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Wien: Flakturm im Augarten vor Teilabriss?

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ im ORF2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 7. Jänner 2021 über die Wiener Flaktürme berichtet (Flak = Fliegerabwehrkanone): “Verlorenes Erbe: Die unzerstörbaren Flaktürme”. Im Zuge der Erbauung dieser sechs monströsen Flugabwehr-Türme 1942 bis 1945 wurden drei historische Gartenanlagen verbaut. Der Arenbergpark im 3. Bezirk, der Esterházypark im 6. Bezirk sowie der Augarten im 2. Bezirk. Während nur der Flakturm im Esterházy-Park, der heute als „Haus des Meeres“ genutzt wird und unlängst groß ausgebaut wurde, nicht unter Denkmalschutz steht, besteht für die anderen fünf Flaktürme ein solcher Schutzstatus. Nun wird im aktuellen ORF-Fernsehbeitrag darüber nachgedacht, ob man die Türme nicht doch abtragen könnte. Nikola Prajo, Vertreter der Abbruchfirma Prajo spricht im Interview über Machbarkeit, Aufwand und mögliche Kosten eines solchen Abrisses. In der Folge heißt es im ORF-Beitrag wörtlich: „Der erste Turm, der vermutlich abgetragen werden muss, ist der runde Turm im Augarten. Die Explosion eines Munitionsdepots hat ihn so stark beschädigt, dass er 2006 vorübergehend einsturzgefährdet war und abgesichert werden musste.“ Die renommierte Gartenhistorikerin Maria Auböck findet die Idee, dass man die “Bunker” abträgt und etwas G‘scheiteres macht, interessant. Nur meint Sie: „Ich hab noch niemanden gefunden, der das durchsetzt.“ Weiters heißt es wörtlich im ORF-Beitrag: „Diskutiert wurde auch schon, die Türme zum großteil abzutragen, und nur einen Stumpf stehen zu lassen. Der weitgehend unbekannte siebente Wiener Flakturm in Floridsdorf, der unvollendet blieb, zeigt, wie das aussehen könnte.“

Flakturm/Bunker in Wien-Floridsdorf

Der Bunker (‘Flakturm’) in der Gerichtsgasse 1b in Wien-Floridsdorf, Foto: Nov. 2013, (c) VIEX – Ernest Niedermann CC BY-SA 3.0

Unser Verein Initiative Denkmalschutz fragt sich: Wird der runde Flakturm (Gefechtsturm) im Augarten in wenigen Jahren so aussehen, wie der Floridsdorfer Flakturm (oder besser “Bunker”, in der Gerichtsgasse 1b), oder kommt ein großes Flakturm-Ausbauprojekt nach Teilabbruch des Turmes, ähnlich den Ausbauplänen zu einem Datencenter im Jahr 2007 ? Wir hoffen, dass dieses monumentale, denkmalgeschützte Geschichtsdokument nicht bald zum „Verlorenen Erbe“ zählen wird. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14077531/Verlorenes-Erbe-Die-unzerstoerbaren-Flaktuerme/14831604 (ORF 2, “Studio 2”, “‘Verlorenes Erbe’: Die unzerstörbaren Flaktürme”).

Ältere Medienberichte:

30. Jänner 2017, MeinBezirk
Was passiert mit den Flaktürmen im Augarten?
https://www.meinbezirk.at/leopoldstadt/c-lokales/was-passiert-mit-den-flaktuermen-im-augarten_a1996685

14. Jänner 2017, Der Standard
Das Innenleben der Wiener Flaktürme. Manche der sechs Flaktürme bröckeln vor sich hin, andere werden genutzt. Historiker fordern, zumindest einen zu einem begehbaren Mahnmal zu machen. https://www.derstandard.at/story/2000050703092/das-innenleben-der-wiener-flaktuerme

1. November 2007, Der Standard
Neustart für strittiges Projekt: Der Flakturm als Datenspeicher. Umgraben im Augarten: Für den denkmalgeschützten Park werden wieder Baupläne gewälzt: https://www.derstandard.at/story/2971752/neustart-fuer-strittiges-projekt-der-flakturm-als-datenspeicher

24. Juli 2007, Der Standard
DCV gibt nicht auf: Neuer Anlauf für Datenspeicher im Augarten-Flakturm. Konzept bei Baupolizei eingereicht – Projekt auch ohne Zubauten zu verwirklichen – Grüne gegen Datencenter: https://www.derstandard.at/story/2971131/dcv-gibt-nicht-auf-neuer-anlauf-fuer-datenspeicher-im-augarten-flakturm

18. Juni 2007, Der Standard
Wiener Augarten-Flakturm bleibt Riesenbaustelle. Kran hievt 50 Tonnen schwere Betonteile aus dem Inneren – 1.200 Kubikmeter Taubenkot bereits entfernt. https://www.derstandard.at/story/2792527/wiener-augarten-flakturm-bleibt-riesenbaustelle

27. November 2006, Der Standard
Augarten-Flakturm verliert zwei “Ohrwascheln”. Die 220 Tonnen schweren Plattformen müssen abgetragen werden – DCV plant weiter Datenspeicher im Bau: https://www.derstandard.at/story/2613394/augarten-flakturm-verliert-zwei-ohrwascheln

12. Oktober 2006, Der Standard
Wiener Augarten-Flakturm verliert zwei Plattformen. Sie haben sich gelockert und werden nun mittels Kran abgetragen – weiterhin Umbaupläne zu einem Datenspeicher: https://www.derstandard.at/story/2613358/wiener-augarten-flakturm-verliert-zwei-plattformen

2. Dezember 2005, Der Standard
Flakturm im Wiener Augarten wird zum Datenlager. Betreiber gibt grünes Licht – Arbeiten könnten bereits im Frühjahr 2006 starten – Drei Jahre Bauzeit veranschlagt – Investitionen in den Park versprochen: https://www.derstandard.at/story/2255230/flakturm-im-wiener-augarten-wird-zum-datenlager

