managementplan für das historische Stadtzentrum Wiens, seines Zeichens Welterbe-Stätte, präsentiert: https://kurier.at/amp/chronik/wien/welterbe-enquete-im-wiener-rathaus-der-versuch-einer-debatte/401374376

6. Mai 2021, Kurier
Managementplan: 91 Seiten zur Welterbe-Rettung mit 16 Jahren Verspätung. Der von der UNESCO geforderte Managementplan ist da. Kritik daran kommt von der ÖVP: https://kurier.at/amp/chronik/wien/managementplan-91-seiten-zur-welterbe-rettung-mit-16-jahren-verspaetung/401373215

6. Mai 2021, Wiener Zeitung
Weltkulturerbe: Lehren des Heumarkts. Der von der Unesco geforderte Managementplan zum Umgang mit dem Welterbe wurde präsentiert. Welterbezonen kommen in die Bauordnung: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/wien-politik/2103295-Lehren-des-Heumarkts.html

6. Mai 2021, ORF
Plan soll Wiens Welterbestatus schützen. Bei einer Enquete im Wiener Rathaus ist heute ein „Managementplan“ präsentiert worden, mit dem die Stadt künftig eine Gefährdung des UNESCO-Welterbestatus vermeiden will. Beim umstrittenen Heumarkt-Projekt soll die Bauhöhe erneut reduziert werden: https://wien.orf.at/stories/3102669

6. Mai 2021, Die Presse
Ein neuer Plan für das Wiener Weltkulturerbe. Die Gefährdung des Weltkulturerbes sorgt laufend für Diskussionen. Ab Oktober soll das historische Erbe besser geschützt und die Unesco beruhigt werden (Bezahlschranke): https://www.diepresse.com/5976386/ein-neuer-plan-fur-das-wiener-weltkulturerbe

5. Mai 2021, Wiener Zeitung
Ein Managementplan für das Welterbe. Der umstrittene Heumarkt-Turm dürfte Geschichte sein. Nun will die Stadt Wien einen Plan präsentieren, wie sie in Zukunft mit ihrem Welterbe umgehen wird. Von der ÖVP kommt bereits im Vorfeld Kritik: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/wien-politik/2103095-Ein-Managementplan-fuer-das-Welterbe.html

Politische Reaktionen (APA-OTS):

7. Mai 2021, FPÖ
FP-Mahdalik: Neuer „Managementplan Welterbe Wien“ Mogelpackung für Benko, Tojner, Haselsteiner & Co.? Hochhäuser künftig im historischen Zentrum Wiens möglich? https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210507_OTS0149

6. Mai 2021, ÖVP
VP-Olischar: Managementplan zum Welterbe braucht mehr Verbindlichkeit statt Beliebigkeit. Neue Volkspartei Wien fordert Ausschlusszone für Hochhäuser im historischen Zentrum Wien – Welterbe-Koordinierungsstelle soll eingerichtet werden: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210506_OTS0128

6. Mai, 2021, FPÖ
FP-Mahdalik: “Managementplan Welterbe Wien” gut, Taten wären besser. Heumarkt und Otto-Wagner-Spital als Nagelproben für die SPÖ: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210506_OTS0076

6. Mai 2021, NEOS
NEOS Wien: Verantwortung für lebendiges Welterbe bewusst leben. UNESCO-Enquete als Wegweiser für die Zukunft: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210506_OTS0067

Presseaussendungen der Initiative Denkmalschutz (Auswahl)

9. Jänner 2020, APA-OTS-Presseaussendung
Initiative Denkmalschutz zu Heumarkt-Gefeilsche ums Weltkulturerbe: Ein unmoralisches Angebot der Stadt Wien an die UNESCO!
Neuer Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler ist jetzt verpflichtet Recht im Sinne des Regierungsprogrammes umzusetzen: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200109_OTS0013

7. Mai 2019, APA-OTS-Pressseaussendung
Aviso PK Heumarkt: Kulturminister Blümel und Bundesregierung müssen(!) rechtliche Schritte zur Erhaltung des Welterbes einleiten!
Präsentation der neuen, vertiefenden Rechtsanalyse von Dr. Helmut Hofmann durch Initiative Denkmalschutz, Initiative Stadtbildschutz und Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190507_OTS0017

26. März 2018, APA-OTS-Presseaussendung
UNESCO-Welterbe Wien: Ohne Reduktion des Heumarkt-Hochhausprojekts zielsicher zur Aberkennung. Initiative Denkmalschutz zeigt die Fakten
Die ÖVP-FPÖ Bundesregierung muss den Flächenwidmungsplan beeinspruchen und den Turm reduzieren. Aktuelle Aussagen des Kulturministers Blümel lassen jedoch anderes befürchten: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180326_OTS0021
Die Fakten: https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2020/02/UNESCO-Beschluesse-Heumarkt_2012-17_Initiative-Denkmalschutz.pdf

Älterer iD-Bericht:

19. April 2021, Heumarkt (Wien) Hochhausprojekt: Auch Plan ‘B’ zu hoch – neuerliche Umplanung nötig
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/heumarkt-wien-hochhausprojekt-auch-plan-b-zu-hoch-neuerliche-umplanung-noetig

