Das Hotel ‘De France’, prominent am Schottentor gelegen, bildet mit den benachbarten Gründerzeithäusern ein baulich geschlossenes Ringstraßenensemble. Nun “könnte” dieses Hotel am Schottenring 3 – laut Kronenzeitung – bald “aus dem Stadtbild verschwinden”. Ob damit nur ein massiver Umbau (Entkernung?) im Inneren gemeint ist, wie beim benachbarten ehemaligen Ringstraßen-Gründerzeitbaues ehemaliges “Haus Ölzelt” am Beginn der Währinger Straße (Schottenring 1, Ecke Schottengasse 10) bereits geplant, was wohl wahrscheinlicher ist, oder gar ein Komplettabriss vorgesehen ist, geht aus dem Medienbericht nicht klar hervor. Auf jeden Fall stehen die beiden Gründerzeit-Ringstraßenbauten Schottenring 3 (Hotel De France) und Schottenring 5 (Hotel und Kino De France) wohl ebenso vor dem Verkauf. Keines der drei Gebäude steht unter Denkmalschutz (gemäß Denkmalschutzgesetz), jedoch in einer Schutzzone der Stadt Wien. D. h. nur die Außenfassaden stehen formal unter Schutz (§ 7 Bauordnung für Wien), doch mit entsprechenden, negativen Gutachten wäre auch ein gänzlicher Abriss – wie leider allzu oft in Wien schon geschehen – grundsätzlich möglich (§ 60 Abs. 1 lit. d Bauordnung für Wien). Die beiden Gründerzeit-Ringstraßenbauten Schottenring 3-5 mit ortsteingequaderten Seitenrisaliten und additiven Giebelfenstern wurden 1872 von Franz Fröhlich erbaut. Besonderes Augenmerk sollte man jetzt jedoch auf das palaisartige, 1870 von Anton Ölzelt erbaute Eckhaus Schottenring 1 (Ecke Schottengasse 10) legen, denn im Inneren des Gebäudes hat sich Einiges erhalten, welches im Dehio-Handbuch (Hrsg. Bundesdenkmalamt) ausführlich beschrieben wurde (siehe unten). Vom Gesetz her wäre es jetzt kein Problem, im Inneren alles zu zerstören. KRONENZEITUNG LESEN: https://www.krone.at/2495417 (30.8.2021, Krone, “Historische Gebäude: Traditionshotel im Visier von Immo-Spekulanten”).
Das palaisartige, ehemalige “Haus Ölzelt” (rechts im Bild) beim Schottentor (Schottengasse 10). Am Beginn der Währinger Straße gelegen, im Vordergrund: Der Sigmund Freud-Park (vor der Votivkirche), Foto: Juli 2014, (c) Herzi Pinki, CC BY-SA 4.0, Wikipedia
Beschreibung der einzelnen Bauten gemäß Dehio-Handbuch (Kunstdenkmäler, Hrsg. Bundesdenkmalamt):
– Schottenring 1 (Schottenring 10, Maria Theresien-Straße 2): Erbaut 1870 von Anton Ölzelt [dem Älteren, Ritter von Newin]. Bemerkenswertes strenghistoristischer, 3seitig freistehender Bau mit ortsteingequaderten Eckrisaliten sowie neoklassizistischen Dachaufbauten, 1911 (Eckpavillons, Karyatiden entfernt). 1921-22 von Alexander Neumann als Bankgebäude für Wiener Lombard- und Escompte Bank adaptiert. (…). Pilastergegliederter Vorraum mit Bauinschrift in Ädikule. Foyer: 3schiffige Arkadenpfeilerhalle mit vorgestellten korinthischen Säulen bzw. Pilastern sowie schlichten Stuckdecken. Stiegenhaus (ionische Säulenstellung, Gusseisengeländer). In Beleetage mehrere Stuckdecken (reiche Groteskenmalerei, Wappenkartuschen) mit großteils nicht erhaltenen Gemälden von Hans Makart, 1870-72): Bemerkenswerte Stuckkassettendecke des Ecksalons mit Allegorien der Architektur, Bildhauerei, Malerei und Tätigkeit in Ädikulen sowie Inschrift (Industrie, Kunst).
– Schottenring 3: “leicht vortretende, schmale Fassade (breitere Fenster, korinthische Riesenpilaster in der Rücklage, durch Karyatidhermen 2geteilte Fenster in Mezzanin und Attika, seichter Beletagebalkon)
– Schottenring 5 (Ecke Heßgasse 7): Eckhaus mit ionischem Pilasterportal und Beletagebalkon über gebänderten Pilastern sowie Eckrisaliten mit Ädikulen, Balkonen und Eckpavillons (Pyramidenstümpfe mit Ädikulagaupen). Gedenktafel für Anton Bruckner mit Porträtrelief (Bronze) von Robert Ullmann, 1924.
Hotel De France mit Kino ‘De France’, Schottenring 3-5, Ecke Heßgasse 7 (beim Schottentor), Foto: 30. August 2021, (c) Markus Landerer / Initiative Denkmalschutz
Literatur:
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Wien, 1. Bezirk – Innere Stadt, Topographisches Denkmälerinventar, Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Horn/Wien 2003, Seite 832 f. (siehe: https://bda.gv.at/publikationen/details/dehio-wien-1-bezirk-innere-stadt-die-kunstdenkmaeler-oesterreichs)