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Hohe Warte (Wien): Die verlorenen Gärten des Baron Rothschild

ORF-SERIE “Verlorenes Erbe”Die berühmten Gärten des Baron Rothschild: In Wien hat es vor hundert Jahren zwei weltbekannte Gärten gegeben: Neben Schönbrunn, der wohl den meisten bekannt ist, waren die Rothschildgärten auf der Hohen Warte in Döbling. Der Banker Nathaniel Meyer Freiherr von Rothschild erwarb in den 1860er Jahren auf der Hohen Warte ein über 80.000 Quadratmeter umfassendes Grundstück, das er 1882 zu einem weitläufigen Herrschaftspark ausgestalten lies. Später, besonders unter Alphonse von Rothschild (1878-1942), Sammler und Liebhaber schöner Gärten sowie exotischer Blumen, wurde der Garten mit seinem wertvollen Pflanzenbestand über die Grenzen Europas bekannt. Das Ensemble bestand aus einer umfangreichen Parkanlage und einer stattlichen, späthistoristischen Villa (im Krieg zerstört). Die Gartenanlage enthielt botanische Raritäten und rund 90 Glashäuser. Gartenliebhaber sind von weit her angereist, um sie zu sehen und in Botanikerzeitschriften ist in höchsten Tönen davon berichtet worden. 1938 von den Nationalsozialisten enteignet, wurde die Anlage im 2. Weltkrieg zum Teil zerstört. Der Garten wurde nach dem Krieg der Familie Rothschild zurückerstattet, kam aber 1950 durch eine Schenkung in den Besitz der Gemeinde Wien1969 begann das Stadtgartenamt mit der Umgestaltung in eine kommunale Parkanlage, den heutigen Heiligenstädter Park. Einzelne Gartenelemente (u. a. Formspalierbäumchen) haben sich bis heute erhalten und wurden ins Gartenbau-Museum verbracht, eine marmorne Venusfigur des Mailänder Bildhauers Antardini ist heute im Palmenhaus der Blumengärten Hirschstetten untergebracht. Mit dem Bau des Döblinger Bezirkshallenbads 1978 verschwanden die Glashäuser völlig. Nur noch das denkmalgeschützte Pförtnerhaus mit seinem mächtigem Tor (Geweygasse 6) erinnert heute an das einstige Dorado der Gartenkunst. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (5 Min): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14070080/Die-beruehmten-Gaerten-des-Baron-Rothschild/14788271 (ORF “Studio 2”, 2.11.2020, ‘Die berühmten Gärten des Baron Rothschild’)

Die Rothschild-Gärten:
– auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Rothschildg%C3%A4rten
– auf Wien Geschichte Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Rothschildg%C3%A4rten

Der Heiligenstädter Park:
– auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Heiligenst%C3%A4dter_Park
– auf der Website der Stadt Wien: https://www.wien.gv.at/umwelt/parks/anlagen/heiligenst.html

PS: Rothschild spielte auch eine wesentliche Rolle bei der Etablierung des ersten Fußballvereins in Österreich, des First Vienna FC 1894, der am 22. August 1894 durch Rothschilds Gärtner in Wien-Döbling gegründet wurde. Als Taufpaten fungierten Rothschild und der Generaldirektor des Bankhauses Rothschild. Die Vereinsfarben wurden mit Blau und Gelb, den Wappenfarben des Hauses Rothschild, festgelegt. Mit diesen Farben spielt der Verein nach wie vor im Stadion Hohe Warte. (Quelle: Wikipedia).

Palais Rothschild (Wien): Ohne große Schäden 1955 gesprengt

Das Palais Albert Rothschild in der Prinz Eugen-Straße 22-24 im 4. Wiener Bezirk Wieden galt als eines der größten und bedeutendsten Palais des Wiener Historismus und wurde im 2. Weltkrieg kaum beschädigt, trotzdem wurde es für den Neubau der Arbeiterkammer abgerissen (heute steht das Gebäude der Arbeiterkammer selbst unter Denkmalschutz; 1957 bis 1960 von Franz Mörth erbaut (vgl. Denkmalliste Wikipedia). Der im Stil der französischen Neorenaissance gehaltene Palais zeichnete sich durch ein besonders eindrucksvolles Stiegenhaus aus, an den Wänden befanden sich wertvolle Gobelins, im Ballsaal und den Salons gab es Deckengemälde von Jean de Witt und Giovanni Battista Tiepolo, die Einrichtung war im Louis XVI-Stil gehalten. Das etwas stärker beschädigte Palais Nathaniel Rotschild gleich ums Eck in der Theresianumgasse 16-18 wurde ebenso abgerissen. Die beiden Palais wurde in den 1950er-Jahren laut dem Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber “gegen den heftigsten Widerstand des Denkmalamtes” abgerissen. Laut Sandgruber rechtfertigt die Arbeiterkammer den Abriss der beiden Palais in einer kleinen Dauerausstellung “wahrheitswidrig mit der Baufälligkeit der Palais” (vgl. Standard-Artikel (9.2.2020), “Das verdrängte Erbe der Wiener Rothschilds). In der ORF-Serie “Verlorenes Erbe” wird berichtet, dass die Ausstattung des Speisesaals 1954 abgebaut und um 6.000 Schilling versteigert wurde. Sie befindet sich heute in der Tanzschule Strobl  in Wien-Hernals (der Kalvarienberggasse 28a). In der NS-Zeit wurde der Besitzer Louis Nathaniel von Rothschild verhaftet und enteignet, im Palais wurde die Zentralstelle für jüdische Auswanderung eingerichtet. Vom Palais aus wurde die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung vom Leiter Adolf Eichmann organisiert. In der Besatzungszeit benützte die Rote Armee das Palais als Sportstätte, danach wurde es restituiert. Die Familie Rothschild hatte kein Interesse mehr nach Österreich zurückzukehren und verkaufte es an die Arbeiterkammer. Die Sprengung des Palais erfolgte am 15. Jänner 1955. Die Kunsthistorikerin Ursula Arendt, der Historiker Georg Gaugusch sowie die Immobiliensachverständige Margret Funk kommen im ORF-Beitrag zu Wort. ORF-FERNSEHBERICHT ZUM NACHSEHEN (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14073790/Palais-Rothschild-Der-Gipfel-der-Pracht/14807954 (3.12.2020, ORF 2 – Studio 2: “Palais Rothschild: ‘Der Gipfel der Pracht'”)