4. Mai 2005, Der Standard
Weiter Streit um den großen grauen Monolith. Das Ringen um die Zukunft des runden Augarten – Flakturmes geht in eine neue Runde: https://www.derstandard.at/story/1903711/weiter-streit-um-den-grossen-grauen-monolith

11. Oktober 2002, Der Standard
Wiener Flaktürme sollen Mahnmal-Charakter behalten. Studie lehnt große Umbauprojekte ab – Schicker gegen Aufbauten im Augarten und Eventflächen im Esterhazypark: https://www.derstandard.at/story/1098344/wiener-flaktuerme-sollen-mahnmal-charakter-behalten

Linktipps:

Flakturm-Fotos Erich J. Schimek / Initiative Denkmalschutz: https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157646364915906

Die Flaktürme auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Flakt%C3%BCrme

Die Flaktürme auf Wien Geschichte Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Flakt%C3%BCrme

ö1-Radiobeitrag “Flaktürme, Wien” (4 min; 18.9.2018): https://oe1.orf.at/artikel/644806/Flaktuerme-Wien

Flaktürme Wien auf Geheimprojekte.at: http://www.geheimprojekte.at/info_flaktuerme.html

Verlorenes Erbe (OÖ): Semmelturm in Wels, abgerissen 1959

In der ORF-Reihe “Verlorenes Erbe” (“Studio 2”) ging es diesmal um einen Streit um das historische Kulturerbe. Einige Welser möchten den barocken, sogenannten Semmelturm, der 1959 abgerissen wurde, wieder aufbauen. Der Turm war Teil des Ensembles der berühmten Pferdeeisenbahn Gmunden – Linz – Budweis. Andere Welser halten den Wiederaufbau des Turms für eine Schnapsidee. Und der Eigentümer des alten Denksteinhauses, das ebenso Teil des Pferdeeisenbahn war und neben dem Semmelturm stand, will gar den Abriss. Ein Abbruchbescheid liegt schon vor. Mit Interview von Albert Neugebauer, Zweigstellenleiter unserer Initiative Denkmalschutz in Wels. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14079125/Verlorenes-Erbe-Welser-Semmelturm/14841458 (21.1.2021, “Verlorenes Erbe: Welser Semmelturm”)

Die Initiative “Ja zum Semmelturm” auf Facebook: https://www.facebook.com/semmelturm

Youtube-Video “Der Welser Semmelturm” (17.12.2020): https://www.youtube.com/watch?v=f8nm2FhMDf0

APA-OTS-Presseaussendung Initiative Denkmalschutz (3.12.2020):
Stadt Wels muss endlich Verantwortung für ihr historisches Stadtbild wahrnehmen! Anlass ‘Denksteinhaus’:
https://www.initiative-denkmalschutz.at/presseaussendungen/initiative-denkmalschutz-ooe-stadt-wels-muss-endlich-verantwortung-fuer-ihr-historisches-stadtbild-wahrnehmen-anlass-denksteinhaus

'Denksteinhaus', Bahnhofstraße 6, Wels (Foto Nov. 2020)

Das Denksteinhaus, ehemals Teil des Bahnhofs der Pferdeeisenbahn 1836, Foto: 30.11.2020, (c) Albert Neugebauer / Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz

Ältere Medienberichte:

13. Jänner 2021, Oberösterreichische Nachrichten
Ist es sinnvoll, historische Bauten zu rekonstruieren? Geistesblitz oder Schnapsidee: Um Aufbau des Semmelturms lässt sich trefflich streiten (Bezahlschranke): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/ist-es-sinnvoll-historische-bauten-zu-rekonstruieren;art67,3339539

2. Dezember 2020, Die Monatliche
Grüne unterstützen Initiative „Ja zum Semmelturm“
https://monatliche.at/gruene-fordern-runden-tisch-zum-thema-denkmalschutz

1. Dezember 2020, Die Monatliche
SPÖ-Chef Klaus Schinninger für Wiederaufbau des Semmelturms
https://monatliche.at/spoe-chef-klaus-schinninger-fuer-wiederaufbau-des-semmelturms

Kufstein (Tirol): Streit um barrierefreien Zugang zur Stadtpfarrkirche

Fernsehsendung ORF-Bürgeranwalt“: Pfarrkirche St. Vitus: Barrierefreiheit versus Denkmalschutz: Über 10 Jahre dauert schon der Streit um einen barrierefreien Zugang zur Stadtpfarrkirche St. Vitus, damals gab die Stadt Kufstein das Versprechen ab, eine Aufstiegshilfe zu bauen. Der Bürgermeister Martin Krumschnabel (die Parteifreien) schiebt jetzt dem Bundesdenkmalamt den Schwarzen Peter für das Scheitern zu, warum nichts weitergeht, doch die Sachlage zeigt sich viel komplexer. Zur Vorgeschichte: Nach einem Ideenwettbewerb hätte es 2014 ein genehmigungsfähiges Siegerprojekt des Architekten Markus Jaufer gegeben. Es sah einen Aufzug von der Stadtebene durch den Kirchhügel vor, mit einem Ausstieg direkt am Pfarrplatz. Das Projekt sei aber, wie auch die anderen, nie zu Ende verfolgt bzw. zur Genehmigung eingereicht worden. Der Bürgermeister erklärt warum: Bei Ausgrabung des Schachtes sind plötzlich 200 Skelette aufgetaucht, die man mit großem archäologischen Aufwand ausgegraben hat. Danach ist man dann an eine Mauer gestoßen, die wiederum denkmalpflegerisch wertvoll war. Somit war klar, die Kosten gehen durch die Decke und das Projekt wurde abgebrochen. Der St. Vitus Kirchgänger und Baumeister Anton Rieder ließ nicht locker und hat 2018 eine weitere Variante vorgelegt, die jedoch einen baulichen Eingriff in das Pfarrstöckl (Paramentenstöckl) vorsah, das Teil des Rathaus-Komplexes ist und vom Denkmalamt wegen einer massiven Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes der Hauptansicht des Rathauses am Oberen Stadtplatz abgelehnt wurde. DI Walter Hauser, Abteilungsleiter im Bundesdenkmalamt Tirol, verweist darauf, dass von 500 im Denkmalamt eingereichten Projekten beschäftigten sich in den letzten Jahren 50 Projekte ausschließlich mit der Barrierefreiheit und diese auch bewilligt wurden. Hier in Kufstein sieht Hauser eine äußerst komplexe Gemengenlage, das Denkmalamt ist bereit an Lösungen mitzuwirken. Hauser plädiert darüber hinaus, dass das Projekt gemeinsam mit der Erschließung der Festung Kufstein zu betrachten wäre. Lösungen gebe es viele, man müsste sich nur zwischen der Stadt Kufstein, der zuständigen Stadt- und Ortsbildschutzkommission, der Erzdiözese Salzburg mit ihrem Bauamt, der Pfarre Kufstein sowie dem Bundesdenkmalamt auf eine Projekt einigen. Volksanwalt Walter Rosenkranz hofft nun auf eine rasche Lösung für die betroffene Bevölkerung. ORF-FERNSEHBERICHT ANSEHEN (17 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Buergeranwalt/1339/Buergeranwalt/14082677/Pfarrkirche-St-Vitus-Barrierefreiheit-versus-Denkmalschutz/14863406 (20.2.2021, “Pfarrkirche St. Vitus: Barrierefreiheit versus Denkmalschutz”)