Herzogenburg (NÖ): Abriss historischer Brücke wegen Neubauförderung

“Es wurde bereits entschieden den St. Andräer Steg neu zu bauen. Obwohl uns allen Leid ist um den alten Steg – auch mir. Man muss kein Nostalgiker sein, um zu wissen, dass er sehr wertvoll ist”, doch wir sind stark dafür, dass der Steg – eventuell mit Bürgerbeteiligung – einer Nachnutzung zugeführt wird, dies erklärte Stadträtin Daniela Trauninger (parteifrei, SPÖ Vorschlag) in der Herzogenburger Gemeinderatssitzung Ende April. Der St. Andräer Steg über die Traisen wurde 1885 errichtet, jetzt soll er abgerissen werden (Foto des Steges). Zuvor wurde noch über eine mögliche Sanierung diskutiert, doch für diese gibt es keine Förderung seitens des Landes Niederösterreichs. Da es hingegen eine solche für Abriss respektive Neubau gibt (Förderung bis zu 50 %), sind die Kosten beinahe gleich hoch, sodass sich die Gemeinderäte auf Grund dieses Ungleichverhältnisses (sowie einiger anderer Vorteile wie: Verbreiterung, keine Stützpfeiler und höher) sich bereits im März 2019 für den Neubau entschieden (ohne Förderung: Sanierungskosten 288.000 Euro versus Neubau 660.000 Euro). Nicht wenigen tat die Entscheidung für den Abriss aber weh (wie z.B. auch dem Grünen Gemeinderat Franz Gerstbauer). Auch eine St. Andräerin zeigte sich erbost, da der Steg von der bekannten k.k. Hof-Eisenkonstruktionswerkstätte Ignaz Gridl errichtet wurde. Möglich wird der Abriss auch deshalb, weil die Brücke nicht unter Denkmalschutz steht. VP-Gemeinderat Peter Schwed schlug sogar vor, ein ein oder zwei Meter langes Stück des Steges als Erinnerung wieder am gleichen Platz aufzustellen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung Ende April 2021 wurde nun die Vergabe der Arbeiten für den Neubau ersteilt. Auch der Stadtrat Erich Hauptmann (ÖVP) kann sich gut vorstellen, dass der alte Steg noch eine neue Funktion bekommt und nicht komplett entsorgt wird und vielleicht als Alteisen verkauft wird. Auch die Historikerin Christine Oppitz würde zumindest für eine Versteigerung einzelner Geländerteile plädieren, wenn der Steg bedauerlicher Weise schon abgerissen wird. Bis Ende 2022 soll der Neubau fertig sein. Erst dann soll der alte Steg abgerissen werden.

Medienberichte

6. Mai 2021, NÖN
St. Andräer Steg: Mit Neubau wird es ernst. Traisen-Übergang ist 1885 errichtet worden. Nun wird er um rund 627.000 Euro ersetzt: https://www.noen.at/herzogenburg/herzogenburg-st-andraeer-steg-mit-neubau-wird-es-ernst-herzogenburg-st-andraeer-steg-print-272576611

3. Mai 2021, MeinBezirk
Neuerrichtung des St. Andräer Stegs: Ein “Stück Geschichte” soll erhalten bleiben: https://www.meinbezirk.at/herzogenburgtraismauer/c-lokales/ein-stueck-geschichte-soll-erhalten-bleiben_a4606067

29. September 2019, NÖN
Grünes Licht für St. Andräer Steg. Gemeinderat stimmte für freitragende Brückenvariante. Die Hälfte der rund 700.000 Euro muss die Stadt bezahlen: https://www.noen.at/herzogenburg/neubau-in-herzogenburg-gruenes-licht-fuer-st-andraeer-steg-herzogenburg-st-andraeer-steg-163659149

2. April 2019, NÖN
Der Steg wird neu gebaut. Alte Konstruktion stammt aus 1885. Alle Mandatare befürworteten das 660.000-Euro-Projekt: https://www.noen.at/herzogenburg/stadtplanung-der-steg-wird-neu-gebaut-herzogenburg-stadterneuerung-gemeinderat-josef-boeck-142220445

17. Oktober 2018, MeinBezirk
Damals und Heute: Traisensteg bei St. Andrä [Fotovergleich 1920 und 2018]: https://www.meinbezirk.at/herzogenburgtraismauer/c-lokales/damals-und-heute-traisensteg-bei-st-andrae_a2979204

Weißenbach/Triesting (NÖ): Jugendstil-Häuser werden Neubau geopfert

Die so genannten Prym-Häuser in der Gemeinde Weißenbach an der Triesting (Bez. Baden) – secessionistische Bauten unter dem Einfluss der Otto Wagner Schulewerden abgerissen. Die drei Arbeiterwohnhäuser in der Further Straße 49-53 wurden von der Industriellenfamilie Prym 1905-10 erbaut. Die gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Arthur Krupp GesmbH (ein Unternehmen im Unternehmensverband der “Wien-Süd”) möchte jetzt die drei Jugendstil-Häuser durch zwei neue Wohnbauten ersetzen, da eine Sanierung zu teuer käme (Visualisierung der Neubauten). Die beiden Neubauten sollen zunächst zwischen den drei Altbauten errichtet werden, erst dann – wenn die Bewohner umgezogen sind – sollen die Jugendstil-Häuser abgerissen werden. Auch der Bürgermeister Johann Miedl (ÖVP), dem leistbarer Wohnraum ein großes Anliegen ist, bedankt sich  bei der GEWOG Arthur Krupp für Ihre Neubauplanung. Es gibt auch Förderzusagen seitens des Landes Niederösterreich für die Neubauten. Der Baubeginn ist für Sommer 2021 geplant, Fertigstellung Sommer/Herbst 2022. Somit kann vermutet werden, dass der Abriss der drei secessionistischen Arbeiterwohnhäuser im Herbst 2022 erfolgen wird.