Palais Rothschild, Gartenseite, Wien

Die Gartenseite des Palais Albert Rothschild, Foto aus dem Buch: Paul Kortz, Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts – Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung (2. Band) 1906, gemeinfrei

Älterer iD-Bericht

9.2.2020, Wiener Palais abgerissen, Kunstsammlung verstreut – die Familie Rothschild nach dem 2. Weltkrieg 
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/wiener-palais-abgerissen-kunstsammlung-verstreut-die-familie-rothschild-nach-2-weltkrieg

Rothschild-Palais, Wikipedia-Links:
– Das Palais Albert Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Albert_Rothschild
– Das Palais Nathaniel Rotschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Nathaniel_Rothschild

Buchtipps:
Edgard Haider, Verlorenes Wien. Adelspaläste vergangener Tage. Böhlau, Wien-Köln-Graz 1984 (auf Seite 140 bis 152 die beiden Palais samt Ausstattung ausführlich beschrieben und bebildert; Buch vergriffen)
Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien. Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte. 3. Auflage. LIT Verlag, Münster 2005
Roman Sandgruber, “Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses”, Molden-Verlag, 2018

Wiener Palais abgerissen, Kunstsammlung verstreut – die Familie Rothschild nach dem 2. Weltkrieg

In zwei aktuellen Artikeln im Standard (Roman Sandgruber und Olga Kronsteiner) wird über das Schicksal der Kulturgüter der Familie Rothschild im und nach dem 2. Weltkrieg berichtet. Die beiden Palais im 4. Wiener Gemeindebezirk wurden in den 1950er-Jahren laut dem Wirtschaftshistoriker Sandgruber “gegen den heftigsten Widerstand des Denkmalamtes” abgerissen. Das Palais Albert Rothschild in der Prinz Eugen-Straße 22-24 galt nach der Neuen Hofburg als größtes und bedeutendstes Palais des Wiener Historismus und wurde im 2. Weltkrieg kaum beschädigt, trotzdem wurde es von der Arbeiterkammer abgerissen (heute steht das Gebäude der Arbeiterkammer selbst unter Denkmalschutz; 1957 bis 1960 von Franz Mörth erbaut; vgl. Denkmalliste Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/Wieden). Das etwas stärker beschädigte Palais Nathaniel Rotschild gleich ums Eck in der Theresianumgasse 16-18 wurde ebenso abgerissen. Laut Sandgruber rechtfertigt die Arbeiterkammer den Abriss der beiden Palais in einer kleinen Dauerausstellung “wahrheitswidrig mit der Baufälligkeit der Palais”. Weiterlesen im Standard-Artikel: https://www.derstandard.at/story/2000114301666/das-verdraengte-erbe-der-wiener-rothschilds (Artikel: “Das verdrängte Erbe der Wiener Rothschilds. Für Stadtrat Hacker war die Restitutions- und NS-Politik der Stadt Wien verantwortungsvoll und vorbildlich. Doch man möchte ihm zurufen: Lernen Sie Geschichte!”. Roman Sandgruber ist auch Autor des Buches “Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses”, Molden-Verlag, 2018).) +++ Im zweiten Standard-Artikel beschreibt Olga Kronsteiner den Umgang der Behörden mit Nathaniel Rothschilds Kunstsammlung nach 1945 als beschämend. Weiterlesen im Standard-Artikel: https://www.derstandard.at/story/2000114295661/als-maezen-unterstuetzte-nathaniel-rothschild-den-ankauf-der-benin-bronzen (Artikel: “Kunstmarkt: Als Mäzen unterstützte Nathaniel Rothschild den Ankauf der Benin-Bronzen. Der Umgang der Nationalsozialisten mit Nathaniel Rothschilds Kunstsammlung war skrupellos, jener der Behörden nach 1945 beschämend”).

Rothschild-Palais, Wikipedia-Links:
– Das Palais Albert Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Albert_Rothschild
– Das Palais Nathaniel Rotschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Nathaniel_Rothschild

Buchtipps:
Edgard Haider, Verlorenes Wien. Adelspaläste vergangener Tage. Böhlau, Wien-Köln-Graz 1984 (auf Seite 140 bis 152 die beiden Palais samt Ausstattung ausführlich beschrieben und bebildert; Buch vergriffen)
Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien. Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte. 3. Auflage. LIT Verlag, Münster 2005