Architekt Markus Jaufer: “erschliessung pfarrplatz kufstein, architektenwettbewerb – 1. preis”: http://www.jaufer-architektur.at/wettbewerbe/erschliessung-pfarrplatz

Weitere Medienberichte:

19. Februar 2021, APA-OTS ORF
Vorankündigung: „Bürgeranwalt“: Zu langes Warten auf einen ärztlichen Eingriff? (u. a. Barrierefreiheit versus Denkmalschutz: Darf bei der Stadtpfarre von Kufstein ein Lift gebaut werden?). Am 20. Februar um 18.00 Uhr in ORF 2: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210219_OTS0073

18. Februar 2021, Tiroler Tageszeitung
Kufsteiner Pfarrkirche: Barrierefrei geht nur mit Schulung und Umsteigen. Komplizierter Weg für Geheingeschränkte und Senioren zur Kufsteiner Pfarrkirche. Für den Lift ist eine Registrierung und Einschulung nötig: https://www.tt.com/artikel/17856024/kufsteiner-pfarrkirche-barrierefrei-geht-nur-mit-schulung-und-umsteigen

Verlorenes Erbe (Sbg): Augustinerkloster Hallein – Nach Großbrand 1943 Abriss 1963

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ im ORF2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) berichtete Rupert Reiter-Kluger am 11.3.2021 über das zerstörte, barocke Augustinerkloster in der Stadt Hallein. Am Georgsberg brach am 22. März 1943 im, das die Stadt weithin dominierende, Augustiner-Eremiten-kloster ein Großbrand aus. Dieser griff auch auf die unterhalb des Georgenbergs gelegene Stadtpfarrkirche über, dabei wurde – neben einigen Bürgerhäusern – sowohl der Dachstuhl, als auch der Kirchturm der Pfarrkirche schwer beschädigt. Dieser stürzte in Folge der enormen Hitzeeinwirkung auf das romanische Mauerwerk zwei Jahre später ein. Während die Pfarrkirche 1953/54 restauriert und einen völlig neuen Turm bekam, wurde das Augustinerkloster, nachdem es nach notdürftigen Reparaturmaßnahmen bis 1958 Verwaltungszwecken diente, 1963 gänzlich abgerissen. Wolfgang Wintersteller, Stadthistoriker, vermutet, dass der Brand von Aufsichtspersonen einer Abteilung der Hitlerjugend ausgelöst wurde, die Zigarettenstummeln auf ein darunter liegendes Holzdach warfen. Ein Föhnsturm an diesem Tag hat das Feuer noch zusätzlich angefacht. Anna Holzner, Stadtarchivarin, berichtet, dass die Klosterkirche eine der schönsten Rokokokirchen das Landes Salzburgs war. 20 Jahre nach dem Brand wurde die Klosterruine schließlich planiert und an seiner Stelle das heutige Bundes(real)gymnasium errichtet. Auch der Großteil der barocken Freitreppe auf den Georgsberg ist im Zuge der Abbrucharbeiten zerstört worden, nur am Fuß des Georgsberges blieb ein kleines Stück der Treppe bis heute erhalten. Der Verein Klosterstiege bemüht sich um einen Wiederaufbau der barocken Freitreppe. Für nicht wenige Halleiner schmerzt der Verlust dieses Kulturgutes Augustinerkloster noch heute. Einen Teil der Kunstgegenstände, die den Brand überdauerten, sind im Stiftsmuseum der Abtei Michaelbeuern ausgestellt. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14084872/Die-Geschichte-des-Klosters-Hallein/14878502 (11.3.2021, ORF “Studio 2”, “Die Geschichte des Klosters Hallein”)

Das Augustiner(-Eremiten-)kloster am Georgsberg in Hallein auf:
– Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Augustinerkloster_Hallein
– Salzburg Wiki: https://www.sn.at/wiki/Augustiner-Eremiten-Kloster
– Heinz Dopsch (Euregio): https://www.euregio-salzburg.info/objekt/hallein-ehem-kloster-der-augustiner-eremiten
– Wolfgang Wintersteller, “Der Georgsberg – unser Schulberg”: http://www.brghallein.salzburg.at/?q=abs-60jahr-der-georgsberg

Der erhaltene Rest der barocken Klosterstiege (Salzburg Wiki): https://www.sn.at/wiki/Klosterstiege