Prymhäuser, Weißenbach an der Triesting (NÖ)

Die secessionistischen Arbeiterwohnhäuser der Industriellenfamilie Prym, Further Straße 49-53, Weißenbach an der Triesting; Foto: 1. Juni 2021, (c) privat

Medienberichte:

1. Mai 2021, Zeit im Blick (Blog)
Weissenbach: Prym Häuser werden abgerissen. Nach über einem Jahrhundert müssen die drei Jugendstil Bauten abgerissen werden. Da in der Gemeinde schon ältere Gebäude saniert wurden, ist die Frage nach dem Grund dieser endgültigen Maßnahme legitim …: https://zeitimblick.info/weissenbach-prym-haeuser-werden-abgerissen

24. April 2021, NÖN
Prym Häuser: Sanierung wäre zu teuer. Drei Bauten werden abgerissen, stattdessen werden zwei neue in Weissenbach errichtet: https://www.noen.at/baden/weissenbach-prym-haeuser-sanierung-waere-zu-teuer-weissenbach-an-der-triesting-prym-haus-sanierung-neubau-arthur-krupp-print-270812385

Dehio-Beschreibung (Hrsg. Bundesdenkmalamt):

Further Straße “Nr. 13, 14, 15 [sic; richtig: Nr. 49-53]: ‘Prymhäuser’: 3 gleichartige Arbeiterwohnhäuser der Fa. Prym, 2geschossig mit Mittelrisalit (Schopfwalm) und reichem secessionistischem Dekor unter dem Einfluss der Schule Otto Wagners, 1905-10 erb.” Zitiert aus: Dehio-Handbuch, die Kunstdenkmäler Österreichs, Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Band: Niederösterreich südlich der Donau, Teil 2 M bis Z, Horn/Wien 2003, Seite 2575 (vgl. BDA Publikationen: https://bda.gv.at/publikationen/details/dehio-niederoesterreich-suedlich-der-donau-in-zwei-teilen-die-kunstdenkmaeler-oesterreichs)

 

Eschenau (NÖ): Gasthaus Lee, ehem. Taverne (16./17. Jh.) wird abgerissen

Im Ortszentrum von Eschenau, etwa 20 km südlich von St. Pölten im Bezirk Lilienfeld gelegen, wurde dieser Tage begonnen das alte Gasthaus Lee abzureißen. Anstelle der ehemaligen Taverne soll ein modernes Gemeindezentrum mit Veranstaltungshalle entstehen. Die Eigentümer Ernst Moser sowie Josef und Herta Pinkl-Moser haben das geschichtsträchtige Gebäude in der Hauptstraße 3 (an der Kreuzung Inzenreithstraße) an die Gemeinde verkauft. Warum der Abriss erfolgt und keine Sanierung, begründet der Bürgermeister Alois Kaiser (ÖVP): „Durch den jahrelangen Leerstand wurden die Räumlichkeiten unbrauchbar. Ein Abriss war unumgänglich“. Von 2015 bis 2017 waren Flüchtlinge im Haus untergebracht. Im Dehio-Handbuch (Hrsg. Bundesdenkmalamt) wird das Gebäude folgendermaßen beschrieben: “Nr. 34 [richtig Nr. 3]: ehem. Taverne: Kubisches 2geschossiges Gebäude mit breitem Schopfwalmdach mit ausgebautem Giebelgeschoß, im Kern 16. und 17. Jh. mit leicht geschwungener Front, im Inneren gewölbte Räume (Küche), Gaststube mit Durchzugsbalken 17. Jh., bar[ocke]. Stuckdecke im Obergeschoß mit Relief hl. Josef, 18. Jh.; seitl. um Hof angeordnete Wirtschaftstrakte” (Seite 415)

Medienberichte:

28. Juli 2021, NÖN
Kaufvertrag steht: Gasthaus Lee wird in Eschenau abgerissen. Anstelle des Wirtshauses soll ein modernes Gemeindezentrum mit Veranstaltungssaal und Nahversorger entstehen: https://www.noen.at/lilienfeld/kaufvertrag-steht-gasthaus-lee-wird-in-eschenau-abgerissen-eschenau-gasthaus-lee-nahversorgung-gemeindezentrum-print-283162327

19. Mai 2019, NÖN
Dorferneuerung: Veranstaltungssaal ist klarer Bürgerwunsch in Eschenau. Was der Gemeinde Eschenau fehlt und wie sich die Menschen in ihrem Heimatort fühlen, zeigten die Umfrageergebnisse: https://www.noen.at/lilienfeld/dorferneuerung-veranstaltungssaal-ist-klarer-buergerwunsch-in-eschenau-eschenau-dorferneuerung-eschenau-147071632

21. November 2017, NÖN
Eschenau: Flüchtlinge zogen aus Asylunterkunft aus. Schutzsuchende ziehen um oder haben eigene Wohnungen im Ort. Das Engagement des Arbeitskreises „Menschen wie wir“ hat viele Vorurteile aus dem Weg geräumt: https://www.noen.at/lilienfeld/eschenau-fluechtlinge-zogen-aus-asylunterkunft-aus-gasthaus-lee-marina-schmidt-schmidberger-alois-kaiser-68189911

Literatur:

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Topographisches Denkmälerinventar (Hrsg. Bundesdenkmalamt), Band: Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1: A bis L, Horn / Wien 2003, Seite 415: https://bda.gv.at/publikationen/details/dehio-niederoesterreich-suedlich-der-donau-in-zwei-teilen-die-kunstdenkmaeler-oesterreichs

Ternberg (OÖ): Säule aus denkmalgeschütztem Gasthaus Glocker verschwunden. Jetzt Weg frei für Komplettabriss?

