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Historische Schutzzone in der Leopoldstadt in Auflösung begriffen

Zerstörung historischer Bausubstanz in der Leopoldstadt geht weiter.
Nach Abbruch Große Sperlgasse 14 nun auch Karmelitergasse 3 abgerissen.
Wer schützt die Schutzzone? – fragt die Initiative Denkmalschutz

Der Verlust historischer Bausubstanz in der Leopoldstadt nimmt rasant zu. Nach dem Abbruch eines bedeutenden Gründerzeitbaues in der Rembrandtstraße 21 und dem Abriss des stadtbildprägenden frühgründerzeitlichen Hauses in der Oberen Donaustraße 61 (beim Otto-Wagner-Schützenhaus; beide außerhalb von Schutzzonen gelegen), schreiten die Abbrüche – nun innerhalb von historischen Schutzzonen – fort.
Vor kurzem wurde das historisch bedeutende Haus in der Großen Sperlgasse 14 aus der Mitte des 17. Jahrhunderts abgerissen. Jetzt wird der Abbruch des aus dem 18. Jahrhunderts stammenden Hauses in der Karmelitergasse 3 durchgeführt. Beide Häuser hat die Magistratsabteilung 19 – Architektur und Stadtgestaltung (also auch zuständig für Schutzzonen) – für erhaltenswert beurteilt.
Dennoch können Eigentümer (durch von ihnen beigebrachte Gutachten) als Nachweis „technischer bzw. wirtschaftlicher Abbruchreife“ eine Abbruchbewilligung von der Baupolizei erwirken (Wr. Bauordnung § 60 Abs. 1 lit. d).
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ID fordert Erweiterung der Schutzzone in Neuwaldegg

Neuer Flächenwidmungsentwurf ignoriert Schutzzonenwürdigkeit aus 1996

Im Jahr 1996 hat die Stadt Wien eine Grundlage zur Erweiterung von Schutzzonen im gesamten Stadtgebiet erstellt. Darin wird u. a. der Bereich Neuwaldegger Straße (zw. Nr. 16-40 bzw. 17-41) in Hernals als schutzwürdig „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ eingestuft. Der Verein Initiative Denkmalschutz hat im Zuge der öffentlichen Auflage des Flächenwidmungsentwurfs das Gebiet untersucht und tatsächlich bedeutende historische Objekte in diesem Bereich festgestellt, die unerklärlicherweise nicht für eine Schutzzonenerweiterung vorgesehen sind. So werden Objekte wie eine bemerkenswerte Villa mit reichem Dekor in Formen der Tudorgotik (Neuwaldegger Straße 33), ein spätbiedermeierliches, repräsentatives Landhaus (Neuwaldegger Straße 36), oder auch der ehem. Lindenhof, eine große romantische Villa, erbaut vom Architekten Karl Hasenauer (Geroldgasse 7), neben weiteren ortsbildprägenden historischen Gebäuden nicht für eine Schutzzonenerweiterung vorgeschlagen.

Initiative Denkmalschutz fordert vom Bezirk Stellungnahme pro Schutzzone

Recherchen des Vereins haben überdies ergeben, dass diese Gebäude auch nicht unter Denkmalschutz stehen. Somit können diese Gebäude leider – nach der Liberalisierung der Wiener Bauordnung aus dem Jahr 1996/97 – jederzeit ohne Bewilligung abgebrochen werden. Es bleibt unverständlich, dass die Stadt Wien im Zuge der Erarbeitung des Flächenwidmungsentwurfs keine Schutzzonenerweiterung vorgesehen hat. In seiner nächsten Sitzung am 16. September hat der Bezirk Gelegenheit, sich für die Erweiterung der Schutzzone auszusprechen. Eine sachliche Grundlage dafür hat die Initiative Denkmalschutz in ihrer Stellungnahme vom 5. August geliefert. Um einen wirkungsvollen Schutz zu gewährleisten, wird darüber hinaus eine bestandsbezogene Widmung sowohl in der Höhenentwicklung, als auch hinsichtlich der bebaubaren Fläche vorgeschlagen.

Rückfragehinweis:

Markus Landerer, Mobil: 0699 1024 4216
Claus Süss, Mobil: 0676 740 43 27
Verein Initiative Denkmalschutz
ZVR-Zl 049832110

Link: Schutzzonengrundlage 1996
http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/architektur/planungen/schutzzone/images/ausgangslage-b.jpg

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