Das Bundesgymnasium und das Bundesrealgymnasium auf dem Georgsberg (heute): https://www.sn.at/wiki/Bundesgymnasium_und_Bundesrealgymnasium_Hallein; Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesgymnasium_und_Bundesrealgymnasium_Hallein

Die Stadtpfarrkirche von Hallein mit ihrem neuen Turm:
Die Stadtpfarrkirche Hallein unter Feuer (7.11.2016, MeinBezirk.at): https://www.meinbezirk.at/tennengau/c-lokales/die-stadtpfarrkirche-hallein-unter-feuer_a1878957
– Stadtpfarrkirche (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_Hallein

Verlorenes Erbe (Wien): Die verschwundenen Wittgensteinhäuser

Der berühmte Philosoph Ludwig Wittgenstein wurde 1889 in der damals noch eigenständigen Gemeinde Neuwaldegg bei Wien geboren. 1891 eingemeindet, wuchs Ludwig bis zum Alter von 14 Jahren in seinem Geburtshaus, der so genannten “Villa Wittgenstein” in der Neuwaldegger Straße 38 auf. Nach jahrelangem Verfall wurde die Villa bedauerlicher Weise 1972 abgebrochen. Von 1985 bis 1990 wurde eine neue Wohnhausanlage erbaut (Architekten: Nr. 38 Georg Baldass; Nr. 38A: Manfred Rieder, Wolfgang Tschapeller, Hans-Peter Wörndl). Der Kunsthistoriker Andreas Lehne berichtet im ORF-Fernsehbeitrag über das gesellschaftliche Leben im Haus und über den langsamen Verfall, den er als Nachbarskind miterleben konnte. Die Familie Wittgenstein war eine maßlos reiche Familie und engagierte sich für Musik und die bildenden Künste. Das Stadtpalais Wittgenstein in der Argentinierstraße 16 (4. Bezirk Wieden) fiel ebenso der Spitzhacke zum Opfer. Nach leichten Bombenschäden im 2. Weltkrieg wurde das Haus in den 1950er-Jahren für ein modernes Wohnhaus abgerissen. Ein Ludwig Wittgenstein Haus hat in der Kundmanngasse 19 (3. Bezirk Landstraße) überdauerte bis heute. Das berühmte so genannte “Haus Wittgenstein“, welches der Philosoph selbst entworfen hat und gemeinsam mit dem Architekten Paul Engelmann für seine Ludwigs Schwester Margaret Stonborough-Wittgenstein erbauen lies (1926-1928). Auch dieses Architekturjuwel war 1971 vom Abriss bedroht. Ein breiter Protest aus der Architektenschaft (u. a. Hans Hollein, hauptengagiert Bernhard Leitner) konnte in letzter Minute das Bundesdenkmalamt (in Person des Landeskonservators Peter Pötschner) überzeugen, das Haus doch noch unter Denkmalschutz zu stellen. So findet das Haus heute als Bulgarisches Kulturinstitut seine Verwendung. Das damals an seiner Stelle geplante Hochhaus für den Hauptverband der Sozialversicherungsträger wurde daneben, im (ehemaligen) Garten des Hauses Wittgenstein errichtet (in Richtung Erdberger Straße).

Haus Wittgenstein (erhalten), Kundmanngasse 19, 1030 Wien (Bezirk Landstraße; Erdberg):
– Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Wittgenstein
– Wien Geschichte Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Villa_Wittgenstein
– Ludwig Wittgenstein und Paul Engelmann 1928 – Das Haus Wittgenstein (Bulgarisches Kulturinstitut Haus Wittgenstein): http://www.haus-wittgenstein.at/das-haus.html

Biographie Ludwig Wittgenstein:
– Architektenlexikon Wien 1770-1945: http://www.architektenlexikon.at/de/693.htm
– Wien Geschichte Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ludwig_Wittgenstein
– Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Wittgenstein
– Sein Leben – Sein Werk (Österreichische Ludwig Wittgenstein Gesellschaft): https://www.alws.at/de/sein-leben-sein-werk

Weitere Infos / Links:

12. Oktober 2014, MeinBezirk
Neuwaldegger Straße – Wittgenstein Gründe: https://www.meinbezirk.at/hernals/c-lokales/neuwaldegger-strasse-wittgenstein-gruende_a1113591

Spaziergang durch Hernals – Einst und Heute, Freundschaftsverein Hernals – Fuchu
Villa Wittenstein
: http://www.hernals-fuchu.at/serv_spq_N07_Wittgenstein.htm

Nebenbei: Villa Wittgenstein Oberalm (Salzburg):

Die Villa Wittgenstein Oberalm – Ein Haus für den Tractatus, Initiative für die Erhaltung: https://www.villa-wittgenstein.net
Diese Villa Wittgenstein Oberalm wurde Ende November 2015 zerstört: https://www.villa-wittgenstein.net/zerstoerung.html

Literatur:

– Edgard Haider, Verlorenes Wien. Adelspaläste vergangener Tage, Wien Köln Graz 1984, S. 158 – 162 (Palais Wittgenstein, Argentinierstraße 16)

– Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien – Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte, Wien 2004, Seite 151 (Palais Wittgenstein, Argentinierstraße 16)

– Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/2: Wien 13. – 18. Bezirk, Salzburg und Wien 1995, Seite 191 (Neubau Neuwaldegger Straße 38A; kurz erwähnt Nr. 38)

 

Verlorenes Erbe (Wien): Villa Taussig 1931 abgerissen

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 28.6.2021 die Villa Taussig am Fuße des Küniglbergs in Wien-Hietzing behandelt. Die Villa Taussig wurde ab 1894 vom damaligen Generaldirektor der Bodencreditanstalt Theodor Ritter von Taussig (1849-1909) erbaut. Geplant hatte die imposante Villenanlage aus der Gründerzeit mit seiner weitläufigen Gartenanlage, die entfernt an die ca. zehn Jahre früher erbaute Hermesvilla im Lainzer Tiergarten erinnert, der bekannte Architekt Karl König. Bis 1892 stand an deren Stelle die um 1830 erbaute Villa Malfatti, deren Erben diesen damals größten Privatbesitz in Hietzing an den Generaldirektor der Bodencreditanstalt verkauften. Die Villa Taussig war mit den damals neuesten technischen Errungenschaften der Zeit ausgestattet (unabhängige Wasser- und Energiezufuhr mittels Pumpwerk und Generator). Nach Taussigs Tod verkauften die 12 Kinder das Anwesen, denn keines der Kinder konnten die jeweils anderen auszahlen. 1931 wurde das repräsentative Anwesen abgerissen.