Auf dem Grundstück des ehemaligen Gasthaus Glocker (Bauernhaus, ursprünglich Gasthaus Urfahrgut in Ebenboden) in der Gemeinde Ternberg soll ein Neubau errichtet werden. Ein Teil des Hauses in der Grünburger Straße 5 (Google Maps) ist bereits vor Monaten abgerissen worden. Das Problem: Der übrig gebliebene Bauteil ist denkmalgeschützt, zumindest ein Gewölbe im Vorhaus sei schützenswert, heißt es. Das Neubauprojekt hätte das Gewölbe in den Neubau integriert, doch die Zustimmung des Bundesdenkmalamtes blieb aus. Jetzt ist plötzlich eine tragende 300-Kilo-Granitsäule aus dem Gebäude verschunden. Am Mittwoch, 28. Juli war die Säule noch da, erklärt Miteigentümer und ÖVP-Vizebürgermeister Jürgen Felberbauer, und rätselt, wer die gestohlen haben könnte. Aber jetzt wird der Vollabbruch beantragt. Laut Grundbuch ist die CETE GmbH, Eigentümer des Grundstücks, wobei der alleinvertretungsberechtigte Geschäftsführer gleichzeitig der ÖVP-Vizebürgermeister Jürgen Felberbauer ist und laut Firmenabc.at mit 44,5 % auch als ihr Gesellschafter beteiligt ist. KRONE-ARTIKEL WEITERLESEN (mit Foto): https://www.krone.at/2479589 (Krone, 7.8.2021, “In Ternberg: Rätsel um verschwundene Säule: Wer ist der Dieb?”)

Medienberichte:

7. August 2021, Krone
In Ternberg: Rätsel um verschwundene Säule: Wer ist der Dieb? „Am Mittwoch der Vorwoche war die Säule noch da“, wundert sich Vizebürgermeister Jürgen Felberbauer über das Verschwinden einer tragenden 300-Kilo-Granitsäule aus einem ehemaligen Gasthaus in Ternberg (Oberösterreich). Er ist Besitzer des denkmalgeschützten Objektes, das aber abgerissen werden soll, und rätselt, wer der Dieb ist: https://www.krone.at/2479589

6. August 2021, Oberösterreichische Nachrichten
300 Kilo schwere Granitsäule in Ternberg gestohlen. Im denkmalgeschützten Teil eines ehemaligen Gasthauses in Ternberg (Bezirk Steyr-Land) waren offenbar Diebe am Werk: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/steyr/300-kilo-schwere-granitsaeule-in-ternberg-gestohlen;art68,3439408

6. August 2021, ORF
Tragende Säule aus Gasthaus gestohlen. Auf eine ungewöhnliche Beute hatten es Diebe in einem ehemaligen Gasthaus in Ternberg (Bezirk Steyr-Land) abgesehen. Sie stahlen eine 300 Kilogramm schwere Granitsäule, die als tragendes Element für die Decke eingebaut wurde: https://ooe.orf.at/stories/3115838

Quellen:

– Liste der denkmalgeschützten Objekte in Ternberg (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Ternberg

– Grundbuchauszug vom 8. August 2021, Grünburger Straße 5, Urfahrgut in Ebenboden, Grundstücksnummer .212, Katastralgemeinde 49202 Bäckengraben, Einlagezahl 60. Urkunde 2805/2001 Denkmalschutz hins Gst .212 (hakenförmiger Hausstock des Urfahrgutes) gem Bescheid 2.5.2001, GZ.36.609/1/2001

Firmenabc.at – “CETE GmbH” (Abfrage vom 9.8.2021): https://www.firmenabc.at/cete-gmbh_KQVc

– Wirtschaftskammer Österreich. Firmen A-Z, “CETE GmbH” (Abfrage vom 9.8.2021): https://firmen.wko.at/cete-gmbh/ober%C3%B6sterreich/?firmaid=f65ec2ff-03ce-40d5-9471-590911a666d1

Korneuburg (NÖ): Lösung für verwahrloste, älteste Synagoge Österreichs in Sicht?

Die ehemalige Synagoge in Korneuburg ist der älteste erhaltene Bau seiner Art in Österreich und zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen mittelalterlicher Synagogenarchitektur im deutschsprachigen Raum, sie wurde zwischen 1306 und 1325 errichtet (Gutachten Prof. Ferenc David, ungarisches Denkmalamt, 1982 oder 1985). Bis zur Vertreibung der Juden aus Korneuburg im Jahr 1420 wurde der Synagogenbau religiös genutzt. Damals wurde die Synagoge konfisziert und danach als landesfürtlicher Schüttkasten benutzt. Das oft umgebaute Bauwerk befindet sich östlich des Hauptplatzes  in der Roßmühlgasse (Propst Bernhard-Straße 6) in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Stadtmauer. Doch fristet sie weiterhin leider ein würdeloses Dasein als Garage. Aufregung herrschte im Herbst 2007, als der Eigentümer die historische Mauer aufbrach und eben dieses Garagentor einbaute. Diese Arbeiten widersprachen den Denkmalschutzauflagen und wurden daraufhin gestoppt. Das veranlasste die “Arge jüdisches Leben im Bezirk Korneuburg” rund um Gerhard Meseck dazu, eine Unterschriftenaktion 2008 für die würdevolle Erhaltung der Synagoge zu starten. Nun gibt es erneut Hoffnung für das Bauwerk, nachdem die Stadt Korneuburg schon mehrfach um den Erwerb des Synagogenbaus erfolglos bemüht hatte. Bürgermeister Christian Gepp (ÖVP) berichtet von neuerlichen Gesprächen mit dem Eigentümer, die in Bezug auf Verkauf an Stadtgemeinde nun vielversprechend klingen. Bereits 2015 gab es eine Ausstellung im Korneuburger Stadtmuseum („Synagoge – Rossmühle – Garage: Für immer Ruine?“), mit dem Anliegen, zumindest in der Ausstellung dem Bau seine Würde zurückzugeben. Mit Skizzen und Visualisierungen wurde der Tempel in seiner alten Pracht und hohem Dach dargestellt. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts wurde es von der Stadt an verschiedene Handwerker vermietet, bevor es an den Bürger Johannes Rosmüller kam, der darin seine Mühle einrichtete (daher der Name „Roßmühle“). Nach einem Brand im Jahr 1766 diente das Gebäude als Lagerraum. Das Dach wurde 1942 bei einem Sturm zerstört. Seit 1980 ist das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Seither wurden sämtliche Bauarbeiten seitens des Korneuburger Bauamtes gestoppt.

Medienberichte:

10. August 2021, Der Standard
Warum Österreichs älteste Synagoge als Garage verwittert. Der historisch wichtige Bau in Korneuburg fristet ein würdeloses Dasein. Nun könnte endlich eine Lösung für das Problem gefunden werden: https://www.derstandard.at/story/2000128744932/warum-oesterreichs-aelteste-synagoge-als-garage-verwittert

9. Juni 2015, MeinBezirk
Von der Synagoge zur Garage. Es ist das älteste Gebäude der Stadt: die ehemalige Synagoge. Klaus Köhler widmet derzeit dem Gotteshaus eine bemerkenswerte Ausstellung im Stadtmuseum: https://www.meinbezirk.at/korneuburg/c-lokales/von-der-synagoge-zur-garage_a1375200

22. Mai 2015, NÖN
Ausstellung: Synagoge: „Der Erwerb wird schwierig“. Die Geschichte der Synagoge vom Beginn bis heute war Thema im Kulturzentrum: https://www.noen.at/korneuburg/ausstellung-ueber-synagoge-der-erwerb-wird-schwierig-top-4333424

17. Dezember 2014, MeinBezirk
Benefizkonzert für die Synagoge Korneuburg. In der Stadtpfarrkirche fand ein Benefizadventkonzert zugunsten der Korneuburger Synagoge statt: https://www.meinbezirk.at/korneuburg/c-lokales/benefizkonzert-fuer-die-synagoge-korneuburg_a1191535

20. März 2008, Der Standard
Korneuburg : Älteste Synagoge bleibt Ruine. Im Weinviertel steht die älteste Synagoge Österreichs: Versuche, den um 1325 errichteten Bau zu sanieren, scheitern seit 20 Jahren: https://www.derstandard.at/story/3268657/korneuburg–aelteste-synagoge-bleibt-ruine

6. Februar 2008, Der Falter
Garage statt Tempel? (Bezahlschranke): https://www.falter.at/zeitung/20080206/garage-statt-tempel/1659400018

Quellen / Linktipps:

Die Korneuburger Synagoge auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_Korneuburg

Museumsverein Korneuburg, Korneuburgs Synagoge, das jüdische Bethaus (04.05.2021): https://www.museumsverein-korneuburg.at/blog/korneuburgs-synagoge-das-j%C3%BCdische-bethaus

Die spätere „Roßmühle“ in Korneuburg (Arne Herbote, Simon Paulus): Das als Ruine erhaltene Bauwerk der ehemaligen Synagoge in Korneuburg dürfte zu den bemerkenswertesten und wichtigsten Zeugnissen mittelalterlicher Synagogenarchitektur im deutschsprachigen Raum zählen (David, Jüdische Kulturzeitschrift, Heft 66, 09/2005): https://davidkultur.at/artikel/die-spatere-8222rossmuhle8220-in-korneuburg

Arge jüdisches Leben im Bezirk Korneuburg, Synagoge in der Rossmühlgasse in Korneuburg. Vor 600 Jahren gemauert. In Korneuburg, März 2008 (4-seitige Publikation): https://issuu.com/elisabeth_kerschbaum/docs/info_flyer_01e

Jelena Malic, Adaption der Synagoge “Rossmühle” in Korneuburg, Diplom-/Masterarbeit an der TU Wien, Oktober 2015: https://repositum.tuwien.at/bitstream/20.500.12708/2784/2/Malic%20Jelena%20-%202015%20-%20Adaption%20der%20Synagoge%20Rossmuehle%20in%20Korneuburg.pdf

Die Jüdische Gemeinde in Korneuburg: https://www.xn--jdische-gemeinden-22b.de/index.php/gemeinden/k-l/1105-korneuburg-niederoesterreich

Einzigartig! SOS. Die ma. [mittelalterliche] Synagoge in Korneuburg (2 Min Youtube-Video): https://www.youtube.com/watch?v=cuf0jdhdsrs