Villa Taussig, einstiger Standort, Wien

Die Umrisse der Villa Taussig sind im Generalstadtplan von 1912 gut ersichtlich (gleich oberhalb des Schriftzugs “Künigelberg” in der Mitte), überlagert vom aktuellen Stadtplan der Stadt Wien

Heute steht am Gelände der abgebrochenen Villa die denkmalgeschützte Malfattisiedlung, eine Arbeiter- und Angestelltenwohnhausanlage der Arbeiterunfallversicherung am Franz Schalk-Platz (erbaut 1930-32 im internationalen Stil vom Architekt Siegfried C. Drach). Unmittelbar oberhalb (südlich) der Häuser Franz Schalk-Platz 8-14 stand einst die prächtige Villa Taussig, deren Grundfläche noch heute mehr oder weniger erkennbar ist. Nur das Kutscherhaus (Gloriettegasse 49) und das Portiergebäude (Gloriettegasse 47) erinnern heute noch an den einstigen Glanz der Villa, stehen jedoch nicht unter Denkmalschutz (dafür in einer Schutzzone der Stadt Wien). Drei Generationen später hat die Familie am ehemaligen Standort des Schlosses wieder zusammengefunden, darüber berichten die beiden Urgroßenkerl Lili Gogela und Felicitas Eltz in einem ORF-Interview.

ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14097089/Verlorenes-Erbe-Ein-Schloss-bei-Schoenbrunn/14949087 (28.6.2021, ORF ‘Studio 2’, “Verlorenes Erbe: Ein Schloss bei Schönbrunn”)

Villa Taussig, Wien-Hietzing

Die Villa Taussig in Wien-Hietzing, Foto ca. 1900, (c) August Stauda, public Domain, Wien Museum Karlsplatz Sammlung

Linktipps:

Villa Malfatti / Villa Taussig (Hietzing.at): http://www.hietzing.at/Bezirk/geschichte2.php?id=279

Kutscherhaus (Gloriettegasse 49): https://www.thecoachmansresidence.com/de/die-residenz

Literatur:

Gerhard Weißenbacher, In Hietzing gebaut, Architektur und Geschichte eines Wiener Bezirkes, Band II, Wien 1998, Seite 61-66

Verlorenes Erbe (Wien): Villa Regenstreif in Pötzleinsdorf, 1965 abgerissen

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 13. August 2021 die Villa Regenstreif in Pötzleinsdorf behandelt: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14101968/Die-Villa-des-Bundespraesidenten/14978929. Die vom bekannten Architekten Friedrich Ohmann für den jüdischen Industriellen Friedrich (‘Fritz‘) Regenstreif 1914 bis 1916 erbaute Villa (Pötzleinsdorfer Straße 36-38) wurde prachtvoll ausgestattet und stand inmitten eines zwei Hektar großen Gartens. Marie-Theres Arnbom, Autorin des Buches “Die Villen in Pötzleinsdorf” erzählt im ORF-Interview, dass Fritz Regenstreif riesige Wälder in Bosnien (bei Zavidovići) angekauft hatte und durch den Holzhandel reich wurde (nötig u. a. für die vielen großen Baustellen im Wien der Gründerzeit). 1941 wurde er von den Nationalsozialisten gezwungen, die Villa weit unter Wert an die Deutsche Arbeitsfront (DAF) zu verkaufen, er starb zwei Monate später. Seine Familie konnte noch in letzter Sekunde flüchten. Viel kostbares Inventar wurde damals aus der Villa entfernt. Von 1945 bis 1955  wurde das Herrenhaus von den USA gemietet und als Offiziersclub für Offiziere der United States Air Force genutzt. Im Zuge eines Restitutionsverfahrens (1948-53) kam die Villa wieder in das Eigentum der Familie, die diese 1958 schlussendlich verkaufte. In den frühen 1960er-Jahren wurde das Herrenhaus für den damaligen Bundespräsidenten Adolf Schärf als Dienstvilla auserkoren. Kurz vor dem Ende der Generalrenovierung brannte das Hauptgebäude am 17. März 1964 aus, ausgelöst durch Schweißarbeiten. 1965 wurde nicht nur die Ruine des Hauptgebäudes abgetragen, sondern es fielen auch die unterkellerte Terrasse und die in den unteren Teil des Parkes führende Stiegenanlage dem Abriss zum Opfer. Nur mehr einzelne Elemente im Garten (Pförtnerhaus, Wasserbassin, Pavillon) sowie die Einfriedung erinnern heute noch an den imposanten Villenbau. Die erhaltenen “Restbaulichkeiten” stehen heute unter Denkmalschutz (vgl. Denkmalliste Währing). Anstelle der Villa befindet sich heute ein Studentenheim der Akademikerhilfe (Bokuheim).