Schlachthofblock Innsbruck (Tirol): Petition zur Erhaltung gestartet

Der ab 1911 erbaute Schlachthofblock im Innsbrucker Stadtteil Dreiheiligen-Schlachthof (Schlachthofgasse 2-6) ist der älteste noch intakte und bewohnte soziale Wohnbau von Innsbruck, geplant vom bekannten Innsbrucker Architekten Theodor Prachensky (1888-1970). Nun soll ausgerechnet der älteste Teil abgerissen werden (Ecke Schlachthofgasse 2-6, Ing. Etzel-Straße 24-28) und durch einen 11-geschoßigen (!) Neubau ersetzt werden, wie das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs für den Schlachthofblock zeigt, das unlängst präsentiert wurde. Baubeginn ist für August 2023 und die Fertigstellung für Dezember 2025 geplant. (vgl. Website der IIG – Innsbrucker Immobiliengesellschaft)

Mitglieder unseres Vereins Initiative Denkmalschutz, der sich für den Erhalt gefährdeter Kulturgüter in Österreich einsetzt, wollen dies nicht einfach so hinnehmen und haben jetzt eine Petition zur Erhaltung des Schlachthofblocks gestartet, um den geplanten Teilabriss noch zu verhindern. Neben der kulturhistorischen Bedeutung des Schlachthofblocks wird noch eine Studie als weitere Begründung angegeben, warum der Wohnbau erhalten bleiben soll. Diese soll beweisen, dass mit einer Generalsanierung auch fast gleich viele Wohnungen entstehen können. Bis auf etwa 7 Prozent weniger Wohnfläche gibt es bei einer Generalsanierung nur Vorteile! (Klimaschutz, Kosten, Wohnqualität, Kindergarten) “Warum also dieses wichtige Baudenkmal von Innsbruck zerstören?” fragt die Initiative.

HIER PETITION UNTERZEICHNEN: https://mein.aufstehn.at/petitions/rettet-den-schlachthofblock-in-innsbruck-vor-dem-abriss

Warum ist die Erhaltung wichtig? Durch den geplanten sehr hohen Neubau ist der wunderschöne Innenhof mit großen Bäumen und einem Kindergarten auch aus dieser Zeit völlig entwertet. Grund für den Abbruch sei eine dichtere Bebauung mit mehr Wohnungen und der Bau eine Tiefgarage mit Feuerwehrzufahrt. Das ist aber nachweislich nicht richtig, denn es gibt bei Ausbau aller Dachgeschoße und Renovierung aller Bestandwohnungen etwa 250 hochwertige, barrierefreie Wohnungen mit großen Balkonen zum Hof. Dafür bliebe der Innenhof mit den Bäumen erhalten, eine Tiefgarage samt Feuerwehrzufahrt ist auch möglich. In Wien käme kein Mensch auf die Idee, einen Teil des Karl Marx-Hofes abzureißen, in Innsbruck, bei einem vergleichbaren Objekt, hoffentlich auch nicht.  Darum bitten und appellieren Christoph Neuner, Klaus Mathoy, Siegfried Zenz, Michael Guggenberger und Matthias Loidl von der Initiative Denkmalschutz  an den Gemeinderat, die Generalsanierung ohne Abriss zu beschließen.

Über den Schlachthofblock:

Der legendäre Schlachthofblock im Innsbrucker Stadtteil Dreiheiligen-Schlachthof entstand zunächst 1911-13 als Dienstwohngebäude für die Bediensteten des Städtischen Schlachthofs (Schlachthofgasse 2-6). Nach Abriss des Schlachthofs selbst wurden auf dessen Areal die bestehenden Dienstwohngebäude 1922-1925 zu einem geschlossenen Wohnhof unter Leitung des Stadtbaudirektors Jakob Albert (1880-1974) und dem Architekten (und Maler) Theodor Prachensky (1888-1970) im Auftrag der Vaterländischen Baugesellschaft nach Vorbild der Wiener Gemeindebauten erweitert (Bauausführung: Firmen Josef Retter und Anton Fritz; Erzherzog-Eugen-Straße 25-39 und 24-28, Matthias-Schmid-Straße 2-8, Schlachthofgasse 8-14). Der Schlachthofblock gilt somit als ältester Sozialer Wohnbau in Innsbruck. Der Architekt Theodor Prachensky zählt mit seinem Bruder Wilhelm Nikolaus Prachensky und Lois Welzenbacher, Clemens Holzmeister, Franz Baumann sowie Siegfried Mazagg zu den maßgebenden Architekten der Zwischenkriegszeit in Tirol. Die 19 fünfgeschoßigen Häuser bilden eine geschlossene Anlage mit 183 Wohnungen. Der Innenhof dieser Wohnanlage ist völlig frei von Stöcklgebäuden – er dient ausschließlich als Spiel- und Erholungsraum – und zeigt dadurch den qualitativen Unterschied des städtischen vom privaten Wohnbau, der viel profitorienterter ausgerichtet war. Die Wohnhausanlage gilt als Prototyp für weitere städtische Wohnbauten in Innsbruck (u.a. Vorbild für den 1926/27 erbauten, heute denkmalgeschützten Pembaurblock in Innsbruck-Pradl).