ORF-FERNSEHBEITRAG HIER NACHSEHEN (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14101968/Die-Villa-des-Bundespraesidenten/14978929 (13.8.2021, ORF ‘Studio 2’, Verlorenes Erbe, “Die Villa des Bundespräsidenten”)

Quellen / Linktipps:

Die Villa Regenstreif auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Regenstreif

Geschichtliches (Teil 5) – Villa Regenstreif (Bokuheim): https://www.bokuheim.at/index.php/geschichte-des-hauses/16-geschichtliches-teil-5-villa-regenstreif

37 historische Fotos auf Kultur-pool.at: http://kultur-pool.at/plugins/kulturpool/kuposearch.action?searchText=P%25C3%25B6tzleinsdorferstra%25C3%259Fe%2B36%252F38&refineResult=true&resultsPerPageSelect=50

Literatur:

Marie-Theres Arnbom, Die Villen in Pötzleinsdorf. Wenn Häuser Geschichten erzählen, Wien 2020, Seite 31-39

Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien – Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte, Wien 2004 (aktualisierte Neuauflage), Seite 193

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Band III/2: Wien, 13.–18. Bezirk, Salzburg 1995, Seite 227

Villach (Ktn): Grand Hotel Annenheim – Verlorenes Erbe, 1971 gesprengt

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 19. August 2021 das Grand Hotel Annenheim am Ossiacher See behandelt. Dieses 1884 erbaute Hotel aus der Gründerzeit stand exakt an jener Stelle, an der sich heute das Apartementhaus Landskron in St. Andrä erhebt (Landskron ist ein Stadtteil von Villach). Im ORF-Beitrag erzählt Ulrich Schmalzl, Sohn des letzten Granhotel Annenheim Besitzers, ausführlich über die prächtige Inneneinrichtung und, wie das Hotel damals, 1971 in die Luft gesprengt wurde. Auch Frau Veronika Zorn vom Tourismusverband Gerlitzen Alpe – Ossiacher See erinnert sich lebendig und mit Wehmut an die damalige Sprengung, denn damit wurde ein wichtiger Markstein der Tourismusgeschichte zerstört. Erbaut wurde das Grand Hotel 1884 vom dalmatinischen Holzarbeiter und Analphabeten Stefan Kleinszig. Das Hotel erhielt damals den Namen „Annenheim“, benannt nach seiner Frau Anna. Dieser Name ging 1908 amtlich auf die vis-a-vis gelegene Ortschaft, die bis dahin „Obersattendorf“ hieß, über. Für das Hotel wurde eine eigene Haltestelle der „Kronprinz-Rudolf-Bahn“ eingerichtet, der heutige Bahnhof Annenheim. Nur das gut erhaltene Bootshaus aus Holz soll heute noch von der Anlage des Grand Hotel Annenheim bestehen.

ORF-FERNSEHBEITRAG (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14102684/Blick-zurueck-Urlaub-am-Ossiacher-See/14982868 (19.8.2021, ORF ‘Studio 2’, “Blick zurück: Urlaub am Ossiacher See”)

Historische Fotos / Geschichte / Quelle:

Ossiacher See Insider
Das historische Grand Hotel Annenheim
– Alte Ansichten vom Ossiacher See
https://www.ossiachersee.cc/grand-hotel-annenheim

Apropos Annenheim: Älterer iD-Bericht:

4. August 2020: Annenheim (Ktn.): Hotel Aichelberghof Abriss und historische Bahnhof-Verlegung:
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/annenheim-ktn-hotel-aichelberghof-abriss-und-historische-bahnhof-verlegung

Kufstein (Tirol): Lösung in Sicht im Streit um barrierefreien Zugang zur Stadtpfarrkirche

Nach Ausstrahlung der ORF-Bürgeranwalt Sendung “Pfarrkirche St. Vitus: Barrierefreiheit versus Denkmalschutz” im Februar 2021 kamen die stockenden Verhandlungen rasch wieder ins Laufen. Dies ist auch ein Erfolg für die Sendereihe ORF-Bürgeranwalt, die diese Beschleunigung durch das Öffentlich-Machen dieses Denkmalschutz-Problems erst ermöglichte, wie es auch der für Denkmalschutz zuständige Bürgeranwalt Walter Rosenkranz im Fernsehbeitrag sieht. Der Landeskonservator Walter Hauser, Leiter der Abteilung Tirol im Bundesdenkmalamt, plädierte im Februar 2021 für eine städtebaulich große Lösung, und die scheint nun auch wirklich vor der Umsetzung zu stehen. Kufsteins Vizebürgermeisterin Brigitta Klein berichtet im ORF-Interview darüber. Auch der pensionierte Baumeister Anton Rieder, der seit vielen Jahren Projektvorschläge gemacht hatte, freut sich über die gefundene Lösung.

ORF-FERNSEHBERICHT ZUM ANSEHEN (9 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Buergeranwalt/1339/Buergeranwalt/14104480/Nachgefragt-Steiler-Weg-zur-Pfarrkirche-St-Vitus-in-Kufstein/14991286 (4.9.2021, ORF-Bürgeranwalt, “Nachgefragt: Steiler Weg zur Pfarrkirche St. Vitus in Kufstein”)