Architekturwettbewerb Schlachthofblock – Siegerprojekt und Ausschreibung:

18. Mai 2022, Nextroom
Neuentwicklung Schlachthofblock Innsbruck. ma.lo architectural office konnte den offenen, einstufigen Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich für sich entscheiden: https://www.nextroom.at/beilage.php?inc=beitrag&id=648

Das Siegerprojekt “ma.lo architectural office” im Detail: https://www.architekturwettbewerb.at/competition/neuentwicklung-schlachthofblock-innsbruck/contribution/57320

Die eingereichten Projekte im Detail: https://www.architekturwettbewerb.at/competition/neuentwicklung-schlachthofblock-innsbruck/contribution/57317

1. Dezember 2021, Architekturwettbewerb
Ausschreibung: Neuentwicklung Schlachthofblock Innsbruck. Offener, einstufiger Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich (Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen I Arch+Ing): https://www.architekturwettbewerb.at/competition/neuentwicklung-schlachthofblock-innsbruck/2905
35-seitige Ausschreibungsunterlagen (als .PDF zum Download): https://www.architekturwettbewerb.at/document/36095/1638442531.pdf

IIG – Innsbrucker Immobiliengesellschaft (Ausloberin / Auftraggeberin) und der Schlachthofblock: https://www.iig.at/leistungen/projekte/projekt/Schlachthofblock+-3720

Aktuelle Medienberichte:

19. Mai 2022, MeinBezirk
Schlachthof-Block: Petition “Rettet den Schlachthofblock vor dem Abriss“
https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/petition-rettet-den-schlachthofblock-vor-dem-abriss_a5357431

13. Mai 2022, ORF
Neue Mietwohnungen im Schlachthof-Block: Ein Innsbrucker-Architekturbüro wird die Gründerzeit-Wohnanlage Schlachthof-Block im Innsbrucker Stadtteil Dreiheiligen sanieren und nachverdichten, wie die Stadt bekannt gab. 148 neue Mietwohnungen sollen entstehen. Zudem wird der bestehende Kindergarten ausgebaut: https://tirol.orf.at/stories/3156052

13. Mai 2022, Krone
Nach 100 Jahren: „Herz-OP“ für Innsbrucks ältesten Wohnblock:
https://www.krone.at/2705900

13. Mai 2022, Tiroler Tageszeitung
Schlachthofblock in Innsbruck bekommt einen Hochhaus-Teil. Der charakteristische Schlachthofblock wird saniert und nachverdichtet. 148 Wohnungen entstehen (Bezahlschranke): https://www.tt.com/artikel/30820074/schlachthofblock-in-innsbruck-bekommt-einen-hochhaus-teil

12. Mai 2022, Innsbruck informiert (Stadt Innsbruck)
Projekt Schlachthofblock auf Schiene: Wettbewerbserfolg für Innsbrucker Architekturbüro, städtebauliche Typologie bleibt: https://www.ibkinfo.at/schlachthofblock-architektur-wettbewerb

12. Mai 2022, Kurier
Neues Gesicht für ältesten Gemeindebau von Innsbruck: Der Schlachthofblock ist nur knapp dem Abriss entgangen. Nun wird er einer Umgestaltung unterzogen, die wesentliche Teil erhält: https://kurier.at/chronik/oesterreich/neues-gesicht-fuer-aeltesten-gemeindebau/402005637

12. Mai 2022, MeinBezirk
Schlachthofblock-Architekturwettbewerb. Aus 210 werden 305 Wohnungen: https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/aus-210-werden-305-wohnungen_a5340610

Älterer iD-Bericht:

29.11.2020: Schlachthofblock Innsbruck (Tirol): Teilabriss der legendären Wohnbausiedlung (1911-25)
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/schlachthofblock-innsbruck-tirol-teilabriss-der-legendaeren-wohnbausiedlung-1922-25

Literatur/Quellen (u.a.):

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band 1 (Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg), Salzburg und Wien 1980, Seite 374

Architekturführer Innsbruck
herausgegeben von Christoph Hölz, Klaus Tragbar, Veronika Weiss, Haymon verlag, 2017, Eintrag-Nr. 124 (CH; Christoph Hölz) (https://www.haymonverlag.at/produkt/7204/architekturfuehrer-innsbruck-architectural-guide-innsbruck)

Linktipp (nebenbei):

Filmprojekt “Schlachthofblock” (Durchführung: 12/2017)
Ein Projekt von Melanie Hollaus, GUF Gruppe Unabhängiger FilmemacherInnen, stadt_potenziale 2016
https://stadtpotenziale.at/projektarchiv/2016/schlachthofblock.html

9.10.2014, Stadtteilrelikte – Der Schlachthof (Provinnsbruck-at)
http://provinnsbruck.at/allgemein/stadtteilrelikte-der-schlachthof

Abriss Rösselmühle: Besserer Schutz für Grazer Industrieerbe gefordert

Presseaussendung, Mittwoch, 13. September 2023

Anlässlich Abrissbeginn Rösselmühle letzten Montag:
Initiative Denkmalschutz fordert besseren Schutz für das industrielle Baukulturerbe in Graz. Wird nun ein alter Gemeinderatsantrag endlich ernst genommen? Die neue Grazer Stadtregierung ist gefordert!

Rückblende in das Jahr 2014: Im Grazer Gemeinderat wurde ein Antrag mit dem Titel “Rechtzeitige Maßnahmen bei industriellen Baudenkmälern” einstimmig angenommen. Wesentlicher Bestandteil des Antrags war die 1270 erstmals erwähnte Rösselmühle (Oeverseegasse 1), deren Zukunft anlässlich ihrer Schließung einige mit Sorgen sahen. Aber es ging auch darum “ähnliche Objekte bzw. Gebiete in Graz zu identifizieren”, um ein „Maßnahmenpaket“ zu erarbeiten, „welches in Zukunft eine Grundlage darstellt, um künftig (…) rechtzeitig Lösungen zu forcieren, die Bezug auf den industriellen Charakter des Entwicklungsgebietes und dessen Bestand nehmen.”