iD-Bericht vom Februar 2021

Fernsehsendung ORF-Bürgeranwalt“: Pfarrkirche St. Vitus: Barrierefreiheit versus Denkmalschutz: Über 10 Jahre dauert schon der Streit um einen barrierefreien Zugang zur Stadtpfarrkirche St. Vitus, damals gab die Stadt Kufstein das Versprechen ab, eine Aufstiegshilfe zu bauen. Der Bürgermeister Martin Krumschnabel (die Parteifreien) schiebt jetzt dem Bundesdenkmalamt den Schwarzen Peter für das Scheitern zu, warum nichts weitergeht, doch die Sachlage zeigt sich viel komplexer. Zur Vorgeschichte: Nach einem Ideenwettbewerb hätte es 2014 ein genehmigungsfähiges Siegerprojekt des Architekten Markus Jaufer gegeben. Es sah einen Aufzug von der Stadtebene durch den Kirchhügel vor, mit einem Ausstieg direkt am Pfarrplatz. Das Projekt sei aber, wie auch die anderen, nie zu Ende verfolgt bzw. zur Genehmigung eingereicht worden. Der Bürgermeister erklärt warum: Bei Ausgrabung des Schachtes sind plötzlich 200 Skelette aufgetaucht, die man mit großem archäologischen Aufwand ausgegraben hat. Danach ist man dann an eine Mauer gestoßen, die wiederum denkmalpflegerisch wertvoll war. Somit war klar, die Kosten gehen durch die Decke und das Projekt wurde abgebrochen. Der St. Vitus Kirchgänger und Baumeister Anton Rieder ließ nicht locker und hat 2018 eine weitere Variante vorgelegt, die jedoch einen baulichen Eingriff in das Pfarrstöckl (Paramentenstöckl) vorsah, das Teil des Rathaus-Komplexes ist und vom Denkmalamt wegen einer massiven Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes der Hauptansicht des Rathauses am Oberen Stadtplatz abgelehnt wurde. DI Walter Hauser, Abteilungsleiter im Bundesdenkmalamt Tirol, verweist darauf, dass von 500 im Denkmalamt eingereichten Projekten beschäftigten sich in den letzten Jahren 50 Projekte ausschließlich mit der Barrierefreiheit und diese auch bewilligt wurden. Hier in Kufstein sieht Hauser eine äußerst komplexe Gemengenlage, das Denkmalamt ist bereit an Lösungen mitzuwirken. Hauser plädiert darüber hinaus, dass das Projekt gemeinsam mit der Erschließung der Festung Kufstein zu betrachten wäre. Lösungen gebe es viele, man müsste sich nur zwischen der Stadt Kufstein, der zuständigen Stadt- und Ortsbildschutzkommission, der Erzdiözese Salzburg mit ihrem Bauamt, der Pfarre Kufstein sowie dem Bundesdenkmalamt auf eine Projekt einigen. Volksanwalt Walter Rosenkranz hofft nun auf eine rasche Lösung für die betroffene Bevölkerung. ORF-FERNSEHBERICHT ANSEHEN (17 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Buergeranwalt/1339/Buergeranwalt/14082677/Pfarrkirche-St-Vitus-Barrierefreiheit-versus-Denkmalschutz/14863406 (20.2.2021, “Pfarrkirche St. Vitus: Barrierefreiheit versus Denkmalschutz”)

Architekt Markus Jaufer: “erschliessung pfarrplatz kufstein, architektenwettbewerb – 1. preis”: http://www.jaufer-architektur.at/wettbewerbe/erschliessung-pfarrplatz

Weitere Medienberichte:

19. Februar 2021, APA-OTS ORF
Vorankündigung: „Bürgeranwalt“: Zu langes Warten auf einen ärztlichen Eingriff? (u. a. Barrierefreiheit versus Denkmalschutz: Darf bei der Stadtpfarre von Kufstein ein Lift gebaut werden?). Am 20. Februar um 18.00 Uhr in ORF 2: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210219_OTS0073

18. Februar 2021, Tiroler Tageszeitung
Kufsteiner Pfarrkirche: Barrierefrei geht nur mit Schulung und Umsteigen. Komplizierter Weg für Geheingeschränkte und Senioren zur Kufsteiner Pfarrkirche. Für den Lift ist eine Registrierung und Einschulung nötig: https://www.tt.com/artikel/17856024/kufsteiner-pfarrkirche-barrierefrei-geht-nur-mit-schulung-und-umsteigen

Verlorenes Erbe (NÖ): Krupp-Villa in Berndorf, 1945 ausgebrannt, 1957 abgerissen

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 23. September 2021 die Krupp-Villa am Brand in Berndorf behandelt. ORF-FERNSEHBEITRAG: https://tvthek.orf.at/profile/Archiv/7648449/Berndorf-und-die-Rache-am-Uebervater/14111578/Berndorf-und-die-Rache-am-Uebervater/15026853.  Die ab 1892 vom Architekten Ludwig Baumann geplante und bis 1895 errichtete neobarocke, palaisartige Villa (historisches Foto) lag auf einer 40 Meter über der Stadt Berndorf gelegenen Geländeterrasse (zuvor wurde das “Schweizer-Häuschen”, 1869 erbaut von Hermann Krupp, Arthur Krupp’s Vater, abgetragen). Die Villa, als Wohnsitz, Gästehaus und Repräsentationsbau der Krupp-Fabrik erbaut, wurde 1945 von Vandalen geplündert, in Brand gesetzt und schließlich 1957 abgerissen. Die Villa im Berndorfer Stadtteil Brand lag in direkter Sichtachse zur Berndorfer Pfarrkirche hl. Margareta, die ebenfalls auf einem Hügel lag, der Kruppschen-Fabrik und der Stadt Berndorf. Der österreichische Künstler Richard Kauffungen schuf die Bildhauerarbeiten. Die Wohnräume der Villa orientierten sich nach außen zu Stadt und Landschaft, im Inneren lag ein zweigeschoßiger Zentralraum. Die 13 mal 13 Meter große Empfangshalle war von einem gläsernen Dach gedeckt. Dicht geschmückt mit Luxusgütern wie Kunstwerken, edler Möblierung und exotischen Pflanzen, war der Raum repräsentatives Kernstück des Hauses. Ein gedeckter, innen liegender Garten, wie Architekt und Krupp-Villa Spezialist Leonhard Panzenböck es ausdrückt. Bis heute erhalten geblieben sind die Fundamente dieser ehemals imposanten Gründerzeitvilla sowie die beeindruckenden, halbkreisförmigen Felskolonnaden [-arkaden] der Krupp-Villa (steinerne Loggien bzw. in den Felsen gehauene, grottenartige Nischen, die den abgetragenen Hang stützen) mit riesigen Steinfratzen, die die Villa eingerahmt haben. Beeindruckend auch die aus Metall geformten Blumen an den Einfahrtspfeilern – Meisterwerke aus der Zeit der Secession. Ebenso erhalten haben sich ein 53,5 Meter langer Zufahrtstunnel, ein Steinbogen und drei, heute denkmalgeschützte Portierhäuser. 1964 sollten an Stelle der Krupp-Villa in aufgelockerter Bauweise Ein- und Mehrfamilienwohnhäuser entstehen, doch diese Pläne kamen zum Glück nicht zu einer Ausführung. 2015 wurde das Areal an einen Gastwirt und Unternehmer verkauft. Man darf gespannt sein, welche Pläne nun für eine weitere Nutzung gewälzt werden.

ORF-FERNSEHBEITRAG ANSEHEN (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Archiv/7648449/Berndorf-und-die-Rache-am-Uebervater/14111578/Berndorf-und-die-Rache-am-Uebervater/15026853 (23.9.2021, ORF-Studio 2: “Berndorf und die Rache am Übervater”; ursprünglich hieß der Fernsehbeitrag am Tag seiner Veröffentlichung: “Dunkles Geheimnis von Berndorf”)

Die österreichische Linie der Familie Krupp hatte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts aus einem 300 Einwohner Dorf bis kurz vor dem 1. Weltkrieg eine 12.000 Einwohner zählende Stadt gemacht. Basis dafür war die von der deutschen Unternehmerfamilie Krupp aus Essen 1843 gegründete Berndorfer Metallwarenfabrik (bekannt vor allem das Berndorfer Besteck). Das größte Wachstum erlebte die Fabrik unter der Leitung von Arthur Krupp (*1856, +1938). “Wer hat die Villa angezündet?” wird im ORF-Fernsehbeitrag gefragt, und auch über mögliche Feinde der Familie Krupp spekuliert. Der Bürgermeister Franz Rumpler erklärt: “Es werden Namen genannt, aber es ist nichts bewiesen und niemand verurteilt worden.” Die Polizei hatte damals nicht nachgeforscht, aber es gibt bis heute viele Gerüchte, unter anderem wird den Kommunisten die Tat nachgesagt. Der frühere Museumsleiter Reinhard Muschik (ehem. Kustos, Museum Berndorf) erklärt, manche bezeichneten Krupp als Todfeind der Arbeiter, obwohl er so viel Positives für die Gemeinde gemacht hat (in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung erbaute er drei Schulen (mit den berühmten Berndorfer Stilklassen), zwei Kirchen, eine Konsumanstalt, ein Casino, ein Freibad, ein Theater sowie unzählige Wohnbauten). Krupps berühmtes Theater wäre auch beinahe abgerissen worden, doch wurde es nach starken Vereinfachungen wieder in seine alte Pracht restauriert.

Nebenbei: Zur selben Zeit (26./27.4.1945) brannte auch das benachbarte Schloss Fahrafeld der Grafen Wimpffen (ebenso deutschen Geschlechts) in der Gemeinde Pottenstein ab, auch dieses wurde zuvor geplündert (nur sehr mehr wenige Spuren blieben bis heute erhalten).

Die drei erhaltenen Portierhäuser der Krupp-Villa in Berndorf stehen in der Anton Wildgans-Straße 6, Vöslauer Straße 34 sowie in der Leobersdorfer Straße 17 (vgl. Denkmalliste Berndorf Wikipedia).

Linktipps / Quellen:

Geocaching-Spaziergang zur abgerissenen Krupp-Villa: https://www.geocaching.com/geocache/GC1H7B2_am-brand?guid=459d0160-e3e4-4887-8b0f-9cce6edb9465

Das Grundstück der Krupp-Villa heute in Luftaufnahmen, der “Garten am Brand”: https://leonhardpanzenboeck.com/garten-am-brand

“Kolonnaden [richtig: Arkaden] der ehem. Krupp-Villa” in Berndorf auf Unterirdisch.de (Das Forum für vergessene Orte, Geschichte und Technik; mit vielen Fotos):  https://unterirdisch.de/index.php?threads/kolonnaden-der-ehem-krupp-villa-in-berndorf.14409

Diplomarbeit Leonhard Panzenböck, 2018: Villa am Brand – Interpretation und Rekonstruktion, siehe: https://repositum.tuwien.at/handle/20.500.12708/3440. (Die 226-seitige Diplomarbeit als .PDF).

Der stillgelegte Garten – Stipendiat Leonhard Panzenböck berichtet über sein Diplomthema (Juni 2016): https://www.detail.de/artikel/der-stillgelegte-garten-stipendiat-leonhard-panzenboeck-berichtet-ueber-sein-diplomthema-27920

X-Akte Triestingtal: Tunnel in eine andere Welt und das unrühmliche Schicksal der Krupp-Villa. Der Industrielle Arthur Krupp ließ 1893 hoch über Berndorf eine Villa errichten, die 1945 abbrannte. Ein Tunnel führt auf das mystische Gelände ‘am Brand’ (26.5.2021): https://www.meinbezirk.at/triestingtal/c-lokales/tunnel-in-eine-andere-welt-und-das-unruehmliche-schicksal-der-krupp-villa_a4643333

Das denkmalgeschützte Portierhaus der Krupp-Villa in der Leobersdorfer Straße 17 “verfällt aber leider zusehends”, heißt es in der Beschreibung des 11 Minuten Video: “UrbEx: ehem. Portier-Haus der Krupp Villa in Berndorf” (21.4.2020) auf dem Youtube-Kanal Graustufe.

Medienbericht:

8. April 2015, Niederösterreichische Nachrichten (NÖN)
Berndorf: Stadtjuwel „Der Brand“ verkauft. Erneuter Besitzerwechsel des ehemaligen Krupp-Areals sorgt für Stirnrunzeln bei der Bevölkerung. Wird es nun zugänglich? https://www.noen.at/baden/berndorf-stadtjuwel-der-brand-verkauft-top-4124838

Literatur:

Rudolf Kolowrath, Ludwig Baumann, Architektur zwischen Barock und Jugendstil, Wien 1985