2014: Zustimmung aller Parteien für besseren Schutz des industriellen Erbes in Graz

Alle Parteien, stimmten dem Antrag zu. Der damalige ÖVP-Gemeinderat Klaus Frölich von der Regierungspartei verwies darauf, dass es da nicht “nichts gäbe” sondern das Institut für Baukunst, Denkmalpflege und Kunstgeschichte der TU Wien, das an der Inventarisierung der technischen industriellen Baudenkmäler Österreichs arbeite. Der Antragsteller Philip Pacanda (Piratenpartei; nicht mehr im Gemeinderat vertreten), unterstrich dennoch die Dringlichkeit mit dem Kommentar “es ist wichtig, dass man da frühzeitig einfach eingreife, bevor irgendwas passiert, und wir dann nachher dasitzen und sagen, jetzt ist es abgerissen, hätten wir vorher was gemacht.”

2023: … trotzdem kein besserer Schutz in Sicht

Wie stellt sich die Situation jetzt im Jahr 2023 dar? Es ist etwas passiert, aber leider nicht im Sinne des Antrags: Die Rösselmühle ist Anfang April abgebrannt; Abbrucharbeiten wurden vorgestern begonnen. Auch die letzten Bestände des Kleingewerbes um den Dietrichsteinplatz wurden trotz Widerspruchs der Altstadtkommission 2020/21 abgerissen (Pawlatschenhaus mit Schlosserei; Schörgelgasse 6 / Kopernikusgasse 4). Und auch das bedeutende Industriedenkmal „ehemalige Lederstampfe und Fahrradfabrik von Johann Puch“ (Karlauer Straße 46) wird bald Geschichte sein, eine Abbruchbewilligung liegt bereits vor.

Initiative Denkmalschutz: Neue Grazer Stadtregierung ist endlich gefordert zu Handeln

Mittlerweile gibt es eine neue Stadtregierung (KPÖ/Grüne/SPÖ). Wird sie sich an den einstimmig angenommenen Gemeinderatsantrag erinnern? Wird sie die Expertise der Altstadtkommission ernster nehmen? Wird sie dafür sorgen, weitere Objekte zu identifizieren und Lösungen zu forcieren, die Bezug auf den Bestand nehmen? Die Initiative Denkmalschutz fordert, nicht nur den Geist des Antrages zu beklatschen, sondern endlich auch Taten zu setzen und hofft, dass spätestens mit dem (teilweisen?) Verlust der Rösselmühle ein Weckruf durch die Stadtregierung geht, und man sich aktiv der Intention des Antrags annimmt.

Interessant ist auch, dass der damalige ÖVP-Gemeinderat Frölich auf ein Institut an der TU Wien verwiesen hat. Die offizielle Beantwortung des Antrags durch das Stadtplanungsamt hat wiederum ergeben, dass die Stadtplanung nicht die nötigen Ressourcen habe, „die Anregung wird daher gern an die in Frage kommenden Universitäten und Fachhochschulen weitergegeben.“ An der TU Graz hätte es damals noch ein “Institut für Stadt- und Baugeschichte” gegeben; es wurde mittlerweile in “Institut für Entwerfen im Bestand und Denkmalpflege” umbenannt (2019). Zeigen die aktuellen Vorfälle nicht, wie wichtig es anhand des aktuellen Baugeschehens wäre, dass man sich auch in Graz für die Politik wahrnehmbar wissenschaftlich mit dem Bestand beschäftigt? Wird hier die aktuelle Struktur der Anforderung gerecht?

Rückfragehinweis:

Markus Landerer und DI Dr. Alexander Schmiderer
Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
mobil: 0699 / 1024 4216 und 0664 / 750 545 42
www.initiative-denkmalschutz.at
Fuchsthallergasse 11/5, 1090 Wien

Quellen / Infos:

Die Rösselmühle auf Baugeschichte.at (Grazwiki)
https://www.grazwiki.at/Oeverseegasse_1

Gemeinderatssitzung 12. Juni 2014:
https://www.graz.at/cms/beitrag/10234760/7791056/Aus_dem_Gemeinderat_III.html

Gemeinderatsantrag:
https://www.graz.at/cms/dokumente/10234760_7791056/4afc5e0b/09%20Baudenkm%C3%A4ler_dringlich_GMR_Pacanda_R%C3%B6sselm%C3%BChle.pdf

Antwort zum Antrag (momentan offline):
https://open-gemeinderat.at/files/answers/0469_pacanda_da.docx

Gemeinderatsprotokoll 12.6.2014 im Wortlaut:
https://data.graz.gv.at/katalog/verwaltung%20und%20politik/Gemeinderatsprotokolle/2014_06_12.txt

Vor Abriss
Ehemalige Lederstampfe und Fahrradfabrik von Johann Puch auf Baugeschichte.at (Grazwiki)
https://www.grazwiki.at/Karlauer_Stra%C3%9Fe_46

Abrisse
Pawlatschenhaus mit Schlosserei auf Baugeschichte.at (Grazwiki)
(Schörgelgasse 6 /Kopernikusgasse 4)
https://www.grazwiki.at/Sch%C3%B6rgelgasse_6
https://www.grazwiki.at/Kopernikusgasse_4